In der sich globalisierenden Welt von heute stehen die Nationalstaaten vielen Problemen
gegenüber, die sie allein und innerhalb ihrer Grenzen nicht mehr lösen können.
Wirtschaftskrisen, Umweltprobleme oder Migrationsströme betreffen die ganze Welt. Da aber
die Nationalstaaten nach wie vor die bestimmende politische Instanz sind, die letztlich
Entscheidungen fällen und politisch handeln, hat es nach wie vor die höchste Bedeutung wie
sie mit diesen Problemen umgehen. Das heißt auch, dass die moralischen Vorstellungen der
Bürger und Bürgerinnen der einflussreichsten Staaten in der Welt in besonderer Weise
darüber entscheiden, wie und ob die globalen Problemlagen politisch bearbeitet werden.
Michael Walzer sieht als Kommunitarist auch gar keine Alternative dazu, so lange es noch
keinen Weltstaat gibt. Jede politische Gemeinschaft hat das Recht über alle sie betreffenden
Fragen selbst zu entscheiden. Und da diese Gemeinschaften zurzeit die Nationalstaaten sind,
ist ihre Perspektive die politisch entscheidende.
In dieser Hausarbeit wird Walzers moralphilosophischer Ansatz sowohl methodisch als auch
am Beispiel der Zuwanderungspolitik politischer Gemeinschaften inhaltlich kritisch
analysiert. Zunächst wird an Hand seines Werkes „Kritik und Gemeinsinn“ seine favorisierte
moralphilosophische Methode herausgearbeitet.
Für
ihn gibt
es drei Pfade der
Moralphilosophie, die Entdeckung, die Erfindung und die Interpretation. Letzteren hält er für
den angemessenen Weg, Moralphilosophie zu betreiben.
Nach der Zusammenfassung seiner Argumentation zur Methode werden einige von Walzers
Argumente aus dem Kapitel „Mitgliedschaft und Zugehörigkeit“ aus seinem Buch „Sphären
der Gerechtigkeit“ dargestellt und kritisch analysiert. In diesem Teil wird vor allem
herausgearbeitet, welche blinden Flecke und Probleme Walzers Behandlung der Immigration
aufweist.
Am Ende der Arbeit soll zum einen deutlich werden, ob Walzers moralphilosophischer
Umgang mit Immigration das kritische Potential seiner Methode der Interpretation ausschöpft,
und zum anderen, ob und inwieweit sein methodischer Ansatz, eine allein auf eine politische
Gemeinschaft bezogene Moralphilosophie zu betreiben, zu einem befriedigenden Umgang mit
Grenzen überschreitender Migration führt. So soll möglichst deutlich werden, wo die Grenzen
des kritischen Potentials von Walzers Methode der Interpretation liegen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Walzers Wege der Moralphilosophie
- Der Pfad der Entdeckung
- Der Pfad der Erfindung
- Der Pfad der Interpretation
- Zwischenergebnis zur moralphilosophischen Methode Walzers
- Mitgliedschaft und Zuwanderung in politischen Gemeinschaften
- Faktische Zuwanderung und die Grenzen staatlicher Steuerung
- Fremde und Gefährten
- Kriterien der Mitgliedschaft in heterogenen liberalen Gesellschaften
- Schlussfolgerungen
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit analysiert kritisch Michael Walzers moralphilosophischen Ansatz, insbesondere im Kontext der Zuwanderungspolitik. Sie beleuchtet seine bevorzugte Methode der Interpretation und untersucht, ob sie ein kritisches Potential für den Umgang mit Immigration bietet. Die Arbeit prüft auch, ob Walzers Fokus auf die politische Gemeinschaft als alleinigen Bezugsrahmen für Moralphilosophie zu einem befriedigenden Umgang mit grenzüberschreitender Migration führt.
- Walzers moralphilosophische Methode der Interpretation
- Kritik an Walzers Ansatz im Hinblick auf die Zuwanderungspolitik
- Die Grenzen der interpretativen Methode im Umgang mit globalen Problemen
- Die Rolle der politischen Gemeinschaft in der Steuerung der Zuwanderung
- Die Bedeutung der kulturellen Identität für die Aufnahme von Migranten
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Relevanz von Walzers moralphilosophischem Ansatz in einer globalisierten Welt dar, in der Nationalstaaten mit globalen Herausforderungen konfrontiert sind. Die Arbeit fokussiert auf die Analyse seiner Methode der Interpretation und untersucht, ob sie ein kritisches Potential für den Umgang mit Immigration bietet.
Kapitel 2 beleuchtet Walzers drei Wege der Moralphilosophie: die Entdeckung, die Erfindung und die Interpretation. Walzer favorisiert den Pfad der Interpretation, der von der herrschenden Moral ausgeht und versucht, aus einer innergesellschaftlichen Perspektive heraus das kritische Potential der Moralphilosophie auszuloten. Das Kapitel analysiert die Stärken und Schwächen der interpretativen Methode und diskutiert, ob sie in allen gesellschaftlichen Kontexten anwendbar ist.
Kapitel 3 untersucht Walzers Argumentation zur Mitgliedschaft und Zuwanderung in politischen Gemeinschaften. Es analysiert, wie er die Aufnahme von Migranten in den Kontext seiner Güter-Theorie einordnet und welche Kriterien er für die Vergabe des „ersten und wichtigsten Gutes" der Mitgliedschaft ansieht. Das Kapitel beleuchtet die Kritikpunkte an Walzers Ansatz, insbesondere im Hinblick auf die Grenzen staatlicher Steuerung der Zuwanderung, die Rolle der kulturellen Identität und die Frage, ob die Unterscheidung von Fremden und Gefährten gerechtfertigt ist.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Moralphilosophie, die interpretative Methode, Michael Walzer, Zuwanderung, politische Gemeinschaft, Mitgliedschaft, kulturelle Identität, Globalisierung, Grenzüberschreitung, liberale Gesellschaft, Gerechtigkeitskonzepte und die Grenzen des moralischen Argumentierens.
- Arbeit zitieren
- Andreas Wiedermann (Autor:in), 2014, Michael Walzers Pfad der Interpretation und die Frage der Zuwanderung in politische Gemeinschaften, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/274242