[...] Sein Dichterwesen begann in ihm aufzubegehren, und er hörte nicht auf, eigene Gedichte zu
schreiben und sich oft nächtens der verbotenen Privatlektüre bekannter Schriftsteller, wie
beispielsweise Shakespeare, zu widmen. Die Idee zu dem bürgerlichen Trauerspiel Kabale und Liebe, um das es im Folgenden gehen wird, hatte Schiller anscheinend schon während seines vierzehntägigen Arrestes, den er
aufgrund der unerlaubten Reise nach Mannheim der Räuber wegen absitzen mußte. Herzog
Karl Eugen hatte von Schillers heimlicher Unternehmung erfahren und ließ ihm nun seinen
Mißmut spüren. Im Laufe der Zeit war es Schiller unmöglich geworden, die Bevormundung des Herzogs
weiter über sich ergehen zu lassen. Obwohl er alles versucht hatte, den Herzog, unter anderem
durch Bittschriften, umzustimmen, konnte er seine eigentliche Profession nicht ausleben und
beschloß mit seinem Freund Andreas Streicher aus Stuttgart zu fliehen. Seine Flucht ging
über Mannheim nach Frankfurt, weiter über Oggersheim bis er zuletzt in Bauerbach, auf dem
Gut der mütterlichen Freundin Henriette von Wolzogen, angekommen war, auf dem er sich
sicher fühlen konnte. An diesem Ort schrieb er eines seiner wichtigsten Werke, nämlich die
Luise Millerin, die später auf Anraten Ifflands hin in Kabale und Liebe umbenannt wurde.
Dieses `bürgerliche Trauerspiel` ist Schillers Abrechnung mit dem absolutistischen System
und seine Rache an dem Herzog Karl Eugen. „Ämterschacher, Menschenhandel, Mätressenwirtschaft und Dekadenz von Höflingen sind nur die wichtigsten Kritikpunkte“4, die Schiller in Kabale und Liebe dem Publikum vor Augen führen möchte. Sein Leben war gekennzeichnet durch Freiheitsberaubung. „Leiblicher Zwang, Gebundenheit, die
Nichterfüllung seiner sehnlichsten Wünsche, und die gewaltsame Trennung von dem
elterlichen Hause“5 machten Schiller zu einem Rebell seiner Zeit. In der folgenden Arbeit sollen die sozialen beziehungsweise politischen Zustände zur Zeit Schillers aufgezeigt werden, um verstehen zu können, was um ihn herum geschah. Außerdem wird darauf eingegangen werden, wie Schiller versucht hat, die damalige gesellschaftliche
Ordnung in sein Werk einzuflechten und sie in seinen Figuren widerspiegeln zu lassen.
4 Mader, Friedrich Schiller, Seite 57
5 Loohuis, Analyse von `Kabale und Liebe`, Seite 71
Inhaltsverzeichnis
- Schiller ein Schüler der Karlsschule
- Geschichtlicher Hintergrund
- Ständegesellschaft
- Das höfische Leben zur Zeit des Absolutismus
- Das bürgerliche Leben
- Umsetzung in Kabale und Liebe
- Die bürgerliche Partei
- Miller
- Millers Frau
- Luise
- Wurm als Verbindungsstelle zwischen Bürgertum und Adel
- Die adlige Partei
- Fürst
- Präsident
- Hofmarschall von Kalb
- Ferdinand
- Lady Milford - eine Adlige mit bürgerlichen Wertvorstellungen
- Die bürgerliche Partei
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die sozialen und politischen Zustände zur Zeit Schillers, insbesondere in Württemberg unter Herzog Karl Eugen, und zeigt auf, wie diese in Schillers Werk „Kabale und Liebe“ reflektiert werden.
- Die Ständegesellschaft und ihre Auswirkungen auf das gesellschaftliche Leben
- Der Absolutismus und die Rolle des Herzogs Karl Eugen
- Die Konflikte zwischen Adel und Bürgertum
- Die Darstellung von Macht und Unterdrückung in „Kabale und Liebe“
- Schillers Kritik an der politischen und sozialen Ordnung seiner Zeit
Zusammenfassung der Kapitel
- Schiller ein Schüler der Karlsschule: Dieses Kapitel beleuchtet die Jugendjahre Schillers und seine Zeit an der Karlsschule, die maßgeblich sein Leben und seine Werke beeinflusst haben. Schillers schwierige Beziehung zum Herzog Karl Eugen und seine Sehnsucht nach Freiheit werden hier deutlich.
- Geschichtlicher Hintergrund: Dieses Kapitel beschreibt die Ständegesellschaft im 18. Jahrhundert, insbesondere die Rolle des Adels und des Bürgertums. Es zeigt auf, wie diese Strukturen das gesellschaftliche Leben prägten und zu Konflikten führten.
- Umsetzung in Kabale und Liebe: Dieses Kapitel analysiert die Figuren in „Kabale und Liebe“ im Kontext der damaligen Ständegesellschaft und zeigt auf, wie Schiller die Konflikte zwischen den Ständen in seinem Werk darstellt.
Schlüsselwörter
Ständegesellschaft, Absolutismus, Herzog Karl Eugen, Bürgertum, Adel, Macht, Unterdrückung, Freiheit, „Kabale und Liebe“, Friedrich Schiller, Kritik, soziale Ordnung, politisches System.
- Citar trabajo
- Claudia Faschingbauer (Autor), 2001, Die soziale bzw. politische Ordnung zur Zeit Schillers und ihre Realisierung in Kabale und Liebe, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/27460