Legitimität zur Tötung von Lebewesen. Studien zu Peter Singers Position


Bachelorarbeit, 2014

43 Seiten, Note: 1.0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung
1.1 Wer ist Peter Singer?
1.2 Die Auslegung der singerschen Position

2. Singers Position
2.1 Singers Drei-Stufen-Modell (Differenzierung der Lebewesen)
2.1.1 Wesen ohne Bewusstsein
2.1.2 Bewusst-empfinde Lebewesen
2.1.3Personen
2.1.4 Die Unterscheidung von Menschen und Person
2.1.5 Kann ein nichtmenschliches Lebewesen eine Person sein?
2.1.5.1 der Spracherwerb
2.1.5.2Selbstbewusstheit
2.1.5.3 Beziehungen auf vergangene und zukünftige Ereignisse
2.2. Lebennehmen aus der Sicht von Peter Singer
2.2.1 Tötung - Person
2.2.1.1 Der Klassische Utilitarismus
2.2.1.2 Tooleys Wunsch-Argument
2.2.1.3 Die Achtung bezüglich der Autonomie von Personen(Singers Autonomieargument)
2.2.2 Tötung - bewusster Lebewesen
2.2.2.1 Vergleich des Wertes verschiedenen Lebens
2.2.3 Tötung - Mitglied der Gattung Homo sapiens

3. Kritik an Peter Singer
3.1 Die Kritik an Singers Rechtfertigung zur Tötung von Menschen und Säuglingen mit Beeinträchtigungen
3.2EineLückeinSingers These

4.Schlussteil
4.1Schlussfolgerung

5.Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Diese Bachelorarbeit ist eine ausführliche Darstellung der singerschen Position bezüglich der Tötung von Lebewesen aus seinem Werk, Practical Ethics. Die Arbeit wird in drei Punkte aufgeteilt, Einleitung, Hauptteil und Schluss. In der Einleitung wird die Person von Singer erläutert und es findet eine kurze Präsentation der Position von Singer. Der Hauptteil spiegelt das Kernstück dieser Arbeit. Dieser Punkt wird in zwei kleinere Aufgeteilt, 2. Singers Position und 3. Kritik an Peter Singer. Im ersten Punkt werden die Aussagen von Peter Singer in Verbindung der Differenzierung und Tötung der Lebewesen klar demonstriert und im Zweiten kritisiert.

Der letzte Teil der Arbeit wird sich mit der Kritik an Singer beschäftigen. In diesem Teil werden zwei Kritikpunkte präsentiert. Einerseits werde ich gegen die Tötung von Menschen und Säuglingen mit einer Beeinträchtigung argumentieren und andererseits folgt eine Demonstration von Lücken Singers These. Die erste Lücke setzt sich mit der Differenzierung von Singers Lebewesen auseinander und die zweite Lücke betrifft den möglichen Statuswechsel zwischen den von Singers errichteten Klassen.

Die Bachelorarbeit basiert auf die deutsche Übersetzung1 von Peter Singers Werk “Praktische Ethik”, das in der dritten Auflage 2011 in der Cambridge University Press veröffentlicht worden ist. Die Begriffe „Mensch“ und „Tiere“ werden in diesem Schreiben vermieden und durch menschliche oder nichtmenschliche Lebewesen ersetzt. Diese Anwendung der Terminologie stützt sich auf Singers Werk. Der Begriff „Tier“ ist unklar. Aristoteles definierte den Menschen als ein Tier, ein Tier, was Vernunft besitzt und deshalb vernunftbegabt ist. Die Aussage „Wert an sich“ bedeutet in dieser Bachelorarbeit: „Etwas besitzt dann einen Wert an sich, wenn es an sich gut oder wünschenswert ist; der Kontrastbegriff ist der >instrumentelle Wert<, d.h. ein Wert als Mittel zu einem anderen Ziel oder Zweck.“2

1.1 Wer ist Peter Singer?

Peter Albert David Singer wurde am 6 Juli 1946 in Melbourne geboren und wird als einer der berühmtesten Bioethiker angesehen.3 Bioethik wird laut Lexikon der Bioethik folgendermaßen definiert:

„Unter Bioethik wird die ethische Reflexion jener Sachverhalte verstanden, die den verantwortlichen Umgang des Menschen mit dem Leben betreffenf...] Verantwortung des Menschen grundsätzlich auf alles Leben, also nicht nur aufdie Frage seines verantwortlichen Umgangs mit menschlichem Lebe, sondern darüber hinaus auch mit Fragen seines verantwortlichen Umgangs mitjeglicher Art von außermenschlichem Leben'“4

Diese ethische Reflexion behandelt die Fragen und Probleme:

„[...] der klassischen ärztlichen Berufsethik und der modernen medizinischen Ethik ebenso wie die Probleme der heutigen Humanökologie mit ihren vielfältigen psychologischen, psycho-sozialen und bio-sozialen Aspekten, und zum anderen die noch elementarer ansetzenden und darin gleichsam fächerübergreifenden Problemstellungen der modernen Biotechnologien bis hin zu den explizit auf das außermenschliche Leben gerichteten Fragen des Naturschutzes und des Tierschutzes sowie der "bergreifenden Fragestellungen heutiger Umweltethik.“5

Singer wurde über Nacht durch sein Werk „Animal Liberation - A New Ethics for Our Treatment of Animals“ (Veröffentlichung New York 1975, deutscher Titel: „Befreiung der Tiere - Eine neue Ethik zur Behandlung der Tiere“, veröffentlicht in München 1982) in der anglo-amerikanischen Kultur weltbekannt. Erst 4 Jahre später erlangt Singer durch sein zweites Werk „Practical Ethics“ (Veröffentlichung 1979, deutscher Titel: Praktische Ethik) die Anteilnahme des deutschsprachigen Lesepublikums. Er veranschaulicht in diesem Werk, eine auf dem Utilitarismus basierende Theorie, die die gegenwärtigen Diskussionsprobleme in der Bioethik, wie Abtreibung und Sterbehilfe (Euthanasie), in ein neues Licht stellen sollen. Singer wird als Begründer des Präferenzutilitarismus in Verbindung gesetzt. Diese einzigartige Position des Utilitarismus erfordert, dass Handlungen den Wünsche\Interessen eines Wesen entgegenkommen, aber es werden nur die Wünsche\Interessen an sich einbezogen und nicht der Status dessen, der ein Interesse hat.6

1.2 Die Auslegung der singerschen Position

Jahrzehntelang legte man dem Utilitarismus mehrere Probleme vor. Diese moralphilosophische Strömung, die den Slogan: Handle so, dass das größtmögliche Maß an Glück für die Grösstmögliche Zahl von Betroffenen entsteht, ist laut einigen Autoren mit vielen Problemen belastet. Die Kritiker wiesen auf die Unklarheiten des Nutzenprinzips hin.7 Einer der wichtigsten Schlüssel im Utilitarismus ist das Nutzenprinzip, dass als ein Mittel zum Zweck benutzt wird, um eine Handlung richtig oder falsch zu bestimmen. Das Prinzip der Nützlichkeit wird von Bentham so geschildert:

,, Unter dem Prinzip der Nützlichkeit ist jenes Prinzip zu verstehen, das schlechthin jede Handlung in dem Maß billigt oder missbilligt, wie ihr die Tendenz innezuwohnen scheint, das Glück der Gruppe, deren Interesse in Frage steht, zu vermehren oder zu vermindern, oder — das gleiche mit anderen Worten gesagt — dieses Glück zu befördern oder zu verhindern.8

Erst mit einem Kalkül der Freude, wo die Faktoren Glück und Leiden zusammen aufgelistet und abgestimmt werden, kann eine Handlung als richtig oder falsch interpretiert werden. Nach dem US- amerikanischen Philosophen John Rawls kann der Utilitarismus die Maximierung des Nutzen nur auf die gegenwärtigen Personen zugeschrieben werden. Künftige Personen würden mit den Interessen und Handlungen derjetzigen Personen auskommen müssen. Der Begriff der Person wird im Utilitarismus nicht definiert, so wird dem Utilitarismus vorgeworfen keinen Personenbegriff zu besitzen. Mit unserer gesellschaftlichen Definition des Personenbegriffs würde die utilitaristische Strömung sich prinzipiell nur auf Menschen orientieren. Diese anthropozentrische Sicht des Personenbegriffs wird von Jeremy Bentham stark erwidert:

,,It may one day come to be recognised that the number of the legs, the villosity of the skin, or the termination of the os sacrum are reasons equally insufficient for abandoning a sensitive being to the same fate. What else is it that should trace the insuperable line? Is it the faculty of reason or perhaps the faculty of discourse? But a full-grown horse or dog is beyond comparison a more rational, as well as more conversable animal, than an infant of a day or a week or even a month old. But suppose they were otherwise, what would it avail? The question is not, Can they reason?,

Dieses Zitat kritisiert die Auffassung der westeuropäischen und nordamerikanischen Gesellschaft. Für diese Gesellschaft kann nur ein Wesen als Person gezählt werden, welche mit einer starken Intelligenz verbunden ist. Der Begriff der Person wird essentiell als synonym für den Begriff Menschen gebraucht. Benthams Zitat erläuterte uns das Beispiel des Pferdes. Wir können sagen, dass ein Pferd intelligenter ist als ein Neugeborenes Kind und daraus resultieren wir, dass das Pferd einem hierarchisch höheren Stellenwert entspricht als ein Neugeborenes. Anthropozentrisch wird dem Pferd der Personenstatus nicht anerkannt. Der Begriff der Person soll nur den menschlichen Lebewesen gebilligt werden.

Peter Singer greift diesen Anthropozentrismus radikal an und verleiht dem Utilitarismus einen Personenbegriff. Unsere Gesellschaft spricht wegen der christlichen und griechischen Vorherrschaft dem Menschen mehr Rechte zu als Tieren. Die Tiere seien in der christlichen Tradition nur als Nutzwesen zu betrachten. Singer versucht in seinem erst publizierten Werk, Animal Liberation 1975, diese Spannung zwischen Mensch und Tier abzulösen. In diesem Werk liefert er schlagkräftige Argumente für das Recht auf Leben von Tiere. Dieser zuvor gesehene Antropozentrismus kann auch als Speziesismus verstanden werden, da eine Spezies, hier die Gattung Mensch, im Mittelpunkt gestellt wird und gegenüber allen anderen Spezien auf einen Thron postiert wird. Konkreter definiert Singer den Speziesismus: ,,Speziesismus [...] ist ein Vorurteil oder eine Haltung der Voreingenommenheit zugunsten der Interessen der Mitglieder der eigenen Spezies und gegen die Interessen der Mitglieder anderer Spezies “10. In seinem zweiten Werk, Practical Ethics, spricht Singer von einer gleichgestellten Interessenabwägung und liefert damit eine Faustregel gegen den Speziesismus. Mit dieser Interessenabwägung sollen alle Lebewesen miteinkalkuliert werden die von unseren Handlungen betroffen werden können.11 Zum ersten Mal sollen auch nicht menschliche Lebewesen ins Kalkül der Freude miteingebracht werden.

Singer klassifiziert alle wahrnehmenden Lebewesen auf dieser Welt, darunter Menschen, Tiere, Pflanzen, Bakterien, Steine usw. in drei unabhängigen Gruppen. Sein Klassifikationsmodell ist biozentrisch, das heißt, dass er allen Lebewesen einen individuellen ethischen Stellenwert zurechnet. Da diese Denkweise sich auf alle Lebewesen bezieht, liefert sie genau die goldene Mitte zwischen dem Anthropozentrimus und dem Physiozentrismus nach dem die Natur einen eigenen Wert besitze, den der Mensch anerkennen solle.

Die drei Gruppen der Lebewesen lauten: Unbewusste, Bewusste und Personen. Um die drei Gruppen deutlicher von einander darzustellen verwendet Singer zwei Kriterien. Peter Singer ist Utilitarist und vertritt somit die Sicht, das allgemeine Glück auf dieser Welt zu vermehren. Ein entscheidendes Kriterium zur singerschen Klassifikation der Lebewesen ist die Empfindungsfähigkeit Wenn ein Lebewesen kein Glück/Schmerz empfinden kann ist sein Tod für die utilitaristische Perspektive irrelevant. Für Singer können nur Lebewesen mit einem zentralen Nervensystem körperliche Empfinden haben. Alle Lebewesen, die kein solches Nervensystem haben und dadurch keine Schmerzen empfinden werden in die Gruppe unbewusste Lebewesen kategorisiert. Hierzu gehören Pflanzen, Insekten, Muscheln, Austern, Bakterien und Quallen. Nach Singer besitzen diese Lebewesen keinen Wert an sich und da sie keine Schmerzen empfinden, sind wir ihnen in keiner Weise verpflichtet. Wenn ein solches Lebewesen getötet wird, wird das Glücksempfinden auf dieser Welt nicht verringert, da diese die Fähigkeit nicht besitzen Glück und Schmerzen zu empfinden. Jedoch sollte man bedenken, dass neueste Studien ergeben haben, dass ein zentrales Nervensystem nicht unbedingt erforderlich ist, um Schmerzen zu empfinden. Wissenschaftler machten in einer jahrelangen Studie die Erkenntnis das Krabben einen gewissen Grad an Schmerzen empfinden können. Singer gibt den Pflanzen, Einzeller und Quallen den Status von Lebewesen. Durch den hier von Singer übergreifende Definition von Lebewesen würden Pflanzen oder Einzeller auf fremden Planeten den Begriff als außerirdische Lebewesen aufgetragen bekommen. Würde man morgen unter der kilometerweiten Eisschicht des Jupitermondes, Europa, einen Einzeller finden, würde dieser als außerirdisches Lebewesen betrachtet werden. In unserer Gesellschaft werden Pflanzen als etwas allgemeines ohne Wert an sich angesehen. Bakterien oder Vielzeller verbindet man mit nichts, da diese mit bloßem Auge nicht betrachtbar sind. Im Kapitel, Die Umwelt, in seinem Werk, Praktische Ethik argumentiert Singer, auch wenn Pflanzen oder Bakterien kein Lebens Recht an sich haben, sind siejedoch für unsere Umwelt wichtig und müssen geschont werden. Ohne Pflanzen kein Sauerstoff, ohne Bienen keine so starke Bestäubung und ohne Bakterien würde eine großen Anzahl von Medikamenten die wichtig für unser überleben wegfallen.

Die zweite Gruppe der Lebewesen nennt Singer Personen. Diese besitzen im Vergleich zu den unbewussten Lebewesen ein zentrales Nervensystem und sind daher fähig Glück/Schmerzen zu empfinden. Das wichtigste Kriterium für Singers Personenstatus ist die Fähigkeit der Selbstbewusstheit, also sich seiner Existenz bewusst sein. Mittels dieser Selbstbewusstheit sind diese Lebewesen in der Lage Wünsche und Interessen auf zukünftige Zeiten zu haben. Für Singer besitzen Personen einen Wert an sich. Es gilt ein totales Tötungsverbot gegen eine Person, Singer sagt dazu: ,,Die Tötung einer Person ist in höherem Masse verwerflich(er) [...] als die Tötung eines nichtpersonalen Wesens“12 Der Tod einer Person hätte klassisch-utilitaristisch und präferenz­utilitaristisch Konsequenzen. Im klassisch- utilitaristischen Sinn wäre der Tod einer Person verwerflich, da das Glück auf der Welt verringert werden würde. Noch dazu besitzen Personen Präferenzen, Wünsche oder Interessen die in die Zukunft gerichtet sind. Wie zum Beispiel ein Student, der den Wunsch besitzt, am Ende des Semester seine Bachelorarbeit abzugeben. Der Präferenzutilitarismus respektiert das Glück eines Lebewesens und auch noch seine Interessen/Präferenzen. Zu dieser Kategorie gehören, somit alle Lebewesen, die Schmerzen fühlen können und sich ihrer selbst bewusst sind. Die Meisten definieren nur den Menschen als eine Person, aber hier in Singers Auffassung können noch Tiere die sich ihrer selbst bewusst sind mit interpretiert werden. Gorillas, Elefanten, Schimpansen, Schweine usw. werden nach Singer als Person stigmatisiert und ihnen gilt ein totales Tötungsverbot.

Die Lebewesen, die sich ihrer nicht bewusst sind, aber Schmerzen empfinden können, findet man in der letzte Gruppe, die bewussten Lebewesen. Hierzu gehören laut Singer Vögel, Fische, Nagetiere aber auch Embryonen, Neugeborene und schwer-beeinträchtigte Menschen. Diesen Lebewesen sind wir klassisch-utilitaristisch verpflichtet und besitzen wie Personen einen Wert an sich. Um das Glück auf dieser Welt maximal zu steigern soll man nach Singers Erachten allen Tiere auf dieser Welt das Recht auf Leben zu gewähren. In seinem Werk, die Befreiung der Tiere, folgert Singer, dass nur die Vegane Esseinstellung die einzig moralisch vertretbare ist. Die tägliche Proteinzufuhr kann durch Hülsenfrüchte und Insekten geregelt werden.

Peter Singer spricht den Tieren durch seine Argumentation ein Recht auf Leben zu. Noch dazu befürwortet und rechtfertigt er durch seine Thesen die Euthanasie und Abtreibung. Die Tötung eines bewussten Lebewesens hat einen niedrigeren ethischen Stellenwert für Singer als die Tötung einer Person.

Ein Fall aus meiner Vergangenheit spiegelt Singers Sichtweise wieder: Vor einigen Jahren besuchte ich im Gymnasium ein Fach über Sonder-und Heilpädagogik. Im ersten Unterricht fragte die Dozentin die Klasse, ob Embryonen/Föten, bei denen man eine Beeinträchtigung diagnostiziert hat, in unserer Gesellschaft ein moralisches Recht auf Leben haben. Eine Weile blieb es still im Unterrichtsaal. Definitiv Ja!, dachte ich mir, oder warum gibt es spezifische Institutionen, Parkplätze, und so weiter für diese Gruppe von Menschen? Ich fokussierte mich bei der Frage nicht

Peter, Singer: PE III S.174.

auf das Embryo selbst, sondern nur auf den später resultierenden Menschen. Bevor ich antworten wollte, unterbrach die Dozentin und antwortete selbst auf ihre Frage. Nach der Sicht der Dozentin folgerte man, das Embryonen mit einer Beeinträchtigung in unserer Gesellschaft kein Recht auf Leben haben. Jeder Mensch will sein Leben, wie die Mehrheit der Population fuhren. Gründe für die Abtreibung können diverse sein, wie zum Beispiel der ökonomische Stand der Familie.

Meine Dozentin und Singer sprechen einem schwer-beeinträchtigten Embryo kein totales Tötungsverbot zu. Das Überleben eines solchen Embryos hängt von der Entscheidung der Eltern ab. Bei uns in Luxemburg wird nach der 12. Schwangerschaftswoche strafrechtlich gefahndet. {Artikel 351 des luxemburgischen Strafgesetzbuchs) Singer ist anderer Meinung, der Zeitpunkt der Abtreibung spielt für ihn keine Rolle. Der Embryo ist am Leben nur wegen der Präferenz der Eltern. Peter Singer orientiert sich an die Denkweise von Michael Tooley und argumentiert mit einer Kollegin, Helga Kuhse, in späteren Werken für die Embryonentötung und auch die postnatale Kindstötung. Es gibt Beeinträchtigungen die nicht vor der 12. Schwangerschaftswoche diagnostiziert werden können und somit hätten einige Paare einen längeren Zeitrahmen um ihre Entscheidung zu treffen.

Soll nicht jeder das Recht besitzen selbst zu entscheiden was er mit seinem eigenen Leben anfangen will ? Dieses Recht wird den Embryonen wegen ihrer Beeinträchtigung, ökonomischen Stand der Familie oder anderen Faktoren verweigert.

Im Hauptteil der Bachelorarbeit findet eine Darstellung der singersche Position bezüglich der Differenzierung und Tötung der Lebewesen statt.

2. Haupteil

2.1 Singers Drei-Stufen-Modell (Differenzierung der Lebewesen)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Peter Singer unterteilt alle Lebewesen, die auf dieser Welt leben, in drei verschiedene Gruppen. Er unterscheidet zwischen, unbewusste Lebewesen, bewusste Lebewesen und Personen. In diesem Punkt, 2.1 Singers Drei-Stufen-Modell (Differenzierung der Lebewesen) findet eine explizite Darstellung jeden dieser Lebewesen. Die detaillierte Kategorisierung der Lebewesen präsentiert Singer folgendermaßen: für ihn ist der entscheidende Faktor bei dieser Differenzierung die Empfindungsfähigkeit der Lebewesen. Alle Lebewesen die empfindungslos sind werden von ihm als unbewusste Lebewesen definiert. Die Lebewesen, die fähig sind Empfinden zu erleben werden erneut von Singer in bewusste Lebewesen (oder auch Nicht-Personen) und Personen getrennt, da bewusste Lebewesen nach Singer nicht dem Personenstatus entsprechen.

Der Ausdruck ,,Mensch oder menschlich13 “ versucht Singer in seinem Werk zu vermeiden. Er wird den Begriff: die Spezies Homo sapiens als synonym für Mensch verwenden. Sogar die Spezies Homo sapiens wird bei ihm in zwei Richtungen aufgeteilt, in: die seinem Personenstatus entsprechen und die es nicht tun.

[...]


1 2013 Stuttgart Philipp Reclamjun. GmbH& Co. Übersetzt aus dem Englischen von Oscar Bischoff, Jean-Claude Wolf, Dietrich Klose und Susanne Lenz

2 Peter Singer: PraktischeEthik. 3. Aufl., Stuttgart2013, S.431.

3 Peter Singer: Peter Singer. www.princeton.edu/~psinger/personal_data.html_(Zugriff 21.04.2014).

4 Wilhelm, Korff; Lutwin, Beck & Paul Mikat: Lexikon derBioethik, Gütersloh 1998, Bd. 1, S.7.

5 Ebd.

6 Vgl. Gerhard Stanke: Mensch: Ja- Person, Nein : Kritische Auseinandersetzung mit Peter Singer, Frankfurt am Main 1999, S.12.

7 Vgl. John Rawls (Hg.): Eine Theorie der Gerechtigkeit, übersetzt von Hermann Vetter, 1. Aufl., Frankfurt am Main 1975, S.11.

8 Jeremy Bentham (Hg.): Eine Einführung in die Prinzipien der Moral und der Gesetzgebung, In: Einführung in die utilitaristischeEthik, hg. von Höffe Ötfried Tübingen, S.56.

9 Jeremy Bentham: An Introduction to the Principles of Morals and Legislation. A new edition, corrected by the author.Kapitel 17: Of the Limits of the Penal Branch of Jurisprudence. IV "Interest ofthe inferior animals improperly neglected in legislation". Band 2. London 1823. S. 235ff.

10 Peter Singer: Animal Liberation. Die Befreiung der Tiere. übersetzt von Claudia Schorcht, 2.Aufl., Leipzig 1996, S. 35.

11 Vgl. Peter Singer: PE III, S.52

12 Vgl. Peter Singer, PE, III, S.142.

13 Vgl. Ebd. S.185.

Ende der Leseprobe aus 43 Seiten

Details

Titel
Legitimität zur Tötung von Lebewesen. Studien zu Peter Singers Position
Hochschule
Université du Luxembourg  (FLSHASE)
Note
1.0
Autor
Jahr
2014
Seiten
43
Katalognummer
V276649
ISBN (eBook)
9783656701668
ISBN (Buch)
9783656702245
Dateigröße
674 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
legitimität, tötung, lebewesen, studien, peter, singers, position
Arbeit zitieren
Dino Agovic (Autor:in), 2014, Legitimität zur Tötung von Lebewesen. Studien zu Peter Singers Position, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/276649

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