"Wir propagieren kein Schönheitsideal. Jeder Mensch ist schön auf seine Art." (Heidi Klum)
Worauf die Jurorin der ästhetisch fragwürdigen TV-Sendung „Germany´s next Topmodel“ hier hinweist, bezieht sich auf den seelischen Wert des Menschen, durch den jeder auf eine bestimmte Weise „schön“ werden kann. Mit dieser philosophischen Betrachtungsweise des Menschen umschreibt Heidi Klum das antike Kalokagathie-Ideal, wenn auch nicht in seinem ganzen Facettenreichtum, so doch näherungsweise.
Die vorliegende Arbeit wird zunächst den Begriff „Kalokagathie“ beleuchten. Dabei werden sein Ursprung und seine Genese im Lauf der Geschichte betrachtet, bevor die verschiedenen Gebrauchsweisen des Menschheitsideals in klassischer Zeit skizziert werden. Hier wird auffallen, dass das Kalokagathie-Ideal mit verschiedenen Bedeutungsinhalten in Verbindung gebracht werden kann. So ist synchron zum sprachlichen, gesellschaftlichen und politischen Wandel der Zeit auch der Bedeutungsinhalt immer wieder in modifizierter Form aufgetreten, was gerade für die Untersuchung moderner Texte auf ein solches Ideal berücksichtigt werden muss. Mit der Analyse der Begriffsgeschichte geht auch die Betrachtung der Wiederbelebung des antiken Menschheitsideals in der Renaissance und durch klassizistische Autoren einher. Hier wird insbesondere auf den dritten Earl of Shaftesbury hingewiesen. Neben kurzen Abrissen über die moderne Kalokagathie-Forschung wird auch auf den Begriff der negativen Kalokagathie eingegangen.
Im Folgenden wird versucht eine Brücke zwischen der Antike und Friedrich Schiller zu errichten. Um ein Grundverständnis der Schriften Schillers Über Anmut und Würde sowie Briefe über die ästhetische Erziehung des Menschen herstellen und sein Werk in den Geist seiner Zeit einordnen zu können, folgt dem Abschnitt über die Kalokagathie zunächst die Skizzierung Schillers Rezeption der Antike. Neben dieser soll auch eine kurze Einweisung mit analytischen Elementen in seine Schriften für ein zielführendes Verständnis des Zusammenhangs zwischen diesen und dem Ideal der Kalokagathie sorgen. Hier dienten mir die Werkausgaben von Perfahl und Janz als Textvorlagen.
Im Bedeutungszentrum der Arbeit steht der Versuch des Nachweises des Kalokagathie-Ideals in den titelgebenden Werken, wobei auch auf Unterschiede zwischen dem antiken und dem Schillerschen Menschheitsideal hingewiesen wird. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Kalokagathie
- Schillers Rezeption der Antike
- Über Anmut und Würde
- Kalokagathie in Über Anmut und Würde?
- Briefe über die ästhetische Erziehung des Menschen
- Kalokagathie in Briefe über die ästhetische Erziehung des Menschen?
- Fazit
- Quellen- und Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Bachelorarbeit befasst sich mit dem antiken Ideal der Kalokagathie und untersucht, ob und inwiefern dieses Ideal in den Schriften Friedrich Schillers „Über Anmut und Würde“ und „Briefe über die ästhetische Erziehung des Menschen“ wiederzufinden ist. Die Arbeit verfolgt das Ziel, die Rezeption des Kalokagathie-Ideals durch Schiller zu analysieren und die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen dem antiken und dem Schillerschen Menschheitsideal herauszuarbeiten.
- Die Genese und Entwicklung des Kalokagathie-Ideals in der Antike
- Schillers Rezeption der Antike und seine Auseinandersetzung mit dem Kalokagathie-Ideal
- Die Rolle der „schönen Seele“ im Kontext des Kalokagathie-Ideals
- Die Bedeutung von Anmut und Würde in Schillers Schriften
- Die ästhetische Erziehung des Menschen nach Schiller
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Arbeit ein und stellt die Relevanz des Kalokagathie-Ideals in der heutigen Zeit dar. Sie erläutert die Forschungsfrage und die Vorgehensweise der Arbeit.
Das zweite Kapitel befasst sich mit dem Begriff der Kalokagathie. Es werden die Ursprünge des Begriffs in der antiken griechischen Kultur beleuchtet und seine Entwicklung im Laufe der Geschichte skizziert.
Das dritte Kapitel widmet sich Schillers Rezeption der Antike. Es wird untersucht, wie Schiller die antiken Ideale in sein Werk integriert und welche Bedeutung die Antike für seine Philosophie hatte.
Das vierte Kapitel analysiert Schillers Schrift „Über Anmut und Würde“. Es wird untersucht, ob und inwiefern das Kalokagathie-Ideal in diesem Werk wiederzufinden ist.
Das fünfte Kapitel befasst sich mit Schillers Schrift „Briefe über die ästhetische Erziehung des Menschen“. Es wird untersucht, ob und inwiefern das Kalokagathie-Ideal in diesem Werk wiederzufinden ist.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Kalokagathie, Friedrich Schiller, „Über Anmut und Würde“, „Briefe über die ästhetische Erziehung des Menschen“, Antike, ästhetische Erziehung, schöne Seele, Menschheitsideal, Anmut, Würde, Rezeption, Philosophie.
- Arbeit zitieren
- Fabian Gorris (Autor:in), 2013, Kalokagathie bei Friedrich Schiller? Untersuchung der Schriften "Über Anmut und Würde" und "Briefe über die ästhetische Erziehung des Menschen", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/275670