In den wenigen vorhandenen Quellen lässt sich kaum etwas über Kunigundes
Privatleben erschließen. Stets steht ihr politisches Handeln im Vordergrund.
Sie wurde um 980 geboren, entstammt einem Luxemburger Grafenhaus und kann in
ihrem Stammbaum Verwandtschaft zu den bedeutendsten Herrscherfamilien des
Mittelalters aufweisen. In der Ahnenreihe befinden sich: Ludwig der Stammler, Karl der
Kahle, Ludwig der Fromme bis hin zu Karl dem Großen.
Wegen Kunigundes vornehmer Herkunft ging das Gerücht um, dass Heinrich aus
Gründen des Thronerbes zur Vermählung mit Kunigunde gezwungen werden musste.
Sven Pflefka widerlegt diese Aussage jedoch: Die Heirat wurde nicht aus strategischen
Gründen veranlasst, weil Heinrich zur Zeit seiner Heirat noch keine Aussicht auf den
Thron hatte. Seine Gemahlin wählte er im realpolitischen Bestreben eines Herzogs.
Ebenfalls als Gerücht behandelt Pflefka den Vorwurf einer Nahehe: Heinrich und
Kunigunde seien im dritten Grad miteinander verwandt und lebten deshalb in
Geschwisterliebe miteinander. Heinrich verurteilte auf der Synode von Diedenhofen im
Jahre 1004/05 die Ehe unter Verwandten: „Damit scheuen sie [die Verwandten] sich
nicht, jene Vorschrift, ruchloser als Juden und Heiden, bereits in ihrem Anfang zu
missachten, die nach den heiligen Bestimmungen der Kanones bis zum siebten Grad zu
befolgen ist.“ An andere Vermutungen um eine „Josephsehe 1“ zwischen Heinrich und
Kunigunde knüpfen zahlreiche Legenden. Ausschlaggebend für sämtliche Gerüchte
war die Tatsache, dass die Ehe kinderlos blieb.
Nach dem Ableben Kaiser Ottos III., welcher keinen männlichen Nachfolger
hinterlassen hatte, begann der Kampf um die Königskrone, aus welchem Heinrich
erfolgreich hervorging. Am 7. Juni 1002 wurde er in Mainz gekrönt. Kunigunde war zu
diesem Zeitpunkt nicht anwesend. Sie erhielt deshalb, als erste nachweisbar gekrönte
Königin, eine eigene Zeremonie. Am 10. August 1002 wurde Kunigunde in Paderborn
von der Herzogin zur Königin erhoben. Im Jahre 1014 folgte die Krönung zum
Kaiserpaar.
1 Ehe, in der die Partner aus religiösen Gründen sexuell enthaltsam leben. Vorbildlich ist nach
katholischer Vorstellung die Beziehung zwischen Josef und Maria.
Inhaltsverzeichnis
- Kunigunde – einflussreiche Herrscherin
- Der Mainzer Ordo – Aufgaben eines Kaiserpaares
- Die Gesellschaft im Umbruch
- Das Ordal
- Gottesurteil und Heiligenvita
- Fortwirken der memoria
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit beleuchtet die Rolle der Kaiserin Kunigunde im frühen 11. Jahrhundert. Sie untersucht ihr politisches Handeln, ihre Bedeutung im Kontext der religiösen und gesellschaftlichen Entwicklungen der Zeit und die Entstehung ihres Kultes.
- Die politische Bedeutung der Kaiserin Kunigunde im frühen 11. Jahrhundert
- Der Mainzer Ordo und die Aufgaben eines Kaiserpaares
- Die Entstehung des Kunigundenkultes und seine Hintergründe
- Die Rolle der Memoria und die Fortwirkung des Kultes
- Die Gesellschaft im Umbruch und das Ordal als Ausdruck dieser Veränderungen
Zusammenfassung der Kapitel
I. Kunigunde – einflussreiche Herrscherin
Dieses Kapitel befasst sich mit der Biografie und dem politischen Wirken von Kaiserin Kunigunde. Es beleuchtet ihre Herkunft, die Umstände ihrer Heirat mit Heinrich II. und ihre Krönung zur Königin und Kaiserin. Dabei werden auch die Gerüchte um ihre Kinderlosigkeit und die mögliche Vermutung einer „Josephsehe“ diskutiert.
II. Der Mainzer Ordo – Aufgaben eines Kaiserpaares
Dieses Kapitel analysiert den „Mainzer Ordo“, der sowohl bei Heinrichs Königskrönung als auch bei Kunigundes Krönung vorgetragen wurde. Es wird die Bedeutung der Krönungszeremonie und die Rolle des Königs und der Königin im Kontext der damaligen Herrschaftsauffassung und Kirchenhierarchie beleuchtet.
III. Die Gesellschaft im Umbruch
Dieses Kapitel untersucht die gesellschaftlichen Veränderungen im frühen 11. Jahrhundert und deren Einfluss auf die Rolle von Kaiserin Kunigunde. Es wird auf die Bedeutung der Kirche, die Rolle von Bischöfen und Mönchen und die Herausforderungen des gesellschaftlichen Wandels eingegangen.
IV. Das Ordal
Dieses Kapitel widmet sich dem Thema des Ordals, einer Gottesgerichtsform, die im frühen Mittelalter weit verbreitet war. Es wird die Bedeutung des Ordals als Instrument der Rechtsprechung und der Wahrheitsfindung beleuchtet.
V. Gottesurteil und Heiligenvita
Dieses Kapitel behandelt das Gottesurteil im Kontext der Heiligenvita. Es beleuchtet den Zusammenhang zwischen Gottesurteilen, der Vorstellung von göttlicher Gerechtigkeit und der Entwicklung des Kunigundenkultes.
VI. Fortwirken der memoria
Dieses Kapitel untersucht die Fortwirkung der memoria von Kaiserin Kunigunde und die Bedeutung ihres Kultes in späteren Jahrhunderten. Es beleuchtet die Entstehung des Kunigundenkultes und seine Bedeutung für die religiöse und kulturelle Entwicklung im Mittelalter.
Schlüsselwörter
Kaiserin Kunigunde, Heinrich II., Mainzer Ordo, Krönung, Herrschaftslegitimation, Kirche, Gesellschaft im Umbruch, Ordal, Gottesurteil, Heiligenvita, Memoria, Kunigundenkult
- Arbeit zitieren
- Margit Maier (Autor:in), 2003, Kunigunde und ein heißes Eisen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/27730