Das Werk von Pierre Bourdieu ist fortwährend von einer gesellschaftskritischen Sicht durchzogen, indem der Soziologe verschiedenste Machtverhältnisse offenlegt und die zugrundeliegenden Mechanismen ihrer Reproduktion aufdeckt. An dem kolonialen Rassismus in Algerien, der männlichen Herrschaft gegenüber Frauen sowie der industriellen Klassengesellschaft zeigt er unterschiedliche Formen symbolischer Herrschaft auf (vgl. Bittlingmayer, Bauer 2009). Im Laufe seiner Forschungen hat Bourdieu vor allem dem Habituskonzept einen besonderen Wert beigemessen. Mit dem Habitus verweist Bourdieu auf die in die menschlichen Körper einverleibten Machtverhältnisse und liefert eine Erklärung für die Aufrechterhaltung der klassenspezifischen, respektive der kapitalistischen Herrschaftsverhältnisse (vgl. Bourdieu/ Wacquant 1996). Gerade auch für die durch den Neo-Kapitalismus geprägten Gesellschaften hat dieses Konzept eine immense Bedeutsamkeit. Wo doch gerade diese vermeintlichen „Aufstiegsgesellschaften“ scheinbar jedem Individuum einen sozialen Aufstieg ermöglichen, zeigt das Habituskonzept die immateriellen Schranken auf, die den Angehörigen der Unterschicht den Weg nach oben erschweren oder gar versperren. Somit liefert es einen Erklärungsansatz für die Aufrechterhaltung der kapitalistischen Machtverhältnisse und die Undurchlässigkeit der sozialen Klassen (vgl. Bourdieu, 1997).
In der folgenden Arbeit wird exemplarisch die Anwendung des Habituskonzeptes in der US-amerikanischen Soziologie dargestellt und in einer qualitativen Untersuchung der Frage nachgegangen, wie mit diesen Konzepten Machtbeziehungen thematisiert werden. Welche Rolle spielen Herrschaftsverhältnisse in den dargelegten Untersuchungen und wie werden die Herrschaftsformationen konkret erklärt? Hierfür wird zunächst der Forschungsstand zur Rezeption Bourdieus in der US-amerikanischen Soziologie aufgezeigt, um dann näher auf die theoretische Erklärung des Habitusbegriffs nach Bourdieu einzugehen. Anschließend werden jeweils zwei Beispiele zum Habituskonzept dargestellt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Forschungsstand
- Das Habituskonzept nach Pierre Bourdieu
- Der rassistische und der moralische Habitus
- Ausblick
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Rezeption des Habituskonzepts von Pierre Bourdieu in der US-amerikanischen Soziologie. Sie analysiert, wie dieses Konzept zur Thematisierung von Machtbeziehungen in verschiedenen Studien verwendet wird. Die Arbeit beleuchtet die Rolle von Herrschaftsverhältnissen in den untersuchten Studien und zeigt auf, wie diese Herrschaftsformationen konkret erklärt werden.
- Die Rezeption des Habituskonzepts in der US-amerikanischen Soziologie
- Die Anwendung des Habituskonzepts zur Analyse von Machtbeziehungen
- Der „racial habitus" und die Thematisierung rassistischer Machtstrukturen
- Der „moral habitus" und die Analyse von moralischen Dispositionen
- Die Bedeutung von körperlichen Praktiken für die Bildung von Habitus
Zusammenfassung der Kapitel
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Die Einleitung stellt die zentrale Frage der Arbeit vor: Wie wird das Habituskonzept von Pierre Bourdieu in der US-amerikanischen Soziologie zur Thematisierung von Machtbeziehungen angewendet? Die Arbeit fokussiert auf die Rezeption des Habituskonzepts in verschiedenen Studien, die verschiedene Formen von Machtbeziehungen untersuchen, wie z.B. rassistische und moralische Machtstrukturen.
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Der Forschungsstand beleuchtet die Rezeption von Pierre Bourdieus Werk in der US-amerikanischen Soziologie. Es wird gezeigt, dass Bourdieus Konzepte, wie das Habituskonzept, zunehmend an Bedeutung gewonnen haben und in verschiedenen Forschungsbereichen Anwendung finden. Die Rezeption von Bourdieus Werk wird in drei Phasen eingeteilt, die jeweils unterschiedliche Schwerpunkte und Interessen widerspiegeln.
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Das Kapitel über das Habituskonzept nach Pierre Bourdieu stellt das Konzept und seine zentralen Elemente vor. Es wird erklärt, wie der Habitus als Vermittlungsinstanz zwischen objektiven Strukturen und subjektiven Handlungsmöglichkeiten fungiert. Der Habitus wird als ein „opus operatum" beschrieben, das durch die objektiven Strukturen geprägt und geformt wird. Es wird außerdem auf die Bedeutung von Kapitalformen und Feldern für die Bildung und Ausprägung des Habitus hingewiesen.
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Das Kapitel „Der rassistische und der moralische Habitus" analysiert verschiedene Studien, die das Habituskonzept auf die Analyse von rassistischen und moralischen Machtstrukturen anwenden. Es werden die Konzepte des „white habitus", „racial habitus" und „moral habitus" vorgestellt und ihre Anwendung in verschiedenen Studien erläutert. Die Studien zeigen, wie rassistische und moralische Dispositionen durch soziale Praktiken und Interaktionen geprägt und reproduziert werden.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen das Habituskonzept, Pierre Bourdieu, Machtbeziehungen, Rassismus, Moral, soziale Ungleichheit, symbolische Gewalt, „white habitus", „racial habitus", „moral habitus", US-amerikanische Soziologie, Kultursoziologie, Sozialisation, Reproduktion von Machtstrukturen.
- Citation du texte
- Varinia Lindau (Auteur), 2013, Der Habitus als kapitalismuskritisches Konzept, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/275220