Das Duale System der Berufsausbildung in Deutschland kann als Erfolgsmodell angesehen werden. Es liefert der Wirtschaft dringend benötigte Fachkräfte, sichert, und das zeigt sich aktuell in der differenzierten Arbeitsmarktsituation in Europa, den Menschen die Arbeit. Arbeit sichert den Menschen die Existenz, die personale und soziale Identität sowie gesellschaftliche Anerkennung. Arbeitslosigkeit ist verbunden mit psychosozialen, ökonomischen und gesellschaftlichen Folgen (Arnold et al., 2010, S. 21). In modernen Gesellschaften ist Arbeit nicht durch eine Konstanz gekennzeichnet, sondern unterliegt starken Wandlungsprozessen, von denen die Akteure im Dualen System der Berufsausbildung nicht unbeeindruckt bleiben können. Kompetent handeln sollen die Menschen können, wenn sie in das Berufsleben entlassen werden. In der kompetenzorientierten Berufs- und Betriebspädagogik wird der Einsatz „neuer“ Lernformen diskutiert und nach deren Wirkungen gesucht. Im Besonderen mit der zunehmenden Bedeutung des informellen Lernens gerät die Reflexion als Lernform in den Fokus didaktischer Überlegungen.In der folgenden Arbeit soll nach Begründungen gesucht werden, um die Reflexion als Lernform in der beruflichen Erstausbildung zu etablieren. Die Arbeit sucht nach der Relevanz und nicht nach methodischen Anregungen oder gar Rezepten. Erst wenn für die didaktisch Handelnden diese Relevanz geklärt ist, kann die Frage: „Reflektierst du schon oder lehrst du noch?“ zu einer handlungsleitenden Fragestellung für Lehrende und Organisationen werden. Oder sollte besser aus der Perspektive der Lernenden gefragt werden: „Reflektierst du schon und handelst kompetent? Berufsausbildung bereitet auf die Arbeitswelt vor. In dieser müssen reflexive Handlungsfähigkeiten einen Sinn ergeben, wenn sie zu einem Lerngegenstand und Lernziel in der Berufsausbildung werden sollen. Zur Aufdeckung dieser Relevanz werden im ersten Kapitel die Anforderungen an Berufstätige aus einer entgrenzten Arbeitswelt beschrieben. Als besonderes Merkmal des Wandels werden die Subjektivierungstendenzen in der Industriearbeit und der Arbeitskraftunternehmer als neuer Typus von Arbeit charakterisiert. Benötigen moderne Arbeitskräfte reflexive Handlungsfähigkeiten, müssen diese im dualen Berufsbildungssystem etabliert werden. [...]
Inhaltsverzeichnis
- INHALTSVERZEICHNIS
- ABBILDUNGSVERZEICHNIS
- TABELLENVERZEICHNIS
- EINLEITUNG
- TENDENZEN DES WANDELS VON ARBEIT
- SUBJEKTIVIERUNGSTENDENZEN IN DER INDUSTRIEARBEIT
- WANDEL DER ARBEIT DURCH TERTIARISIERUNG
- DER ARBEITSKRAFTUNTERNEHMER, SUBJEKTIVIERTER TYPUS DER ARBEITSKRAFT
- GRUNDZÜGE DES LERNENS IN DER BERUFLICHEN ERSTAUSBILDUNG IN DEUTSCHLAND
- DAS DUALE BERUFSBILDUNGSSYSTEM IN DEUTSCHLAND
- SUBJEKTIVIERUNGSTENDENZEN DER BERUFSBILDUNG
- KOMPETENZORIENTIERTE BERUFSBILDUNG
- Der Kompetenzbegriff
- Operationalisierbarkeit des Kompetenzansatzes
- DIE NOTWENDIGKEIT NEUER LERNFORMEN IN DER BERUFLICHEN AUSBILDUNG
- PÄDAGOGISCHES HANDELN IM DUALEN AUSBILDUNGSSYSTEM
- BEGRIFFSKLÄRUNG LERNFORMEN
- GRUNDLAGEN EINER SYSTEMISCH-KONSTRUKTIVISTISCHEN DIDAKTIK
- LERNPROZESSE DURCH REFLEXION IN DER BETRIEBLICHEN ERSTAUSBILDUNG
- BEDEUTUNG UND DEFINITION VON REFLEXION IM KONTEXT VON LERNPROZESSEN
- John Dewey: forschendes Lernen und reflektierendes Nachdenken
- Modell von Donald A. Schön: „der reflexive Praktiker"
- David A. Kolb: Theorie des Erfahrungslernens „experiential learning"
- Horst Siebert: Selbstreflexion als Reflexion zweiter Ordnung
- Zusammenfassende Arbeitsdefinition
- REFLEXIVE HANDLUNGSFÄHIGKEIT ALS ZIEL IN DER BERUFLICHEN ERSTAUSBILDUNG
- Ziel im Sinne von Handlungskompetenz der Auszubildenden
- Ziel im Sinne von Lernklima
- BEDEUTUNG UND DEFINITION VON REFLEXION IM KONTEXT VON LERNPROZESSEN
- FAZIT
- LITERATURVERZEICHNIS
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Masterarbeit befasst sich mit der Relevanz der Reflexion als Lernform in der betrieblichen Erstausbildung. Sie analysiert die Veränderungen in der Arbeitswelt und die damit verbundenen Anforderungen an die Handlungskompetenz von Auszubildenden. Die Arbeit untersucht, wie Reflexionsprozesse im dualen Berufsbildungssystem etabliert werden können, um die Entwicklung reflexiver Handlungsfähigkeiten zu fördern.
- Subjektivierungstendenzen in der Industriearbeit und die Entstehung des Arbeitskraftunternehmers
- Kompetenzorientierung in der beruflichen Erstausbildung und die Bedeutung des informellen Lernens
- Reflexion als Lernform und ihre Bedeutung für den Lernprozess
- Reflexive Handlungsfähigkeit als Ziel in der beruflichen Erstausbildung
- Etablierung von Reflexionsprozessen im dualen Berufsbildungssystem
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Relevanz der Reflexion als Lernform in der betrieblichen Erstausbildung dar und skizziert die zentralen Fragestellungen der Arbeit. Sie beleuchtet die Herausforderungen, die sich aus dem Wandel der Arbeitswelt für die Berufsausbildung ergeben.
Das erste Kapitel analysiert die Tendenzen des Wandels von Arbeit, insbesondere die Subjektivierungstendenzen in der Industriearbeit und die Entstehung des Arbeitskraftunternehmers. Es zeigt auf, wie sich diese Entwicklungen auf die Anforderungen an die Handlungskompetenz von Berufstätigen auswirken.
Das zweite Kapitel beschreibt die Grundzüge des Lernens in der beruflichen Erstausbildung in Deutschland, insbesondere das duale Berufsbildungssystem und die Kompetenzorientierung. Es beleuchtet die Bedeutung des informellen Lernens und die Herausforderungen, die sich aus der Operationalisierung des Kompetenzansatzes ergeben.
Das dritte Kapitel befasst sich mit der Notwendigkeit neuer Lernformen in der beruflichen Ausbildung. Es analysiert das pädagogische Handeln im dualen Ausbildungssystem und die Bedeutung von Lernformen für den Lernprozess. Es stellt die Grundlagen einer systemisch-konstruktivistischen Didaktik dar.
Das vierte Kapitel untersucht Lernprozesse durch Reflexion in der betrieblichen Erstausbildung. Es beleuchtet die Bedeutung und Definition von Reflexion im Kontext von Lernprozessen und analysiert verschiedene Modelle der Reflexion, wie das Modell von John Dewey, Donald A. Schön, David A. Kolb und Horst Siebert. Es zeigt auf, wie Reflexionsprozesse die Entwicklung reflexiver Handlungsfähigkeiten bei Auszubildenden fördern können.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die betriebliche Erstausbildung, Reflexion als Lernform, Subjektivierungstendenzen in der Arbeit, Kompetenzorientierung, Handlungskompetenz, informelles Lernen, duale Berufsausbildung, systemisch-konstruktivistische Didaktik, reflexive Handlungsfähigkeit, Lernprozesse, Erfahrungslernen, Lernklima.
- Arbeit zitieren
- Karsten Saß (Autor:in), 2014, Die Reflexion als Lernform in der betrieblichen Ausbildung, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/276812