"All politics is local." Bereits das hier angeführte Zitat des US-Demokraten Thomas Phillip O’Neill, in den 70er und 80er Jahren Parteivorsitzender und Sprecher des US-Repräsentantenhauses, deutet ein Prinzip an, das insbesondere auch – und gerade – für die Schweiz zu gelten scheint. Die Schweiz hat ein hochföderalistisches politisches System, das aufgrund der Kleinräumigkeit des Staates in vielen Bereichen offenkundig wird. Gemeinden können ebenso autonom entscheiden wie Kantone und Behörden des Bundes. Hiermit wird den unterschiedlichen Interessen und Bedürfnissen der drei Einheiten Rechnung getragen. Politikerinnen und Politiker, die für National- und Ständerat kandidieren, stellen sich – ganz nach dem Prinzip des Föderalismus – in regionalen Wahlkreisen zur Wahl. Auch die Bundesregierung der Schweizerischen Eidgenossenschaft wird vom regional gewählten Parlament, dem Nationalrat, gewählt. Eine Besonderheit, die zeigt, weshalb die politische Kommunikation und mit ihr die politische Medienberichterstattung in einem regionalen und lokalen Kontext unverzichtbar ist. Für die Bürger, die aufgeklärte Entscheidungen treffen wollen und dementsprechend am Gemeinwohl partizipieren, ist die interpersonale Kommunikation dabei genau so wichtig wie die massenmediale Kommunikation, die über die demokratiefunktional ausgerichteten Medien erfolgt und in die politische Arena getragen wird. Deshalb spielen die traditionellen Massenmedien immer noch eine unerlässliche Rolle für die politische Information und Informiertheit. Die demokratiepolitische Bedeutsamkeit der Medien spiegelt sich dabei vor allem bei eidgenössischen, kantonalen und gemeindlichen Abstimmungen wider. Die Berichterstattung über solche Sachkampagnen ist deswegen in der Schweiz vor allem auf kantonaler und gemeindlicher Ebene von grosser Relevanz. In diesem lokalen Kontext werden Ressourcen investiert, um lokale Themen für ein lokal interessiertes und engagiertes Publikum aufzubereiten. Lokale Themen werden auf die öffentliche Agenda gesetzt, regional und lokal politische Gremien beobachtet und wo nötig kritisiert. Kleine regionale und lokale Medienunternehmen können so eine Plattform bieten, um lokale Öffentlichkeit herzustellen.
Inhaltsverzeichnis
- I. «All Politics is Local»
- 1.1. Allgemeine Merkmale des Mediensystems Schweiz
- 1.2. Presselandschaft Schweiz
- 1.3. Relevanz der Regional- und Lokalberichterstattung
- 2. Neuer Strukturwandel der Öffentlichkeit
- 3. Konzentration und Konsolidierung
- 3.1. Konzentrationsproblematik auf regionaler Ebene
- 3.2. Neue Formen der Regionalberichterstattung
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Herausforderungen, denen die Regional- und Lokalberichterstattung in der Schweiz gegenübersteht. Der Fokus liegt dabei auf der Entstehung und dem Zerfall neuer hyperlokaler Onlinemedien im Kontext des Strukturwandels der Öffentlichkeit, der Medienkonzentration und der Medienkrise.
- Die besonderen Merkmale des schweizerischen Mediensystems und deren Auswirkungen auf die Regional- und Lokalpresse
- Die Bedeutung der Regional- und Lokalberichterstattung für die Demokratie und die lokale Gesellschaft
- Die Folgen der Medienkonzentration und Konsolidierung für die Vielfalt und Qualität der Regional- und Lokalpresse
- Die Chancen und Herausforderungen des Lokaljournalismus im Internet, insbesondere im Hinblick auf die Entstehung hyperlokaler Onlinemedien
- Die Rolle der sozialen Netzwerke und der «Web-First»-Strategie im Kontext der hyperlokalen Onlinemedien
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die allgemeinen Merkmale des Schweizer Mediensystems. Es werden demographische und politische Fakten vorgestellt und die Auswirkungen der Kleinstaatlichkeit der Schweiz auf die Medienbranche analysiert. Dabei werden die Ressourcenknappheit, die Spillover-Effekte, die hohe ausländische Medienpräsenz, das Nachrichten-Phänomen und die Abhängigkeit von der Medienpolitik der Nachbarstaaten thematisiert. Anschliessend wird die Presselandschaft Schweiz detailliert beschrieben, wobei verschiedene Zeitungstypen wie regionale Abonnementszeitungen, überregionale Qualitätszeitungen, Pendler-zeitungen/Gratiszeitungen, Boulevardzeitungen, Sonntagszeitungen, politische Wochenzeitungen und Lokalzeitungen vorgestellt werden.
Das zweite Kapitel widmet sich dem neuen Strukturwandel der Öffentlichkeit. Es wird diskutiert, wie die Kommerzialisierung der Medien, die Trans- und Supranationalisierung der Politik und die Globalisierung die öffentliche Kommunikation verändern und zu einer Krise der Demokratie führen können. Besondere Aufmerksamkeit wird der Frage gewidmet, wie die lokale Ebene in der Schweiz von der medial hergestellten politischen Öffentlichkeit abgekoppelt ist und welche Folgen dies für die Demokratie hat.
Das dritte Kapitel beleuchtet die Konzentration und Konsolidierung im Schweizer Medienmarkt. Es werden die Folgen der Übernahme kleiner Verlage durch grosse Marktplayer für die Vielfalt und Qualität der Regional- und Lokalpresse analysiert. Dabei wird die Konzentrationsproblematik auf regionaler Ebene und die Entstehung neuer Formen der Regionalberichterstattung im Internet diskutiert.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Regional- und Lokalberichterstattung, die Medienkonzentration, die Medienkrise, der Strukturwandel der Öffentlichkeit, die hyperlokalen Onlinemedien, die «Web-First»-Strategie, die soziale Netzwerke, die Demokratie und die lokale Gesellschaft in der Schweiz.
- Arbeit zitieren
- Master of Arts UZH Roman Weber (Autor:in), 2014, Die Regional- und Lokalberichterstattung in der Schweiz, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/273590