Wie in jeder anderen Religion finden sich auch im Islam viele verschiedene Strömungen, in denen der Glaube unterschiedlich ausgelegt bzw. ausgelebt wird. So gibt es beispielsweise islamische Aufklärer, die versuchen ihre heiligen Schriften im Lichte der modernen Verhältnisse neu auszulegen. Dann wiederum gibt es diejenigen, die auf die Grundlagen ihrer Religion und den damit verbundenen Traditionen beharren und versuchen diese auf jede erdenkliche Weise zu bewahren. Die Rede ist nicht von frommen Muslimen, sondern von den islamischen Fundamentalisten.
Zwar kann man erst seit den 1970er Jahren von einem politisch bedeutsamen islamischen Fundamentalismus sprechen, doch sind bereits in der frühen islamischen Geschichte fundamentalistische Tendenzen erkennbar (vgl. Gemein/Redmer 2005: 17). Der mittelalterliche Rechtsgelehrte Ibn Taimiyya gilt als der „wichtigste geistige Vorbereiter des modernen Islamismus“ (ebd.: 18). Seine Ideen üben bis in die Gegenwart enormen Einfluss aus auf die islamischen Extremisten (vgl. ebd.: 18).
In dieser Arbeit soll untersucht werden, ob und welche Legitimationsgrundlagen der islamische Rechtsgelehrte Ibn Taimiyya den modernen Fundamentalisten liefert. Dabei stehen folgende Fragen im Mittelpunkt:
- Was waren die Glaubenslehren des Ibn Tamiyyas?
- Wie sah sein Islamverständnis aus?
- Welche Prinzipien verfolgen Fundamentalisten?
- Ursachen des islamischen Fundamentalismus?
- Religiöse Zugehörigkeit von Fundamentalisten?
Nachdem im ersten Kapitel das Themma dieser Arbeit vorgestellt worden ist, wird das zweite Kapitel eine Definition über den „islamischen Fundamentalismus“ sowie eine skizzenhafte Darstellung dessen historischen Ursprungs beinhalten. Eine Kurzbiographie über Ibn Taimiyya und die Einbettung in den historisch politischen Kontext seiner Zeit sind Bestandteile des dritten Kapitels. Das vierte Kapitel beschäftigt sich mit den Ursachen des islamischen Fundamentalismus in der Neuzeit. Im Mittelpunkt des fünften Kapitels stehen zwei religiöse Strömungen der Gegenwart, diese sind zum einen die Salafiya sowie die Wahabiyya. Außerdem soll der Frage nachgegangen werden, ob und inwieweit Ibn Taimiyya tatsächlich als Vordenker des modernen Fundamentalismus betrachtet werden kann. Das sechste Kapitel setzt sich mit dem militanten Islamismus auseinander. Die Zusammenfassung im Hinblick auf die zentralen Fragen dieser Arbeit erfolgt im siebten Kapitel.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1 Einführung
- 1.2 Zielsetzung
- 1.3 Vorgehensweise
- 2. Fundamentalismus
- 2.1 Begriffsbestimmung
- 2.2 Islamischer Fundamentalismus
- 3. Islamismus im Mittelalter
- 3.1 Ibn Taimiyya
- 3.2 Die islamische Identität
- 4. Islamismus in der Neuzeit
- 4.1 Aufkommen islamistischer Tendenzen
- 4.2 Die islamische Identitätskrise
- 5. Islamismus in der Moderne
- 5.1 Anhängerschaft
- 5.2 Die Salafiyya
- 5.3 Die Wahhabiyya
- 5.4 Salafiyya vs. Wahhabiyya
- 6. Fundamentalismus vs. Terrorismus
- 6.1 Militante Organisationen
- 6.2 Osama bin Laden und Al-Qaida
- 6.3 Feindbilder
- 6.4 Dschihad
- 7. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Legitimationsgrundlagen, die der islamische Rechtsgelehrte Ibn Taimiyya dem modernen Fundamentalismus liefert. Die Hauptuntersuchungsfragen betreffen Ibn Taimiyyas Glaubenslehren, sein Islamverständnis, die Prinzipien von Fundamentalisten, die Ursachen des islamischen Fundamentalismus und die religiöse Zugehörigkeit von Fundamentalisten.
- Die Glaubenslehren des Ibn Taimiyyas
- Das Islamverständnis des Ibn Taimiyyas
- Die Prinzipien islamischer Fundamentalisten
- Ursachen des islamischen Fundamentalismus
- Religiöse Zugehörigkeit islamischer Fundamentalisten
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt das Thema der Arbeit vor und definiert die Forschungsfrage. Das zweite Kapitel erklärt den Begriff "islamischer Fundamentalismus" und skizziert dessen historische Ursprünge. Das dritte Kapitel befasst sich mit Ibn Taimiyya, seiner Biografie und seiner Einbettung in den historischen Kontext seiner Zeit. Das vierte Kapitel analysiert die Ursachen des islamischen Fundamentalismus in der Neuzeit. Das fünfte Kapitel untersucht die Salafiya und die Wahhabiyya, zwei wichtige islamische Strömungen der Gegenwart, und diskutiert die Rolle Ibn Taimiyyas als Vordenker des modernen Fundamentalismus. Das sechste Kapitel befasst sich mit dem militanten Islamismus, insbesondere mit Organisationen wie Al-Qaida und Osama bin Laden.
Schlüsselwörter
Die Arbeit behandelt die Themen islamischer Fundamentalismus, Ibn Taimiyya, Islamverständnis, Islamismus im Mittelalter und in der Neuzeit, Salafiyya, Wahhabiyya, Militanter Islamismus, Al-Qaida, Dschihad. Der Fokus liegt auf der Analyse von Ibn Taimiyyas Lehren im Kontext des modernen Fundamentalismus und der Identifizierung möglicher Verbindungen zwischen seinen Ideen und aktuellen extremistischen Strömungen.
- Citation du texte
- Alev Bayram (Auteur), 2009, Ibn Taimiyya und der moderne Fundamentalismus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/273691