Das Ziel dieser Arbeit bestand darin, das Sozialkapital in Kenia nach den politischen Unruhen 2007/2008 zu erfassen und zu untersuchen, ob sich dieses aufgrund der Geschehnisse gewandelt hat. Eine gesonderte Betrachtung von Personen, die während den politischen Unruhen gewaltsam vertrieben wurden, sollte Aufschluss darüber geben, wie sich ihr Sozialkapitalbestand im Vergleich zur restlichen Bevölkerung verhält.
Für die Analyse des Sozialkapitalbestands in Kenia wurde eine weite Definition des Sozialkapitalkonzepts gewählt. Die zu untersuchenden Komponenten waren Vertrauen, soziale Kohäsion und Regierungsführung. Das Forschungsdesign beinhaltete eine Auswertung quantitativer und qualitativer Daten. Die quantitativen Daten wurden dem Afrobarometer entnommen. Die Einbeziehung der Werte aus den Jahren 2005, 2008 und 2011 in die Analyse sollte darüber Aufschluss geben, ob sich das Sozialkapital durch die politischen Unruhen 2007/2008 verändert hat. Die Erhebung qualitativer Interviews wurde eigens für diese Arbeit durchgeführt. Zum einen ermöglichten diese die Identifikation von Gründen für den Wandel des Sozialkapitals. Zum anderen erlaubte die Zusammensetzung der Stichprobe die differenzierte Betrachtung von direkt und indirekt Betroffenen. Die Ergebnisse sprechen für einen Wandel des Sozialkapitals in Folge der politischen Unruhen. Die meisten Subkomponenten der Variable Vertrauen haben einen Verlust erlitten. Die soziale Kohäsion – gemessen am Identitätsgefühl – hat in der Gesellschaft zugenommen. Binnenvertriebene verzeichnen hier einen Unterschied im Vergleich zur Gesamtgesellschaft. Sie berichten von einer stärkeren Identifikation mit der ethnischen Gruppe aufgrund der Geschehnisse von 2007/2008. Auch die Regierungsführung hat einen Wandel aufgrund der politischen Unruhen erlebt. Formal gesehen hat sie durch die Verabschiedung einer neuen Verfassung und die Einrichtung von Kommissionen zur Aufklärung von Menschenrechtsverletzungen den Aufbau sozialen Kapitals angestoßen.
Der Wandel des Sozialkapitalbestands sollte auch zukünftig beobachtet werden, um die Auswirkungen der Regierungsinitiativen zu erfassen. Aktuell sollte vor allem den Rechten der Binnenvertriebenen und ihrer erfolgreichen Reintegration Aufmerksamkeit geschenkt werden, da sich Angehörige dieser Gruppe aufgrund der traumatischen Erlebnisse zunehmend isolieren.
Inhaltsverzeichnis
- Abkürzungsverzeichnis
- Abbildungsverzeichnis
- Tabellenverzeichnis
- Zusammenfassung
- Abstract
- 1 Aktuelle Eindrücke aus dem gesellschaftlichen Leben Kenias
- 1.1 Motivation zur Untersuchung des Sozialkapitals in Kenia
- 1.2 Formulierung der Forschungsfragen und Beschreibung des Vorgehens
- 2 Sozialkapital: theoretische und empirische Erkenntnisse
- 2.1 Eine begriffliche Einordnung
- 2.1.1 Beziehungen in sozialen Netzwerken
- 2.1.2 Vertrauen
- 2.1.3 Soziale Kohäsion
- 2.1.4 Regierungsführung
- 2.2 Zur Bedeutung von Sozialkapital für Kenia
- 2.3 Sozialkapital in Post-Konfliktregionen
- 2.1 Eine begriffliche Einordnung
- 3 Der Untersuchungsgegenstand Kenia
- 3.1 Konflikte, Ethnizität und Binnenflucht in Afrika
- 3.2 Kurzer historischer und politischer Abriss Kenias
- 3.3 Die politischen Unruhen 2007/2008
- 3.4 Die Post-Konfliktära
- 4 Empirische Untersuchung
- 4.1 Datenmaterial
- 4.1.1 Quantitative Daten: Afrobarometer
- 4.1.2 Qualitative Daten: Interviews
- 4.2 Ergebnisse
- 4.2.1 Vertrauen
- 4.2.2 Soziale Kohäsion
- 4.2.3 Regierungsführung
- 4.1 Datenmaterial
- 5 Konklusion
- 5.1 Die wichtigsten Erkenntnisse im Überblick
- 5.2 Schlussbetrachtung
- Literaturverzeichnis
- Anhang
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht den Bestand an Sozialkapital in der kenianischen Gesellschaft und analysiert dessen Wandel in Folge der politischen Unruhen 2007/2008. Besonderes Augenmerk liegt auf der Differenzierung von direkt und indirekt von den gewaltsamen Auseinandersetzungen betroffenen Personen, um die Auswirkungen auf deren Sozialkapitalbestand zu erfassen.
- Vertrauen in politische Instanzen und Personen
- Soziale Kohäsion und Identitätsgefühl
- Die Rolle der Regierungsführung im Kontext der politischen Unruhen und der Post-Konfliktära
- Die Reintegration von internen Vertriebenen
- Die Auswirkungen von ethnischem Bewusstsein auf das soziale Miteinander
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 2 beleuchtet die theoretischen und empirischen Erkenntnisse zum Sozialkapital. Es werden die verschiedenen Dimensionen und Komponenten des Sozialkapitals sowie deren Bedeutung für die wirtschaftliche Entwicklung, die Bewältigung von Konflikten und die Stabilität politischer Systeme dargestellt. Kapitel 3 widmet sich dem Untersuchungsgegenstand Kenia. Es werden historische und politische Hintergründe der politischen Unruhen 2007/2008 beleuchtet sowie die staatlichen Initiativen zur Stärkung sozialer Kohäsion und zur Reintegration der internen Vertriebenen in der Post-Konfliktära beschrieben. Kapitel 4 präsentiert die Ergebnisse der empirischen Untersuchung. Es werden quantitative Daten aus dem Afrobarometer und qualitative Daten aus Interviews ausgewertet, um die Veränderungen des Sozialkapitals in Folge der politischen Unruhen zu analysieren. Kapitel 5 fasst die wichtigsten Erkenntnisse zusammen und bietet Schlussfolgerungen für die Praxis.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Sozialkapital, politische Unruhen, Kenia, Ethnizität, interne Vertreibung, Regierungsführung, soziale Kohäsion, Vertrauen, Identitätsgefühl, Reintegration, Konfliktmanagement, Post-Konfliktära, Afrobarometer, qualitative Interviews.
- Arbeit zitieren
- Elisa Dreyer (Autor:in), 2013, Sozialkapital in Kenia nach den politischen Unruhen 2007/2008, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/274021