Frauen in Männerkleidern in der Frühen Neuzeit


Hausarbeit, 2008

14 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Frauen in Männerkleidern
2.1 Gründe für das Verkleiden
2.1.1 Das ökonomische Motiv
2.1.2 Das romantische und das patriotische Motiv
2.1.3 Transvestieren als Tradition
2.2 Das Leben als Mann
2.2.1 Berufe als Mann
2.2.2 Kriminelle Frauen in Männerkleidern
2.2.3 Aussehen und Verhalten
2.2.4 Sexualität und Ehe
2.3 Der Umgang mit enttarnten Frauen
2.3.1 Die rechtliche und moralische Lage in der Frühen Neuzeit
2.3.2 Anklage und Verurteilung
2.3.3 Weibliche Soldaten und Matrosen

3. Fazit

4. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

In der Frühen Neuzeit stellten sie die natürliche Ordnung auf den Kopf und missachteten den fundamentalen gesellschaftlichen Unterschied zwischen Mann und Frau[1]. Die Rede ist von "Frauen in Männerkleidern", der Thematik dieser Hausarbeit. Es soll einen Überblick über jene Frauen gegeben werden, die sich in einer Zeit von klar definierten Geschlechtergrenzen trotz aller Probleme und Gefahren dafür entschieden, ihr künftiges Leben als Mann zu führen. Fälle weiblichen Transvestierens lassen sich in ganz Europa feststellen, wobei diese Hausarbeit sich vor allem mit Fällen aus Nordwesteuropa, besonders den Niederlanden und Deutschland, beschäftigen wird. Es soll vor allem um diejenigen Frauen gehen, die sich nicht nur vorübergehend und zu bestimmten Ereignissen, wie beim Karneval oder bei Krawallen[2], als Männer verkleideten, sondern sich für ein längerfristiges Leben als Mann entschieden. Zum einen sollen einige der Gründe, die für die Frauen ausschlaggebend für die Verkleidung waren, erörtert werden, zum anderen soll ihr Leben als Mann geschildert werden. Anschließend soll dargestellt werden, wie diese Frauen in ihrer Zeit wahrgenommen wurden und wie nach ihrer Entlarvung mit ihnen umgegangen wurde. Die übergeordnete Frage, die am Schluss beantwortet werden soll, ist folgende: Wie nahmen die Zeitgenossen die Frauen in Männerkleidern wahr und inwiefern spielten andere Aspekte, die mit der Verkleidung zusammenhingen, bei deren Verurteilung eine Rolle? Zeitlich wird sich diese Arbeit überwiegend im 17. und 18. Jahrhundert bewegen, da die meisten der bekannten Fälle aus diesem Zeitraum stammen.[3] Ein Problem dieser Thematik ist, dass heute wohl nur ein geringer Teil der Frauen, die als Männer lebten, bekannt ist, da meist nur die Fälle bekannt wurden, in denen die Frauen enttarnt wurden. Daher ist es auch schwierig festzustellen, inwiefern diese Fälle als repräsentativ angesehen werden können.[4] Zur Literatur ist zu sagen, dass es nicht besonders viele Arbeiten gibt, die das Leben von Frauen in Männerkleidern ausführlich und in großem Umfang untersucht haben. Vor allem ist jedoch die Arbeit "Frauen in Männerkleidern. Weibliche Transvestiten und ihre Geschichte" von Rudolf Dekker und Lotte Van De Pol zu nennen, die sich mit 120 Fällen weiblichen Transvestierens, größtenteils aus den Niederlanden, beschäftigt. In dieser Hausarbeit werde ich mich vor allem auf dieses Werk beziehen. Aber auch die Arbeit "In Männerkleidern: das Verwegene Leben der Catharina Margaretha Linck..." von Angela Steidele ist zu nennen. Sie dokumentiert das Leben einer jungen Frau aus deutschen Landen, die sich zu Beginn des 18. Jahrhunderts dazu entschloss, ihre weibliche mit männlicher Kleidung zu tauschen. Außerdem verwende ich den Aufsatz "Die Jungfer Heinrich. Transvestitin, Bigamistin, Lesbierin Diebin, Mörderin" von Mary Lindemann. Hier wird der Fall von Anna Ilsabe Buncke geschildert und ein besonderes Augenmerk auf die Kriminalität sowie auf die Sexualität der Frauen in Männerkleidern und die damit verbundene Wahrnehmung der damaligen Gesellschaft gelegt. Desweiteren sind der Aufsatz "Wenn das Romanhafte die Wahrscheinlichkeit verbürgt: Frauen in Männerkleidern vor der Pariser Polizei im 18. Jahrhundert" von Sylvie Steinberg und das Buch "Soldatenfrauen in Preußen..." von Beate Engelen zu nennen, auch wenn diese Arbeiten nur einen kleinen Einblick in die Thematik gewähren. Abschließend ist zu sagen, dass sich die meisten der Autoren, die sich dieses Themas angenommen haben, auf das Hauptwerk von Dekker/Van De Pol beziehen. Somit können Kontroversen in der Literatur nicht wirklich aufkommen und so besteht in der Darstellung dieser Thematik eher ein Konsens unter den Autoren.

2. Frauen in Männerkleidern

2.1 Gründe für das Verkleiden

2.1.1 Das ökonomische Motiv

Die Frauen des vorindustriellen Europas heirateten meist erst mit Mitte Zwanzig. Da sie jedoch ihr Elternhaus schon weitaus früher verließen und finanziell selbst für sich aufkommen mussten, zogen viele dieser Frauen in eine andere Gegend oder ein anderes Land, wodurch sie jedoch Gefahr liefen in eine verzweifelte soziale und finanzielle Situation zu kommen.[5] So ist auffällig, dass viele der Frauen, die in den Niederlanden ihr Glück in Männerkleidern versuchten, ursprünglich aus deutschen Hafenstädten wie Hamburg oder Emden oder auch aus Westfalen stammten. Der Reichtum der Nördlichen Niederlande veranlasste im 17. Jahrhundert viele Ausländer dazu an die Nordseeküste zu ziehen. Viele der Frauen, die in die Niederlande kamen, wollten hier als Dienstmädchen arbeiten, mussten allerdings oft in der Textilindustrie arbeiten, oder sie mussten anderen schlecht bezahlten Arbeiten nachgehen.[6] Töchter aus einfachen Verhältnissen hatten meist schon eine Zeit der Erwerbstätigkeit hinter sich und verrichteten meist typische Frauenarbeiten, die mit schlechter Ausbildung, geringen Aufstiegschancen und einer schlechten Bezahlung verbunden waren.[7] Ein Mann konnte, besonders in den Niederlanden des 17. Jahrhunderts, seinen Lebensunterhalt damit verdienen, dass er Soldat oder Seemann wurde. Diese Möglichkeit hatten die Frauen jedoch nicht und die öffentliche Armenfürsorge galt nicht für Frauen, die gesund, jung und kinderlos waren. So blieb für Frauen meist nur der Ausweg der Prostitution, durch die sie jedoch sehr viel an gesellschaftlichem Ansehen verloren und für ihre Sicherheit nicht gesorgt war.[8] Somit war schlichte Armut einer der gewichtigen Gründe der Frauen sich als Männer zu verkleiden, da diese Verwandlung immer einen sozialen Aufstieg bedeutete.[9] So musste die deutsche Catharina Margaretha Linck (1687-1721) bereits in ihrer Zeit als Waisenkind in Glaucha an der Saale feststellen, welche großen Privilegien die Jungen gegenüber den Mädchen besaßen und als Frau blieb ihr später auch das Erlernen eines Handwerkes verwährt. Diese Erfahrungen mögen zu ihrem Entschluss beigetragen haben sich später als Mann zu verkleiden.[10] Die Niederländerin Maritgen Jans arbeitete in einer Seidenzwirnerei, beschloss jedoch aufgrund ihrer schlechten finanziellen Lage sich in einen Mann zu verwandeln. Als sie dann, nachdem sie versucht hatte Soldat zu werden, in ihren alten Beruf zurückkehrte, verdiente sie dort als Mann erheblich mehr.[11] Die Möglichkeit der Frauen sich als Mann zu verkleiden und Soldat zu werden garantierte ihnen ein festes Einkommen. Besonders für die Leute der Unterschicht, das heißt für die Männer, bot sich ein Leben als Soldat an, das ihnen die Versorgung garantierte. So fasste auch die schon erwähnte Catharina Linck im Jahre 1705, nachdem sie als mittellose junge Frau in Halle gelebt hatte, den Entschluss Soldat zu werden.[12] In Holland waren auch die Seereisen nach Ostindien eine attraktive Option für die Leute aus den untersten Schichten. Die Geschichten über den Reichtum der Handelskolonien waren auch für Frauen ein Grund als Seemann auf einem der Schiffe anzuheuern.[13] Hinzukam, dass in den Handelsstützpunkten weiße Frauen sehr selten und damit begehrt waren. Die Chance in den Kolonien einen Heiratspartner zu finden war somit viel größer als in den Niederlanden.[14] Eine Verkleidung als Mann konnte auch zum betrügerischen Zweck genutzt werden das Handgeld, das man als Soldat oder Matrose bekam, zu erhalten, um danach wieder als Frau zu leben.[15] Auch bei schwereren Verbrechen wurde eine Verkleidung als Mann genutzt. So gab es unter anderem weibliche Diebesbanden in den südlichen Niederlanden des 18. Jahrhunderts, deren Mitglieder sich vorübergehend verkleideten.[16] Die Hamburgerin Anna Ilsabe Buncke beging zu Beginn des 18. Jahrhunderts als Mann verkleidet verschiedene schwere Verbrechen, unter anderem auch Diebstahl.[17]

[...]


[1] Vgl. Rudolf Dekker/Lotte Van De Pol, Frauen in Männerkleidern. Weibliche Transvestiten und ihre Geschichte, Berlin 1990, 11.

[2] Vgl. Ebd. 18.

[3] Vgl. Ebd. 11.

[4] Vgl. Ebd. 13.

[5] Vgl. Ebd. 24 f.

[6] Vgl. Ebd. 23.

[7] Vgl. Ebd. 25.

[8] Vgl. Ebd. 48.

[9] Vgl. Angela Steidele, In Männerkleidern: das verwegene Leben der Catharina Margaretha Linck alias Anastasius Langrantinus Rosenstengel, hingerichtet 1721; Biographie und Dokumentation, Köln 2004,30.

[10] Vgl. Ebd. 31.

[11] Vgl. Dekker/Van De Pol, 49.

[12] Vgl. Steidele, 45.

[13] Vgl. Dekker/Van De Pol, 49.

[14] Vgl. Ebd. 50.

[15] Vgl. Ebd. 51.

[16] Vgl. Ebd. 51.

[17] Vgl. Mary Lindemann, Die Jungfer Heinrich. Transvestitin, Bigamistin, Lesbierin, Diebin, Mörderin, in: Otto Ulbricht (Hrsg.), Von Huren und Rabenmüttern. Weibliche Kriminalität in der Frühen Neuzeit, Köln/Weimar/Wien 1995, 270.

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Details

Titel
Frauen in Männerkleidern in der Frühen Neuzeit
Hochschule
Christian-Albrechts-Universität Kiel  (Historisches Seminar)
Veranstaltung
Proseminar: Randgruppen in der Frühen Neuzeit
Note
2,3
Autor
Jahr
2008
Seiten
14
Katalognummer
V274198
ISBN (eBook)
9783656666455
ISBN (Buch)
9783656666479
Dateigröße
375 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Frauen, Männerkleider, Sexualität, Kleidung, Frühe Neuzeit, Randgruppen, Kriminalität, Gender, Geschlecht, Travestie, Transvestitismus
Arbeit zitieren
M.A. Philip Wagenführ (Autor:in), 2008, Frauen in Männerkleidern in der Frühen Neuzeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/274198

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