Das Demokratieverständnis der Autoren Max Adler und Hermann Heller im Vergleich


Hausarbeit, 2013

25 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis:

1. Einleitung

2. Das Demokratieverständnis von Max Adler

2.1. Biografischer Hintergrund

2.2. Probleme und Kritik der Demokratie

2.3. Der Demokratiebegriff

2.4. Politische und soziale Demokratie

2.5. Organisation der Demokratie

3. Das Demokratieverständnis von Hermann Heller

3.1. Biografischer Hintergrund

3.2. Politische Demokratie

3.3. Soziale Homogenität

4. Vergleich der Autoren Adler und Heller

5. Fazit

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Weimar - Bei diesem Begriff denken wir zum einen an Goethe und Schiller, die zwei herausragende Literaten der deutschen Klassik darstellen. Zum anderen verbinden wir mit Weimar auch die erste Erprobung und den Niedergang einer Demokratie in Deutschland. Ebenfalls das Versagen eines Landes, mit seinen Spannungen im Inneren umzugehen, kommt uns in den Sinn (Wackerbauer 1992: 5).

Neben diesen negativen Assoziationen, kann Weimar auch als eine ungewürdigte Republik charakterisiert werden. Viele Erfolge bezüglich der Verfassung, der Beginn des Frauenwahlrechts, die Einführung verschiedener Sozialleistungen und der weltweite Anstieg des Ansehens deutscher Wissenschaftler und Künstler, werden oft nur gering geschätzt (Lehnert 2009: 9f.).

Da Weimar als die erste Demokratie unserer Geschichte bezeichnet wird und es kein demokratisches Erbe gab, stellte sich für Autoren, die sich mit dem demokratischen Denken auseinandersetzten, die Frage, was der Demokratiebegriff überhaupt bedeutet. Vorbilder der Demokratie aus Frankreich, Amerika und England halfen angesichts der unterschiedlichen Kulturen nicht weiter. Es bedarf deshalb großer Bemühung, sich über verschiedene Verfahren, Be- stimmungen und den Sinn des Demokratiegedankens klar zu werden. Die Weimarer Autoren konnten somit nicht einfach einen bestehenden Begriff der Demokratie in ihre Theorien aufnehmen, sondern mussten diesen erst neu entwickeln (Llanque 2000: 38f.).

Um die Hintergründe des demokratischen Denkens der Weimarer Republik verstehen zu können und aufgrund der Unklarheiten über den Demokratiebegriff, werde ich in der folgenden Hausarbeit die Ansichten der Autoren Max Adler und Hermann Heller hinsichtlich ihres Demokratieverständnisses darstellen und diese miteinander vergleichen. Adler wie auch Heller gelten als wichtige Autoren der damaligen Zeit, die hinter einem demokratischen Gedanken standen und versuchten, Deutschland nach dem Ende des ersten Weltkrieges in eine bessere Zukunft zu führen.

Die Autoren werden zuerst einzeln hinsichtlich ihrer Biografie und Denkweise näher beleuchtet, worauf danach der Vergleich folgt. Abschließende Tendenzen und ein Fazit runden die Arbeit ab.

2. Das Demokratieverständnis von Max Adler

2.1. Biografischer Hintergrund

Max Adler wird am 15. Januar 1873 in Wien als Sohn einer kleinbürgerlichen und jüdischen Familie geboren. In Österreich geht zu dieser Zeit die Industrialisierung nur schleppend voran und der Liberalismus ist schwach ausgeprägt. Für jüdische Menschen ist deshalb die Arbeiterbewegung die einzige politische Möglichkeit, das Prinzip der Gleichheit einzufordern. Im Alter von zwanzig Jahren wird der Student der Rechtswissenschaft Mitglied der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreichs. Ihn fasziniert dabei, dass ausschließlich die junge Arbeiterbewegung für das Gedankengut der bürgerlichen Revolution eintritt. Gemeinsam mit anderen wird er bald zum wichtigsten Vertreter des internationalen Sozialismus, später auch Austromarxismus genannt. Adler promoviert 1896 und übt daraufhin den Beruf des Anwalts eigentlich nur widerwillig aus, bis er 1919 zum Professor für Sozialphilosophie an der Universität Wien ernannt wird. In der Sozialdemokratie hat er viele verschiedene Aufgaben als Leiter der Intellektuellen, aber auch als Lehrer und Journalist zu bewältigen. Bei der Herausgabe der Marxstudien wirkt Adler unter anderen mit, was ihm große Anerkennung schenkt (Pfabigan 1991: 85).

Während des ersten Weltkrieges hält Adler Abstand von vaterlandsliebenden Parolen, billigt jedoch die deutsche Politik, da die Sozialdemokratie im Kriegsfall die Landesverteidigung als Pflicht sieht. In späteren Schriften distanziert er sich jedoch von dieser Ansicht. Max Adler verfolgt trotz Krieg die Motive des Pazifismus und Internationalismus. Ab dem Jahr 1917 kann ein Wandel im politischen Denken Adlers festgestellt werden. Er wiederruft einige seiner Annahmen und bekennt sich zum Linkssozialisten, der die russische Revolution freudig befürwortet. Adler beschäftigt sich nun intensiv mit Lenin und versucht, theoretische Ansichten von ihm in die Sozialdemokratie mit aufzunehmen. Wer sozialdemokratische Interessen verfolgt, der verfolgt gleichzeitig auch kommunistische, klärte Adler auf. Mit dem Versuch, 1926 die „Diktatur des Proletariats“ in das Parteiprogramm als nötigen Abschnitt auf dem Weg zum Sozialismus zu integrieren, scheitert er. Ein Jahr später nach dem Krisenparteitag wird Max Adler in Österreich politisch ausgeschlossen. Er verliert somit auch die Möglichkeit, über die österreichische sozialdemokratische Politik frei zu publizieren (ebd.: 86ff.).

Daraufhin versucht Adler in Deutschland politisch aktiv zu werden und ist bei der Gründung der linkssozialistischen Partei SAPD behilflich. In seiner letzten Phase ändert Max Adler einige seiner politischen Überzeugungen ab und entwirft unter anderem auch Vorstellungen, die im Widerspruch zu seinen früheren Schriften stehen. Der Sozialismus kann laut Adler nur noch mit gewaltsamen Methoden erreicht werden. Bis zu seinem Tod am 28. Juni 1937 lehrt er an der Wiener Universität, wobei Anhänger des Austrofaschismus dies zu verhindern versuchen (ebd.: 89f.).

In den 20er Jahren stellen Max Adlers politische Konzepte zwar eine extreme Sichtweise dar, die aber bis dahin in der Geschichte der europäischen Sozialdemokratie einmalig ist (ebd.: 94).

Anhand Adlers berühmten Schriften „Politische oder soziale Demokratie“ und „Demokratie und Rätesystem“ soll nun in den folgenden Kapiteln sein Demokratieverständnis herausgearbeitet werden.

2.2. Probleme und Kritik der Demokratie

Max Adler verfasst im Jahr 1926 die Schrift „Politische oder soziale Demokratie“, um dem Proletariat den Charakter der Demokratie, politische Begrifflichkeiten und aktuelle politische Ereignisse näher erklären zu können. Er will damit auch den Begriff der Demokratie verständlich machen, da dieser viel Unklarheit und Chaos mit sich bringt. Außerdem hebt Adler hervor, dass die Sozialdemokratie zu Thesen der bolschewistischen Theorie stehen soll, damit die Arbeiterbewegung wieder vereint wird. Nur so kann das Proletariat ein gemeinsames und aufständisches Bewusstsein bilden. Der Autor weist unter anderem im Vorwort darauf hin, dass seine folgende Kritik gegenüber der Demokratie nur der politischen und bürgerlichen Demokratie gelte. Gleichzeitig ist diese jedoch unverzichtbar für die Arbeiterschaft, um durch eine Revolution eine soziale Demokratie zu errichten. Hier wird zum ersten Mal deutlich, dass Adler zwischen zwei Demokratien unterscheidet. Einmal die politische Demokratie, in der wir uns gerade befinden und die soziale, gerechtere Demokratie, die Adler durch eine proletarische Revolution prophezeit und in der Zukunft sein wird (Adler 1926: 9ff.).

Für Max Adler stellt die Demokratie selbst ein Problem dar, die gleichzeitig mehrere Schwierigkeiten mit sich bringt. Er zweifelt zum Beispiel am demokratischen Wert des generellen Wahlsystems, an der Aufgabe des Parlaments und fragt sich, ob die Gewaltenteilung sicher dem Prinzip der Demokratie entspreche (ebd.: 17).

Viele Menschen zweifeln an der Demokratie und beginnen, sie mit Besorgnis zu sehen. Laut Adler liegt das am Verschwinden des alten Grundsatzes der Demokratie. Früher war es gewiss, dass die Demokratie politische und soziale Ziele verfolgte und somit das Volk glücklich machte. Vor allem das Proletariat, das in der Sozialdemokratie organisiert war, galt als Anhänger und Verfechter der Demokratie, im Gegensatz zum Bürgertum (ebd.: 18). Diese Einstellung hat sich heute jedoch bei den Proletariern grundlegend verändert, wie Adler betont:

„In großen Teilen desselben, die unter dem Einfluss der bolschewistischen Theorien stehen, ist es so weit gekommen, daß die Demokratie geradezu als eine gefährliche Illusion betrachtet wird. Sie erscheint als ein großer Trug, durch welchen das Freiheitsstreben der Massen irregeführt wird, indem es auf Mittel hingeleitet wird, die sich als völlig untauglich erweisen, das Proletariat wirklich zu befreien.“ (ebd.: 18f.)

Dieser Meinungswechsel kommt von Misserfolgen, dem Unglück des ersten Weltkrieges und den darauf folgenden Umwälzungen, die vor allem die Arbeiter ertragen mussten. Als die preußisch geprägte Militärherrschaft zur demokratischen Republik geworden ist, wurde einerseits ein Erfolg in den deutschen Gebieten errungen. Andererseits jedoch, herrschte weiterhin soziales Elend in der Arbeiterschaft. Die Schere zwischen Arm und Reich war größer wie zuvor, woran der Wandel zur Demokratie nichts verbesserte. Der brutale Kapitalismus ließ für die Arbeiter die gerade erkämpfte Demokratie als leere Hülle erscheinen (ebd.: 19ff).

Extreme Ungleichheiten wirtschaftlicher Art können laut Max Adler auch nicht durch eine Gleichheit vor dem Gesetz verbessert oder beseitigt werden. Die Rechtsgleichheit kann zwar anordnen, dass das Eigentum der Bürger gesichert ist, nicht aber, dass jeder Bürger auch über Besitz verfügt. Dem Volk ist das tägliche Brot wichtiger als nur politische Rechte, da diese keine soziale Sicherheit und gemeinschaftliches Zusammenleben garantieren. Somit sind sie auch keine Hilfe, um Ungleichheiten zu besiegen und die Proletarier aus der Armut zu befreien (ebd.: 41ff.).

Um seine Kritik an der Demokratie zu untermauern, erläutert Max Adler, dass es schon zur Zeit der griechischen Demokratie, Einwände gegen diese gab. Das lag unter anderem am Losverfahren zur Auswahl der Männer für die politischen Ämter. Jeder Beliebige konnte somit Entscheidungen treffen, auch wenn er nicht der Tauglichste war. Ebenso modernere Theoretiker bemängeln an der Demokratie, dass die Minorität gezwungen wird etwas zu tun, was die Majorität entscheidet. Dieses Majoritätsprinzip steht im Gegensatz zum Charakter der Demokratie, was Max Adler durch Aussagen von Sokrates und Friedrich Schiller hervorhebt. Schließlich kritisieren auch Marx und Engels, dass die Demokratie in der Republik den unendlichen Staat wahrnimmt und nicht weiß, dass ein Klassenkampf in dieser Regierungsform stattfinden wird (ebd.: 24ff.).

[...]

Ende der Leseprobe aus 25 Seiten

Details

Titel
Das Demokratieverständnis der Autoren Max Adler und Hermann Heller im Vergleich
Hochschule
Universität Augsburg
Note
2,0
Autor
Jahr
2013
Seiten
25
Katalognummer
V275255
ISBN (eBook)
9783656680024
ISBN (Buch)
9783656680017
Dateigröße
514 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
demokratieverständnis, autoren, adler, hermann, heller, vergleich
Arbeit zitieren
Verena Schindler (Autor:in), 2013, Das Demokratieverständnis der Autoren Max Adler und Hermann Heller im Vergleich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/275255

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