Immer wieder haben in den letzten Jahren verschiedene internationale Schulleistungsstudien auf soziale Ungleichheiten in Deutschland aufmerksam gemacht. Erstmals gaben die PISA- Studien ein differenziertes Bild über den Leistungserfolg von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund im deutschen Schulsystem. In den PISA-Studien von 2000, 2003 und 2006 zeigte sich dabei eindeutig, dass Schüler/innen mit Migrationshintergrund in ihren Lesekompetenzen und Mathematikleistungen eindeutig hinter ihren deutschen Mitschüler/innen lagen, selbst wenn sie ihre gesamte Schulbildung in Deutschland durchlaufen hatten. Sogar Schüler/innen, die im Alltag hauptsächlich Deutsch sprachen, erreichten dennoch nicht das gleiche Niveau wie ihre Mitschüler/innen ohne Migrationshintergrund. Diese Ergebnisse lieferte auch die IGLU Studie, welche in der vierten Jahrgangsstufe der Grundschulen durchgeführt wurde. Auch hier zeigte sich, dass Kinder mit Migrationshintergrund schlechtere Leseleistungen erzielten, als Kinder ohne Migrationshintergrund. Selbst Kinder, die im Alltag überwiegend Deutsch sprachen, schnitten zwar vergleichsweise gut, aber dennoch schlechter als deutsche Kinder ohne Migrationshintergrund ab. Ausgehend von dieser Situation, möchte ich in meiner Arbeit der Frage nachgehen, inwiefern die schlechteren Schulleistungen mehrsprachiger Kinder unter anderem möglicherweise auch mit deren Sprachentwicklung einhergehen und wie die Schule darauf reagieren kann. Dabei werde ich zunächst mit einer Erläuterung des kindlichen Spracherwerbs beginnen und insbesondere auf den Spracherwerb bei mehrsprachigen Kindern sowie auf den sukzessiven Zweitspracherwerb eingehen. Dem folgend werde ich das Phänomen der Mehrsprachigkeit genauer unter die Lupe nehmen, um dann schließlich im dritten Kapitel auf die Bildungssprache als besondere Sprachvariante des Deutschen einzugehen. Nach diesen theoretischen Überlegungen zur Sprachentwicklung von mehrsprachigen Kindern werde ich im vierten und letzten Kapitel die Konsequenzen für die Schulpraxis untersuchen. Wie müsste Unterricht gestaltet sein, damit alle Kinder in ihrer Sprachentwicklung gefördert würden?
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Kindlicher Spracherwerb
- Erstspracherwerb
- Doppelter Erstspracherwerb (Bilingualismus)
- Sukzessiver Zweitspracherwerb
- Theorien zum Zweitspracherwerb
- Mehrsprachigkeit
- Definition der Mehrsprachigkeit
- Mehrsprachigkeit in Baden-Württemberg
- Mehrsprachigkeit als Herausforderung und Chance
- Bildungssprache
- Definition des Begriffs Bildungssprache
- Bildungssprache und Bildungserfolg
- Konsequenzen für die Schulpraxis
- Bezug zum Bildungsplan Baden-Württemberg
- Sprachbildender Unterricht
- Vernetzung und Kooperation
- Zusammenfassung
- Literaturangaben
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Sprachentwicklung von mehrsprachigen Kindern und den daraus resultierenden Konsequenzen für die Schulpraxis. Sie analysiert die Herausforderungen, die sich aus der Mehrsprachigkeit für den Bildungserfolg ergeben, und erörtert, wie die Schule diese Herausforderungen bewältigen kann.
- Kindlicher Spracherwerb bei mehrsprachigen Kindern
- Mehrsprachigkeit als Herausforderung und Chance für das deutsche Schulsystem
- Bildungssprache als spezielle Sprachvariante des Deutschen
- Konsequenzen für die Schulpraxis: Sprachbildender Unterricht und durchgängige Sprachförderung
- Kooperation zwischen Bildungseinrichtungen und Eltern zur Förderung der Sprachentwicklung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einführung beleuchtet die Problematik der schlechteren Schulleistungen mehrsprachiger Kinder und stellt die Forschungsfrage nach dem Zusammenhang zwischen Sprachentwicklung und Schulerfolg.
Das erste Kapitel behandelt den kindlichen Spracherwerb, mit einem Fokus auf den Erstspracherwerb, den doppelten Erstspracherwerb (Bilingualismus) und den sukzessiven Zweitspracherwerb. Es werden verschiedene Theorien zum Zweitspracherwerb vorgestellt, die den Einfluss der Erstsprache auf den Zweitspracherwerb beleuchten.
Das zweite Kapitel definiert Mehrsprachigkeit und beleuchtet die Situation in Baden-Württemberg, wo ein hoher Anteil der Kinder mehrsprachig aufwächst. Es werden die Herausforderungen und Chancen der Mehrsprachigkeit für die Gesellschaft und das Bildungssystem diskutiert.
Das dritte Kapitel behandelt den Begriff der Bildungssprache und ihre Bedeutung für den Bildungserfolg. Es werden die Unterschiede zwischen Bildungssprache und Alltagssprache sowie die Herausforderungen für mehrsprachige Kinder im Bildungskontext erläutert.
Das vierte Kapitel untersucht die Konsequenzen für die Schulpraxis. Es werden die Vorgaben des Bildungsplans Baden-Württemberg für den Deutschunterricht und die Bedeutung des sprachbildenden Unterrichts für die Förderung der Bildungssprache diskutiert.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Spracherwerb, Mehrsprachigkeit, Bilingualismus, Zweitspracherwerb, Bildungssprache, Sprachförderung, Inklusion, Schulpraxis, Bildungsplan, Deutschunterricht, Kooperation, Vernetzung, Chancengleichheit und strukturelle Diskriminierung. Der Text beleuchtet die Herausforderungen, die sich aus der Mehrsprachigkeit für den Bildungserfolg ergeben, und erörtert, wie die Schule diese Herausforderungen bewältigen kann.
- Quote paper
- Rebekka Schroth (Author), 2012, Sprachentwicklung mehrsprachiger Kinder. Wissenschaftliche Erkenntnisse und Konsequenzen für die Schulpraxis, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/275128