1. Einleitung
Am 10. November 1965 verkündete der alte und neue Bundeskanzler Ludwig Erhard in seiner Regierungserklärung vor dem neu gewählten Bundestag das Ende der Nachkriegszeit.1 Er hielt diese Rede zu einem Zeitpunkt, zu dem er erkannt hatte, daß neuen, veränderten Umweltbedingungen mit veränderten Mitteln begegnet werden mußte. "Dieser neuen Lage gerecht zu werden..., das ist die Aufgabe der Politik..."2 In besondere Weise zeichnete sich ein Wandel in der Finanzpolitik ab. "Wir müssen vielmehr bewußter und wirksamer als bisher im Bundeshaushalt ein Instrument dafür erkennen, die Aufgaben der Zukunft zu meistern."3
Bedeutenden Einfluß auf die Höhe des Budgets und damit auf die Finanzpolitik4 hatte die Konjunkturentwicklung. Die Steuereinnahmen, die das Gros der staatlichen Einkünfte ausmachten, waren in eindrucksvoller Weise von ihrem Verlauf abhängig.5 Als erstes wird daher der Konjunkturverlauf im Überblick geschildert.
In einem demokratischen Staat wie der Bundesrepublik bestimmt die Verfassung wesentliche Merkmale des politischen Systems. Deshalb muß danach gefragt werden, welchen Rahmen das Grundgesetz für die Finanzpolitik absteckt, und wie diese finanzpolitischen Rahmenbedingungen zustande kamen. Neben dem institutionellen Rahmen spielt die Frage, von welcher theoretischen Konzeption das Handeln der Regierung geleitet wurde, eine wichtige Rolle. Doch mußten theoretische Konzeption und praktische Finanzpolitik nicht zwangsläufig übereinstimmen. Ihren Ausdruck fand diese mögliche Divergenz in der praktischen Gestaltung der Einnahmen- und Ausgabenpolitik. Der Einnahmenpolitik soll deshalb besondere Beachtung geschenkt werden, weil sie die Ausgabenpolitik festlegt. Allerdings wird auf die Problematik des Steuersystems nicht eingegangen werden und auf die Verteilung des Steueraufkommens nur am Rande, weil diese Aspekte eher in finanzwissenschaftliche Richtung weisen. Ebenso bleibt die Problematik der Zölle und der außenpolitischen Verpflichtungen weitgehend ausgeschlossen.
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Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Finanzpolitik in der Zeit von 1960 - 1965
- Kurzer Überblick über die wirtschaftliche Entwicklung
- Die Gestaltung der Finanzpolitik im Bundesstaat
- Der institutionelle Rahmen und das finanzpolitische Konzept der Bundesregierung
- Die Einnahmenpolitik
- Die Ausgabenpolitik
- Ansätze eines Wandels in der Finanzpolitik
- Die Bedeutung der Planung und die Position der SPD
- Gutachten und Stellungnahmen von Wissenschaft und Wirtschaft
- Die Reaktionen der Bundesregierung
- Der Wandel der Finanzpolitik in der Zeit von 1966 - 1969
- Finanzpolitik in der Krise
- Die Neugestaltung der Finanzpolitik
- Die Veränderungen des institutionellen Rahmens
- Rezession und Hochkonjunktur als Prüfsteine der neuen Finanzpolitik
- Finanzpolitik am Ende der Großen Koalition
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Wandlungen der Finanzpolitik der Bundesrepublik Deutschland in den 1960er Jahren. Sie beleuchtet die Auswirkungen der wirtschaftlichen Entwicklung auf die Gestaltung der Finanzpolitik und untersucht, wie die Bundesregierung auf Veränderungen im politischen und gesellschaftlichen Umfeld reagierte.
- Die Entwicklung der deutschen Wirtschaft in den 1960er Jahren
- Die Auswirkungen der Konjunkturentwicklung auf die Finanzpolitik
- Der institutionelle Rahmen der Finanzpolitik in der Bundesrepublik Deutschland
- Die Konzepte der Bundesregierung und ihre Umsetzung in der Praxis
- Der Wandel der Finanzpolitik in der Zeit der Großen Koalition
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Einleitung - Die Einleitung stellt die Ausgangssituation dar und führt in das Thema der Arbeit ein. Sie zeigt, dass die Finanzpolitik in den 1960er Jahren einem Wandel unterlag, der von der wirtschaftlichen Entwicklung, dem politischen System und den Ideen der Zeit beeinflusst wurde.
- Kapitel 2: Finanzpolitik in der Zeit von 1960 - 1965 - Dieses Kapitel beleuchtet die wirtschaftliche Entwicklung und die Finanzpolitik der Bundesrepublik in den Jahren 1960 bis 1965. Es analysiert den institutionellen Rahmen der Finanzpolitik, die Einnahmenpolitik und die Ausgabenpolitik und zeigt, wie die Bundesregierung in dieser Zeit handelte.
- Kapitel 3: Der Wandel der Finanzpolitik in der Zeit von 1966 - 1969 - Dieses Kapitel beschäftigt sich mit den Veränderungen in der Finanzpolitik in den Jahren 1966 bis 1969. Es untersucht die Auswirkungen der Wirtschaftskrise auf die Finanzpolitik und die Neugestaltung der Finanzpolitik durch die Bundesregierung.
Schlüsselwörter
Finanzpolitik, Bundesrepublik Deutschland, 1960er Jahre, Wirtschaftsentwicklung, Konjunktur, Institutioneller Rahmen, Einnahmenpolitik, Ausgabenpolitik, Wandel, Große Koalition, Wirtschaftskrise.
- Arbeit zitieren
- Uwe Hoffmann (Autor:in), 1992, Wandlungen der Finanzpolitik der Bundesrepublik Deutschland in den 1960er Jahren, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/27645