Bezug nehmend auf die bisherige mangelnde Beachtung von Respekt in den internationalen Beziehungen werden mit der vorliegenden Arbeit folgende Ziele verfolgt: Erstens soll Respekt von der Peripherie weiter ins Zentrum der Betrachtungen geholt werden und als Analyseinstrument für staatliches Verhalten im internationalen System eine präzise Definition fern von moralisierenden Implikationen erhalten. Zweitens soll die Relevanz von Respekt als Analyseinstrument und also eigenes Handlungsmotiv von Staaten an dem einschlägigen Fallbeispiel des iranischen Atomkonflikts plausibel gemacht werden. Das Fazit der Analyse ist, dass wenn der Wunsch zur Kooperation bei Staaten Priorität genießt, die Gewährung von Respekt prinzipiell vorteilhaft ist.
Inhaltsverzeichnis
- INHALTSVERZEICHNIS
- ANHANGVERZEICHNIS
- ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
- EINLEITUNG
- Die Relevanz von Respekt
- Respekt in der Disziplin der Internationalen Beziehungen
- Zielsetzung und Vorgehensweise der vorliegenden Arbeit
- WAS IST RESPEKT?
- Respekt als intrinsischer Wert staatlichen Akteuren
- Respekt als prozessuale Beziehung zwischen einem Subjekt und einem Objekt
- Respekt als angemessene Berücksichtigung des Objekts
- Konzepte für die inhaltliche Bestimmung von Respekt
- Damralls „Two Types of Respect"
- Hudsons „Four Types of Respect"
- Von den Typen zu den Elementen
- Elemente von Respekt und deren Operationalisierung
- Berücksichtigung der Präsenz
- Berücksichtigung der Interessen
- Berücksichtigung der Rechte
- Berücksichtigung der Besonderheiten
- Respekt im Verhältnis zu den Begriffen Macht und Prestige
- Übersicht
- DIE VERSCHÄRFUNG VON KONFLIKTEN DURCH MANGELHAFT GEZOLLTEN RESPEKT
- Respektmangel als Ursache von unkooperativem Verhalten und Konfliktverschärfung
- Verstärkende Variablen für den wahrgenommenen Mangel an Respekt
- Übersicht
- DER KONFLIKT UM DAS IRANISCHE ATOXIPROGRAXLM VON 2003-2008
- Die Problematik um das iranische Atomprogramm
- Die Anfänge des iranischen Atomprogramms
- Der Konflikt um das Atomprogramm ab 2003
- Die große Bedeutung des Iran in der Vergangenheit und der Bedeutungsverlust
- Das hohe Selbstbild des Iran
- Bedeutungsverlust-Erfahrungen und Verlustängste des Iran
- Das Verhältnis zwischen USA und Iran seit der islamischen Revolution
- Das Verhältnis bis zum Amtsantritt von George W. Bush
- Iran als „rogue state" auf der Achse des Bösen
- Die Mängel an Respekt aus Sicht des Iran
- Respektmangel in Bezug auf Präsenz des Iran
- Iran als Regionalmacht
- Verweigerung von Kontakt mit dem Iran
- Regime Change und die Drohungen mit einem Militärschlag
- Respektmangel im Bezug auf Interessen des Iran
- Das Atomprogramm zu zivilen Zwecken
- Das Atomprogramm zu militärischen Zwecken
- Der fehlende faire Prozess
- Respektmangel im Bezug auf Rechte des Iran
- Die Rechte des Iran im Bezug auf das Atomprogramm
- Der Fall Iran vor dem UN-Sicherheitsrat und die Sanktionen
- Respektmangel im Bezug auf Besonderheiten des Iran
- Double Standards im Verhalten der USA gegenüber Pakistan und Indien
- Respektmangel in Bezug auf Präsenz des Iran
- Das konfliktfördemde Verhalten des Iran aus Gründen mangelnden Respekts
- Die Verschärfung des Konflikts durch Irans unkooperatives Verhalten und konfrontative Rhetorik
- Erzwingen und Erhalt von Respekt
- Respekt um seiner selbst Willen
- Der Widerspruch zu den wirtschaftlichen Zielen
- Der Widerspruch zu den Zielen im Bezug auf Sicherheit
- Fazit zum Fallbeispiel um den iranischen Atomkonflikt
- Die Problematik um das iranische Atomprogramm
- Weitere Fälle
- Folgerung: Respekt als prinzipielle und prinzipiell bessere Strategie zur Verbesserung internationaler Kooperation
- Ausblick: Respekt als neue Strategie von US-Präsident Barack Obama
- Die neue Rhetorik auf Seiten der USA
- Die Reaktion des Iran
- Anhang
- Anhang 1 - Historie des Iran
- Anhang 2 - Iran heute: Aktuelle Karten des Iran
- Anhang 3 - Das Regierungssystem der islamischen Republik Iran
- Anhang 4 - Der Uran-Brennstoff-Kreislauf
- Anhang 5 - Der Atomwaffensperrvertrag (NPT)
- Anhang 6 - Das „Grand Bargain Proposal"
- Anhang 7 - Das P5+1 Verhandlungsangebot vom Juni 2006
- Anhang 8 - Resolution 1696 des UN-Sicherheitsrates
- Anhang 9 - Resolution 1803 des UN-Sicherheitsrates
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit widmet sich der Relevanz von Respekt in internationalen Konflikten und untersucht, inwiefern das Streben nach Respekt als Handlungsmotiv für das Verhalten von Staaten fungiert. Die Arbeit zielt darauf ab, Respekt als Analyseinstrument in der Disziplin der Internationalen Beziehungen zu etablieren und dessen Bedeutung für die Entstehung, Fortsetzung und Lösung von Konflikten aufzuzeigen.
- Die Bedeutung von Respekt als intrinsischer Wert für Staaten
- Die Elemente von Respekt und deren Operationalisierung
- Der Zusammenhang zwischen Respektmangel und unkooperativem Verhalten von Staaten
- Die Rolle von Respekt im Kontext des iranischen Atomkonflikts
- Respekt als prinzipielle Strategie zur Verbesserung internationaler Kooperation
Zusammenfassung der Kapitel
Das zweite Kapitel widmet sich der theoretischen Einordnung des Begriffs Respekt und seiner Elemente. Es wird gezeigt, dass Respekt als prozessuale Beziehung zwischen einem Subjekt und einem Objekt verstanden werden kann, in der das Subjekt das Objekt in einer bestimmten, respektvollen Art und Weise berücksichtigt. Die Arbeit fokussiert dabei auf die Objektperspektive und definiert Respekt als angemessene Berücksichtigung der Präsenz, Interessen, Rechte und Besonderheiten eines Staates. Die Elemente von Respekt werden anhand von Konzepten aus Philosophie und Sozialpsychologie, wie etwa den „Two Types of Respect" von Stephen L. Darwall und den „Four Types of Respect" von S. C. Hudson, systematisch dargestellt und auf die internationale Ebene übertragen. Die Arbeit stellt auch heraus, dass Respekt nicht mit den Begriffen Macht oder Prestige gleichzusetzen ist, sondern als eigenständige soziale Beziehung verstanden werden muss.
Kapitel 3 untersucht den Zusammenhang zwischen Respektmangel und unkooperativem Verhalten von Staaten. Es wird argumentiert, dass ein Staat bei einem wahrgenommenen Fehlen von Respekt durch einen anderen Staat ein konfliktträchtiges Verhalten an den Tag legt, um den Respektmangel zu beseitigen oder zu reduzieren. Die Arbeit analysiert die verstärkenden Faktoren, die die Wahrnehmung von Respektmangel beeinflussen, wie etwa ein hohes Selbstbild, Bedeutungsverlustängste und Double Standards im internationalen System.
In Kapitel 4 wird die Relevanz von Respekt anhand des Konflikts zwischen den USA und dem Iran um das iranische Atomprogramm veranschaulicht. Die Arbeit zeigt, dass sich der Iran von den USA nicht respektiert fühlt und dies als Grund für sein unkooperatives Verhalten und die Verschärfung des Konflikts ansieht. Die Analyse des Konflikts erfolgt anhand der in Kapitel 2 definierten Respektelemente und zeigt, dass die USA den Iran in seiner Präsenz, seinen Interessen, seinen Rechten und seinen Besonderheiten nicht angemessen berücksichtigen. Die Arbeit stellt auch heraus, dass der Iran durch sein konfliktreiches Verhalten bestimmte Respektbezeugungen der USA erzwingen konnte, was die These unterstützt, dass Respekt ein eigenes Handlungsmotiv für Staaten sein kann.
Kapitel 5 präsentiert weitere Fälle, die die Relevanz von Respekt als Handlungsmotiv in internationalen Konflikten belegen. Es werden die Konflikte um den geplanten US-Raketenabwehrschirm in Polen und Tschechien sowie das unkooperative Verhalten Polens bei EU-Verhandlungen analysiert. Die Arbeit zeigt, dass auch in diesen Fällen das Streben nach Respekt und die Wahrnehmung von Respektmangel als wesentliche Faktoren für das Verhalten der Staaten fungieren.
Kapitel 6 fasst die Ergebnisse der Arbeit zusammen und zieht die Folgerung, dass die Gewährung von Respekt für das Subjekt in einer Konfliktbeziehung von Vorteil sein kann, um unkooperatives Verhalten des Objekts zu verhindern und die Kooperation zu fördern. Die Arbeit argumentiert, dass Respekt nicht als Appeasement-Politik verstanden werden darf, sondern als prinzipielle Strategie zur Verbesserung internationaler Kooperation.
Kapitel 7 widmet sich dem Ausblick auf die neue US-Außenpolitik unter Barack Obama gegenüber dem Iran. Die Arbeit analysiert die neue Rhetorik Obamas, die auf „mutual respect" basiert, und die Reaktion des Iran. Es wird festgestellt, dass der Iran Obamas Worte zwar positiv bewertet, aber gleichzeitig konkrete Taten der USA fordert, um die Glaubwürdigkeit der neuen US-Politik zu bestätigen. Die Arbeit schlussfolgert, dass Respekt als politisches Instrument zur Kooperationstrderung neben Worten insbesondere Taten erfordert, um das Objekt von seiner Gewährung zu überzeugen.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Respekt in internationalen Konflikten, die Bedeutung von Respekt als Handlungsmotiv, die Elemente von Respekt, die Wahrnehmung von Respektmangel, das Verhalten von Staaten in Konfliktbeziehungen, der iranische Atomkonflikt, die US-Außenpolitik gegenüber dem Iran, die neue Rhetorik Obamas und die Bedeutung von Taten für die Gewährung von Respekt.
- Quote paper
- Isabella Hermann (Author), 2009, Die Relevanz von Respekt in internationalen Konflikten. Die Verhandlungen um das iranische Atomprogramm, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/274883