In der vorliegenden Arbeit wird untersucht, welche Möglichkeiten für den Betroffenen bestehen, im Rahmen einer gesetzlichen Betreuung eigene Wünsche und Lebensentwürfe umzusetzen. Gleichzeitig werden Grenzen erkennbar, deren Legitimation mit Hilfe verschiedener Ansätze erklärt, bzw. hinterfragt wird. In dem ersten Teil der Abhandlung stehen zentral das Menschenbild betreuter Personen und die Definition von Selbstbestimmung. Außerdem wird das für jeden Bundesbürger grundsätzlich vorhandene Recht auf Selbstbestimmung unter Angabe jeweiliger Rechtsgrundlagen dargestellt. Abgerundet wird dieses Kapitel durch die Bearbeitung der Fragestellung, inwieweit geistig oder psychisch beeinträchtigte Personen in der Lage sind (bzw. in die Lage versetzt werden können), ihr Leben weitgehend selbst zu bestimmen. Daran anknüpfend werden in den Kapiteln 3 und 4 die für die Selbstbestimmung von Betreuten relevanten Teilbereiche des Betreuungsrechts untersucht. Außerdem werden Mittel dargestellt, mit deren Hilfe sich jede Person vorsorglich in Bezug auf eine mögliche Betreuung absichern kann. Besonderes Augenmerk gilt schließlich durchgeführten Zwangsmaßnahmen des Betreuers gegen den erklärten Willen des Betreuten. Exemplarisch führe ich in Kapitel 5 unter Durchführung und Auswertung eines Interviews mit einer gesetzlich betreuten Person an, inwieweit diese sich im Rahmen der Betreuung als selbständig entscheidend erlebt. Abschließend befasse ich mich mit der Betreuer-Klient Beziehung und den Möglichkeiten des Betreuers, dem Betreuten ein möglichst hohes Maß an Selbstbestimmung zu ermöglichen.
Selbstbestimmung, gesetzliche Betreuung, rechtliche Betreuung, Möglichkeiten und Grenzen der Selbstbestimmung bei gesetzlicher Betreuung, Udo Scharmacher, Selbstbestimmungsrecht, Autonomie, geistige Behinderung, psychische Behinderung, Vorsorgevollmacht, Patientenverfügung, Betreuungsverfügung, Einwilligungsvorbehalt, Vermögenssorge, Gesundheitsfürsorge, Behördenangelegenheiten, Aufgabenkreise, 1896 bgb, Vormundschaft, Akteneinsicht, Wohl des Betreuten, Wunsch, Wille, Demenz, natürlicher Wille, Geschäftsfähigkeit, Verfahrensfähigkeit, Einwilligungsfähigkeit, Entscheidungsfähigkeit, Auswahl des Betreuers, Erforderlichkeit, Zwangsmittel, Unterbringung, Zwangsmedikation, Menschenbild, Helmut Walther, anthrophosophischer Dreischritt, Qualifikation des Betreuers, Eignung des Betreuers, Berufsbetreuung, Dienstleistung, Dienstleister, Eigensinn, gegen den Willen, Betreuerbestellung,
Inhaltsverzeichnis
- Selbstbestimmt leben
- Zum Menschenbild gesetzlich betreuter Personen
- Das Recht auf Selbstbestimmung
- Was ist Selbstbestimmung?
- Merkmale der Selbstlenkung – Der anthropologische Dreischritt der Selbstbestimmung nach Helmut Walther
- Im Vorfeld der Betreuung
- Erforderlichkeit der Betreuung
- Subsidarität
- Aufgabenkreise
- Vorsorgliche Willensbekundungen
- Vorsorgevollmacht
- Betreuungsverfügung
- Patientenverfügung
- Form
- Hinterlegung / Aufbewahrung
- Selbstbestimmung im Verfahren zur Betreuerbestellung
- Mitbestimmung über die Betreuungseinrichtung
- Die Betreuung gegen den Willen des Betroffenen
- Die Auswahl des Betreuers
- Grundlagen und Begrifflichkeiten
- Die persönliche Betreuung
- Das Wohl des Betreuten
- Akteneinsicht
- Einsichtsrecht des Betreuten
- Einsichtsrecht Dritter
- Einsichts- und Entscheidungsfähigkeit
- Definition
- Natürlicher Wille
- Abgrenzung zur Geschäfts- und Schuldfähigkeit
- Das Feststellen der Einwilligungsfähigkeit / Gutachten
- Geschäftsfähigkeit und Einwilligungsvorbehalt
- Die Geschäftsfähigkeit
- Der Einwilligungsvorbehalt
- Entscheidungen gegen den Willen des Betreuten
- Ist Zwangsmitteleinsatz ein Grundgesetzverstoß?
- Praktischer Teil: Interview
- Falldarstellung
- Interview
- Auswertung
- Qualitätssicherung und Methodik
- Der „geeignete“ Betreuer
- Qualifikation
- Die Betreuer – Klient Beziehung
- Der Klient als Auftraggeber - Dienstleistung statt Hilfeleistung
- Der Betreuer als Begleiter
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Möglichkeiten und Grenzen der Selbstbestimmung von Personen unter gesetzlicher Betreuung. Ziel ist es, die praktische Umsetzung der im Gesetz verankerten Rechte zu überprüfen und die Legitimation von bestehenden Grenzen zu hinterfragen.
- Das Menschenbild gesetzlich betreuter Personen
- Das Recht auf Selbstbestimmung und dessen praktische Anwendung
- Vorsorgliche Willensbekundungen (Vorsorgevollmacht, Betreuungsverfügung, Patientenverfügung)
- Die Rolle des Betreuers und die Betreuer-Klient-Beziehung
- Zwangsmaßnahmen und deren rechtliche Grundlage
Zusammenfassung der Kapitel
Selbstbestimmt leben: Dieses Kapitel legt die Grundlage der Arbeit, indem es das Menschenbild von Personen unter Betreuung beleuchtet und das Recht auf Selbstbestimmung definiert. Es analysiert, inwiefern Menschen mit geistigen oder psychischen Beeinträchtigungen zu Selbstbestimmung befähigt werden können und welche Faktoren dabei eine Rolle spielen. Der anthropologische Dreischritt der Selbstbestimmung nach Helmut Walther wird eingeführt, um ein umfassenderes Verständnis der Thematik zu ermöglichen.
Im Vorfeld der Betreuung: Dieses Kapitel befasst sich mit den Möglichkeiten der Vorsorge. Es beschreibt die Erforderlichkeit einer Betreuung, die Prinzipien der Subsidiarität und die verschiedenen Aufgabenkreise. Der Schwerpunkt liegt auf den verschiedenen Formen vorsorglicher Willensbekundungen wie Vorsorgevollmacht, Betreuungsverfügung und Patientenverfügung, inklusive ihrer rechtlichen Aspekte und der Frage ihrer Aufbewahrung. Darüber hinaus wird die Selbstbestimmung im Verfahren der Betreuerbestellung und die Auswahl des Betreuers detailliert beleuchtet.
Grundlagen und Begrifflichkeiten: Dieses Kapitel erörtert zentrale Begriffe und rechtliche Grundlagen der Betreuung. Es beschreibt die persönliche Betreuung, das Wohl des Betreuten und das Recht auf Akteneinsicht. Es analysiert die Einsichts- und Entscheidungsfähigkeit des Betreuten, inklusive der Definition des natürlichen Willens und der Abgrenzung zur Geschäfts- und Schuldfähigkeit. Die Geschäftsfähigkeit und der Einwilligungsvorbehalt werden ebenso behandelt wie die Problematik von Entscheidungen gegen den Willen des Betreuten, inklusive der Frage nach der Rechtmäßigkeit von Zwangsmaßnahmen.
Praktischer Teil: Interview: Dieses Kapitel präsentiert einen Fall und das dazugehörige Interview. Die Ergebnisse des Interviews werden analysiert und liefern einen wichtigen Beitrag zur empirischen Grundlage der Arbeit. Der Fokus liegt auf der konkreten Anwendung der rechtlichen und theoretischen Konzepte im Alltag Betreuter.
Qualitätssicherung und Methodik: Dieses Kapitel beschreibt die Kriterien für einen geeigneten Betreuer, die benötigte Qualifikation und die Beziehung zwischen Betreuer und Klient. Es untersucht die Rolle des Klienten als Auftraggeber und den Betreuer als Begleiter. Die Bedeutung einer dienstleistungsorientierten statt hilfeorientierten Herangehensweise wird betont.
Schlüsselwörter
Selbstbestimmung, gesetzliche Betreuung, Menschenbild, Betreuungsrecht, Vorsorgevollmacht, Betreuungsverfügung, Patientenverfügung, Zwangsmaßnahmen, Einsichts- und Entscheidungsfähigkeit, Betreuer-Klient-Beziehung, Qualifikation, Subsidarität.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu "Selbstbestimmt Leben unter gesetzlicher Betreuung"
Was ist der Inhalt des Dokuments?
Das Dokument bietet einen umfassenden Überblick über die Selbstbestimmung von Personen unter gesetzlicher Betreuung. Es beinhaltet ein Inhaltsverzeichnis, die Zielsetzung und Themenschwerpunkte, Zusammenfassungen der einzelnen Kapitel, sowie Schlüsselbegriffe. Es werden die rechtlichen Grundlagen, die Rolle des Betreuers und die praktische Umsetzung der Selbstbestimmung beleuchtet. Ein Interview mit einem Betroffenen und dessen Auswertung liefern einen empirischen Bezug.
Welche Themen werden im Kapitel "Selbstbestimmt Leben" behandelt?
Dieses Kapitel legt den Grundstein, indem es das Menschenbild von Betroffenen beleuchtet und das Recht auf Selbstbestimmung definiert. Es untersucht die Möglichkeiten der Selbstbestimmung für Menschen mit geistigen oder psychischen Beeinträchtigungen und analysiert die relevanten Faktoren. Der anthropologische Dreischritt der Selbstbestimmung nach Helmut Walther wird eingeführt.
Was sind die zentralen Punkte des Kapitels "Im Vorfeld der Betreuung"?
Dieses Kapitel befasst sich mit der Vorsorgeplanung. Es beschreibt die Notwendigkeit einer Betreuung, die Prinzipien der Subsidiarität und die verschiedenen Aufgabenbereiche. Es erklärt Vorsorgevollmacht, Betreuungsverfügung und Patientenverfügung, inklusive rechtlicher Aspekte und Aufbewahrung. Die Selbstbestimmung im Betreuerbestellungsverfahren und die Betreuerwahl werden detailliert behandelt.
Worüber informiert das Kapitel "Grundlagen und Begrifflichkeiten"?
Hier werden zentrale Begriffe und rechtliche Grundlagen erklärt, wie die persönliche Betreuung, das Wohl des Betreuten und das Recht auf Akteneinsicht. Es analysiert die Einsichts- und Entscheidungsfähigkeit, den natürlichen Willen und die Abgrenzung zur Geschäfts- und Schuldfähigkeit. Geschäftsfähigkeit, Einwilligungsvorbehalt und die Problematik von Entscheidungen gegen den Willen des Betreuten inklusive der Rechtmäßigkeit von Zwangsmaßnahmen werden besprochen.
Was wird im "Praktischen Teil: Interview" präsentiert?
Dieses Kapitel enthält einen Fall und ein dazugehöriges Interview. Die Analyse der Interviewergebnisse liefert empirische Daten zur praktischen Anwendung der rechtlichen und theoretischen Konzepte im Alltag Betreuter.
Welche Aspekte behandelt das Kapitel "Qualitätssicherung und Methodik"?
Dieses Kapitel beschreibt die Kriterien für einen geeigneten Betreuer, die benötigte Qualifikation und die Betreuer-Klient-Beziehung. Es untersucht den Klienten als Auftraggeber und den Betreuer als Begleiter und betont die dienstleistungsorientierte Herangehensweise.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren den Text?
Schlüsselwörter sind: Selbstbestimmung, gesetzliche Betreuung, Menschenbild, Betreuungsrecht, Vorsorgevollmacht, Betreuungsverfügung, Patientenverfügung, Zwangsmaßnahmen, Einsichts- und Entscheidungsfähigkeit, Betreuer-Klient-Beziehung, Qualifikation, Subsidiarität.
Welche Arten von Vorsorgemöglichkeiten werden beschrieben?
Das Dokument beschreibt Vorsorgevollmacht, Betreuungsverfügung und Patientenverfügung, inklusive ihrer rechtlichen Aspekte und der Frage ihrer Aufbewahrung.
Welche Rolle spielt die Selbstbestimmung im Betreuerbestellungsverfahren?
Das Dokument betont die Bedeutung der Selbstbestimmung des Betroffenen bei der Auswahl des Betreuers und bei der Mitbestimmung über die Betreuungseinrichtung. Es wird auch die Situation der Betreuung gegen den Willen des Betroffenen behandelt.
Wie wird das Thema Zwangsmaßnahmen behandelt?
Das Dokument analysiert die rechtliche Grundlage von Zwangsmaßnahmen und hinterfragt deren Legitimität im Hinblick auf das Recht auf Selbstbestimmung. Es wird auch die Frage nach einem möglichen Grundgesetzverstoß diskutiert.
- Arbeit zitieren
- Udo Scharmacher (Autor:in), 2004, Selbstbestimmung und gesetzliche Betreuung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/27326