Die Kuppel von Santa Maria del Fiore

Vorgeschichte, Modelle und Auftragsvergabe


Hausarbeit, 2013

17 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Historischer Kontext: Die politische Situation in Florenz

3. Der Baumeister Filippo Brunelleschi 3S

4. Baugeschichte
4.1 Santa Reparata
4.2 Santa Maria del Fiore
4.3 Die Frage nach der Kuppelkonstruktion
4.4 Der Wettbewerb
4.5 Entscheidung

5. Fazit

Anhang

Literaturverzeichnis

Abbildungsteil

1. Einleitung

Die Kathedrale Santa Maria del Fiore, Bischofskirche des Erzbistums Florenz, gilt heute als viertgrößte Kirche Europas1. Die gigantische Kuppel des Doms wird als technische Meisterleistung der frühen Renaissance gehandelt. Eine Fülle von Urkunden, die den Baufortgang dokumentieren (ein für diese Zeit seltener Fall), sind veröffentlicht und interpretiert worden. Es gibt kaum ein Formdetail der Kuppel, das nicht Beachtung gefunden hätte. Das damals wie heute Spektakuläre der Kuppel ist, dass sie ohne Leergerüst errichtet wurde. Der für die Kuppel verantwortliche Baumeister Filippo Brunelleschi hielt sich dabei an das Prinzip, nach dem zueinander geneigte Körper sich gegenseitig stützen. Daher wurden die Ziegel nicht horizontal, sondern nach innen geneigt gemauert.

In der vorliegenden Arbeit sollen die Vorgeschichte des Baus, die Probleme und Komplikationen in der Planungsphase sowie Brunelleschis Entwürfe näher betrachtet werden.

2. Historischer Kontext: Die politische Situation in Florenz

Um die politische Situation in Florenz des 13. und 14. Jahrhunderts zu erläutern, muss man etwas weiter ausholen, da die Gründung und Ausprägung der Kommune Florenz (also eine eigenständige, vom Bischof oder Grafen unabhängige Stadtrepublik) einige Jahrzehnte in Anspruch nahm.

Die ersten Kommunen in Italien konstituierten sich um 1100.2 Im Vergleich zu seinen Nachbarstädten war Florenz ein Nachzügler: „1138 wurden hier erstmals vier gewählte Konsuln als Oberhäupter genannt“, die der adeligen Führungsschicht angehörten. Die Konsuln3 mussten sich der Wahl durch die Bürger im parlamentum stellen. Dieses Parlament bestand allerdings nicht aus Repräsentanten der gesamten Einwohner, sondern aus „adeligen Standesgenossen“. Die Unterschicht und die untere Mittelschicht blieben aus dem politischen Leben ausgeschlossen.4 Die Regierung kam so in die Hände einiger weniger mächtiger Familien. Anfang des 13. Jahrhunderts gehörten so viele Familien zur „politikfähigen Schicht“, dass das Parlament aus zu vielen Mitgliedern bestand. Führungsämter waren somit nicht gerecht aufteilbar. Zudem waren neue Familien zugezogen. Sie waren offiziell nicht Teil der Kommune und somit hatten sie auch keine politischen Rechte. Dieser Teil der Florentinischen Bevölkerung - popolo (das Volk) - bildete seine eigenen Institutionen, Ämter und Räte.5 Aufgrund dieser Teilung bot es sich an, eine Neuerung einzuführen. Anstelle der Konsuln sollte ein unparteiisches Oberhaupt der Kommune gewählt werden, der podestà. Dieser war Leiter des „kommunalen Behördenapparats“, oberster Richter, Befehlshaber des Heeres und an Gesetzgebungen beteiligt. Allerdings war seine Amtszeit auf ein Jahr begrenzt. Doch es kam schnell zu Parteikämpfen.6 Es bildeten sich vor allem zwei gegenüberstehende Gruppe heraus: Die Ghibellinen (der größere Teil der alten adeligen Elite) und die Guelfen (Kaufleute sowie erst spät aufgestiegene Familien).7 1250 siegten die Guelfen allerdings über die Ghibellinen. Daraufhin stiegen nichtadelige Kaufleute, Textilproduzenten und Wohlhabende Handwerker zur Herrschaft auf. Die meisten Vertreter der vornehmen Familien wurden von den Ämtern ausgeschlossen.8 In den folgenden Jahren kam es immer wieder zu Kämpfen (in diesem Zusammenhang besonders kennzeichnend die Schlacht von Montaperi 12609 ) und Machtwechseln zwischen den Ghibellinen und Guelfen.10 1267 kamen jedoch die Guelfen wieder an die Macht und richteten 1282 eine Zunftverfassung ein. Die damit eingeführte „Zunftherrschaft“ als neues politisches System wurde gegen den Widerstand der alten Elite durchgesetzt, viele große Familien wurden als Magnaten gebrandmarkt und für politikunfähig erklärt. Die meisten konnten sich aber ihren Einfluss durch Freunde und Verbündete bewahren.11 Man musste Mitglied einer der gehobenen Zünfte sein, um in Führungsämter gewählt zu werden.12 Spitzenpositionen waren aber für Mitglieder der „Ausrüster“ (Großkaufleute), „Wollweber“ (Textilproduzenten), „Wechsler“ (Bankiers) reserviert. Richter und Notare wurden bald mit ihrer eigenen Zunft in den Kreis der Macht aufgenommen, wenig später dann auch die Seideproduzenten, die Ärzte und Apotheker, Kürschner und Gerber.13

Ende des 13. Jahrhunderts hielt aber die Zunft der Wollweber eine besondere Stellung in der Hierarchie der arti inne. Denn in dieser Zeit wurden feine Textilien aus Florenz zu einem Markenzeichen für Qualität und Eleganz. Dass lag daran, dass man nun Wolle aus Spanien und Portugal beziehen konnte, deren Qualität deutlich besser war als die heimische Wolle. Ab 1280 bezog man schließlich das feinste Rohmaterial überhaupt, das von englischen und schottischen Schafen stammte.14 Anfang des 14. Jahrhunderts war Florenz somit - zusammen mit Venedig - die dynamischste Wirtschaftsmetropole Europas. Dieser Wohlstand brachte eine Fülle von neuen kirchlichen Bauten hervor. Das wohl bedeutendste kommunale Sakralbauprojekt war die Kathedrale Santa Maria del Fiore.15

3. Der Baumeister Filippo Brunelleschi

Filippo Brunelleschi wurde 1377 als Sohn des Notars Brunellesco Lippi und dessen Frau Giuliana Spini geboren. Ungewöhnlich unbeleuchtet ist allerdings seine Schaffenszeit bis Anfang des 15. Jahrhunderts. Von allem, was dem Kuppelbau vorausging, blieben nur wenige seiner Werke erhalten. Zugeschrieben werden Brunelleschi „die Halbfiguren zweier Propheten, eine sitzende Evangelistenfigur und die Ganzfigur des Hl. Augustinus.“16

Die erste urkundliche Erwähnung Brunelleschis ist datiert auf das Jahr 1398, als er die Aufnahme in die Zunft der Seidenweber beantragte. Diese wurde ihm jedoch erst 1404 gewährt. Um 1401 entstand ein Bronzerelief mit der Darstellung der Opferung Isaaks im Rahmen des Wettbewerbs für die neue Tür des Baptisteriums (den Wettbewerb gewann allerdings Lorenzo Ghiberti)17. Vermutlich kurz nach 1401, als 22jähriger, bereiste Brunelleschi Rom. Dieser Romaufenthalt gilt als Initialzündung der Renaissance, weil Brunelleschi mit dem in Rom erworbenen Wissen, für das er sich auch ein mathematisches Fundament erarbeitete, den Wettbewerb um den Bau der Kuppel des Florentiner Doms gewann.18

Zwischen der Eroberung von Pisa im Jahre 1406 sowie der Aussendung der ersten florentinischen Flotte nach Alexandria erlebt Florenz eine Blütezeit. In dieser Zeit widmete sich Brunelleschi weiteren Bauten in Florenz. Er erhielt zwei bedeutende Aufträge: 1419 für das Findelhaus und 1422 für die Alte Sakristei im Rahmen der Erneuerung von San Lorenzo, sowie die Pazzi-Kapelle im Hof des Klosters von Santa Croce. Allen gemein sind eine streng geometrische Linienführung und der Verzicht auf jegliche dekorative Elemente.19 Nach Vasari soll Brunelleschi schon früh von zwei fixen Ideen besessen gewesen sein: 1. Der „guten“ (das heißt auf die antiken Formen zurückgreifenden) Architektur zum Durchbruch zu verhelfen und 2. Die Kuppel des Domes Santa Maria del Fiore in Florenz einzuwölben.20

Brunelleschi machte sich vor allen Dingen durch die Anwendung mathematisch-wissenschaftlicher Grundlagen zur Raumperspektive einen Namen. Er entdeckte und begründete die Gesetze der linearen Zentralperspektive. Mit seinen Bauten, die sich an den Bauformen antiker Meister orientierten, überwand er den gotischen Stil und gilt dadurch als maßgeblicher Wegbereiter der Renaissance.

1446 verstarb Brunelleschi. Seine Überreste wurden in Santa Maria del Fiore beigesetzt. Vor der Kathedrale steht eine Statue des Künstlers, die Brunelleschi sitzend, zum Dom hinaufblickend darstellt.

4. Baugeschichte

Im späten 11. Jahrhundert und frühen 12. Jahrhundert gab es in Florenz eine längere Pause in der Entwicklung der Kunst. Während in den italienischen Konkurrenzstädten Pisa, Lucca, Prato und auch in Arezzo Dome und Kirchen errichtet wurden, entstand in Florenz kein Bauwerk gleichen Ranges. Pisa und Lucca wuchsen zu Zentren der Bildhauerkunst und Malerei heran, für Florenz sind nur wenige Skulpturen und Gemälde bezeugt.21 Florenz schuf währenddessen die wirtschaftlichen und politischen Voraussetzungen für seine spätere Vormachtstellung. Erst 1296 begann man mit dem Bau, der alle anderen toskanischen Städte übertreffen sollte.

4.1 Santa Reparata

Am Platz des heutigen Florentiner Doms stand bis zum Jahre 1294 noch die deutlich kleinere Kathedrale Santa Reparata mitten im Stadtzentrum. Ihre Geschichte reicht bis ins frühe Mittelalter zurück.

[...]


1 An der Länge des Längsschiffs gemessen.

2 Vgl. Volker Reinhardt, Geschichte von Florenz, München, 2013, S. 23.

3 Ein Konsul ist eine Amtsperson, die offiziell von einem Staat zur Wahrung der Interessen ausgewählt wird.

4 Vgl. Reinhardt 2013, S. 24.

5 Vgl. Reinhardt 2013, S. 32.

6 Vgl. ebd., S. 33.

7 Vgl. ebd., S. 34.

8 Vgl. ebd., S. 35.

9 Vgl. Michael Seidlmayer, Geschichte Italiens, Stuttgart 1989, 2. Erweiterte Ausgabe, S. 196.

10 Vgl. Reinhardt 2013, S. 36.

11 Vgl. ebd., S. 37.

12 Um Mitglied einer Zunft zu werden, musste man das dazugehörige Berufsbild nicht ausüben.

13 Vgl. ebd., S. 37.

14 Vgl. Reinhardt 2013, S. 39.

15 Vgl. ebd., S. 41.

16 U. Schedler, Brunelleschi, Filippo, in: SAUR Allgemeines Künstler-Lexikon, München/ Leipzig 1996, Band 14, S. 538.

17 Vgl. ebd., S. 538.

18 Es spricht viel dafür, dass sein Romaufenthalt gezielt unter dem Aspekt des Wettbewerbs erfolgte, da es nur in Rom in Gestalt des Pantheons einen antiken Bau gab, dessen Kuppel die Dimensionen hatte, die die Architekten und Geldgeber des Florentiner Doms gewählt hatten. Bertrand Jestaz schreibt allerdings: „Selbst wenn Brunelleschi die Kuppel des Pantheon studiert hat, um seine Technik zu vervollkommnen, haben die beiden Werke doch nichts miteinander gemein: die Kuppel des Pantheon ist eine echte Halbkugel, […], die von den riesigen Mauern getragen wird.“ Betrand Jestaz, Die Kunst der Renaissance, Freiburg/Basel/Wien, 1985, S. 77.

19 Vgl. Eugenio Battisti, Filippo Brunelleschi. Das Gesamtwerk, Mailand 1976, Dt. Erstausgabe: Stuttgart/ Zürich 1979, S. 15.

20 Vgl. Hans Straub, Die Geschichte der Bauingenieurkunst, Dritte Auflage, Basel/ Stuttgart 1975, S. 114.

21 Vgl. Klaus Zimmermanns, Toscana, Dritte Auflage, Köln 1980, S. 13.

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Die Kuppel von Santa Maria del Fiore
Untertitel
Vorgeschichte, Modelle und Auftragsvergabe
Hochschule
Universität zu Köln  (Kunsthistorisches Institut)
Veranstaltung
Architektur der Frührenaissance
Note
1,7
Autor
Jahr
2013
Seiten
17
Katalognummer
V275190
ISBN (eBook)
9783656680505
ISBN (Buch)
9783656680475
Dateigröße
2465 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Architektur der Frührenaissance, Florentiner Dom, Florenz, Santa Maria del Fiore, Kuppel, Architekturmodell, Architekturwettbewerb, Brunelleschi
Arbeit zitieren
Christina Vollmert (Autor:in), 2013, Die Kuppel von Santa Maria del Fiore, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/275190

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