Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, ob es gerechtfertigt ist, im Ethik-Unterricht die Autonomie von Schüler_innen zu befördern. Der Ethik-Unterricht ist in besonderer Weise geeignet, um die liberale Spannung zwischen Autonomie und Pluralismus zu zeigen. Hier geht es ganz zentral um
Fragen des guten Lebens und des Zusammenlebens in der pluralistischen Gesellschaft. Die Spannung zwischen Pluralismus und Autonomie wird dann
explizit, wenn Schüler_innen aus Elternhäusern, in denen Autonomie einen geringen Stellenwert hat, auf einen Ethik-Unterricht treffen, der explizit Autonomie befördert. Es besteht die Gefahr, dass sie sich in einem solchen Unterricht ausgeschlossen fühlen. Im Namen des Pluralismus könnte man
ein inklusiveres Kurrikulum fordern, dass nicht explizit Autonomie befördert. Andererseits würde den Schüler_innen, die in ihren Elternhäusern nichts von Autonomie erfahren, damit Kenntnisse über den möglichen Beitrag von Autonomie zu einem guten Leben und zu Partizipationsmöglichkeiten an der Gesellschaft vorenthalten. Im Namen der Autonomie könnte man ein Kurrikulum fordern, dass allen Schüler_innen (insbesondere denen aus Autonomieaversen Elternhäusern) den möglichen Wert der Autonomie vermittelt. Ist ein Autonomie-befördernder Ethik-Unterricht ausschließend oder integrierend? Diese Frage möchte ich in dieser Arbeit diskutieren.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Problemstellung
- Vorgehensweise
- Begriffsklärung
- Negative und positive Freiheit
- Autonomie und Pluralismus
- Autonomie und Pluralismus im Ethik-Unterricht
- Die Paradoxie der liberalen Erziehung
- Liberalismus
- Bürgerlicher Republikanismus
- Kommunitarismus
- Die philosophischen Ressourcen
- Autonomie-Beförderung und Pluralismus – Unvereinbar?
- Autonomie befördern!
- Autonomie und das gute Leben
- Autonomie und staatliches Interesse
- Autonomie, gutes Leben und staatliches Interesse
- Pluralismus verteidigen!
- Pluralismus und Autonomie als Grundlagen liberaler Erziehung
- Liberale Erziehung im Spannungsfeld von Autonomie und Pluralismus
- Autonomie-Beförderung im Ethik-Unterricht
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Bachelorarbeit untersucht die Frage, ob es im Ethik-Unterricht gerechtfertigt ist, die Autonomie von Schülerinnen und Schülern zu fördern. Dabei stellt sich die Frage, inwiefern die liberale Spannung zwischen Autonomie und Pluralismus in der Praxis des Ethik-Unterrichts relevant ist. Insbesondere wird die These diskutiert, dass ein Ethik-Unterricht, der explizit Autonomie befördert, zu einer paradoxen Situation führen kann, in der Schülerinnen und Schüler, die in ihren Familien mit anderen Werten aufwachsen, sich ausgeschlossen fühlen könnten.
- Die Paradoxie liberaler Erziehung
- Die Spannung zwischen Autonomie und Pluralismus
- Die Rolle des Ethik-Unterrichts in der Förderung von Autonomie
- Mögliche Auswirkungen auf Schülerinnen und Schüler aus unterschiedlichen Familien
- Philosophische Perspektiven auf die Frage der Autonomie-Beförderung
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Einleitung
Die Arbeit stellt die Problemstellung vor: die Frage nach der Rechtfertigung von Autonomie-Beförderung im Ethik-Unterricht im Spannungsfeld von Pluralismus. Sie bezieht sich auf den Gerichtsprozess Mozert vs. Hawkins County Board of Education, der die Paradoxie liberaler Erziehung verdeutlicht. - Kapitel 2: Begriffsklärung
Dieses Kapitel definiert zentrale Begriffe wie negative und positive Freiheit, Autonomie und Pluralismus, die für die Argumentation relevant sind. - Kapitel 3: Autonomie und Pluralismus im Ethik-Unterricht
Hier wird dargelegt, wie der Ethik-Unterricht als Ort der Auseinandersetzung mit Fragen des guten Lebens und des Zusammenlebens in der pluralistischen Gesellschaft besonders geeignet ist, um die Spannung zwischen Autonomie und Pluralismus aufzuzeigen. - Kapitel 4: Die Paradoxie der liberalen Erziehung
Kapitel 4 stellt Stolzenbergs These der paradoxen liberalen Erziehung vor und wendet sie auf die Fragestellung der Arbeit an. Die drei von Stolzenberg diskutierten philosophischen Strömungen – Liberalismus, bürgerlicher Republikanismus und Kommunitarismus – stoßen alle auf die Paradoxie, dass sie sich gleichzeitig auf beide der liberalen Freiheiten (positive und negative Freiheit) beziehen, ohne einer Priorität einräumen zu können. - Kapitel 5: Die philosophischen Ressourcen
Dieses Kapitel untersucht verschiedene philosophische Positionen, die sich mit der Frage der Autonomie-Beförderung auseinandersetzen. Es wird gezeigt, dass sowohl diejenigen, die für, als auch diejenigen, die gegen Autonomie-Beförderung im Ethik-Unterricht plädieren, letztlich kompatible Positionen vertreten. - Kapitel 6: Liberale Erziehung im Spannungsfeld von Autonomie und Pluralismus
Hier wird eine Konzeption begrenzter Autonomie-Beförderung vorgeschlagen, die mit dem Autonomie- und dem Pluralismus-Ideal vereinbar ist. - Kapitel 7: Autonomie-Beförderung im Ethik-Unterricht
Dieses Kapitel präsentiert konkrete Vorschläge, wie eine Form der Autonomie-Beförderung im Ethik-Unterricht in der Praxis aussehen könnte.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit zentralen Themen wie Autonomie, Pluralismus, liberale Erziehung, Ethik-Unterricht und der Paradoxie liberaler Erziehung. Dabei werden insbesondere die Begriffe der negativen und positiven Freiheit, sowie der Zusammenhang von Autonomie und dem guten Leben diskutiert.
- Citar trabajo
- Felix Mayer (Autor), 2012, Der Beitrag des Ethikunterrichts zu einer autonomen Lebensführung, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/272869