Allzu oft wird noch der Begriff „Ritual“ mit religiösen oder okkulten Zeremonien in Verbindung gebracht. Nur wenige denken dabei an die alltäglichen Rituale, die man selbst ausführt, wie zum Beispiel das Zu-Bett-Bringen, das Vorlesen einer Geschichte beim eigenen Kind oder die eigene Jugendweihe. In den Köpfen der meisten Menschen sind Rituale noch mit sehr vielen Regeln, Pedanterie und Festlichkeit verbunden. Es ist davon auszugehen, dass dieser Gedanke oftmals mit kirchlichen Aspekten assoziiert wird und daher eine fehlerhafte Definition des Wortes vorherrscht. Ein „Ritual“ kann jedoch auch eine angenehme und beschützende Bedeutung haben.
Diese Arbeit soll über die Übergangsrituale beziehungsweise Initiationsrituale sowie die festigenden Rituale in der Familie, als Alltagsrituale bekannt, handeln.
Im Rahmen der Bachelor-Thesis wird das Thema eingegrenzt und fokussiert behandelt. Hierbei soll die Begriffserklärung von Hans Kraml richtungsweisend für die Arbeit sein, welcher Rituale wie folgt beschreibt:
„…die gewohnheitsmäßige, d.h. mindestens wiederholbare Ausführung bestimmter Verhaltensweisen in Situationen, die in ganz bestimmter Weise als gleich gelten können. Wesentlich ist auch auf diesem Hintergrund, dass Rituale grundsätzlich in Situationen mit mehr als einem Beteiligten auftreten.“
Ich möchte Vergleiche anstellen und aufzeigen, wie ein Ritual auf unterschiedliche Art und Weise, Menschen und Gemeinschaften verbindet und festigt. Diese Schlussfolgerung übertrage ich im Rahmen dieser wissenschaftlichen Arbeit, auf die professionelle Soziale Arbeit.
Ich begegnete diesem Thema während meines Praxissemesters in einer familientherapeutischen Wohngruppe für Jugendliche, dort wurde intensiv und erfolgreich mit Ritualen gearbeitet. Es war spannend für mich zu beobachten, wie explizit durch das Ritual des allabendlichen gemeinsamen Kochens und Essens die Verhaltensweisen der Jugendlichen und ihre zwischenmenschlichen Beziehungen
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung in das Thema
- 2. Begriffserklärung:
- Rituale (Initiationsrituale) und ihre Einflussnahme und Funktion
- 3. Rituale in der Familie
- 4. Rituale in der Sozialen Arbeit
- 4.1. Aufgabengebiet der Sozialen Arbeit
- 4.2. problembehaftete Rituale
- 4.3. Arbeitsansatz für die Soziale Arbeit
- 4.4. Innovative Projektansätze in der Arbeit mit Straßenkindern
- 5. Ritualgestaltung
- 5.1. Planung des Rituals
- 5.2. Rahmenbedingungen festlegen
- 5.3. Durchführung und Elemente eines Rituals
- 5.4. Die drei Phasen des Rituals
- 6. Beispielhafter Überblick und Vergleich über Initiationsrituale in der Welt
- 6.1. Jugendweihe/Jugendfest, Konfirmation und Firmung in Deutschland
- 6.1.1 Jugendweihe/Jugendfest
- 6.1.2. Konfirmation
- 6.1.3. Firmung
- 6.2. Initiation bei dem Stamm der Tiwi in Nordaustralien
- 6.3. Das Ihi - Ritual der Newar in Nepal, Kathmandutal
- 6.4. Vergleich der verschiedenen Initiationen
- 6.1. Jugendweihe/Jugendfest, Konfirmation und Firmung in Deutschland
- 7. Rituale in der Sozialen Arbeit am Beispiel der „Familientherapeutischen Jugendwohngruppe Mäander“
- 7.1. Arbeitsansatz
- 7.2. konzeptionelle Vorstellung der Einrichtung
- 7.3. Umsetzung der Arbeit in Bezug zu den Ritualen
- 8. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Bachelor-Thesis widmet sich der Bedeutung von Ritualen im familiären Kontext und in der Sozialen Arbeit. Sie beleuchtet die Funktion und Bedeutung von Ritualen in der Bewältigung von Übergängen und bei der Gestaltung von sozialen Beziehungen. Dabei werden sowohl alltägliche Rituale als auch Initiationsrituale untersucht, um ihre Bedeutung für die Stärkung von Familien und die Unterstützung von Jugendlichen in herausfordernden Lebensphasen zu verstehen.
- Begriffserklärung und Analyse von Ritualen, insbesondere Initiationsritualen
- Rituale in der Familie: Funktion und Bedeutung im Familienalltag
- Rituale in der Sozialen Arbeit: Anwendungsmöglichkeiten und Potenzial für Interventionen
- Beispielhafte Initiationsrituale weltweit: Vergleich und Analyse
- Praxisbeispiel: Anwendung von Ritualen in der Familientherapeutischen Jugendwohngruppe Mäander
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik von Ritualen ein und zeigt die Relevanz des Themas auf. Kapitel 2 definiert den Begriff „Ritual“ und erläutert dessen vielfältige Facetten. In Kapitel 3 werden die Funktionen und Bedeutung von Ritualen im Familienleben untersucht. Kapitel 4 befasst sich mit dem Einsatz von Ritualen in der Sozialen Arbeit, ihren Einsatzmöglichkeiten und den Herausforderungen. In Kapitel 5 werden die Gestaltungsmöglichkeiten und Elemente von Ritualen sowie deren Durchführung näher beleuchtet. Kapitel 6 bietet einen vergleichenden Überblick über Initiationsrituale in verschiedenen Kulturen. Abschließend wird in Kapitel 7 anhand der „Familientherapeutischen Jugendwohngruppe Mäander“ ein praxisnahes Beispiel für den Einsatz von Ritualen in der Sozialen Arbeit vorgestellt.
Schlüsselwörter
Rituale, Initiationsrituale, Familie, Soziale Arbeit, Jugendweihe, Konfirmation, Firmung, Familientherapeutische Jugendwohngruppe, Mäander, Übergangsrituale, Alltagsrituale, Gemeinschaftsgefühl, Stabilität, Integration.
- Arbeit zitieren
- Helene Schumacher (Autor:in), 2010, Rituale und Familie „Nötig, um Halt zu geben und Übergänge zu erleichtern.“, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/273987