Zu Karl R. Poppers Theorie vom Fortschritt durch Falsifikation


Dossier / Travail, 2013

21 Pages


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Poppers Lehre von Vermutung und Irrtum
2.1. Subjektive Erkenntnis versus objektiver Wahrheit
2.2. Zuerst ist die Verwunderung

3. Kritikverbot in der geschlossenen Gesellschaft
3.1. Orakelphilosophie, Holismus und andere Ideologien
3.2. Georg Wilhelm Friedrich Hegel und Karl Marx – überzeugte Historizisten

4. Tyrannei oder Demokratie
4.1. Institutionen für Rechtssicherheit
4.2. Minimallösungen unzureichend?

5. Der Weg zur Wahrheit
5.1. Zyklus der Fehlersuche und Fehlereliminierung
5.2. Auf Ideensuche

6. Selbstverwirklichung durch Erkenntnisgewinnung
6.1. Selbstkritik empfohlen
6.2. Selbstverwirklichung in demokratischen Verhältnissen
6.3. Demokratie darf Gericht halten
6.4. Voraussetzungen für die Freiheit des Individuums

7. Grundideen der geschlossenen Gesellschaft
7.1. Platons Ideen
7.2. Die Lehren des Historizismus
7.3. Wichtiges Machtinstrument des Sozialismus

8. Über die Verwirklichung der „sozialistischen Ideen“ in der Deutschen Demokratischen Republik

9. Die Möglichkeiten der offenen Gesellschaft

10. Fazit

Einleitung

Karl Raymund Popper, geboren am 28.07.1902 in Wien, war ein sehr bedeutender Philosoph des 20.Jahrhunderts. Seine Denkansätze haben bis heute einen nachhaltigen Einfluss auf die Philosophie.

Popper favorisiert die „offene Gesellschaft“ als zielführende für die Zukunft. Für ihn ist die Entwicklung des Menschen nur dann gesichert, wenn demokratische Verhältnisse in der Gesellschaft herrschen und jeder gleiche Chancen zur Selbstverwirklichung eingeräumt bekommt. Andererseits ist der Mensch im Gegensatz zur „geschlossenen Gesellschaft“ für seine Lebensgestaltung selbstverantwortlich. Diese neue Verantwortung für sich und andere bringt jedoch auch Probleme mit sich. Nicht jeder ist diesen Ansprüchen gewachsen, sodass soziale und rechtliche Instrumente greifen müssen.

Für die Verwirklichung der ethischen Ziele der Gegenwart ist die „offene Gesellschaft“ unbestritten notwendig. Es darf auch keine Trennung von Moral und Politik geben, utilitaristische Theorien oder die Ideen von Machiavelli in Bezug auf die Machtausübung schließen sich von vornherein aus. Jede Veränderung der Gesellschaft ist möglich, es dürfen jedoch keine Gesetze zur Anwendung kommen, die die Demokratie in Frage stellen.

Mit der Überwindung der Teilung Deutschlands sahen sich die Menschen im Gebiet der ehemaligen DDR der „offenen Gesellschaft“ ausgesetzt. Aus einem vom Staat organisierten Leben wurden sie mit einer grundsätzlich neuen Lebensweise konfrontiert. Sie waren für ihre Entwicklung, für ihr Handeln selbst verantwortlich. Aus der geschlossenen wurde von einem Tag auf den anderen eine offene Gesellschaft, wie sie Karl Raimund Popper in seinen Arbeiten beschrieb. Am freien Fall von der geschlossenen zur offenen Gesellschaftsform sollen damit verbundene Probleme verdeutlicht werden, die bis heute die gesellschaftliche Wirklichkeit nicht unerheblich prägen.

2. Poppers Lehre von Vermutung und Irrtum

Karl Raimund Popper kreierte eine völlig neue Herangehensweise an wissenschaftliche Erkenntnisgewinnung, die in ihrer kritischen Betrachtung bis zu den Lehren von Heraklit, Platon und Aristoteles zurückblickt.

2.1. Subjektive Erkenntnis versus objektiver Wahrheit

Eine Vermutung, eine Hypothese bildet den Ausgangspunkt. Auf dem Weg der Wahrheitsfindung wird die Hypothese kritisch überprüft. In der Hoffnung Fehler zu finden und diese auszumerzen, kann der Wahrheit näher gekommen werden. Popper schließt jedoch aus, dass es je gelingt die Wahrheit zu finden, lediglich eine stetige Annäherung ist möglich.[1] Mit dieser Argumentation begründet Popper den „kritischen Realismus“, „die kritische Suche nach dem Irrtum“.

2.2. Zuerst ist die Verwunderung

Die Erkenntnis beginnt mit Problemen, die sich darin ausdrücken, dass sich ein Widerspruch auftut zwischen unserem Wissen und der für uns wahrnehmbaren Wirklichkeit. Doch erst die bewusste Beobachtung des Problems führt dazu, dass der Erkenntnisprozess beginnen kann.[2] Für Popper liegt die wissenschaftliche Methode zu einer Lösung zu kommen darin, Vorschläge einer kritischen Betrachtung zu unterziehen. Unwiderlegbare Lösungsansätze sind seiner Meinung nach als unwissenschaftlich abzulehnen. Nur die Falsifizierbarkeit der Argumente qualifiziert sie für wissenschaftliche Untersuchung. Aus dieser These resultiert, dass wissenschaftliche Erkenntnisse, ob theoretischer oder praktischer Natur, niemals als bewiesen gelten können. Es handelt sich immer um Vermutungen und es muss immer danach gestrebt werden diese zu widerlegen.

3. Kritikverbot in der geschlossenen Gesellschaft

Für Popper ist eine derartige Vorgehensweise in einer geschlossenen Gesellschaft unvorstellbar. Diese zeichnet sich durch verschiedene Merkmale aus. Alle haben jedoch gemeinsam, dass die Menschen in der Gemeinschaft in irgendeiner Form determiniert sind.

3.1. Orakelphilosophie, Holismus und andere Ideologien

Beispiele für Formen geschlossener Gesellschaften sollen in den kommenden beiden Abschnitten beleuchtet werden.

Schon in der Antike gab es die „orakelnden Philosophen“. Sie sind der Meinung, dass der Lauf der Geschichte einem unabänderlichen Schicksalsgesetz folgt. Diese Form der Geschichtsdarstellung nennt Popper „historizistisch“ und beschreibt diesen Ansatz ausführlich in seinem Werk „Das Elend des Historizismus“. Heraklit (gest.484 v. Chr.) war einer der ersten Vertreter der Orakelphilosophie. Im Gegensatz zu Sokrates, dem Popper Demokratiestreben zuerkennt, stellt dessen Schüler Platon in seiner „Ideenlehre“ die Entwicklung derart dar, dass zu Anbeginn die ideale Gesellschaft existierte und jede Veränderung zugleich ein Abdriften hin zu Verfall und Degeneration bedeutet.[3] Ganzheitliche (holistische) Strukturen bilden die Staatsform und jeder Mensch gehört unabänderlich auf seinen ihm zugeteilten Platz innerhalb der Gesellschaft. Darüber hinaus favorisiert Platon den „Philosophenkönig“ als Herrscher, der über alle Machtmittel, auch Lüge und Täuschung, verfügen darf, solange es dem Staat nützt.[4] Die Ideenlehre Platons ist für Popper ein „methodologischer Essentialismus“, deren Aufgabe darin besteht, die „wahre“ Natur der Dinge zu beschreiben.

Auch Aristoteles bedient sich des Essentialismus in der Weise, dass sich in jeder Staatsform schon von vornherein ein Potential befindet, das durch Wandel entwickelt werden kann. Im Gegensatz zu Platons pessimistischem Denkmodell vom Ideal hin zur Degeneration kehrt Aristoteles die Entwicklung um. Er glaubt an einen fortschrittlichen Verlauf hin zu einem den Dingen inhärenten Endzweck.[5]

Die diesen Theorien innewohnende holistische Methode des Planens bezeichnet Popper als „utopische(s) Denken, das die Gesellschaft als Ganzes ändern möchte…“. Er lehnt die Absichten der Verwirklichung eines idealen Staates ab, denn das umzusetzen wäre nur möglich in einer Diktatur. Die vielleicht auch positive Absicht, für alle Menschen den „Himmel auf Erden“ zu errichten, kann nur in „höllischen“ Zuständen ausufern.[6]

[...]


[1] Vgl. Karl R. Popper, Auf der Suche nach einer besseren Welt, Piper, München, 1984, S.51

[2] Vgl. ebd. S.81

[3] Vgl. Baum/Gonzalez, Karl R. Popper, Morgenbuch Verlag, Berlin, 1994, S.53

[4] Ebd., vgl. S.56 f.

[5] Seitz, Popper: Die offene Gesellschaft und ihre Feinde, München, 2009, S.12

[6] Vgl. Baum/Gonzalez, Karl R. Popper, Morgenbuch Verlag, Berlin, 1994, S.60

Fin de l'extrait de 21 pages

Résumé des informations

Titre
Zu Karl R. Poppers Theorie vom Fortschritt durch Falsifikation
Auteur
Année
2013
Pages
21
N° de catalogue
V275063
ISBN (ebook)
9783656680130
ISBN (Livre)
9783656680147
Taille d'un fichier
480 KB
Langue
allemand
Mots clés
karl, poppers, theorie, fortschritt, falsifikation
Citation du texte
Birgit Halm (Auteur), 2013, Zu Karl R. Poppers Theorie vom Fortschritt durch Falsifikation, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/275063

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