Partnersuche im Internet

Inwieweit kann das Online-Dating eine Alternative zum konventionellen Kennenlernprozess darstellen?


Term Paper, 2011

17 Pages, Grade: 1,3


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Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Allgemeiner Einblick
2.1 Zahlen und Daten
2.2 Funktionsweise: Singlebörsen
2.3 Funktionsweise: Parneragenturen

3 Konträre Sichtweisen
3.1 Gründe für die Nutzung
3.2 Gefahren beim Online-Dating

4 Kritik
4.1 Entromantisierung
4.2 Kommerzialisierung

5 Fazit

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Früher eher verheimlicht und verpönt ist das Online-Dating heute zu einer immer mehr gesellschaftlich akzeptierten, immer beliebteren und scheinbar auch erfolgreichen Möglichkeit der Partnersuche avanciert.[1] Es lässt sich spekuliert, ob in unserer medienaffinen Gesellschaft die Partnersuche künftiger Generationen vielleicht irgendwann ausschließlich im Internet stattfinden könnte. Jenes bietet mittlerweile eine Reihe verschiedenster Portale, welche jeweils auf spezifische Vorlieben spezialisiert sind. Es kann explizit nach Seitensprüngen („meet2cheat“, „lovepoint“), nach erotischen Abenteuern („joyclub“, „AdultFriendFinder“) oder nach einem potenziellen Lebenspartner gesucht werden, wobei die Portale auch hier nochmals nach Kriterien wie Alter („50plus-Treff“), Bildung („ElitePartner"), Religion („ChristfindetChrist“) oder sexueller Orientierung („lesarion“) unterteilt sein können.[2]

Diese Arbeit beschäftigt sich mit jenen Portalen, die beim „Finden der Liebe“ behilflich sein sollen und konzentriert sich hierbei darauf, Online-Partnersuche als Forschungsgegenstand mitsamt seinen Vorteilen, Nachteilen, Chancen und Gefahren zu ergründen. Zuerst soll als Basis ein allgemeiner Einblick gegeben werden. Hierzu werden zunächst aktuelle Studien zum Thema präsentiert sowie die Funktionsweise der Onlineportale anhand von Selbstversuchen vorgestellt. Danach sollen, eingebettet in gesellschaftliche Entwicklungstendenzen, Gründe für die Nutzung dargestellt werden und mögliche Vorteile der Partnersuche im Internet herausgearbeitet werden, bevor anschließend ebenfalls mögliche Gefahren illustriert werden. Um den Zusammenhang zum Seminar zu verdeutlichen werden abschließend medientheoretische Positionen in Zusammenhang mit dem Online-Dating aufgezeigt. Im Fazit soll hiernach zusammenfassend eine Einschätzung abgegeben werden inwieweit das Online-Dating tatsächlich eine Alternative zum bisherigen Verlauf der Partnersuche darstellen kann.

2. Allgemeiner Einblick

2.1 Zahlen und Daten

Zu Beginn der Nullerjahre etablierten sich zunehmend Websites zur Partnersuche im Internet. Das Internet-Portal „Singlebörsen-Vergleich.de“[3] hat sich seitdem darauf spezialisiert, verschiedene Anbieter zu testen und jährlich eine Studie zum Online-Dating-Markt des deutschsprachigen Raumes zu veröffentlichen. Laut Angaben der Seite gab es im Jahr 2005 bereits ein Angebot von insgesamt mehr als 2500 Portalen (amateur- und mangelhafte Seiten inbegriffen) und es ist davon auszugehen, dass in den letzten Jahren unzählige weitere hinzugekommen sind. Auch die Mitgliedszahlen sind stark angestiegen: Mittlerweile sollen sich über 60 Millionen Deutsche bei Online-Dating-Portalen registriert haben.[4] Hierunter befinden sich aber oftmals doppelte Mitgliedschaften oder sogenannte „Karteileichen“. Dies sind Accounts die nicht mehr genutzt werden, von den Agenturen aber oftmals behalten werden, um ihre Nutzer-Statistiken imposanter wirken zu lassen. Studien zufolge hat sich die Zahl der tatsächlich aktiven Nutzer in den letzten Jahren bei ungefähr sieben Millionen eingependelt.[5] Es wird angenommen, dass rund 5,4 Millionen Deutsche mit einem Partner zusammenleben, den sie im Internet kennen gelernt haben.[6] Dies sind knapp sieben Prozent der Bevölkerung.

2.2 Funktionsweise: Singlebörsen

Bei der Funktionsweise der Onlineportale ist zunächst grundlegend zwischen zwei Arten zu unterscheiden, die im folgenden beschrieben werden: Singlebörsen und Partneragenturen.

Höhere Marktanteile verzeichnen mit knapp 76 Millionen Euro Umsatz im Jahr bisweilen die Singlebörsen.[7] Diese könnten auch als „Kontakt-Marktplätze zum Selbersuchen“[8] bezeichnet werden. Es können Kontaktanzeigen aufgegeben und die Datenbank nach vielversprechenden Steckbriefen durchsucht werden. Im Prinzip stellen Singlebörsen also eine moderne Variante der klassischen Kontaktanzeige in Zeitung oder Zeitschrift dar. Grundsätzlich kann sich jeder durch das Ausfüllen eines standardisierten Fragebogens bei einer Partnerbörse anmelden. Die Nutzer der Singlebörsen fallen überwiegend in die Altersklasse der 25 bis 45jährigen.[9]

In einem Selbstversuch registrierte ich mich bei einem Portal, um einen genaueren Einblick in Anmeldung und Funktionsweise geben zu können. Hierzu wählte ich „FlirtCafe“[10], da diese Seite neben „FriendScout24“ und „Neu.de“ als eine der Marktführenden in diesem Bereich gilt.[11] Die Seite ist dieser Erfahrung nach übersichtlich genug organisiert, dass man sich auch als unerfahrener Nutzer schnell zurechtfindet. Als nicht registrierter Besucher hat man zunächst die Möglichkeit, sich über die Funktion der „Schnellsuche“ durch verschiedene „Angebote“ zu klicken. Diese bestehen in den meisten Fällen aus einem Foto mit angeschlossenem Informationskasten, der Angaben zu Alter und Geschlecht liefert, sowie einem kurzen Satz, in dem die jeweilige Person spezifiziert, nach welcher Art von Partner er oder sie auf der Suche ist. Die Masse dieser Kurzsteckbriefe lässt sich außerdem anhand der Suchkriterien Geschlecht, Alter und Wohnort eingrenzen. Um statt der Steckbriefe die vollständigen Nutzerprofile einsehen zu können, ist es erforderlich, sich zu registrieren. Hierzu durchläuft man ein 3-stufiges Anmeldeverfahren, in welchem man zunächst einen noch nicht vergebenen Benutzernamen und ein Passwort wählt[12]. In einem zweiten Schritt füllt man kurze standardisierte Fragebögen zur eigenen Person aus und hat zusätzlich die Möglichkeit, Fotos für das spätere Profil hochzuladen.[13] Hierbei kann man als Nutzer selbst entscheiden, wie viel man tatsächlich von sich Preis geben möchte und dementsprechend bestimmte Fragen überspringen. Im letzten Schritt ist es notwendig, sich mit den allgemeinen Geschäftsbedingungen einverstanden zu erklären, bevor man sich durch Anklicken des per Mail zugesandten Bestätigungslinks kostenlos als Mitglied registrieren kann. Als solches hat man ein eigenes Profil sowie uneingeschränkten Zugang zu anderen Profilen. Um letztendlich aber mit Mitgliedern in Kontakt treten zu können, d.h. die Chatfunktion nutzen sowie Mails schreiben und empfangen zu können, ist es Vorraussetzung, kostenpflichtiges „Premium-Mitglied“ zu werden.[14] Diese Verfahrensweise ist kennzeichnend für die meisten Singlebörsen.[15] So können Betreiber darauf hoffen, bei Nutzern durch die zunächst kostenfreien Möglichkeiten Interesse zu wecken und diese somit später als zahlende Kunden gewinnen zu können. Einige Portale bieten jedoch für Frauen den kompletten Leistungsumfang kostenlos an, da diese tendenziell in der Minderzahl sind.[16] Bei „FlirtCafe“ hatte ich die Möglichkeit, den vollen Service zunächst eine Woche lang auszuprobieren, bevor mir die kostenpflichtige Mitgliedschaft angeboten wurde, um weiter kommunizieren zu dürfen. In dieser Zeit bin ich diversen Einladungen zum Chat gefolgt. Dabei habe ich feststellen können, dass sich bei den meisten Nutzern, mit denen ich sprach noch nie ein reales Treffen aus einer Onlinebekanntschaft ergeben hat.[17] Neben virtueller Post (meist freundliche Einladungen zu einem Gespräch im „Chatroom“) gingen vermehrt „Freundschaftsanfragen“ sowie „virtuelle Küsse“ auf meinem portalinternen Account ein, die Interesse seitens anderer User signalisieren sollten. Leider gingen außerdem zwielichtige Mails ein, in denen vorgeschlagen wurde, sich in anderen Singlebörsen zu verabreden.[18] Als zusätzlichen Service präsentierte mir der „Suchagent“ Profile verschiedene User, die anscheinend zu meiner Suche passen würden. Dieser Erfahrung nach herrschte während dem Mail- und Chatkontakt ein meist freundlicher, offener und sachlicher Umgangston.

[...]


[1] Vgl. URL: http://www.handelsblatt.com/lifestyle/kultur-literatur/online-dating-wird-immer-beliebter/2608110.html

[2] Vgl. URL: http://www.singleboersen-vergleich.de/

[3] URL: http://www.singleboersen-vergleich.de/

[4] Vgl. URL: http://www.singleboersen-vergleich.de/presse/online-dating-markt-2009-2010.pdf

[5] Vgl. ebd.

[6] Vgl. ebd.

[7] Der Betrag bezieht sich auf das Jahr 2009. Vgl. ebd.

[8] Ebd.

[9] Vgl. URL: http://www.singleboersen-vergleich.de/presse/online-dating-markt-2009-2010.pdf

[10] URL: http://de.flirtcafe.de/de/

[11] Vgl. URL: http://www.singleboersen-vergleich.de/presse/online-dating-markt-2009-2010.pdf

[12] Vgl. URL: http://www.flirtcafe.de/de/default.aspx?task=registration

[13] In den Fragebögen werden Daten zu folgenden drei Gebieten abgefragt: „Was mich ausmacht“, „Was mache ich in meiner Freizeit“ und „Biographische Informationen“. Jeweils können Merkmalsausprägungen zu verschiedenen Unterkategorien angekreuzt werden. Vgl. URL: http://www.flirtcafe.de/de/default.aspx?task=register_step2

[14] Die Kosten für eine Mitgliedschaft variieren je nach Anbieter zwischen 12 und 39 Euro monatlich. Meist sind Mindestlaufzeiten vorgeschrieben. Vgl. URL: http://www.singleboersen-vergleich.de/kontaktanzeigen.htm

[15] Vgl. URL: http://www.singleboersen-vergleich.de/kontaktanzeigen.htm

[16] „DatingCafe“ bietet beispielsweise den vollen Service für Frauen unter 45 kostenlos an. Vgl. URL: http://www.singleboersen-vergleich.de/kontaktanzeigen.htm

[17] Laut einer Studie von Partnersuche.org bleiben fast zwei Drittel aller Partnersuchen im Internet erfolglos. Vgl. URL: http://www.partnersuche.org/news/studie-online-partnersuche-meist-erfolglos_290709.html

[18] Die Mail könnte eine Werbemaßnahme eines anderen Portals sein, um Kunden anzuwerben, es könnte sich aber auch um eine infizierte Mail handeln (im Kapitel „Gefahren“ genauer beschrieben). Der Absender gab vor, demnächst in meine Nähe zu ziehen und versuchte, zum Überlaufen zum Singleportal www.zumverlieben.net zu überzeugen: „Hey naaa du alles klar bei dir??? Wir kennen uns nicht aber es kann sich ja ändern.*Grins* Also, ich ziehe demnächst endlich um, dann wohne ich ganz bei dir in der Nähe. vielleicht kannst du mir ja ein bisschen was zeigen? Ich würde dich auch sehr gerne kennenlernen wollen und neue Leute in meiner neuen Gegend, bist du offen für neues?Hab auch richtig lust meine Vorlieben mit jemanden zu teilen.Wenn du mich auch kennenlernen möchtest und keine Angst hast denn komm doch sofort auf www.zumverlieben.net dort heiße ich: Girlbuster Ich warte auf dich.. Dort sind noch sehr viele Bilder von mir… Würde mich auch da auf eine Antwort freuen PS:Hier kann ich dir leider nicht mehr schreiben also komm rüber;) Freu mich schon drauf!“

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Details

Title
Partnersuche im Internet
Subtitle
Inwieweit kann das Online-Dating eine Alternative zum konventionellen Kennenlernprozess darstellen?
College
Leuphana Universität Lüneburg  (Institut Digitale Medien)
Course
Liebe in Zeiten der Medien
Grade
1,3
Author
Year
2011
Pages
17
Catalog Number
V273503
ISBN (eBook)
9783656657019
ISBN (Book)
9783656657002
File size
513 KB
Language
German
Keywords
Partnersuche, Internet, Digitale Medien, Online-Dating, Liebe, Neue Medien
Quote paper
Natalja Fischer (Author), 2011, Partnersuche im Internet, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/273503

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