Nachhaltige Ernährung am Beispiel der Vollwert-Ernährung


Dossier / Travail, 2014

37 Pages, Note: 1,0


Extrait


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1. Einleitung

2. Begriffsbestimmung Nachhaltigkeit
2.1 Perspektive der Sozialethik
2.2 Politische Ebene
2.3 Christliche Perspektive
2.4 Modelle der Nachhaltigkeit
2.4.1 Drei-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit
2.5 Sichtweise des Verbrauchers

3. Vollwert-Ernährung
3.1 Nachhaltige Ernährung
3.2 Konzept der Vollwert-Ernährung
3.3 Grundsätze der Vollwert-Ernährung
3.4 Fördernde und hemmende Einflüsse bei der Umsetzung der Vollwert-Ernäh-rung

4. Umsetzung der Vollwert-Ernährung im individuellen Umfeld

5. Fazit

Literaturverzeichnis

Anlagenverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1 Drei-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit

Abbildung 2 Nachhaltigkeit: für die meisten ein wenig fassbarer Begriff

Abbildung 3 Nachhaltigkeit eines Produktes lässt sich aus Verbrauchersicht nur schwer einschätzen

Abbildung 4 Nachhaltigkeit ist wichtig, aber wenig wert

Abbildung 5 Kriterien für eine nachhaltige Ernährung auf Konsumenten- ebene

Abbildung 6 Dimensionen und Ansprüche der Vollwert-Ernährung

Abbildung 7 Orientierungstabelle für die Vollwert-Ernährung – Empfeh- lungen für die Lebensmittelauswahl

Abbildung 8 Empfehlungen zur Aufteilung von unerhitzter Frischkost und Erhitzer Frischkost

Abbildung 9 Grundsätze für eine nachhaltige Ernährung und ihre zentralen Auswirkungen auf die vier Dimensionen

Abbildung 10: Lebensmittel – wir haben die Wahl

Abbildung 9: Fairness genießen – weltweit

Abbildung 10: Mögliche Aspekte im Rahmen einer Umstellung auf eine Vollwert-Ernährung und Einflussflaktoren aus dem persön- lichen Umfeld

1. Einleitung

Mit dem Begriff der Nachhaltigkeit wird derzeit inflationär umgegangen. Beim Lesen von Fachliteratur, diversen Zeitschriften stellt sich heraus, dass es kaum einen Bereich gibt, der nicht „nachhaltig“ ist. Firmen werben ganz allgemein mit Nachhaltigkeit, es gibt nachhaltige Unternehmensberatungen und der Einzelhandel wirbt mit nachhaltigen Lebensmitteln, einer nachhaltigen Firmenphilosophie oder formuliert dies über den Begriff der Verantwortung (www.rewe.de, www.edeka.de, 27.04.2014). In Fachzeitschriften der Gemeinschaftsverpflegung, wie GV-Kompakt, wird von Lehmann (2014, S. 8-17), von einer Preisverleihung für Nachhaltigkeit in der Außer-Haus-Verpflegung berichtet. Es werden jeweils Preise im Sinne von Nachhaltigkeit für Klima, Wasser, Fair Trade/soziale Verantwortung, Ökologie, Energie und für Unternehmenskonzepte vergeben. In der Region Fulda wird Grüner Hase Das Magazin – Auf der Suche nach gesundem und nachhaltigem Leben in unserer Region (1/2014, S. 14-15) aufgelegt, das verschiedene Lebensbereiche abdeckt. Ein Artikel befasst sich mit fair, ethisch und ökologisch: Grüne Banken. Wie die jeweilige „Nachhaltigkeit“ gemeint ist, geht nicht immer aus den Erläuterungen hervor bzw. werden nur Teile der in dieser Arbeit beschriebenen Nachhaltigkeit hervorgehoben und viele Aspekte nicht im Zusammenhang gesehen.

In dieser Arbeit soll speziell auf Nachhaltigkeit in Bezug auf Ernährung eingegangen werden und wie diese umgesetzt werden könnte. Grundlage ist die Vollwert-Ernährung, die die Nachhaltigkeit bereits berücksichtigt. Es soll geklärt werden in wie weit sich diese in der heutigen Zeit, in der Essen zu nahezu jeder Tages- und Nachtzeit verfügbar ist, umsetzen lässt. Einer Zeit in der die Speisenzubereitung immer weniger zu Hause stattfindet und Lebensmittel aus aller Herren Länder verfügbar sind.

2. Begriffsbestimmung Nachhaltigkeit

Veith in Heimbach-Steins (2004[1], S. 302) stellt fest, das Nachhaltigkeit ein Leitbild für eine gesamtgesellschaftliche Entwicklung ist. Er ergänzt Nachhaltigkeit mit „nachhaltiger Entwicklung“ und schreibt weiter, dass dieses Leitbild „…zugleich die sozialen, ökologischen und ökonomischen Erfordernisse in modernen Gesellschaften“ berücksichtigt und „… durch deren entsprechende Vernetzung eine globale Entwicklung, die den gegenwärtigen und künftigen Generationen gerecht werden soll…“ fördert . Den Begriff „nachhaltige Entwicklung“ führt er als Übersetzung von „sustainable development“ als sinnvolle Übersetzung an. Er begründet dies damit, dass sich das Adjektiv „nachhaltig“ seit dem 18. Jahrhundert im allgemeinen Sprachgebrauch befindet und so viel bedeutet wie „lange nachwirkend“ und „stark“. Es steht, so Veith, im Zusammenhang mit „nachhalten“, das im Sinne von „andauern“ und „wirken“ gebraucht wurde und einen zukünftigen Zeitbezug aufweist. Er schreibt weiter, dass für das Sozialprinzip der Nachhaltigkeit die Verknüpfung von drei normativen Grundelementen wesentlich ist:

1. Die Entdeckung der Natur bzw. der natürlichen Lebensbedingungen des Menschen als sozialethisch relevante Größe.
2. Die Vernetzung der ökologischen, ökonomischen und sozialen Problemfelder der Gesellschaft.
3. Die Berücksichtigung der Forderungen intergenerationeller Gerechtigkeit.

2.1 Perspektive der Sozialethik

Die Sozialethik, so Veith (2004, S. 303) reagiert mit der Zuordnung der Nachhaltigkeit zu den traditionellen Sozialprinzipien (Personalität, Solidarität, Gemeinwohl, Subsidiarität) auf die Problemkonstellation der globalen ökologisch-sozialen Krise der modernen Gesellschaften. Zu deren Ursachen zählt Veith einen defizitären Umgang mit der Natur und die mangelnde Vernetzung von ökonomischen, ökologischen und sozialen Faktoren.

Im Zuge der zunehmenden Industrialisierung wird die Natur zum Rohstofflieferanten, zur Ressource oder zum Material, das in scheinbar perfekten Verfahrensweisen ge- und verbraucht wird. Der Mensch durchdringt die Welt in einer Art technischer Vernunft, die zwar sein Überleben sichert, die aber wegen ihres begrenzten Horizonts die Gesamtvernetzung der menschlichen Existenz noch nicht erkennt oder entsprechend ausblendet. Beck, so Veith, hat die heute erkennbare Transformation dieser „klassischen“ Industriegesellschaft mit dem Begriff der industriellen „Risikogesellschaft“ erfasst. So gehen die vorrangigen Gefährdungen nicht mehr allein von den Risiken oder Unfällen industrieller Entwicklungen aus, die ihre Zerstörungen in örtlich, zeitlich oder sozial begrenzten Lebensräumen des Menschen entfalten, vielmehr hat das Drohpotential heute einen weitestgehend unbegrenzten Charakter. Veith schreibt weiter, dass die ökologischen oder auch biotechnologischen Entwicklungen gegenwärtige globale Risiken erzeugen, die darüber hinaus die Existenzbedingungen auch künftiger Generationen fundamental mitbestimmen.

Folgenden Merksatz formuliert Veith (2004, S. 305) in diesem Zusammenhang:

„In der klassischen Industriegesellschaft waren die Gefährdungen menschlicher Existenzbedingungen weitgehend örtlich, zeitlich und sozial begrenzt. In der Risikogesellschaft hingegen stellt die synchrone und diachrone Struktur der Gegenwartsprobleme das (Selbst-)Gefährdungspotential für gegenwärtige und künftige Generationen dar.“

2.2 Politische Ebene

Seit den 1990er Jahren greift die Politik die Problemlage der modernen Gesellschaft auf und versucht ihr mit der Ausrichtung an dem Leitbild des „sustainable development“ zu begegnen. Die deutsche Übersetzung ergibt, nach Vogt (1998) so Veith (2004), verschiedene Möglichkeiten der Interpretation bzw. eine Akzentuierung des Sustainability-Konzepts. Einmal „sustainable“ im Sinne von „dauerhaft“, zukunftsfähig“ oder „zukunftsverträglich“, das die Relevanz der zukünftigen Folgen heutigen Handelns betont. Des Weiteren im Sinne von „tragfähig“ oder „nachhaltig“, welches die ökologische Dimension von Entwicklung betont. Veith sieht darin eine bislang vorhandene konzeptionelle Unschärfe des Leitbildes und damit einen theoretischen Klärungsbedarf, der sich im Deutschen auf den Begriff der „nachhaltigen Entwicklung“ konzentriert.

Im Rahmen der Konferenz der Vereinten Nationen für Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro (1992) wurde ein Aktionsprogramm für das 21. Jahrhundert („Agenda 21“) vorgelegt, das anhand detaillierter Handlungsaufträge zu nationalen Nachhaltigkeitsstrategien und Aktionsplänen aufruft. Folgende Strukturmomente des Sustain-ability -Konzepts lassen sich aufzeigen:

1. Nachhaltige Entwicklung basiert auf einer weltweiten Vernetzung von - scheinbar getrennt agierenden – gesellschaftlichen Teilsystemen. Dabei sind jeweils die ökologischen, ökonomischen und sozialen Prozesse in Beziehung zu setzen und hinsichtlich ihrer gegenseitigen Aus- und Wechselwirkungen zu korrigieren.
2. Durch Ressourcenschonung bzw. durch die Berücksichtigung der Tragekapazität der Natur ist das Ökosystem der Erde zu erhalten, zu schützen und wiederherzustellen.
3. Als Gebot globaler Solidarität sind insbesondere die Bedürfnisse der Entwicklungsländer zu beachten, wobei im Mittelpunkt die Beseitigung von Armut und die Verringerung ungleicher Lebensstandards stehen.
4. Unter Rücksicht inter generationeller Gerechtigkeit sind nicht nur die ökologischen, ökologischen und sozialen Bedürfnisse der heutigen, sondern auch der künftigen Generationen zu achten.

Korff führte 1989, so Veith, das Prinzip der Gesamtvernetzung oder Retinität in den sozialethischen Diskurs ein und damit wurde das Leitbild der Nachhaltigkeit präzisiert. Getragen wird das Retinitätsprinzip von der Erkenntnis, dass der dynamische Prozess menschlicher Entwicklung sich nicht isoliert auf einzelne gesellschaftliche Teilsysteme bzw. auf die Kulturwelt stützt, sondern zugleich auf die sie tragende Natur. Retinität fordert im Sinne eines normativen Prinzips die „dynamische Stabilisierung der komplexen Mensch-Umwelt-Zusammenhänge“ und zwar durch Vernetzung von ökologischen, ökonomischen und sozialen Prozessen.

Im Konzept der Nachhaltigkeit, so Veith (2004) wird die Solidarität nicht nur für die gegenwärtige Generation bezogen, sondern schließt die Verantwortung für die kommenden Generationen mit ein.

2.3 Christliche Perspektive

Ein christlicher Bezug der Nachhaltigkeit lässt sich über Gen 1,26-18; 2,15 herstellen, aus dem sich die Pflicht des schonenden, haushälterischen und bewahrenden Umgangs mit der geschöpflichen Welt ableiten lässt. Veith (2004, S. 310) schreibt, dass dem biblischen Schöpfungsverständnis kein modernes ökologisches Ethos unterstellt wird. Eine eschatologische Dimension der Schöpfungsverantwortung lasse sich über den Bund Gottes mit Noah (Gen 6-9), die Vision vom messianischen Friedensreich (Jes 11, 1-9) und den unvollendeten Prozess der Schöpfung ein Zusammenhang von sozialem Völker- und Schöpfungsfrieden erkennen. Aus christlicher Perspektive ergeben sich folgende Kriterien, bei den denen der Schlüsselbegriff die Verantwortung ist, die vor Gott und in den Grundrelationen des Menschen, also für sich selbst, für seine soziale Mitwelt und für seine naturale Umwelt zu übernehmen ist.

1. Umweltverträglichkeit

zielt auf die Sicherung naturaler Ressourcen, da diese einerseits dem Menschen als Existenzgrundlage dienen und ihnen andererseits auch eine gewisse Eigenbedeutung zukommt.

2. Sozialverträglichkeit

menschlichen Handels orientiert sich an Solidarität und Gemeinwohl, wobei auch dabei die intra- und intergenerationellen Perspektiven zu berücksichtigen sind.

3. Individualverträglichkeit

thematisiert die Sorge des Menschen für sich selbst, welche sich in der Verwirklichung eigener Bedürfnisse und in einem gelingenden Leben konkretisiert.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich Nachhaltigkeit aus verschiedenen Perspektiven betrachten lässt. Einer christlichen Perspektive, der es um die Bewahrung der geschöpflichen Welt und die Verantwortung für jetzige und zukünftige Generationen geht; einer ökologischen Perspektive, die naturale Ressourcen sichern und erhalten möchte; einer sozialen Perspektive, die sich an der Solidarität und dem Gemeinwohl, für jetzige und zukünftige Generationen orientiert und dabei insbesondere die Bedürfnisse der Entwicklungsländer beachtet; einer ökonomischen Perspektive, die sich mit der Einkommensverteilung, der Lebensmittelüberproduktion, der Lebensmittelproduktion an sich und ähnlichen Themen befasst.

2.4 Modelle der Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit wird in unterschiedlichen Modellen dargestellt, dazu hören das Trichtermodell, Drei-Säulen-Modell, Nachhaltigkeitsdreiecke, Pyramidenmodelle oder sich überlappende Kreise. Da Leitzmann (2011) als Mitgeründer der Vollwert-Ernährung das Drei-Säulen-Modell in seinem Vortrag vorgestellt hat, soll dieses kurz erläutert werden.

2.4.1 Drei-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit

1997 wurden von der EU in ihrem Vertrag von Amsterdam explizit drei Säulen der Nachhaltigkeit formuliert.. Nachhaltigkeit umfasst danach nicht nur das Naturerbe, sondern auch wirtschaftliche Errungenschaften, soziale und gesellschaftliche Leistungen. Zu den gesellschaftlichen Leistungen gehören demokratische und eine gerechte Einkommensverteilung (www.nachhaltigkeit.info.de, 02.05.2014). Es soll ein Ausgleich zwischen den Interessen geschaffen werden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Drei-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit, Spindler; Geschichte der Nachhaltigkeit;

www.nachhaltigkeit.de

Leitzmann (2011, S. 1-2) ergänzt zu den Oberbegriffen dieses Modells folgendes:

- Die ökologische Nachhaltigkeit
- Natur und Umwelt sollen für zukünftige Generationen bewahrt werden;
- Artenvielfalt, Klimaschutz, Pflege von Kultur- und Landschaftsräumen in ihrer ursprünglichen Form sollen erhalten werden;
- Generell wird ein schonender Umgang mit der natürlichen Umgebung angestrebt
- Die soziale Nachhaltigkeit
- Entwicklung der Gesellschaft als ein Weg, der die Partizipation für alle Mitglieder einer Gemeinschaft ermöglicht;
- Dies umfasst den Ausgleich sozialer Kräfte, um eine auf Dauer zukunftsfähige, lebenswerte Gesellschaft zu etablieren
- Die ökonomische Nachhaltigkeit
- Die Wirtschaftsweise soll so angelegt sein, dass sie dauerhaft eine tragfähige Grundlage für den Erwerb und Wohlstand bietet
- Schutz der wirtschaftlichen Ressourcen vor Ausbeutung

Leitzmann ergänzt, dass Nachhaltigkeit lokal, regional oder global zur Anwendung kommen kann. Er stellt fest, dass die ökologische Perspektive zunehmend global verfolgt wird, dass bei der wirtschaftlichen und sozialen Nachhaltigkeit häufig nationale Interessen im Vordergrund stehen.

Die Aussagen von Leitzmann bestätigen sich z. B. in der regelmäßig stattfindenden UN- Klimakonferenz und deren Beschlüsse, denen einzelne Länder sich entziehen können bzw. sich nicht geeinigt werden kann (UN-Klimakonferenz Warschau 2013). Bei geplanten EU-Vorgaben z.B. können einzelne EU-Länder Einspruch erheben und die Vorgaben könnten dann für die gesamte EU, zum Nachteil des Klimas, verändert werden. Deutschland ist dabei keine Ausnahme, wie die Senkung der CO2-Grenzwerte für PKW ab 2020 zeigt.

2.5 Sichtweise des Verbrauchers

In der Nestlé-Studie 2011 – So is(s)t Deutschland und der Nestlé-Studie 2012 – Das is(s)t Qualität wurde u.a. auch nach Nachhaltigkeit gefragt. Abb. 2 zeigt, dass 67% der Befragten den Begriff Nachhaltigkeit schon mal gehört haben. Etwas weniger als die Hälfte der Befragten kann diesen Begriff mit Inhalt füllen. In der Studie von 2012 wurde ein Vergleich zwischen den Gesamtbefragten (n = 1671) und der Teilgruppe der Quality Eater[2] (n = 444) angestellt, wie Verbraucher die Nachhaltigkeit eines Produktes einschätzen (Abb. 3). Für beide dargestellten Gruppen sind drei Teilbereiche einer nachhaltigen Ernährung: Umwelt, Transport, soziale Standards überwiegend nur schwer einzuschätzen.

Abbildung 2: Nachhaltigkeit: für die meisten ein wenig fassbarer Begriff; Nestlé Studie 2011:105

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Nachhaltigkeit eines Produktes lässt sich aus Verbrauchersicht nur schwer einschätzen;Nestlé Studie 2012:28

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

In den veröffentlichten Ergebnissen der Nestlé-Studie 2011 (Abb. 4) wurde festgestellt, dass Nachhaltigkeit zwar wichtig ist, aber wenig Bereitschaft besteht mehr dafür zu bezahlen. Als Fazit wurde festgestellt (Nestlé-Studie 2011, S. 111), „Es wird schwierig sein, in der Bevölkerung eine sehr weit gefasste Definition von Nachhaltigkeit zu verankern. Der Begriff sollte auf keinen Fall überdehnt werden, weil er dann beim Verbraucher nicht nur diffus bleibt, sondern auch mit vielen Aspekten überfrachtet wird, denen er keine Bedeutung zumisst. Es droht damit eine generelle Entwertung nachhaltigen Engagements. Wer zu viel will, erreicht am Ende gar nichts.“

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4: Nachhaltigkeit ist wichtig, aber wenig wert; Nestlé Studie 2011:111

Abel (Verbraucher Initiative e. V.) schreibt in der Nestlé-Studie (2011, S. 109), dass die vielfältigen Ansatzpunkte (von sozial gerecht, wassersparend, klimafreundlich, müllvermeidend bis klimaschonend) der Nachhaltigkeit und Ernährung beim Verbraucher für eine multioptionale Verwirrung sorgen. Er nennt die Umsetzung von nachhaltiger Ernährung einen zukunftsorientierten Lebensstil. Abel ist der Ansicht, dass es für eine breitere gesellschaftliche Verankerung der Nachhaltigkeit der persönliche Nutzen betont werden muss. Am Ende seiner Ausführungen schreibt er: „ Kleine Verhaltensänderungen in der Breite der Gesellschaft haben bekanntermaßen eine große Wirkung!“

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich Nachhaltigkeit unterschiedlich definieren lässt und je nach Sichtweise andere Schwerpunkte haben kann. Zur Nachhaltigkeit gehören immer: Ökologie, Ökonomie und soziale Verantwortung. Der christliche Aspekt, den Veith ergänzend aufführt, lässt sich in vielen Modellen nicht direkt wiederfinden. Über z. B. die Ablehnung von Massentierhaltung, die soziale Verantwortung für Produzenten in Entwicklungsländern oder den Klimaschutz lässt der christliche Gedanke indirekt wieder finden.

Verbraucher haben, so die aufgeführten Studien, in der Regel keine konkreten Vorstellungen von Nachhaltigkeit und möchten für die entsprechenden Lebensmittel nur in Ausnahmefällen mehr bezahlen. Die größte Bereitschaft einen höheren Preis zu bezahlen, lag bei Fleisch aus artgerechter Tierhaltung, Produkten ohne Kinderarbeit oder Lebensmittel ohne Gentechnik. Wichtig waren vielen der Befragten alle abgefragten Aussagen (Abb. 4).

Um Nachhaltigkeit konsequent umsetzen bedarf es einer Umstellung des gesamten Lebens und der Veränderung der entsprechenden Haltungen. In der Regel dauert es eine gewisse Zeit bis alle Veränderungen umgesetzt werden können. Es handelt sich um einen Weg der kleinen Schritte.

Ernährung ist lediglich ein Teil der Nachhaltigkeit, die im folgenden Abschnitt über die Vollwert-Ernährung erläutert werden soll.

3. Vollwert-Ernährung

Im folgenden Abschnitt sollen die Geschichte und die Prinzipen der Vollwert-Ernährung kurz geschildert werden. Es soll dargelegt werden wie die Vollwert-Ernährung die Prinzipien der Nachhaltigkeit berücksichtigt.

3.1 Nachhaltige Ernährung

Im Rahmen einer Arbeitstagung der Deutschen [3] Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) im Jahr 2011 hat Leitzmann einen Vortrag mit dem Titel: Historische Entwicklung von Nachhaltigkeit und Nachhaltiger Ernährung gehalten. Im veröffentlichen Manuskript schreibt er, dass es bisher keine offizielle Definition des Begriffs Nachhaltige Ernährung gibt. In der Regel gehen Veröffentlichungen, so Leitzmann (2011, S. 4-5) auf die Gießener Konzeption der Vollwert-Ernährung zurück. Diese wurde Jahr 1981 unter gleichen Titel und mit den gleichen Autoren veröffentlicht, wie die im Literaturverzeichnis aufgeführte, und für diese Arbeit verwendete, aktuelle Fassung: Vollwert-Ernährung – Konzeption einer zeitgemäßen und Nachhaltigen Ernährung. Leitzmann verknüpft die Nachhaltige Ernährung mit der Ernährungsökologie. Als Leitbilder für die Konzeption einer Nachhaltigen Ernährung gibt er z. B. Rudolf Steiner, Max Bircher-Benner, Werner Kollath und Max-Otto Bruker an.

Leitzmann schreibt: „Nachhaltige Ernährung bezieht das gesamte Ernährungssystem ein und es werden Untersuchungen und Bewertungen ihrer komplexen Beziehungen vorgenommen, von der Erzeugung, Verarbeitung Verpackung, Transport und Handel über Einkauf, Zubereitung und Verzehr der Lebensmittel bis zur Abfallentsorgung.“

Herde (2005) beschreibt in ihrem Diskussionspapier verschiedene Aspekte einer Nachhaltigen Ernährung auf Konsumentenebene. Sie setzt sich mit den verschiedenen Dimensionen einer Nachhaltigen Ernährung im Zusammenhang mit dem ganzen Ernährungssystem auseinander. Sie schreibt (2005, S. 5), dass jede Stufe des Ernährungssystems (von der Vorproduktion bis zur Entsorgung) von eigenen speziellen Fragen geprägt ist. Im ersten Abschnitt: Zu diesem Diskussionspapier schreibt sie: „ Wenn es also darum geht, Kriterien für eine nachhaltige Ernährung auf Konsumentenebene zu entwickeln, dann kommt man nicht umhin, neben den Gegebenheiten in den westlichen Industriestaaten auch die Situation in den Entwicklungsländern zu betrachten.“

[...]


[1] Im weiteren Verlauf wird Veith mit dem Ausgabejahr 2004 des Buches von Heimbach-Steins als Herausgeberin zitiert.

[2] In der Nestlé-Studie 2012 das is(s)t Qualität werden 26% der Bevölkerung als sogenannte Quality Eater bezeichnet. Diese Gruppe stellt hohe Ansprüche an die Qualität von Lebensmitteln und ist an gesunder Ernährung interessiert. Sie ist gut informiert und kritisch, aber gleichzeitig undogmatisch. Als Qualitätsdimensionen wurden Genuss/Geschmack, Gesundheit, Sicherheit und Nachhaltigkeit abgefragt.

[3] Der Begriff Nachhaltige Ernährung wird im Folgenden als Eigenname verwendet

Fin de l'extrait de 37 pages

Résumé des informations

Titre
Nachhaltige Ernährung am Beispiel der Vollwert-Ernährung
Université
Catholic University of Applied Sciences Freiburg
Cours
Christliche Sozialethik
Note
1,0
Auteur
Année
2014
Pages
37
N° de catalogue
V276613
ISBN (ebook)
9783656706113
ISBN (Livre)
9783656707622
Taille d'un fichier
1699 KB
Langue
allemand
Mots clés
Nachhaltigkeit, Ethik, Vollwert-Ernährung, Vollwerternährung
Citation du texte
B. A. Michaela Pohl (Auteur), 2014, Nachhaltige Ernährung am Beispiel der Vollwert-Ernährung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/276613

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