[...] Zahlreiche Splittergruppen und
Neubildungen von Kirchen, Gemeinden und Glaubensrichtungen führten zu einer
Konfessionenvielfalt innerhalb des Christentums, die man heute kaum überblicken
kann. Einen eigenartigen Verlauf nahm die Reformation in England. Die dort unter
Heinrich VIII. entstandene Anglikanische Staatskirche mit dem Monarchen als
Oberhaupt ließ Organisation und Liturgie der früheren Katholischen Kirche weitgehend
unverändert. Dass die Abspaltung von der Römischen Kirche nicht vordergründig
religiös motiviert war, rief in frommen Kreisen Empörung und Widerstand hervor.
Innerhalb der Anglikanischen Kirche bildete sich eine Bewegung, die eine radikale
Umorganisation der Kirche wollte, gegen alle Elemente protestierte, die mit Papsttum,
Menschenverehrung, kultischen Ritualen zu tun hatte. Die Menschen, die sich für eine
„reine Kirche“ einsetzten, wurden „Puritaner“ genannt, von „to purify“ - reinigen.
Hinter dem Begriff Puritaner verbirgt sich eine Anzahl von mehreren Gruppen –
Independenten, Kongregationalisten, Separatisten u.a. Da die Separatisten wegen ihrer
radikalen Glaubensausübung verfolgt wurden, flohen sie zu Beginn des 17.
Jahrhunderts in die Niederlande, von wo aus ein Teil von ihnen 1620 auf der bekannten
„Mayflower“ nach Nordamerika auswanderte. Ihnen folgten in den nächsten Jahren
zahlreiche Glaubensgenossen, aber auch andere Siedler. In der neuen Welt hatten sie
weitgehend die Freiheit, ihren Glauben nach eigenen Vorstellungen zu leben. Ihre
Glaubensausübung unterschied sich sehr stark von der der Staatskirche. Das äußerte
sich unter anderem deutlich in der Durchführung ihrer Gottesdienste. Nichts darin
erinnerte mehr an die kirchliche Messe, weder der Raum noch der Inhalt des
Gottesdienstes. Im Mittelpunkt standen nicht mehr die Sakramente sondern die Predigt.
Da viele Puritaner Tagebücher führten, von denen viele noch erhalten sind, und auch
sonst viele schriftliche Quellen hinterlassen haben, sind wir heute recht gut über ihr
Alltagsleben und ihre Sonntagsbräuche informiert. In meiner Hausarbeit möchte ich
beschreiben, wie der puritanische Gottesdienst gestaltet wurde, worauf man dabei Wert
legte und wie das sich von der Anglikanischen Kirche unterschied. Ich beschränke mich
dabei auf die Separatisten in Neuengland im 17. Jahrhundert. Da ich die Kenntnis der
puritanischen Theologie größtenteils als bekannt voraussetze, widme ich diesem Thema
zu Beginn nur ein paar Sätze.
Inhaltsverzeichnis
- I. Zu den theologischen Grundsätzen und der Gemeindestruktur der Puritaner
- II. Der Puritanische Gottesdienst
- 1. Der Sabbat - Tag des Herrn
- 2. Die Räumlichkeiten
- a) Das Gebäude
- b) Der Innenraum
- 3. Der Ablauf des Gottesdienstes
- a) Hauptgottesdienst
- b) Abendmahl
- c) Nachmittagsgottesdienst
- 4. Einzelne Bestandteile des Gottesdienstes
- a) Die Predigt
- b) Das Gebet
- c) Der Gesang
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit befasst sich mit der Gestaltung des puritanischen Gottesdienstes im 17. Jahrhundert in Neuengland. Sie beleuchtet die Besonderheiten dieses Gottesdienstes im Vergleich zur Anglikanischen Kirche und zeigt, wie die puritanischen Glaubensgrundsätze in der Praxis umgesetzt wurden. Dabei wird der Fokus auf die Separatisten in Neuengland gelegt, deren Gottesdienste stark von den calvinistischen Lehren geprägt waren.
- Die Rolle des Sabbats im puritanischen Leben
- Die Gestaltung der Räumlichkeiten und die symbolische Bedeutung des Innenraums
- Der Ablauf des Gottesdienstes und die Bedeutung der einzelnen Bestandteile
- Die zentrale Rolle der Predigt im puritanischen Gottesdienst
- Die Bedeutung der Gemeinschaft und der individuellen Glaubensausübung im puritanischen Kontext
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel befasst sich mit den theologischen Grundsätzen und der Gemeindestruktur der Puritaner. Es werden die zentralen Elemente ihrer Glaubenslehre, wie die Autorität der Bibel, die Errettung durch Gottes Gnade und die calvinistische Prädestination, erläutert. Zudem wird die Bedeutung der Gemeinschaft und die Organisation der Gemeinde dargestellt.
Das zweite Kapitel untersucht den puritanischen Gottesdienst in all seinen Facetten. Es werden die Bedeutung des Sabbats, die Gestaltung der Räumlichkeiten, der Ablauf des Gottesdienstes und die einzelnen Bestandteile, wie die Predigt, das Gebet und der Gesang, ausführlich behandelt. Der Fokus liegt dabei auf der Praxis und den Besonderheiten des Gottesdienstes der Separatisten in Neuengland.
Schlüsselwörter
Puritanismus, Neuengland, Gottesdienst, Sabbat, Predigt, Gebet, Gesang, Gemeinde, Glaubenslehre, Calvinismus, Separatisten, Anglikanische Kirche, Bibel, Errettung, Prädestination, Gemeinschaft.
- Citation du texte
- Naemi Fast (Auteur), 2003, Der puritanische Gottesdienst - Ein Überblick, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/27264