Das Film-Zitat wird von zwei Extrempositionen (der obligatorischen und der optionalen Zitiersituation) aus betrachtet, um eine neue Perspektive auf das Zitieren zu gewinnen.
Über ein Jahrhundert Filmgeschichte hat dem geneigten Zuschauer eine unüberschaubare Menge an Bildmaterial beschert. Alleine auf YouTube werden einhundert Video-Stunden pro Minute hochgeladen. Und dies ist auch nur ein Bruchteil des veröffentlichten Materials. Doch nur ein verschwindend geringer Teil der Aufnahmen wird von einer breiten Masse wahrgenommen. Ein Prozentsatz allerdings wird Teil unseres globalen, kulturellen Gedächtnisses.
Die Identifizierung und eindeutige Zuordnung gewisser Passagen ist dem Großteil der westlichen Gesellschaft möglich; seien es lediglich Textrepliken wie das 'I'm gonna make him an offer he can't refuse' des Paten oder Bild- und Tonpassagen der Duschmord-Szene aus Alfred Hitchcocks Psycho (1960).
Erkki Huhtamo untersucht in Dismantling the Fairy Engine – Media Archaeology as Topos Study Bildmaterial, das, durch seine langjährige "culture of attractions" , einen Status als Topos angenommen hat. Diese 'culture of attractions' besitzen auch oben genannte Beispiele und machen sie dadurch zu einem Ausgangspunkt für Parodien, Persiflagen, Hommagen, Referenzen, etc. Der vorliegende Text geht einen Schritt darüber hinaus.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Culture of attraction
- 2. Obligation und Optionalität des Zitates
- 2.1 Vorbetrachtungen
- 2.2 Obligatorische Zitiersituation
- 2.3 Das Interaktionszitat
- 2.4 Vergleich der Obligatorischen und Optionalen Zitiersituation
- 3. Traveling images
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Text untersucht die Verwendung von Filmzitaten in Oliver Stones „JFK“, Peter Landesmans „Parkland“ und Ubisofts „Driver: San Francisco“. Die Analyse fokussiert sich auf die Zwänge und Möglichkeiten des Zitierens im filmischen Kontext, insbesondere die Unterscheidung zwischen obligatorischen und optionalen Zitationen. Der Text beleuchtet die Rolle von Filmzitaten im kulturellen Gedächtnis und deren Bedeutung für die filmische Erzählung und Rezeption.
- Die Ambivalenz von Bildern und ihre Rolle im kulturellen Gedächtnis
- Obligatorische vs. optionale Zitiersituationen im Film
- Die Verwendung des Zapruder-Films in „JFK“ und „Parkland“
- Das Konzept der „culture of attractions“ und seine Relevanz für das filmische Zitieren
- Ästhetische und narrative Funktionen von Filmzitaten
Zusammenfassung der Kapitel
1. Culture of attraction: Der erste Abschnitt beleuchtet die immense Menge an verfügbarem Filmmaterial und die Selektionsprozesse, die bestimmen, welche Aufnahmen Teil des globalen kulturellen Gedächtnisses werden. Es wird der Begriff der "culture of attractions" nach Erkki Huhtamo eingeführt, der erklärt, wie bestimmte ikonische Bildsequenzen (wie die Duschszene aus "Psycho" oder der Satz "I'm gonna make him an offer he can't refuse") einen Topos-Status erreichen und Ausgangspunkt für spätere Zitate und Anspielungen bilden. Dieser Abschnitt legt die Grundlage für die anschließende Untersuchung der verschiedenen Arten von Filmzitaten.
2. Obligation und Optionalität des Zitates: Dieses Kapitel befasst sich eingehend mit der Ambivalenz von Bildern, die gleichzeitig lebendig und tot, mächtig und schwach sein können. Es diskutiert die Rolle von Nostalgie und kollektivem Gedächtnis bei der Wiederbelebung von Bildern. Der Begriff des "mal d'archive" von Jacques Derrida wird eingeführt, um die sehnsüchtige Beziehung zwischen Vergangenheit und Gegenwart im Kontext des filmischen Zitierens zu beleuchten. Der Abschnitt führt schliesslich zur Unterscheidung zwischen obligatorischen und optionalen Zitierformen ein, wobei der Fokus auf den obligatorischen Zitationen liegt, die durch narrative und dokumentarische Erfordernisse bedingt sind.
2.2 Obligatorische Zitiersituation: Dieser Abschnitt analysiert die Verwendung des Zapruder-Films in Oliver Stones "JFK" und Peter Landesmans "Parkland". Es wird argumentiert, dass die Einbeziehung des Zapruder-Films in diesen Filmen obligatorisch ist, da er eine unverzichtbare Quelle für die Rekonstruktion des Kennedy-Attentats darstellt. Der Text unterscheidet zwischen "proof" und "evidence" und betont, dass der Zapruder-Film zwar keine endgültigen Beweise liefert, aber dennoch unverzichtbare Beweise darstellt. Die ästhetischen und narrativen Aspekte der Integration des Originalmaterials in die Spielfilme werden ebenfalls diskutiert. Der Unterschied zur bloßen Kopie des Originalmaterials wird hervorgehoben.
Schlüsselwörter
Filmzitate, Obligatorische Zitate, Optionale Zitate, Kulturelles Gedächtnis, Culture of attractions, Zapruder-Film, JFK, Parkland, Medienarchäologie, Nostalgie, Mal d'archive.
Häufig gestellte Fragen zu "Obligation und Optionalität des Zitates im Film"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Verwendung von Filmzitaten in Oliver Stones „JFK“, Peter Landesmans „Parkland“ und Ubisofts „Driver: San Francisco“. Der Fokus liegt auf der Unterscheidung zwischen obligatorischen und optionalen Zitationen im filmischen Kontext und deren Rolle im kulturellen Gedächtnis.
Welche Filme werden untersucht?
Die Analyse konzentriert sich auf drei Filme: Oliver Stones „JFK“, Peter Landesmans „Parkland“ und Ubisofts „Driver: San Francisco“. Die Verwendung von Filmzitaten in diesen Filmen wird im Hinblick auf ihre narrative und ästhetische Funktion untersucht.
Was sind obligatorische und optionale Zitate im filmischen Kontext?
Die Arbeit unterscheidet zwischen obligatorischen und optionalen Zitierformen. Obligatorische Zitate sind durch narrative und dokumentarische Erfordernisse bedingt (z.B. der Zapruder-Film in „JFK“ und „Parkland“). Optionale Zitate hingegen dienen eher ästhetischen oder narrativen Zwecken und sind nicht zwingend notwendig für den filmischen Ablauf.
Welche Rolle spielt der Zapruder-Film in der Analyse?
Der Zapruder-Film dient als zentrales Beispiel für eine obligatorische Zitation. Seine Verwendung in „JFK“ und „Parkland“ wird analysiert, um die Bedeutung und die Herausforderungen der Integration von Originalmaterial in Spielfilme zu beleuchten. Die Arbeit differenziert zwischen "proof" und "evidence" in Bezug auf den Zapruder-Film.
Was ist die „Culture of Attractions“ und wie ist sie relevant?
Der Begriff „Culture of Attractions“ nach Erkki Huhtamo beschreibt die Selektionsprozesse, die bestimmen, welche Bildsequenzen ikonisch werden und Teil des globalen kulturellen Gedächtnisses bleiben. Diese ikonischen Bilder bilden Ausgangspunkte für spätere Zitate und Anspielungen. Die Arbeit untersucht, wie diese „Culture of Attractions“ die Verwendung von Filmzitaten beeinflusst.
Welche weiteren Konzepte werden in der Arbeit behandelt?
Neben der „Culture of Attractions“ werden weitere Konzepte wie das kulturelle Gedächtnis, Nostalgie, der „mal d'archive“ (Jacques Derrida) und die Ambivalenz von Bildern im Kontext des filmischen Zitierens diskutiert. Die Arbeit beleuchtet die ästhetischen und narrativen Funktionen von Filmzitaten und deren Bedeutung für die filmische Erzählung und Rezeption.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in drei Kapitel: 1. Culture of attraction, 2. Obligation und Optionalität des Zitates (mit Unterkapiteln zu Vorbetrachtungen, obligatorischen Zitiersituationen, dem Interaktionszitat und einem Vergleich der obligatorischen und optionalen Zitiersituationen) und 3. Traveling images.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit am besten?
Filmzitate, obligatorische Zitate, optionale Zitate, kulturelles Gedächtnis, Culture of attractions, Zapruder-Film, JFK, Parkland, Medienarchäologie, Nostalgie, Mal d'archive.
- Arbeit zitieren
- Thomas Vasniszky (Autor:in), 2014, Obligatorische und optionale Filmzitate, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/273637