Die Wikinger befuhren im 8. bis 11. Jahrhundert nicht nur den gesamten Ostseeraum und die Meere bis nach Island, Grönland und Neufundland, sondern auch das Mittelmeer und die Flüsse des Ostens bis ins Schwarze Meer. Allerdings darf man sich die Wikinger nicht nur als plündernde und brandschatzende Krieger vorstellen, wie es heutzutage leider gern getan wird, sondern auch als Siedler, Händler und Handwerker.
Eine der bedeutendsten kulturellen Leistungen war sicherlich das Kunsthandwerk, welches, v.a. durch die verschiedenen Tierfiguren, der frühmittelalterlichen Kunst im Einflussbereich der Skandinavier eine ganz charakteristische und unverwechselbare Ausprägung verlieh. Das Kunsthandwerk selbst umfasst die handwerklich erzeugten Schmuck‐ und Gebrauchsgegenstände aller Völker, Zeiten und Stilrichtungen, die sich aus der riesigen
Menge von Hand geschaffener Objekte durch ihre spezifische künstlerische Gestaltung hervorheben. Dabei ist dem Erfindungsreichtum bezüglich der architektonischen,
plastischen, farblichen und ornamentalen Gestaltung des Schöpfers im Bezug auf Kunst, Geräte, Gefäße, Schmuck, Textilien, Bau‐ und Raumdekor keine Grenzen gesetzt.
In der vorliegenden Arbeit liegt der Fokus auf der Vermittlung eines umfassenden Überblicks über das Kunsthandwerk der Wikinger. Zu Beginn wird ein Einblick in die Forschungsgeschichte und die verschiedenen Bildträger, auf denen sich die spezifischen Motive befanden, gegeben. In dieser Arbeit wird sich allerdings auf die Trachtbestandteile, Runensteine, Schiffe, Architektur und norwegischen Mähnenstühle beschränkt.
Im Anschluss folgt eine detaillierte Ausarbeitung der einzelnen wikingerzeitlichen Kunststile. Dabei wird erst auf einige einleitende Informationen, wie die Frage nach der zeitliche
Eingrenzung und Abfolge der einzelnen Kunststile, die Grundlage für diese Einteilung und deren Benennung eingegangen. Anschließend werden die einzelnen Stile ausführlich beschrieben und an zahlreichen Beispielen verständlich gemacht.
Im weiteren Verlauf werden die Anregungen und Kulturaustäusche aus früheren und anderen Kunstrichtungen und Ländern, welche auf die Entwicklung des wikingerzeitlichen Kunsthandwerks großen Einfluss hatten, näher untersucht und ein kleiner Einblick in die Handelsbeziehungen zwischen Skandinavien und dem Ostseeraum, Großbritannien, Irland und dem Fränkischen Reich gegeben. [...]
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Forschungsgeschichte
- 3 Bildträger
- 3.1 Trachtbestandteile
- 3.2 Runensteine
- 3.3 Schiffe
- 3.4 Architektur
- 3.5 Wikingerzeitliche Mähnenstuhlpaare
- 4 Kunststile der Wikingerzeit
- 4.1 Broastil
- 4.2 Osebergstil
- 4.3 Borrestil
- 4.4 Jellingstil
- 4.5 Mammenstil
- 4.6 Ringerikestil
- 4.7 Urnesstil
- 4.8 Übergang zur Romanik
- 5 Einflüsse
- 5.1 Germanische Tierornamentik
- 5.2 Kulturaustausch und -beeinflussung mit fremden Ländern
- 5.2.1 Ostseehandel
- 5.2.2 Wikinger in Großbritannien und Irland
- 5.2.3 Kontakte zwischen dem Fränkischen Reich und Skandinavien
- 6 Ikonographische Bedeutung
- 7 Fertigungstechnische Grundlagen
- 7.1 Die Künstler
- 7.2 Die Werkzeugausstattung
- 7.3 Das Gussverfahren
- 7.4 Veredelungstechniken
- 8 Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit verfolgt das Ziel, einen umfassenden Überblick über das Kunsthandwerk der Wikinger zu vermitteln. Der Fokus liegt auf der Beschreibung der verschiedenen Kunststile, ihrer zeitlichen Einordnung und den kulturellen Einflüssen, die ihre Entwicklung prägten.
- Die Forschungsgeschichte der wikingerzeitlichen Kunststile
- Die verschiedenen Bildträger und ihre Bedeutung
- Die charakteristischen Merkmale der einzelnen wikingerzeitlichen Kunststile (Broa-, Oseberg-, Borre-, Jelling-, Mammen-, Ringerike-, Urnesstil)
- Die kulturellen Einflüsse auf das wikingerzeitliche Kunsthandwerk (germanische, irische, angelsächsische, karolingische, byzantinische Einflüsse)
- Die ikonographische Bedeutung der Motive und Kompositionen
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Dieses Kapitel bietet eine Einführung in das Kunsthandwerk der Wikinger, betont deren vielschichtige Rolle über die gängigen Raubritter-Stereotypen hinaus und hebt die charakteristische Tierornamentik als bedeutende kulturelle Leistung hervor. Es skizziert den Aufbau der Arbeit, der die Forschungsgeschichte, Bildträger und eine detaillierte Analyse der wikingerzeitlichen Kunststile umfasst, sowie deren Einflüsse und den kulturellen Austausch.
2 Forschungsgeschichte: Das Kapitel beleuchtet die Entwicklung der Forschung zu den wikingerzeitlichen Kunststilen, beginnend mit frühen Analysen und der Herausbildung der heute gängigen Stilbezeichnungen (Borre, Jelling, Ringerike, Urnesstil). Es beschreibt die fortschreitende Diskussion um den Ursprung der Ornamentik und die stilistischen Einflüsse, wobei die Bedeutung von Arbeiten wie Müller, Shetelig, Lidqvist und Paulsen hervorgehoben wird. Die Rolle der Dendrochronologie bei der Datierung wird ebenfalls angesprochen.
3 Bildträger: Hier werden die verschiedenen Materialien und Objekte beschrieben, auf denen sich die wikingerzeitliche Kunst findet. Es werden Trachtbestandteile, Runensteine, Schiffe und norwegische Stabkirchen als Hauptträger der Ornamentik vorgestellt. Das Kapitel diskutiert die Herausforderungen der Forschung, bedingt durch die Wiederverwendung von Materialien und die Überlieferungsbedingungen der archäologischen Funde.
4 Kunststile der Wikingerzeit: Dieses Kapitel bietet eine detaillierte Beschreibung der einzelnen wikingerzeitlichen Kunststile (Broa-, Oseberg-, Borre-, Jelling-, Mammen-, Ringerike-, Urnesstil), ihrer zeitlichen Abfolge und charakteristischen Merkmale. Es werden jeweils zahlreiche Beispiele genannt und die stilistischen Entwicklungen und Übergänge ausführlich erläutert. Der Übergang zur Romanik wird ebenfalls angesprochen.
5 Einflüsse: Das Kapitel analysiert die Einflüsse auf die Entwicklung der wikingerzeitlichen Kunststile. Es untersucht germanische Vorläufer, den kulturellen Austausch mit dem Ostseeraum, Großbritannien/Irland und dem Fränkischen Reich, wobei der Einfluss karolingischer und insulare Kunstformen im Detail beleuchtet wird. Die Rolle der Christianisierung bei der Entwicklung der Ikonographie wird ebenfalls diskutiert.
6 Ikonographische Bedeutung: Dieses Kapitel befasst sich mit der inhaltlichen Deutung der wikingerzeitlichen Bildkunst. Es unterscheidet zwischen ornamentaler und narrativer Bedeutungsebene, analysiert die symbolischen Bedeutungen einzelner Motive und diskutiert die Schwierigkeiten der Interpretation aufgrund der spärlichen schriftlichen Quellen. Beispiele für unterschiedliche Ikonographien werden gegeben.
7 Fertigungstechnische Grundlagen: Das Kapitel beschreibt die technischen Grundlagen des wikingerzeitlichen Kunsthandwerks. Es behandelt die Werkzeugausstattung der Werkstätten, das Gussverfahren und die Veredelungstechniken (Vergoldung, Niellierung, Weißmetallbelag, Filigran- und Granulationstechnik).
Schlüsselwörter
Wikingerzeit, Kunststile, Tierornamentik, Broastil, Osebergstil, Borrestil, Jellingstil, Mammenstil, Ringerikestil, Urnesstil, Bildträger, Runensteine, Schiffe, Architektur, Stabkirchen, kulturelle Einflüsse, germanische Kunst, insulare Kunst, karolingische Kunst, byzantinische Kunst, angelsächsische Kunst, Ikonographie, Metallverarbeitung, Gussverfahren, Veredelungstechniken, Filigran, Granulation, Forschungsgeschichte, Dendrochronologie.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum Kunsthandwerk der Wikinger
Was ist der Inhalt dieser Arbeit zum Kunsthandwerk der Wikinger?
Diese Arbeit bietet einen umfassenden Überblick über das Kunsthandwerk der Wikingerzeit. Sie umfasst die Forschungsgeschichte, eine Beschreibung der verschiedenen Bildträger (Trachten, Runensteine, Schiffe, Architektur), eine detaillierte Analyse der charakteristischen Kunststile (Broa, Oseberg, Borre, Jelling, Mammen, Ringerike, Urnesstil), die kulturellen Einflüsse auf die Entwicklung dieser Stile, die ikonographische Bedeutung der Motive und die fertigungstechnischen Grundlagen (Werkzeuge, Gussverfahren, Veredelungstechniken).
Welche Kunststile der Wikingerzeit werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die folgenden Kunststile im Detail: Broastil, Osebergstil, Borrestil, Jellingstil, Mammenstil, Ringerikestil und Urnesstil. Jeder Stil wird hinsichtlich seiner zeitlichen Einordnung, charakteristischen Merkmale und Entwicklung beschrieben.
Welche Bildträger wikingerzeitlicher Kunst werden untersucht?
Die Arbeit untersucht verschiedene Bildträger, darunter Trachtbestandteile, Runensteine, Schiffe, Architektur und wikingerzeitliche Mähnenstuhlpaare. Die Analyse berücksichtigt die Herausforderungen, die sich aus der Wiederverwendung von Materialien und den Überlieferungsbedingungen archäologischer Funde ergeben.
Welche kulturellen Einflüsse werden auf das wikingerzeitliche Kunsthandwerk diskutiert?
Die Arbeit analysiert germanische Vorläufer sowie den kulturellen Austausch mit dem Ostseeraum, Großbritannien/Irland und dem Fränkischen Reich. Der Einfluss karolingischer und insulare Kunstformen, sowie byzantinischer und angelsächsischer Einflüsse wird im Detail beleuchtet. Die Rolle der Christianisierung bei der Entwicklung der Ikonographie wird ebenfalls diskutiert.
Wie wird die ikonographische Bedeutung der wikingerzeitlichen Kunst behandelt?
Die Arbeit befasst sich mit der inhaltlichen Deutung der wikingerzeitlichen Bildkunst, unterscheidet zwischen ornamentaler und narrativer Bedeutungsebene und analysiert die symbolischen Bedeutungen einzelner Motive. Die Schwierigkeiten der Interpretation aufgrund der spärlichen schriftlichen Quellen werden ebenfalls angesprochen.
Welche fertigungstechnischen Aspekte werden behandelt?
Die Arbeit beschreibt die Werkzeugausstattung der wikingerzeitlichen Werkstätten, das Gussverfahren und verschiedene Veredelungstechniken wie Vergoldung, Niellierung, Weißmetallbelag, Filigran- und Granulationstechnik.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit ist in Kapitel gegliedert, die jeweils einen Aspekt des wikingerzeitlichen Kunsthandwerks behandeln. Sie beginnt mit einer Einleitung und einer Übersicht über die Forschungsgeschichte, bevor sie sich detailliert mit den Kunststilen, Bildträgern, kulturellen Einflüssen, ikonographischen Bedeutungen und den fertigungstechnischen Grundlagen auseinandersetzt. Ein Fazit rundet die Arbeit ab.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren den Inhalt?
Schlüsselwörter sind: Wikingerzeit, Kunststile, Tierornamentik, Broastil, Osebergstil, Borrestil, Jellingstil, Mammenstil, Ringerikestil, Urnesstil, Bildträger, Runensteine, Schiffe, Architektur, Stabkirchen, kulturelle Einflüsse, germanische Kunst, insulare Kunst, karolingische Kunst, byzantinische Kunst, angelsächsische Kunst, Ikonographie, Metallverarbeitung, Gussverfahren, Veredelungstechniken, Filigran, Granulation, Forschungsgeschichte, Dendrochronologie.
- Citation du texte
- Nathalie Peter (Auteur), 2013, Kunsthandwerk der Wikinger, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/276822