Essstörungen bei Mädchen und jungen Frauen mit einem hohen Sozialstatus


Term Paper, 2013

20 Pages, Grade: 2,0

Anonymous


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Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Definitionen
2.1 Definition Magersucht
2.2 Definition der sozialen Milieus

3. Essverhaltensstörungen bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland

4. Mögliche Ursachen der Magersucht

5. Gegenbewegungen und Gegeninitiativen im Rhein-Neckar-Kreis

6. Fazit

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Im Rahmen der ersten Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland (KiGGS-Studie), die vom Robert-Koch-Institut von 2003 bis 2006 durchgeführt wurde, stellte sich heraus, dass bei einem Fünftel der 11-bis 17-jährigen Kinder und Jugendlichen der Verdacht einer Essstörung vorliegt (Vgl. Hölling, Schlack, 2007). Die Gruppe der Mädchen und jungen Frauen zwischen 11 und 17 Jahren mit einem hohen Sozialstatus steht im Zentrum der vorliegenden Hausarbeit. Auffallend ist, dass die Mädchen und jungen Frauen dieser Zielgruppe sehr gebildet sind und aus etablierten, bürgerlichen und teilweise traditionellen Familien stammen. Wie die KIGGS-Studie zeigt, sind eher die unteren Schichten von Essstörungen betroffen (Vgl. Hölling, Schlack, 2007 und 2008). Ziel dieser Arbeit ist, zu untersuchen, welche spezifischen Faktoren bei Mädchen und jungen Frauen die aus finanziell gesicherten Verhältnissen kommen, in der Entstehung der Magersucht eine Rolle spielen.

Zum einen sind es psychosoziale und biologische Faktoren, zum anderen aber auch Einflüsse, welche die Gesellschaft gerade auf diese Mädchen und junge Frauen hat.
Zum Einstieg in das Thema werden zunächst die Begriffe „Magersucht“ und „soziale Milieus“ definieren. Dies dient dem besseren Verständnis und der Nachvollziehbarkeit. Anschließend werden Essverhaltensstörungen bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland allgemein, also von Jungen und Mädchen und schließlich speziell am Beispiel der Zielgruppe dargelegt. Dazu wird vor allem die Basiserhebung der Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland des Robert-Koch-Instituts als repräsentative Studie verwendet. Auf Basis der vorausgegangen Datenlage werden daraufhin mögliche Ursachen aufgezeigt, welche für die Entwicklung von Magersucht verantwortlich sein können. Aufgrund besonderen Interesses und um die Nähe zur Praxis zu vermitteln, wird das Projekt „Prävention von Essstörungen“ des Mädchenhauses e.V. in Heidelberg betrachtet. Das Mädchenhaus Heidelberg e.V. ist ein Verein, der sich für vor allem für Mädchen einsetzt, um deren Lebensbedingungen zu verbessern. Zum Schluss soll diese Arbeit aufzeigen, welche Bedeutung und Relevanz das Thema Essstörungen beziehungsweise Magersucht für die Gesundheitsförderung hat und welche Folgen sich daraus für die Arbeit mit dieser Zielgruppe ergeben.

2. Definitionen

Im weiteren Textverlauf werden die Begriffe „Magersucht“ und „Soziales Milieu“ (auch: Sozialschicht, soziale Schicht) immer wieder verwendet. Dafür ist es notwendig, diese vorher festzulegen und zu definieren.

2.1 Definition Magersucht

Nach Angaben der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung ist die Magersucht (Anorexia Nervosa) eine Form der Essstörung, die bei Mädchen und jungen Frauen zwischen 14 und 17 Jahren am häufigsten auftritt. Obwohl Magersüchtige auffallend dünn sind und sie unter starkem Untergewicht leiden, fühlen sie sich weiterhin zu dick. Je dünner sie tatsächlich sind, umso dicker fühlen sich die Mädchen. In der Regel sehen die Betroffenen nicht, dass sie krank sind. Durch extensiven Sport und das Verweigern von Essen kommt es zu einer selbst herbeigeführten Gewichtsreduktion. Nicht selten ist es auch eine Kombination beider Faktoren. Zusätzlich werden manchmal Appetitzügler, Abführmittel und entwässernde Medikamenten missbräuchlich verwendet, um weiterhin Gewicht zu verlieren. Doch selbst wenn das gewünschte Gewicht erreicht ist, hungern die Betroffenen weiter. Im Kopf entsteht dabei ein Gefühl der Kontrolle über den Körper, welches zum zentralen Thema wird. Der Körper wird zum Feind, er ist gierig und bedürftig und es gilt gegen ihn anzukämpfen. Die physischen Bedürfnisse, wie etwa Hunger oder Entspannung, werden verleugnet. Dadurch fühlen sich die Betroffenen stark, selbstständig und unabhängig. Sie bestimmen über ihren Körper, beherrschen ihn und nicht andersherum. Essen die Betroffenen aufgrund von Heißhungeranfällen oder dem Druck anderer doch einmal etwas, sind sie geplagt von Schuld- und Schamgefühlen. Sie fühlen sich dadurch schwach und denken nur noch darüber nach, wie sie die Nahrung wieder loswerden können. Genuss ist ihnen völlig fremd.

Der Begriff „Anorexia Nervose“ steht übersetzt für „nervöse Appetitlosigkeit“, allerdings trifft dieser nur bedingt zu, betrachtet man die Tatsache, dass viele Betroffene sehr wohl Appetit haben, diesen jedoch im Rahmen eines Kontrollzwangs unterdrücken. (Vgl. Raabe, 2004). Zwar ist Magersucht auch eine Krankheit, die eigentlichen Ursachen hierfür sind allerdings tief verwurzelte psychische Probleme. Aufgrund panischer Angst zu dick zu werden, legen Betroffene eine Gewichtsgrenze fest, die mit weit unter dem Normalgewicht liegt. Dabei liegt der Body-Mass-Index unter 17,5. (Vergleich: Normal BMI: 19-24). Körperliche Folgen der Magersucht sind Unter- und Mangelernährung sowie Muskelschwund, langfristig zu Osteoporose und Unfruchtbarkeit. Im schlimmsten Fall kann die Verweigerung der Nahrungsaufnahme bis zum Tod führen. Dies ist jedoch nicht die häufigste Todesursache. Vielmehr sind es Infektionen, denen sich der geschwächte Körper nicht mehr entgegensetzen kann oder Depressionen, die zum Suizid führen können. Die Sterblichkeit Magersüchtiger liegt nach verschiedenen Angaben zwischen 5% und 20% (Vgl. Raabe, 2004).

2.2 Definition der sozialen Milieus

Die sozialen sowie die wirtschaftlichen und politischen Bedingungen, in denen eine Person oder eine Gruppe lebt und denen sie ausgesetzt ist, sind unter dem Begriff „soziales Milieu“ zu verstehen, sie lassen sich in horizontale und vertikale Faktoren einteilen. Zu den horizontalen Faktoren gehören Größen wie Mentalität, Wertehaltung und Prinzipien der Lebensführung und des Lebensstils. Bildungsgrad, Beruf und Einkommen bilden dabei die vertikalen Faktoren. Bei diesen horizontalen und vertikalen Strukturen spricht man auch von so genannten Milieufaktoren. Das Sinus-Institut hat neben dem allgemeinen Modell der verschiedenen „sozialen Milieus“ ebenfalls ein Modell erstellt, welches sich speziell den Lebenswelten von Jugendlichen zwischen 14 und 17 Jahren widmet. Da sich Jugendliche noch in der Entwicklung befinden, spricht man bei ihnen nicht von Milieus, sondern von Lebenswelten. Dort werden sieben verschiedene Lebenswelten unterschieden (Vgl. Calmbach, Thomas, Flaig, 2012). Da es bei dieser Arbeit um die Oberschicht geht, werden die konservativ-bürgerliche, sozialökologische, expeditive sowie die adaptiv-pragmatische Lebenswelten betrachtet (siehe Abbildung 1). Es handelt sich um gut gebildete und etablierte Familien, die Jugendlichen besuchen hauptsächlich das Gymnasium und seltener die Realschule. Außerdem lässt sich feststellen, dass die Jugendlichen ein immer größeres Bedürfnis nach Sicherheit, Freundschaft und Familie haben. Diese Bedürfnisse, sogenannte Regrounding-Tendenzen sind eine Reaktion auf den gestiegenen Druck in der Leistungsgesellschaft. Im Folgenden wird nun anhand von Abbildung 1 auf die verschiedenen Lebenswelten von Jugendlichen der Oberschicht eingegangen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: SINUS-Lebensweltenmodell u18

Bei der konservativ-bürgerlichen Lebenswelt sind die Familien traditionell und konservativ verankert. Die Einbindung, das Festhalten an einer bestehenden gesellschaftlichen Ordnung, sowie die Heimatverbundenheit und Harmonie sind ausschlaggebend. Die Jugendlichen sind geprägt von Verantwortungsbewusstsein, Disziplin und hohem Ehrgeiz. Außerdem sind Werte wie Anerkennung, Verantwortungsbewusstsein, Bescheidenheit und Sparsamkeit typisch.

Die sozialökologische Lebenswelt ist gezeichnet von Werten wie Demokratie, Gerechtigkeit, Umweltschutz, Nachhaltigkeit sowie Kritik an der Überflussgesellschaft. Gezielt suchen sich die Jugendliche Freunde mit „Niveau und Tiefe“. Sie sind aufgeschlossen und haben ein hohes Interesse an Kunst und Kultur mit sozialkritischen Inhalten.

Die expeditive Lebenswelt ist geleitet von Selbstverwirklichung, Selbstständigkeit und der ständigen Suche nach neuen Grenzen und Erfahrungen, dabei herrscht eine geringe Kontroll- und Autoritätsorientierung. Man möchte auffallen und sich von der Masse abheben. Erfolg und Lifestyle sind wichtig, genauso wie Fleiß, Zielstrebigkeit.

In der adaptiv-pragmatischen Lebenswelt prägen Leistungs- und Familienorientierung, sowie Anpassungs- und Kompromissbereitschaft und Verantwortungsbewusstsein die Jugendlichen. Man möchte seine Ziele durch Konsequenz, Fleiß und Selbstständigkeit erreichen und später eine sichere Existenz haben (Vgl. Sinus Markt- und Sozialforschung, 2011).

3. Essverhaltensstörungen bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland

Eine der größten Studien zum Thema Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland ist die KiGGS-Studie des Robert-Koch-Instituts. Die Datenerhebung dieser Studie erfolgt dabei in Wellen:

1. 2003 – 2006: KiGGS Basiserhebung; Befragung und Untersuchungen der Beteiligten
2. 2009 – 2012: Welle 1; Befragung
3. 2013 – 2016: Welle 2; Befragung und Untersuchung

Die repräsentative Langzeitstudie untersucht, wie sich Kinder und Jugendliche zwischen 0 und 17 Jahren in Deutschland entwickeln und welche Faktoren sich in welchem Maße auswirken. Dabei werden die Kinder untersucht und müssen Aussagen zu gesundheitsrelevanten Themen machen. Außerdem werden neben den Kindern auch deren Eltern befragt. Unter anderem wird bei der KiGGS-Studie auch untersucht, ob ein Zusammenhang zwischen Sozialstatus und Essstörungen vorliegt. Daher wird die KiGGS Basiserhebung von 2003 – 2006 maßgeblich für die Daten in dieser Hausarbeit sein. Im Rahmen der Studie wurde ebenfalls der so genannte SCOFF-Test durchgeführt (SCOFF = S ick, C ontrol, O ne stone, F at, F ood). Er ist ein speziell für die Identifizierung von Essstörungen entwickelte Testverfahren. Zwar kann der Test Essstörungen identifizieren, diese jedoch nicht unterscheiden. Kindern und Jugendlichen zwischen 11 und 17 Jahren wurden dazu Fragen zu Krankheitsempfinden, Kontrollgefühl, Gewicht/Gewichtsverlust, Selbstwahrnehmung und Essengewohnheiten gestellt. Bei den Untersuchungen stellte sich heraus, dass 21,9% aller befragten Mädchen und Jungen Symptome einer Essstörung aufweisen. Während bei den 11-Jährigen Mädchen und Jungen mit jeweils 20% keine geschlechtsspezifischen Unterschiede zu erkennen sind, sinkt die Tendenz bei Jungen auf 12,8% während der Pubertät ab, die der jungen Frauen steigt allerdings signifikant auf 30,1% an. In der Altersklasse der 14 – 17-Jährigen Mädchen weist sogar jedes 3. von ihnen Symptome einer Essstörung auf.

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Details

Title
Essstörungen bei Mädchen und jungen Frauen mit einem hohen Sozialstatus
College
University of Education Heidelberg
Grade
2,0
Year
2013
Pages
20
Catalog Number
V276612
ISBN (eBook)
9783668654204
File size
616 KB
Language
German
Keywords
essstörungen, mädchen, frauen, sozialstatus
Quote paper
Anonymous, 2013, Essstörungen bei Mädchen und jungen Frauen mit einem hohen Sozialstatus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/276612

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