Die wohl wichtigste Frage im Kontext des Themenkomplexes dieser Arbeit ist die nach den Handlungsmöglichkeiten. Was können Erzieher, Kinderpfleger, Lehrer oder auch alle anderen professionell mit gehörlosen, verhaltensaufälligen Kindern und Jugendlichen arbeitenden machen? Im Besonderen stellt sich diese Frage auch deren Eltern und Erziehungsberechtigen. Sie ist natürlich nicht so einfach zu beantworten, wie es manchmal gewünscht wird.
Ein Rezept, durch das ein Allheilmittel erkenn- und anwendbar wird, kann es nicht geben und ist bei genauerem Überlegen auch nicht gewünscht. Denn dadurch würde die Individualität und Einzigartigkeit des Kindes missachtet werden. Deswegen werden die in dieser Arbeit angeführten Handlungsmöglichkeiten mal eine bessere und mal ein nicht ganz so gute Wirkung entfalten.
Es wird hier speziell von pädagogischen Handlungsmöglichkeiten gesprochen, da es bei Verhaltensauffälligkeiten um ein pädagogisches Problem bzw. eine pädagogische Fragestellung geht. Das heißt, es werden im Folgenden weder Hinweise auf therapeutische Ansätze gegeben und erörtert, noch medizinische Behandlungsvorschläge in den Fokus genommen. Damit soll keineswegs der Wert interdisziplinärer Arbeit geschmälert werden, aber so wie ein medizinisches Problem von einem Arzt als dem entsprechenden Fachmann behandelt wird, kümmert sich um ein pädagogisches Problem ebenfalls der jeweilige Fachmann, also der Pädagoge.
Die Bandbreite der Handlungsmöglichkeiten geht dabei von Prävention bis Intervention oder mit anderen Worten:
Es sind Vorschläge für alle drei Arten der Prävention vorhanden, ohne aber zwanghaft der Reihenfolge von der primären über die sekundäre bis zur tertiären Prävention zu folgen. Außerdem können die hier beschriebenen Handlungsmöglichkeiten sowohl präventive als auch interventive Wirkung entfalten. Nun aber zum ersten Ansatzpunkt.
Aus dem Inhalt:
- Ansatzpunkt Kind: Möglichkeiten der Kommunikation, Training sozialer Kompetenzen;
- Ansatzpunkt Eltern: Akzeptanz förder, Netzwerke bilden;
- Ansatzpunkt Fachleute: Leiblichkeit und Interkulturalität
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Ansatzpunkt Kind
- Adäquate Möglichkeiten der Kommunikation eröffnen
- Training sozialer Kompetenzen
- Konstruktiver Umgang mit der Gehörlosigkeit
- Kiosk-Projekt
- Gehörlose Personen in den Erfahrungskontext einbeziehen
- Ansatzpunkt Eltern
- Akzeptanz fördern
- Netzwerke bilden und Belastbarkeit stärken
- Erfahrungsaustausch unter betroffenen Eltern
- Familienentlastende Dienste (FED)
- Kontakt zu gehörlosen Bezugspersonen herstellen
- Ansatzpunkt Fachleute
- Leiblichkeit er- und anerkennen
- Interkulturalität als Norm des pädagogischen Handelns
- Zusammenfassung
- Literaturverzeichnis (inklusive weiterführender Literatur)
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit den pädagogischen Handlungsmöglichkeiten bei der Förderung gehörloser Kinder mit Verhaltensauffälligkeiten. Sie untersucht verschiedene Ansatzpunkte, die zur Verbesserung der Situation dieser Kinder beitragen können. Dabei werden die besonderen Herausforderungen und Möglichkeiten der Kommunikation, der sozialen Entwicklung, der Elternarbeit und der Rolle der Fachkräfte beleuchtet.
- Kommunikation und Sprachentwicklung
- Soziale Kompetenzen und Integration
- Akzeptanz und Ressourcenorientierung in der Elternarbeit
- Stärkung der Belastbarkeit und Netzwerke von Eltern
- Interkulturelle Perspektiven in der Pädagogik für Gehörlose
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der pädagogischen Handlungsmöglichkeiten bei gehörlosen Kindern mit Verhaltensauffälligkeiten ein. Sie verdeutlicht die Komplexität der Thematik und betont die Notwendigkeit eines individuellen Ansatzes, der die Einzigartigkeit jedes Kindes berücksichtigt.
Das Kapitel „Ansatzpunkt Kind“ befasst sich mit der Bedeutung einer adäquaten Kommunikationsfähigkeit für die gesunde Entwicklung gehörloser Kinder. Es wird deutlich, dass die Verwendung der Gebärdensprache als ein zusätzliches Kommunikationsmittel neben der Lautsprache eine positive Wirkung auf die kognitive, emotionale und soziale Entwicklung der Kinder haben kann. Das Kapitel beleuchtet auch die Wichtigkeit des Trainings sozialer Kompetenzen, insbesondere im Umgang mit der eigenen Gehörlosigkeit. Es wird das Kiosk-Projekt vorgestellt, das zeigt, wie ein praktisches und soziales Projekt zu einer positiven Entwicklung der Schüler beitragen kann. Schließlich wird die Bedeutung des Einbezugs von erwachsenen gehörlosen Personen in den Erfahrungskontext der Kinder hervorgehoben.
Das Kapitel „Ansatzpunkt Eltern“ konzentriert sich auf die Herausforderungen, denen Eltern gehörloser Kinder gegenüber stehen. Es wird betont, wie wichtig die Förderung der Akzeptanz des Kindes und der Beziehung zwischen Eltern und Kind ist. Es werden verschiedene Möglichkeiten aufgezeigt, wie Eltern ihr soziales Umfeld und ihre Belastbarkeit stärken können. Dazu gehören der Erfahrungsaustausch mit anderen betroffenen Eltern, die Inanspruchnahme von familienentlastenden Diensten und der Kontakt zu gehörlosen Bezugspersonen.
Das Kapitel „Ansatzpunkt Fachleute“ befasst sich mit der Bedeutung der Leiblichkeit und der Interkulturalität in der Pädagogik für Gehörlose. Es wird deutlich, dass die vorreflexiven Erfahrungen der Kinder und Jugendlichen berücksichtigt werden müssen, um ihnen ein optimales Lernumfeld zu bieten. Das Konzept der Interkulturalität wird als Norm des pädagogischen Handelns vorgestellt. Es wird betont, dass Offenheit und Anerkennung der Kultur und Sprache der gehörlosen Kinder und Jugendlichen von entscheidender Bedeutung für eine gelingende pädagogische Arbeit sind.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die pädagogische Förderung von gehörlosen Kindern mit Verhaltensauffälligkeiten, die Bedeutung der Kommunikation und Sprachentwicklung, die Förderung sozialer Kompetenzen, die Akzeptanz und Ressourcenorientierung in der Elternarbeit, die Stärkung der Belastbarkeit und Netzwerke von Eltern sowie die interkulturelle Perspektive in der Pädagogik für Gehörlose. Die Arbeit beleuchtet verschiedene Handlungsmöglichkeiten und Ansätze, die zur Verbesserung der Situation dieser Kinder und ihrer Familien beitragen können.
- Arbeit zitieren
- Diplom-Pädagoge Frank Alibegovic (Autor:in), 2008, Pädagogische Handlungsmöglichkeiten bei Gehörlosen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/275214