Ulrike Meinhofs Entwicklung von der Pazifistin zur Terroristin


Pre-University Paper, 2006

29 Pages, Grade: 1,3


Excerpt


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

1. Singen lemen
1.1. Singen
1.2. Kinderstimmbildung
1.3.1. Sozialer Bereich
1.3.2. Atmung
1.3. Die Bedeutung des Singens für die musikalischen Entwicklung

2. Analyse dreier Handreichungen zur Kinderstimmbildung
2. 1. Christiane Wieblitz - Lebendiger Kinderchor
2.1.1. Atmung
2.1.1.1. Übung Baummeditation
2.1.2. Sozialer Bereich
2.1.2.1. Übung Klangspuren
2.2. Michaela Hefele und Mirka YemenDzakis - Jedes Kind kann singen
2.2.1. Atmung
2.2.1.1. Übung Fahrrad fahren
2.2.2. Sozialer Bereich
2.2.2.1. Übung Die Körperwippe
2.3. Robert Göstl - Singen mit Kindern
2.3.1. Atmung
2.3.1.1. Übung Dampfeisenbahn
2.3.2. Sozialer Bereich
2.3.2.2. Übung Beim Namen Rufen

3. Zusammenfassung der Untersuchungsergebnisse

3.1. Allgemeiner Aufbau der Handreichungen

3.2. Atmung

3.3. Sozialer Bereich

Fazit und Ausblick

Literaturverzeichnis

Einleitung

Die vorliegende Arbeit hat zum Ziel aufzuzeigen, wie in Handreichungen für die Kinderstimmbildung Singen lernen vermittelt wird. Hierbei wird die Kinderstimmbildung fokussiert. Es werden exemplarisch zwei Bereiche der Kinderstimmbildung in den unterschiedlichen Arbeiten untersucht.

Zu Beginn der Arbeit werden zwei Zitate zum Singen von Blank und Adamek (2010), sowie Gembris (2002) vorgestellt und daraufhin kommentiert, wie sie Singen lernen in ihren Ausführungen mit implizieren. Im zweiten Schritt des ersten Kapitels werden zwei Bereiche der Kinderstimmbildung, die sich aus der Kommentierung der Zitate ergeben, genauer beschrieben. Das abschließende Teilkapitel des ersten Kapitel hat zur Aufgabe Überlegungen anzuführen, welche Bedeutung Singen lernen für die musikalische Entwicklung im Allgemeinen aufweist. Das Hauptkapitel dieser Arbeit beschäftigt sich mit der Analyse von drei Handreichungen (Wieblitz 2007; Hefele und YemenDzakis 2006; Göstl 1996), die zum Ziel haben, Übungsmaterial und Kenntnisse zur Kinderstimmbildung zu vermitteln. Es wurden dabei drei Handreichungen ausgewählt, die innerhalb ihrer inhaltlichen Schwerpunktsetzung verschieden sind, jedoch sich alle zum Ziel gesetzt haben, Singen lernen zu vermitteln. Zu Beginn werden die Handreichungen in ihrem generellen Aufbau vorgestellt. Im zweiten Schritt werden die drei Handreichungen dahingehend analysiert, wie sie die Atmung, sowie den sozialen Bereich in der Kinderstimmbildung mit in ihren Ausführungen integrieren. Im Anschluss daran wird jeweils eine Übung vorgestellt und daraufhin untersucht, wie sie den jeweiligen Bereich thematisiert. Das letzte Kapitel hat zum Ziel, die Ergebnisse der Arbeit zu vergleichen und die Gemeinsamkeiten und Unterschiede herauszustellen.

Der Ergebnisse der Arbeit können eine Hilfestellungen für Pädagogen darstellen, die sich der Kinderstimmbildung zuwenden wollen, jedoch in der Fülle von Handreichungen keine geeigneten Kriterien finden, wie man die einzelnen Handreichungen untereinander vergleichen kann, um herauszufmden, welche für die eigene Hand geeignet ist.

1. Singen lernen

Singen ist elementarer Bestandteil im Musikunterricht in der Grundschule und in der musikalischen Früherziehung (vgl. Bojack-Weber 2012:15f.). Gerade junge Kinder zeigen große Freude am Singen, Stehen sie doch dem vokalen Musizieren ohne Vorurteile gegenüber (vgl. Brünger 2003). Doch will Singen, oder vielmehr der Einsatz der Singstimme, gelernt sein, ist doch die Stimme ebenso ein Instrument, wie eine Trompete oder eine Geige. Das folgende Kapitel will herausarbeiten, welche Bereiche und Aspekte der Kinderstimmbildung von elementarer Bedeutung sind und welche Bedeutung dem Singen lernen im Allgemeinen der musikalischen Entwicklung beigemessen wird.

Zu Beginn werden zwei Zitate zum Singen vorgestellt, die im Anschluss daraufhin kommentiert werden, inwiefern sie musikalisches Lernen[1] und Aspekte der Kinderstimmbildung mit implizieren. Im Folgenden werden Elemente der Kinderstimmbildung vorgestellt, die für die Entwicklung der Kinderstimme von elementarer Bedeutung sind. Das Kapitel schließt mit Überlegungen, warum dem Singen in der musikalischen Entwicklung von Kindern ein so hoher Stellenwert eingeräumt wird.

1.1. Singen

Das Leben eines jeden Menschen beginnt mit dem Singen. Diese These scheint auf den ersten Blick sehr fragwürdig, schaut man sich jedoch das Verhalten von Säuglingen an, so scheint dieser Gedanke gar nicht mehr so weither geholt. Jeder Mensch, der auf die Welt kommt, begrüßt die Mutter mit einem Schrei. Singen ist im Prinzip nichts anderes als kultiviertes Schreien, da beim Singen doch ähnliche Muskeln beansprucht werden, wie beim Schreien (vgl. Mithen 2007).

Thomas Blank und Karl Adamek konstatieren:

„Singen stellt eine einzigartige Möglichkeit zur relativ schnellen Erreichung von starken Glücksempfindungen dar, sowohl alleine als auch gemeinschaftlich. Singen kann die Sozialfähigkeiten, die soziale Bindungsfähigkeit und die Lernfähigkeit fördern. Singen kann helfen, negative Gefühle allgemein und besonders Angst, Aggressionen und Trauer in positive Gefühle und konstruktive Tatkraft umzuwandeln.“ (Blank/Adamek 2010:34; Hervorhebungen Simon Böker)

Die Überlegungen zum Singen von Blank/Adamek verfolgen gleich mehrere Aspekte der (Kinder-)Stimmbildung, die ทนท näher betrachtet werden. Zu Beginn bezeichnen Blank/ Adamek Singen als einzigartige Möglichkeit. Für das musikalische Lernen ist diese Feststellung von Bedeutung, da die Stimme, als ureigenes Instrument, generell jedem Menschen gegeben ist - von Geburt an. Er muss lediglich wissen, wie er sie einsetzen kann. Im nächsten Punkt sprechen Blank und Adamek den zeitlichen Faktor des Singen- Lernens an, indem sie Fortschritte schon relativ schnell zu erkennen glauben. Für die Stimmbildung bedeutet dies, dass sich schon nach kurzer Zeit Erfolge einstellen sollten, sofern geeignete Übungskonzepte verfolgt werden. Weiter gehen sie auf die Art des Erfolges ein - auf das Erreichen von starken Glücksempfindungen, dass beim Singen durch Endorphine im Körper freigesetzt wird. Diese Gefühle können, nach ihrer Vorstellung, sowohl alleine als auch gemeinsam, im Chor, freigesetzt werden. Diese Angabe ist für musikalische Lernprozesse interessant, da sich daraus ableiten lässt, dass sie nicht nur in der Gruppe, sondern auch im Einzelunterricht entstehen können. Im Folgenden gehen die beiden Autoren auf Lernbereiche ein, die in musikalischen Lernprozessen verfolgt werden. Die Sozialfähigkeit lässt sich trainieren da, sofern man in der Gruppe singt, man lernen muss, sich unterzuordnen. Weiter muss beim Singen in der Gruppe aufeinander gehört werden, da nur so ein gemeinsamer Chorklang erzeugt werden kann. Die soziale Bindungsfähigkeit wird im musikalischen Lernen gefördert, da während des Singens in der Gruppe die Sitzordnung im Idealfall konstant ist. Das Abhängigkeitsverhältnis entsteht dann bei der Entwicklung des Chorklanges unbewusst. Es wird potenziert, da sich die Entwicklung der Hörfähigkeit auf seine Sitznachbam auswirkt, da man sich denen eher anpasst, als an Personen, die weiter weg Stehen. Die Lernfähigkeit wird bei der Stimmbildung, da sich der Chor die Informationen des Chorleiters schnell merken und sofort Umsetzen muss. Beim Singen wird die Merkfähigkeit gefördert, so man den Chor auswendig singen lässt. Im letzten Satz sprechen Blank/ Adamek die therapeutische Dimension des musikalischen Lernens, im Kontext des Singens, an. Die Musiktherapie nutzt Singen um negative Gefühle, wie Angst, Aggressionen und Iraner durch das Singen m positive Gefühle umzuwandeln. Dies gelingt, wie bereits beschrieben, durch die Freisetzung von Glückshormonen.

Ein anderes Verständnis vom Singen verfolgt Gembris. Gembris versteht Singen wie folgt:

„Der größte Teil unseres musikalischen Denkens น ท d Vorstellens vollzieht sich wahrscheinlich über die Stimme. Der prägenden Bedeutung des Singens haftet ein dauerhafter, musikästhetisch wirksamer Nachklang an, und zwar insofern, als Scmgbarkeit oft als ein entscheidendes Kriterium von Musik angesehen wird. Diese musikalische Vorprägung hält vermutlich bei den meisten Menschen das ganze Leben lang an und kaim für das Musikverständnis mehr oder weniger bestimmend sein" (Gembris 2002:301; Hervorhebungen Simon Böker)

Zu Beginn seiner Überlegungen betrachtet Gembris das Singen unter der Perspektive des musikalischen Denkens un à Vorstellens. Hier verweist er auf das musikalische Lernen im Allgemeinen, indem er Singen, bzw. die Stimme, über das Musizieren auf Instrumenten stellt. Diese These kann verfolgt werden, da selbst beim Musizieren Instrumentalisten immer wieder auf die Stimme zurückgreifen, um Phrasierungen oder andere musikalische Parameter zu verbalisieren, wodurch eine gesunde Bildung der Stimme weiter gestützt wird. Gembris setzt in seinem Verständnis vom Singen den Fokus auf die zeitliche Dimension, in dem er konstatiert, dass dem Singen ein dauerhafter, musikästhetisch wirksamer Nachklang beigemessen wird. Hier impliziert er weiter die Intensität der Wirkung - dauerhaft und prägend, sowie den Grad der Intensität - wirksam. Der nächste Aspekt bezieht sich auf Musik im Allgemeinen und spielt ebenfalls auf musikalische Lernprozesse im Allgemeinen ab. Sangbarkeit ist nicht nur beim Singen von entscheidender Bedeutung, sondern auch beim Geige oder Trompete Spielen, da alle Instrumente über Atmung funktionieren - entweder bezogen auf das reine Spielen oder auf die Phrasierung, die durch die eigene Atmung gesteuert wird. Abschließend glaubt Gembris, das Singen ein Leben lang won Bedeutung ist, und somit als dauerhafter musikalischer Lernprozess, für das Musikverständnis, im eigenen musikalischen Lernen verankert ist.

1.2. Kinderstimmbildung

Während Blank/Adamek in ihrem Ansatz in erster Linie den sozialen Bereich während des Singens verfolgen, fokussiert Gembris den Bereich der Atmung. Dieser Umstand scheint willkürlich. Untersucht man jedoch das Instrument, die Stimme, beim Singen genauer, scheint es nur sachlogisch korrekt. Hält man sich beim Singen die Hand vor dem Mund, so kann man feststellen, dass man ausatmet. Singen ist demnach also vermeintlich nichts weiter, als Ausatmen auf einem Ton (vgl. Behne 1995:26).

Diese Arbeit hat zum Ziel verschiedene Programme zur Kinderstimmbildung kritisch zu analysieren. Aufgrund der Menge an Elementen der Kinderstimmbildung werden, jedoch erst im zweiten Schritt der Analyse, nur ausgewählte Aspekte der Kinderstimmbildung untersucht[2]. Für die Analyse wurden, aufgrund vorgestellten Zitate, der Bereich Atmung, sowie der soziale Bereich des Singen lemens ausgewählt. Im Folgenden wird nicht auf die Kinderstimmbildung im Allgemeinen eingegangen, sondern nur exemplarische Aspekte der beiden Bereiche vorstellt.

1.3.1. Sozialer Bereich

Der Gesang als Instrument ist noch stärker als das reine Instmm ental spiel mit Kommunikation verbunden. Obgleich man auch für sich selbst singen kann, beabsichtigt man während des Singens stets mit anderen Menschen in Kontakt zu treten; sie mit seinem Gesang anzusprechen. Kommunikation ist nicht nur ein wichtiger Bestandteil des sozialen Miteinanders, sondern auch ein wichtiger Bereich in der Stimmbildung. Singt man in der Gruppe, so sind soziale Fähigkeiten von noch entscheidender Bedeutung, die auch für die Entwicklung von jüngeren Kindern wichtig sind. Sie lernen hier auf spielerische Weise Fähigkeiten, die sie sonst nur schwer erlernen können. Im Singen mit anderen Kindern ist im Wesentlichen der Aspekt des Miteinander-Singens in der Stimmbildung zu verfolgen. Jüngeren Kindern fällt es viel schwerer, im Vergleich zu Erwachsenen, sich einer Gruppe unterzuordnen und als Teil dieser Gruppe zu fungieren. Die Kinder müssen ihre Wahrnehmungsfähigkeit unter Beweis stellen, da sie durch das Singen „über die unbewussten Mechanismen der Selbstwahrnehmung einen Beitrag zur Stärkung der Persönlichkeit, der Ausdrucks- und Empfmdungsfähigkeit des Kindes leisten.“ (Brünger 2009:92). Weiter müssen sie „Regeln und Verabredungen beim Singen als sinnvoll erkennen und einhalten“ (ebd.:94), wodurch auch hier soziales Lernen mit impliziert wird.

Denkt man den Gedanken weiter, dass Singen immer eine Art der Kommunikation ist, so kann man weiter daraus ableiten, dass auch der Aspekt des Hörens von Bedeutung ist. Wie bereits oben beschrieben, stellt die Unterordnung einer Gruppe für Kinder eine besondere Herausforderung dar. Beim Singen müssen sie lernen, aufeinander zu hören. Sie müssen ihre Stimme so anpassen, dass sie im Idealfall einen gemeinsamen Klang entwickeln, ohne dass ein Kind aus der Gruppe hervortritt. Dieser Aspekt im Kontext des sozialen Bereiches während des Singens lässt sich auch der Wahrnehmung zuordnen, müssen doch Kinder hier nicht nur wissen, wie sie mit ihrer Stimme umgehen, sondern auch auf andere Kinder achten und ggf. ihre Fähigkeiten so anpassen, wenn zum Beispiel andere Kinder nicht so laut singen können, wie sie, dass dennoch das gemeinsame Ziel des gemeinsamen Chorklanges verfolgt werden kann.

Die vorgestellten Aspekte im Kontext des sozialen Bereichs stellen nur eine exemplarische Auswahl dar, die jedoch auch schon zu Beginn der Stimmbildung trainiert werden können und sollten, da sie für eine gesunde Entwicklung des Singens, aufgrund ihres elementaren Charakters, von größter Relevanz sind.

1.3.2. Atmung

Für die Stimme sind verschiedene Atmungsorgane im Einsatz. Lunge, Brustkorb, Zwerchfell, Nasenhöhlen und Rachen arbeiten auf komplexe Art und Weise zusammen, um die menschliche Stimme klingen zu lassen. Der Beginn einer jeden Tonproduktion stellt das Einatmen dar. „Es gibt schlechte Atem- und schlechte Haltungsgewohnheiten, doch sind beide nicht unbedingt mit Singen in Verbindung zu bringen.“ (Reid 2001:45). Diese Auffassung von Reid streift gleich einen wichtigen und zentralen Bereich in der Atemschulung bei Kindern. Elm gesundes Singen zu fördern und etablieren zu können, muss von Beginn an die Zwerchfellatmung etabliert werden, um langfristig eine Hochatmung zu vermeiden. Bei der Zwerchfellatmung wird ermöglicht, dass der Brustkorb nicht erhöht wird, im Gegensatz zur Hochatmung. Die Kinder sollen so gleich lernen, „in den Bauch“ zu atmen. Die Hochatmung kann daran erkannt werden, dass die Schultern der Kinder zu weit hochgestreckt sind. Lässt man die Kinder länger in der Hochatmung singen, so entsteht ein gepresster Klang, da die Luft nicht gleichmäßig durch die Luftröhre Strömen kann, aufgrund der Blockade durch die hochgezogenen Schultern (vgl. Mohr 1997:1 Iff).

„Ein Künstler zu sein heißt, andere zum Lachen oder Weinen zu bringen und dabei selbst ruhig und gelassen zu bleiben; man muß sowohl beteiligt sein, als auch Distanz halten, man soll aufrichtig fiililen, sich aber nicht von seinen eigenen Gefühlen bewältigen lassen (...) Durch das „Fühlen mit Atmen“ ist der Künstler in der Lage, zu regulieren, zu kontrollieren und diese heikle Balance in effektiver Weise aufrecht zu erhalten.“ (Reid 2001:46).

Reid spricht hier einen wichtigen Aspekt in der Atemschulung an, den man schon früh bei den Kindern beachten muss - die Atemkontrolle. Erfolgt keine eigene Kontrolle durch die Kinder während des Singens, so können sie den Unterschied zwischen Zwerchfell- und Hochatmung auch nicht erkennen. In diesem Zusammenhang muss den Kindern, mit Worten und Bildern, die sich verstehen können, gezeigt werden, wie sie die Ziele der Stimmbildung auch selbst beim Singen kontrollieren können. Ried spricht hier nicht nur die Atemkontrolle an, sondern verweist auch auf den sozialen Bereich des Singens, der auch schon in der Stimmbildung berücksichtigt werden sollte und bereits vorgestellt wurde.

1.3. Die Bedeutung des Singens für die musikalischen Entwicklung

Der deutsche Barockkomponist Georg Phillip Telemann bekennt „Singen ist das Fundament zur Musik.“ (Telemann 1718:92 in: Gembris 2002:300). Aber warum ist Singen als „Fundament zur Musik“ zu sehen? Das vorangestellte Kapitel konnte bisher zeigen, welche Aspekte der Stimmbildung in den unterschiedlichen Bereichen beim Singen verfolgt werden können. Um diese Überlegungen abzurunden, wird ทนท konkret die allgemeine Bedeutung des Singens, oder vielmehr des Singen lemens, für die musikalische Entwicklung betrachtet. Hierbei wird primär keine sozialisationstheoretische Perspektive[3] verfolgt, obgleich sich Überlappungen nicht vermeiden lassen, sondern vielmehr eine pädagogische Ausrichtung der Fragestellung eingeschlagen.

„In der Entwicklung des Individuums ist die Fälligkeit zum Singen, d.h. die Fähigkeit zur stimmlichen Gestaltung von Melodik, Rhythmik, musikalischem Ausdruck (...) bereits vorhanden, bevor irgendein Musikinstrument gelernt werden kann. (...) Das bedeutet, dass die am Singen geschulten und darin zum Ausdruck gebrachten musikalischen (Ausdrucks-, Klang-, Ges taklings-) Vorstel hingen und Ausdrucksmuster eine Art Leitlinie darstellen, an denen sich das Instrumentalspiel bewusst oder unbewusst orientiert.“ (Gembris 2008:11)

Werden Kinder schon früh mit dem Singen sozialisiert, so lassen sich auf recht einfache Art und Weise musikalische Gmndfähigkeiten erlernen, die über ein Instrument langsamer zu erlernen sind. Lässt man Kinder früh singen, so können sie schon recht früh lernen, was es heißt sauber zu intonieren oder dynamisch variantenreich zu musizieren. Es ist beim Singen einfacher, da die Kinder zum Einen mit anderen zusammen singen. Dies fordert die Kinder mehr, als würden sie nur alleine ein Instrument lernen und dann erst später in ein Orchester wechseln. Für den pädagogischen Kontext ist eine frühe vokale Sozialisation weiter von Bedeutung, als durch das vokale Musizieren bereits die Motivation für das Instrumentalspiel antizipiert werden kann.

[...]


[1] Auf den Begriff „musikalisches Lernen“ wird in dieser Arbeit nicht näher eingegangen, da sie den Bereich der Stimmbildung fokussiert. Dennoch sei in diesem Zusammenhang auf die Arbeit von Amrhein (1993:571ff.) verwiesen, die in ihrer Arbeit explizit das Singen im Kontext musikalischen Lemens behandelt.

[2] In diesem Zusammenhang sei auf eine komplexe Darstellung von physiologischen Aspekten verwiesen auf Pezenburg (2007).

[3] Vgl. vertiefend zur sozialisationstheoretischen Ausrichtung des Singens Niessen (2008:35ff.) sowie Grulm (2003a)

Excerpt out of 29 pages

Details

Title
Ulrike Meinhofs Entwicklung von der Pazifistin zur Terroristin
Course
Leistungskurs Geschichte
Grade
1,3
Author
Year
2006
Pages
29
Catalog Number
V274279
ISBN (eBook)
9783668502826
ISBN (Book)
9783668502833
File size
592 KB
Language
German
Keywords
ulrike, meinhofs, entwicklung, pazifistin, terroristin
Quote paper
Katrin Heiserholt (Author), 2006, Ulrike Meinhofs Entwicklung von der Pazifistin zur Terroristin, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/274279

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