Der Autor geht in der komprimierten Arbeit »Das Hephaisteion - standhaft programmatisch« gezielt auf die bewegte Baugeschichte und den ungewöhnlich guten Erhaltungszustand dieses einzigartigen, klassischen Sakralbaus Athens ein, um sich anschließend der Frage der ursprünglichen Weihung und Nutzung nähern zu können. Die unvergleichliche Fülle an erhaltenem Bauschmuck des Tempels wird in ihrer durchdachten Gesamtkomposition betrachtet und untereinander sowie historisch in Beziehung gesetzt, um nähere Erkenntnisse zu Baugeschichte und Intention zu erarbeiten. Besonderes Augenmerk wird dabei der Darstellung der Heldentaten der klassischen Heroen zuteil, deren Bildprogramm Rückschlüsse auf die politische Situation der noch jungen Demokratie zulässt. Über eine detaillierter Analyse des reichen Bauschmuckes und prägnante Vergleiche mit zeitnahen Bauten werden Ansätze zur chronologischen Einordnung vorgestellt:
»Auch wenn bislang nicht alle Elemente des Skulpturenschmuckes zweifelsfrei benannt werden konnten, lässt sich doch über die immer noch reichen Reste der Bauskulptur des Hephaisteions ein schlüssiges Bildprogramm erkennen. Dadurch wird auch die nach wie vor immer mutmaßliche Motivation des Bauwerkes über seine sakrale Funktion der Götterverehrung hinaus erkennbar. Unter Berücksichtigung der gesellschaftlichen Veränderungen im 5. Jhd. v. Chr. und den vielen ideologisch konnotierten Bauschmuck-Plastiken der Zeit kann aber eine weitere Funktion als politisches Denkmal…..«
Inhalt :
I. Einleitung
II. Lage und Geschichte des Baus
III. Baukörper und Architektur
IV. Skulpturenschmuck
IV.1 10 Ost-Metopen, Heraklestaten
IV.2 Nord- und Süd-Metopen, Theseustaten
IV.3 Cella-Fries im Westen, Kentauromachie
IV.4 Zur Ostfries-Problematik
IV.5 Zu Versuchen der Giebel-Rekonstruktion
V. Ansätze zur Datierung
V.1 Chronologische Übersicht
V.2 Resümee
VI. Abbildungen
VII. Bibliographie
I. Einleitung:
Der marmorne Tempel, der sich beharrlich über der Agora von Athen erhebt, ist einer der am besten erhaltenen Monumentalbauten der griechischen Antike. Das ist sicher ein Grund dafür, dass sich die archäologische Forschung schon eine ganze Zeit mit dem Heiligtum beschäftigt hat, welches – je nach Deutungsansatz – als Theseion[1] oder Hephaisteion benannt wurde. Hier wird die zweite Benennung gebraucht werden, da nach aktuellem Forschungsstand[2] eine Zuweisung des Baues als Ort für die Götterverehrung von Athena Hephaisteia und Hephaistos als gesichert erscheint.
Das sich das Bauwerk rund 2500 Jahre als standfest erwiesen hat, ist sicher bemerkenswert, zumal kaum andere Monumente Athens die Zerstörungen der persischen Besatzer um 480 v. Chr. nahezu schadlos überdauert haben. Deshalb soll im Folgenden auch auf den Bau und seine Erhaltung eingegangen werden, bevor der in Stein gemeißelte Bauschmuck des Hephaisteions in seiner Komposition betrachtet werden wird. Zur Baubeschreibung kann nur ein knapper Überblick über die Vielzahl der in der Literatur dokumentierten Einzelheiten gegeben werden.
Wahrscheinlich genauso relevant für das hervorragende Bild, dass man sich noch heute von dem dorischen Peripteros machen kann, ist seine Lage abseits der Akropolis[3], die sich schon auf Grund ihrer Festungsfunktion immer im Fokus der angreifenden Gegner der Polis befunden haben muss. Auch die Christianisierung des Tempels im 5. Jhd. n. Chr. hat sicher zur Erhaltung des Bauwerkes beigetragen, wenn auch zum Preis einiger Eingriffe in die Bausubstanz. Da dessen ungeachtet nicht alle Bauelemente in situ vorhanden sind, muss im Rahmen der Beschäftigung mit dem Bauschmuck auch auf Probleme der Zuweisung und Deutung der Bildthemen eingegangen werden. Dazu werden exemplarisch Forschungsergebnisse vorgestellt und auf ihre Kompatibilität mit den bisherigen Erkenntnissen geprüft, um sich der Rekonstruktion eines zusammenhängenden Bildprogrammes zu nähern. Nur so lässt sich ein aussagefähiges Bild des Tempels der Athena Hephaisteia und des Hephaistos in seiner Funktion unter chronologischen und kulturell-gesellschaftlichen Aspekten herausbilden.
II. Lage und Geschichte des Baues:
Sowohl die überragende Lage des Tempels auf dem Kolonos Agoraios – dem Hügel am Westrand der Agora in Athen – als auch der herausragende Erhaltungszustand des Baus selbst ziehen die Aufmerk-samkeit des Betrachters auf sich. So wird der Tempel auch schon bei Pausanias’ Agora-Rundgang[4] im 2. Jhd. n. Chr. erwähnt – namentlich als Hephaisteion. Eine etwas exaktere Einbettung in die Topographie lässt sich aus einer weiteren antiken Schriftquelle von Harpokration entnehmen: „Sie pflegten Tagelöhner als kolonetai zu bezeichnen, weil diese am kolonos nahe der Agora standen, wo sich das Hephaisteion und das Eurysakeion befinden. Dieser kolonos hieß Agoraios.“[5] Es gibt aber ebenso archäologische Hinweise auf die im näheren Umkreis ausgeübten Tätigkeiten, nämlich ausgegrabene Reste von Bronzeguss-Gruben, Schmelzöfen und Schlackenrückständen – in diesem Zusammenhang und in der Häufung wohl als ein verlässliches Zeichen dafür zu werten, dass einst Metallverarbeitende Betriebe im Umkreis des Tempelareales zu finden waren. Denn solche Ansiedlungen von Metallwerkstätten nur anlässlich eines beliebigen Tempelbaues fänden wohl keine Entsprechung. Eine Kumulation und auch Etablierung von Handwerksbetrieben einer Profession um einen zentralen Kultort wäre durchaus vorzustellen, zumal wenn man das Fachgebiet des ausgewiesenen Schmiedegottes Hephaistos betrachtet. Im Norden und Osten grenzten verschiedene öffentliche Funktions- und Sakralbauten an das Hügelareal[6], die aber auch bei verdichteter Bebauung der Westflanke der Agora bis ins 2. Jhd. n. Chr. immer einen Zugang zum Tempelareal frei ließen.
Der Baugrund auf dem Hügel selbst besteht aus unebenem, natürlichem Kalkstein und war in früheren Zeiten teilweise mit weichen Tonschichten und Erdreich bedeckt; heute ist er allerdings großflächig bis auf den Fels erodiert. Im Gegensatz zu den Grabungen auf der Akropolis konnten hier keine Reste eines Vorgängerbaus sicher nachgewiesen werden. Das Fundament des Hephaisteions besteht aus Kalksteinplatten verschiedener Qualität und Herkunft[7]. Für Peristasis und Cella wurde hingegen weißer Marmor aus den damals neuerschlossenen Steinbrüchen von Pentelikon im attischen Bergland –nordöstlich von Athen – verbaut. Für den Bauschmuck ist durchweg teurerer, importierter Inselmarmor von den Kykladen (parischer, aber auch naxischer) verwendet worden.
Der plastische Schmuck des Metopen-Triglyphen-Frieses der Osthälfte zeigt eine Auswahl der mythologischen Taten des Herakles und des Theseus, wovon sich nach der überholten Theorie, der Tempel sei ein Heroon des Herakles, des Theseus oder beider zusammen gewesen, die parallele Benennung des Tempels als Theseion abgeleitet hat. Eine solche Themenkomposition ist ebenso im Bauschmuck des Schatzhauses der Athener in Delphi, datiert auf das Ende des 6. Jhd. v. Chr., zu finden.[8]
Die Benennung als Theseion findet sich beispielsweise auch in einem Bericht des Hauptmanns von Predl
über den Einzug der bayerischen Truppen unter König Otto am 1. April 1833. Damals wurde der Bau als
Repräsentationsobjekt und Kulisse für die Befreiung von der türkischen Besatzung genutzt.
Das geheiligte Areal (Temenos) um den Tempel selbst war von einer Mauer (Peribolos) eingefasst, die im 3. Jhd. v. Chr. nach Osten und Norden erweitert wurde[9]. Im Bereich des Temenos sind planvoll und regelmäßig in den Fels gearbeitete Schächte samt Fragmenten von tönernen Pflanzkübeln verzeichnet worden, die das Rechteck des Tempelgrundrisses umrahmen. Dieser bemerkenswerte Befund einer antiken Gartenanlage im Tempelareal samt mutmaßlich geheiligten Bäumen wurde über die Tonfragmente ebenso auf das 3. Jhd. v. Chr. datiert. Die antiken Pflanzschächte sind heute wieder begrünt, was den nach wie vor guten Erhaltungszustand des Tempels unterstreicht. Im 1. Jhd. v. Chr. dann wurde der Eingang zum Temenos nach Osten verlegt, eventuell in Zusammenhang der Errichtung einer monumentalen Freitreppe zur Agora.
Wiederum verschont blieb der Grundbau bei den Zerstörungen Athens sowohl im Zuge der sullanischen (86 v. Chr.) als auch der herulische Invasion (267 n. Chr.). Allerdings liegt nach wie vor der Verdacht nahe, dass ein Teil der nicht mehr vorhandenen Giebelskulpturen – wie auch an anderer Stelle – ihre weitere Bestimmung im Schmuck römischer Villen hellenistischer Epoche hatten.
In byzantinischer Zeit ist das Hephaisteion in eine Kirche des heiligen Georg umfunktioniert worden, wahrscheinlich mit angeschlossenem Kloster. Besonders in der byzantinischer Frühzeit des 5. Jhd. n. Chr. war der Bau von Kirchen in heidnische Tempel üblich, allerdings ohne die äußere Erscheinung grundlegend zu beeinflussen. Im Rahmen dieser Christianisierungs-Maßnahmen sind in diesem Fall schrittweise bis in das 7. Jhd. n. Chr. einige bauliche Änderungen[10] vorgenommen worden: Wichtigste Maßnahme war der Wechsel der Hauptseiten-Orientierung von Ost nach West und damit einhergehend eine Verschließung des einstigen Ostzuganges mit einer Apsis. Dazu wurden die Ostwand samt Eingangstür sowie das Säulenpaar des Pronaos entfernt. In den Kernbau, d.h. in Cella und Pronaos, ist ein Tonnengewölbe integriert worden, das bei Restaurierungsarbeiten 1835 ausgebessert wurde. Im Zuge dieser Umgestaltung sind zusätzliche Türen, z.B. in die Rückwand des Opisthodoms, gebrochen worden.
Weiterhin wurde nahezu der gesamte Innenraum des Tempels für die Anlage von unterirdischen Grabanlagen (Schachtgräbern) aufgebrochen. Nur die Bereiche des christlichen Altares im Osten und unterhalb der Apsis blieben verschont. Letztlich wurde im Innenraum der Cella neuer Stuckverputz angebracht.
Unter Frankenbesatzung außerhalb der Stadtmauern gelegen, kam dem Bau auf dem Kolonos Agoraios als Kirche nur sporadische Aufmerksamkeit zu. Er wurde nicht regelmäßig genutzt, da es genug andere Kirchen in zentraler Lage gegeben hat. Der Tempel war wohl ursprünglich Athena Hephaisteia und Hephaistos geweiht[11], beide als Gottheiten des Handwerks, speziell der Schmiedekunst, verehrt.
Tatsächlich geht aus literarischen Quellen hervor, dass im Jahre 420 v. Chr. staatliche Feierlichkeiten zu Ehren dieses Götterduos angesetzt waren. Die Existenz eines Kultbildes für die beiden Götter ist allerdings nicht gesichert. Auf Grund des byzantinischen Grabaushubs sind in der Cella keine Spuren einer Fundament-Basis nachweisbar. Abgesehen davon geben antike literarische Überlieferungen über die Urheberschaft der Kultbilder aus Bronze Aufschluss; demnach wurden sie in dem Zeitraum von 421 bis 415 v. Chr. vom Bildhauer Alkamenes geschaffen[12]. Weiterhin sind – wie auch beim Beispiel des zeitnahen Parthenon – Reste eines detaillierten Rechenschaftsberichtes einer Baukommission für ein solches Kultbild erhalten. Daraus ergibt sich eine vermutete Bauzeit für den Tempel ab etwa 450 v. Chr., bzw. die des Bauschmuckes und der Kultbilder bis in die 20er Jahre. Die Weihung des Tempels wird dem folgend etwa um 416 v. Chr. angesetzt, der Baubeginn hingegen nach astrologischen Berechnungen einiger Forscher sogar auf den Tag genau: den 17. Oktober 449 v. Chr[13].
Bei Pausanias und auch Valerius Maximus findet man Beschreibungen der Kultbilder: „[...]sind Besucher von Athen beeindruckt von Vulcanus, der unter den Händen von Alkamenes entstanden ist. Abgesehen von anderen hervorstechenden Anzeichen seines überragenden Könnens bewundern sie eines ganz besonders: Das Hinken des Gottes ist versteckt angebracht[...]“[14]. Da sich nun aber von den Kultbildern selbst nichts Materielles erhalten hat, muss sich auf anderem Wege der eigentlichen Funktion des Tempels genähert werden. Dafür bietet dieses herausragende Exemplar eines dorischen Marmormonumentes doch einiges an Reichtum in Bezug auf den erhaltenen Teil des Skulpturenschmuckes – obwohl Fragmente v. a. der Giebel erst relativ spät zugewiesen werden konnten und dieser Prozess noch nicht abgeschlossen zu sein scheint.
III. Baukörper und Architektur:
Der Bau des Hephaisteions ist bei Grabungen amerikanischer Forscher in den Jahren 1936-39 ausführlich untersucht worden und seitdem in streckenweise sehr detaillierten Beschreibungen dokumentiert[15]. Wie schon erwähnt finden sich keine Anzeichen für einen verwandten Vorgängerbau.
Der Bau-Untergrund ist nicht planiert, sondern zum Ausgleich der Unebenheiten des Felsgesteins mit verschieden tief ansetzenden Fundamenten versehen worden. Die oberen zwei Stufen des Unterbaus (Krepis) bestehen aus pentelischem Marmor, nur die unterste ungewöhnlicherweise aus Kalkstein. Das Flächenmaß am Stylobat beträgt 13,72 x 31,77 Meter und weist somit eine durchaus übliche Dimension auf. Auch der Grundriss der Peristasis mit 6 x 13 Säulen ist für einen dorischen Peripteros kanonisch.
Das dem Baumaß zugrunde liegende Verhältnis von 9:4 findet sich beispielsweise auch in der Säulenhöhe und dem Säulenabstand (5,71: 2,58 Meter) wieder und ist ebenso bei dem zeitnah erbauten Parthenon auf der Akropolis verwendet worden. Allerdings lassen sich im Hinblick auf den Grundriss deutliche Unterschiede zwischen den beiden Tempeln ausmachen. Schon was die Größe betrifft würde das Hephaisteion in der Parthenon-Cella Platz finden. Die Cella des Hephaisteions ist in einer typischen Dreiteilung angelegt, wobei der Ostteil des Pterons und der Pronaos verlängert sind. Die Anten des Opisthodomos sind auf eine Länge von 1½ Joch (Säulenachs-Abstände) angelegt, die des Pronaos hingegen auf zwei volle Joche. Die Begrenzung des Vorraumes im Osten fluchtet somit mit der Säulenstellung der Peristasis.
Das Opisthodom misst also nur 4 Meter in der Länge, das Pronaos aber rund 5 Meter. Diese ungewöhnliche Raumkonzeption, die die Vorhalle vor dem Pronaos durch ein in der Peristasis endendes Gebälk zusätzlich als eigenständigen Raum auffasst, wird auch bei der Ausführung der skulptierten Bildfelder akzentuiert fortgesetzt. Die Eigenständigkeit dieses Tempelbaues in seiner Verbindung von Bau und Schmuck wurde auch an anderer Stelle hervorgehoben: „[...] daß an diesem Tempel Bauskulptur in besonderer Weise der Verdeutlichung einer neuartigen architektonischen Konzeption dienlich ist.“[16]
Die Cella ist in ihrer Gesamtheit 12,10 Meter lang und 6,22 Meter breit. Das entspricht einer Breite von drei Joch der Peristasis, gemessen von den Aussenkanten der Anten. Das Hephaisteion hat eine offenere Säulenstellung der Peristasis als der Parthenon, ein Eindruck, der durch die schlankeren Säulenschafte unterstützt wird. Die 78 Säulen des Tempels auf dem Kolonos Agoraios sind bei einer Höhe von 5,71 m aus sieben Trommeln samt Kapitellblock zusammengesetzt und mit je 20 Kanneluren versehen. Die aus dem Eckkonflikt der dorischen Bauform resultierende Problematik der Regelmäßigkeit der Triglyphen-Verteilung wurde hier mit einer einfache Eckkontraktion der Säulenstellung gelöst; d.h. das Joch zwischen Eck- und den angrenzenden Säulen ist über 10 cm geringer als zwischen den Seitensäulen. Weiterhin sind die Ecksäulen etwas stärker (~ 2 cm) und haben höhere und breitere Kapitelle. Die Neigung aller Säulen
zur Cella hin ist durch die Anschrägung der Trommelkörper im oberen Bereich realisiert, ein übliches
Detail bei griechischen Monumentalbauten[17]. Die ringsum sichtbaren, sehr leichten Kurvaturen – d.s. die zur Mitte hin steigenden Krümmungen horizontaler Bauelemente (z.B. beim Stylobat) – sind auf Grund von unregelmäßigen Absenkungen des Fundamentes an den Ecken nicht mehr messtechnisch nachweisbar. Die Kurvatur des Architravs ist hier nicht wie beim Parthenon im Abakus der Säulen begründet, sondern jeweils in der obersten Säulentrommel. Auf den in der Fachliteratur einst verbreiteten Disput, ob und warum Kurvaturen in der Antike eingearbeitet wurden, oder ob sie üblicherweise durch (zwangsläufig regelmäßige!) natürliche Eckabsenkungen entstanden, soll im Einzelnen nicht eingegangen werden[18]. Jedenfalls sind sie, ebenso wie die Krümmung der Säulen selbst, der Statik sicher nicht zuträglich, sondern müssen anders motiviert sein – vielleicht rein ästhetisch.
Zur Stabilisierung wurde der Bau an mehreren Seiten mit moderner Untermauerung von Marmorstufen und Kalksteinfundament versehen. Auf Grund des schon erwähnten byzantinischen Grabaushubs im Inneren des Tempels ist das einstige Marmorpflaster des Bodens – auch in den Umgängen – kaum noch vorhanden, nur eben im Ostpteron. Überall, wo die Marmorabdeckung fehlt, ist starke Verwitterung des darunter liegenden Kalksteins zu verzeichnen.
Die Steinelemente des Baukörpers waren mit Hilfe von schmiedeeisernen Klammern und Eisendübeln untereinander verbunden und gesichert. Bleiummantelungen füllten vorhandene Spalten und Zwischenräume und schützten vor dem Eindringen von Feuchtigkeit. Teilweise sind noch die Gusskanäle für die Bleimasse zu den Verankerungspunkten erkennbar. Aus denselben Gründen wurden wohl weiterhin Aussparungen in die Wandquadern eingearbeitet, die beim Zusammensetzen ebenso Gussrinnen für das flüssige Dichtungsmaterial formten – ein Detail, das sich beim Parthenon nicht finden lässt.
Das Hephaisteion weist neben seinem dorischen Bautyp auch ionische Bauornamente (Kymatien) auf, z.B. unter dem Fries (ein lesbisches Kyma) und am Sockel der Cella. Die Außen- und Cella-Wände sind angeraut, vermutlich als Untergrund für eine Stuckschicht aus geriebenem Kalk, die eventuell mit Wandmalereien versehen werden sollte. Weiterhin ist zur Gestaltung des Cellaraumes wenig gesichert; weder Spuren für das Kultbild, noch Anzeichen für Fragmente oder das Fundament einer inneren Säulenstellung. Die Vermutung, die Baumeister des Hephaisteions hätten sich am Vorbild des Parthenon orientiert und eine zweistöckige Innensäulenstellung eingefügt, ist somit unbegründet[19]. Zumal es recht unwahrscheinlich ist, dass nur diese mutmaßlichen Innensäulen zerstört oder anderweitig verbaut wurden. Entscheidend scheint aber, dass bei einem Bau dieser Größe keine architektonische Notwendigkeit einer solchen Vorrichtung besteht.
Umgänge, Pronaos und Opisthodom sind mit einer Kassettendecke aus Marmor versehen, die Kappen der Kassetten allerdings fehlen zu großen Teilen[20]. An der Vielzahl der Deckenteile sind paarweise Symbole und (Schrift-)Zeichen als Versatzmarken eingeritzt, die auf die Aufteilung der Arbeit auf mehrere Steinmetz-Werkstätten schließen lassen. Nach den Untersuchungen von 1936 ist die Deckenkonstruktion aus statischen Gründen grob ausgebessert und dadurch Einzelheiten der Verarbeitung zerstört worden. Der einst aus Holz gefertigter Dachstuhl und die Ziegel-Eindeckung sind wie so oft nicht erhalten, dafür aber große Teile der Giebelfelder und Giebel-Umrandungen (Geisa). Die Rinnleiste (Sima) war wohl nach dorischer Art mit Löwenköpfen als Wasserspeier versehen.
[...]
[1] zur Problematik der Benennung siehe H.Koch „Studien zum Theseustempel in Athen“, 1955, 9ff.
[2] einen Überblick bei K.Reber „Das Hephaisteion in Athen – ein Monument für die Demokratie“ in JdI 113, 1998, 31ff.
[3] nämlich ca. 500 m Luftlinie – für die antiken Stadtdimensionen nicht so wenig.
[4] Pausanias I, 14.6
[5] zitiert nach J.M.Camp „Die Agora von Athen“, 1989, 91.
[6] siehe Abbildungen 1 - 3.
[7] näheres zu den verwendeten Materialien bei Koch (1955), 44f.
[8] A. Gorys „Wörterbuch Archäologie“, 1997, 422.
[9] siehe J. Travlos „Bildlexikon zur Topographie des antiken Athen“, 1971, 261 und hier Abb. 1 b), c).
[10] dazu Abb. 5
[11] ‘two solid arguments’ bei H.A. Thompson und R.E. Wycherley „The Athenian Agora“, 1972, 142/145.
[12] siehe W. Judeich „Topographie von Athen“, 1931, 367, Fußnote 1
[13] Dinsmoor, nach Koch (1955), 145.
[14] Valerius MaximusVII, II ext.3.
[15] Einzelheiten z.B. bei Koch (1955).
[16] H. Knell „Mythos und Polis“, 1990, 128.
[17] Abweichung vom Lot 4,5 cm.
[18] ausführlich dazu: Koch (1955), 66ff.
[19] beispielsweise bei Knell (1990), 127f.
[20] auch die Roste fehlen teilweise; siehe Abb. 4
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