Die attributive Relation in der traditionellen Satzgliedlehre und Abgrenzungskriterien des Attributes von dem Prädikativum und dem prädikativen Attribut


Hausarbeit (Hauptseminar), 2003

19 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Fragestellung

Der Begriff des Attributs

Apposition : Ich als Künstler

Prädikativum : Ich nenne mich Künstler

Valenz

Prädikatives Attribut : Ich sage dir das als Künstler

Schluss

Literaturliste

Einleitung

Die syntaktische Relation „Attribut” nimmt eine zentrale Stelle in der traditionellen Satzgliedlehre ein. Der Begriff des Attributs wird in den deskripiven Grammatiken theorieabhängig unterschiedlich definiert. Die diversen Begriffsbestimmungen und –abgrenzungen decken sich in vielen Fällen teilweise und sind kritisch zu prüfen.

Fragestellung

Diese Hausarbeit wird versuchen, die Anwendung der attributiven Relation in traditionellen Satzgliedlehre durch einen Vergleich unterschiedlicher Grammatiken zu untersuchen und die Widersprüchen darzustellen, die aus dem Verhältnis von Struktur und Funktion von Attributioen entstehen. Weiterhin wird versucht, die Berührungspunkte zwischen Attributen und Satzgliedern ersten Grades sowie s.g. Grenzfälle zu analysieren und nach Lösungsmöglichkeiten zu suchen. Es wird auch den Zusammenhang zwischen Attribution und Prädikation und den Begriff der näheren Bestimmung erläutert. Für die Zwecke dieser Hausarbeit wird eine und dieselbe DP analysiert, die aber im Satz unterschiedliche Funktionen erfüllt : 1. als Attribut ( Unterklasse Apposition ); 2. als Prädikativum ( Unterklasse Objektsprädikativ ); und 3. als Adverbialbestimmung ( Unterklasse prädikatives Attribut ):

Ich als Künstler – Ich sage dir das als Künstler – Ich nenne mich Künstler

Diese drei Propositionen werden als Basis dienen, um Abgrenzungskriterien zwischen den oben aufgeführten syntaktischen Relationen zu analysieren und vorzuschlagen.

Der Begriff des Attributs

In der traditionellen Satzgliedlehre wird das Attribut als „Satzgliedteil“ bezeichnet, d.h. das Attribut bestimmt den Gliedkern näher ( gegebenenfalls in hierarchischer Stellung : Attribut 1., 2., ...Grades ). Der Begriff der „näheren Bestimmung“ wird als eine Annahme der Satzgliedlehre über den Prozess des Satzverstehens aufgefasst. Die Bedeutungen der Wörter werden nicht einfach addiert, sondern jeweils eine Bedeutung wird als Merkmal in die andere inkorporiert. Zu dem zugrundeliegenden Ansatz der hierarchischen Konstituentenstruktur kommt der Gesichtspunkt der Dependenz hinzu – Dependens bestimmt Regens näher. Die Relation Gliedkern – Attribut ist eine syntaktische Relation in Bezug auf Wortgruppen unterhalb der Satzebene. In der traditionellen Satzgliedlehre wird das Attribut syntaktisch folgendermaßen definiert : es bezieht sich auf den Gliedkern, aber nicht auf das finite Verb, nicht auf den infiniten Bestandteil des verbalen Prädikats, nicht auf den Infinitiv der Infinitivkonstruktion und nicht auf das Partizip der Partizipialkonstruktion. Diese Bedingungen unterscheiden das Attribut von den restlichen Satzgliedern, ( z.B. Abgrenzung Attribut- AB ), an diesen Abgrenzungskriterien hält sich auch diese Hausarbeit .

Becker (1870) sieht die Satzbildung als „eine Entwicklung“ an, analog zur genetischen Evolution eines Organismus. Das attributive , so wie das objektive Satzverhältnis hat sich aus dem prädikativen entwickelt. Er gibt folgende Definition des Begriffs : „Ein Attribut ist ein Tätigkeitsbegriff der mit dem Begriff eines Seins zu einem Begriff Sein verbunden ist“1. Das attributive Satzverhältnis ist aus einem prädikativen Satzverhältnis hervorgegangen, in dem das Subjekt zum Beziehungswort und das Prädikat zum Attribut wird, z.B. : präd. Satzverhältnis : Die Katze ist faul; - attribut. Satzverhältnis : eine faule Katze; . Dem attributiven Satzverhältnis liegt ein „Urteil“ zugrunde, es drückt aber selbst den Akt des Urteilens ebenso wenig aus, als ein Substantiv, z.B. „Säugling ( ein saugendes Kind )“, „Erzieher ( ein erziehender Mann )“. Nach Becker ist das Attributive Satzverhältnis eine „Individualisierung des Subjekts“ und es wird darin „der Artbegriff des Subjekts“ dargestellt. Als Beispiel für ein „Attribut der Art“ und „des Individuums“ gibt er “ein griechischer Tempel“ bzw. “der Tempel Salomons“.

Apposition : Ich als Künstler...

Die Apposition stellt das schwierigste Problem bei der Unterscheidung von attributiven Formklassen dar. In der Grammatiken mischen sich synchrone und diachrone, deskriptive und normative Ansätze, trotzdem bleiben viele Fragen über die Abgrenzung der Apposition von der adverbialen Bestimmung und von dem Prädikativum offen. Einige der wichtigsten Probleme sind: fallen die als - Appositionen unter dem Begriff Apposition und sind die Appositionen Attribute? Nach Jürgen Erich Schmidt sollten die traditionellen Definitionen der Apposition und des Attributs erweitert werden, um einen einheitlichen Begriff zu gewinnen. Nach Schmidt stellen die als –Appositionen im Gegensatz zu den lockeren Appositionen keine eigenständigen Informationseinheiten dar. Weiterhin führt er auch ein neues Argument ein, nämlich im Gegensatz zu den immer fakultativen Appositionen können die als - Phrasen in attributiver Funktion auch obligatorisch verwendet werden : „In meiner Eigenschaft als Leiter dieses Betriebs verlange ich Einlass“ vs. *„ In meiner Eigenschaft verlange ich Einlass“.[1] Schmidt schlägt folgende Definition der Apposition vor : „Appositionen sind dependente Substantive oder Substantivgruppen, deren reguläres Flexionsverhalten dadurch gekennzeichnet ist, dass sie mit ihrem Regens entweder kongruieren oder im Nominativ stehen bzw. keine Kasusmerkmale aufweisen“. Nach dieser Begriffsbestimmung zählen die Appositionen zu den Attributen.

Nach Duden / Drosdrovsky (1995) zählen die Appositionen zu den Attributen, die im Kasus bestimmt sind. Die Apposition hat meistens als Kern ein Substantiv, wird ihrem Bezugswort nachgestellt und kongruiert mit ihm. Darunter fallen auch Appositionen mit der Konjunktionen als und wie. Der substantivische Teil der Apposition kann durch einen Begleiter ( Pronomen oder Artikel ) oder durch adjektivische und andere Attribute erweitert werden : Mit Robert als dem stärksten Spieler der Mannschaft sollten wir das Spiel gewinnen[2]. Von der Appositionen sind attributive als- und wie –Konstruktionen abzugrenzen, z.B. : Einen Film wie heute genießt man lieber zu zweit. ( App. ) vs. Ein besseres Lasershow als vorhin siehst du garantiert nicht. Drosdrowsky (Duden 1995) ordnet Satzgleder mit als oder wie, die sich auf ein anderes Satzglied beziehen zu der Gruppe der „zugeordneten Glieder“( s. Prädikativum ). Diese Gruppe enthält ziemlich ambige Konstruktionen, die schwer abzugrenzen sind : „Uns schmeckte als Kinder alles Süße besonders gut“ vs. „Uns als Kinder schmeckte“[3]. Die letzte ist eindeutig als Apposition zu werten und das zweite kann als eine temporale AB verstanden werden ( als wir Kinder waren ) und hat einen klaren Bezug zum Prädikat, was dafür spricht, die als-DP zu den prädikativen Attributen zu zählen. Diese Abgrenzung kann jedoch widergelegt werden durch die Argumentation der „abgerückten Apposition“( s.u. ). Die s.g.“ zugeordneten Glieder“ sowie die Attribute mit als und wie kongruieren mit ihrem Bezugswort. Möglich sind auch Sonderfälle der Nicht – Kongruenz z.B. bei schwach deklinierten Nomen, wenn ihnen kein dekliniertes Wort ( Artikel, Pronomen, Adjektiv, Partizip ) vorangeht : „Als Assistent gelang ihm eine sensationelle Entdeckung“ ( Nebenform : als Assistenten ).

Hentschel / Weydt (1990) schlagen eine Lösung des Abgrenzungsproblems der Apposition vor, indem sie semantisch das Kriterium der identischen Referenz einführen. Syntaktisch halten sie das Kriterium fest, dass die Apposition direkt bei ihrem Bezugswort steht und im Satz nicht frei beweglich ist. Duden (1995) und Eisenberg (1999) würden folgende Äußerungen zu der Appositionen zuordnen, während Hentschel / Weydt (1990:356) diese als „Anschlüsse mit als und wie“ bezeichnen : Ich kann Cher als Schauspielerin nicht leiden; Wir suchen eine Mitbewohnerin als Sonja. Die Autoren nennen drei Punkte, worin sich diese Propositionen von den „echten“ Appositionen unterscheiden : 1. Das Kriterium der Referenzidentität ist nicht erfüllt : durch wie und als werden Merkmale vom Referenzobjekt des Bezugswortes ausgedrückt, diese Merkmale sind aber nicht identisch mit diesem, vgl. : Ich kann Cher, die Schauspielerin, nicht leiden ; und Wir suchen eine Mitbewohnerin Sonja. Gegenüber der echten Apposition drückt „wie Sonja“ einen Vergleich aus , und „als Schauspielerin“ eine spezifische Rolle , die das Referenzobjekt des Bezugswortes ausübt; 2. Als- Konstruktionen sind unabhängig von ihrem Bezugswort frei im Satz beweglich : Als Schauspielerin kann ich Cher nicht leiden; ( darüber hinaus enthält die Konstruktion noch eine semantische Ambiguität - Ich als Schauspielerin, oder Cher als Schauspielerin-, die wir aber nicht berücksichtigen werden ) vs. Cher kann ich als Schauspielerin nicht leiden. Nach dieser Anfassung hebt die Distanzstellung der als- Phrase von ihrem Bezugswortes den attributiven Status der als – DP auf. Es besteht weiter das Problem, zu welcher Satzgliedgruppe die als – DPs zugeordnet werden. Der Bezug auf das substantivische Kern, in dem Falle auf das Objekt, ist sehr stark ausgeprägt, und es ist kaum einen adverbialen Bezug zum Prädikat festzustellen, was die Zuordnung zu der AB ( bzw. zu dem prädikativen Attribut ) ausschließt.

Echte Appositionen können nur parenthetisch ins Nachfeld bewegt werden : Herkules, der Held, zog seinen Schwert heraus;

?Herkules zog seinen Schwert heraus, der Held;

*Herkules zog, der Held, seinen;

*Der Held zog Herkules.;

Also das Kriterium der Beweglichkeit führt zu keinem genauen Erkenntnis über den Status der als – und wie – DPs. Der dritte Punkt, worin sich „als – Anschlüsse“ von „echten“ Appositionen unterscheiden ist, dass die letzten syntaktisch nebengeordnet sind, d.h. sie stehen „auf dasselbe Ebene wie ihr Bezugswort“[4]. Nach Hentschel / Weydt sind „als“ und „wie“ Präpositionen, die zur Unterordnung von Satzgliedern dienen. Trotz den Unterschieden von den „echten“ Appositionen werten sie die „als – und wie – Anschlüsse“ als Attribute, weil das attributive Verhältnis zwischen der als- DP und dem Bezugswort überwiegt. Diese Schlussfolgerung stimmt auch mit der Annahme in dieser Hausararbeit überein, dass als – DPs in der oben beschriebenen syntaktischen Funktion in erster Linie Attribute sind, obwohl die Zuordnung zu der Appositionen nicht immer problemlos ist.

[...]


1 Becker (1870:316)

[1] Schmidt, Jürgen Erich (1993:113)

[2] Duden, (1998:637)

[3] Duden, (1995:714)

[4] Hentschel/Weydt, (1990:363)

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Die attributive Relation in der traditionellen Satzgliedlehre und Abgrenzungskriterien des Attributes von dem Prädikativum und dem prädikativen Attribut
Hochschule
Humboldt-Universität zu Berlin  (Institut für deutsche Sprache und Linguistik)
Veranstaltung
Hauptseminar Attribution
Note
1,7
Autor
Jahr
2003
Seiten
19
Katalognummer
V27475
ISBN (eBook)
9783638295161
Dateigröße
555 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Definition, Anwendung, Relation, Satzgliedlehre, Abgrenzungskriterien, Attributes, Prädikativum, Attribut, Hauptseminar, Attribution
Arbeit zitieren
Hristina Doneva (Autor:in), 2003, Die attributive Relation in der traditionellen Satzgliedlehre und Abgrenzungskriterien des Attributes von dem Prädikativum und dem prädikativen Attribut, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/27475

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