Zu den Beziehungen zwischen Griechenland und Deutschland lässt sich zunächst einmal festhalten, dass diese bis zum Ausbruch der EU-Finanzkrise im Jahr 2010 überwiegend von wirtschaftlichen Verflechtungen geprägt waren. Daneben verband der Sommertourismus die beiden Länder, denn bis zum Jahr 2009 besuchten jährlich konstant mehr als 3 Millionen deutsche Urlauber das Reiseland. Seit Griechenland der Staatspleite vor vier Jahren nur knapp entkam, ist das Verhältnis vom ökonomischen Ungleichgewicht der beiden EU-Partner gekennzeichnet. So stehen sich nunmehr “EU-Exportmeister” und “Schuldenstaat” in Funktion von Kreditgeber und Kreditnehmer gegenüber.
Als Interesse Deutschlands galt es, Griechenland bei seinen Bemühungen um den Verbleib im Währungsraum der Eurozone zu unterstützen und eine Staatsinsolvenz zu verhindern. Für die Gewährung der dafür nötigen Finanzmittel verpflichtete sich Griechenland im Gegenzug zu Sparauflagen und einer regelmäßigen Kontrolle durch die Troika , da das vordergründige Interesse des Landes in der Konsolidierung seines Staatshaushaltes lag.
Aus der ökonomischen Dominanz Deutschlands innerhalb der Europäischen Union ergab sich eine hegemoniale Stellung, die in den Kreditverhandlungen von Bedeutung war. Entsprechend rückte der Kreditgeber in den Fokus der Wahrnehmung der griechischen Gesellschaft. Diese Wahrnehmung wird als Katalysator verstanden, der die bilateralen Beziehungen der beiden EU-Staaten zueinander erheblich prägen dürfte. Ob und wie diese Prägung der Staatsbeziehungen erfolgt ist, soll jedoch nicht Thema der Arbeit sein. Vielmehr wird ein Teilbereich dieses Komplexes untersucht: die Frage danach, wie die Griechen die deutsche Krisenpolitik wahrgenommen haben. Denn innerhalb der griechischen Bevölkerung sorgte der Schock der Finanzkrise nicht nur für die Auseinandersetzung mit Versäumnissen von Gesellschaft und Politik im eigenen Land; es entstanden auch Fragen nach der Angemessenheit von Auflagen und
Konsolidierungsmaßnahmen, sodass eine Entwicklungsdynamik in der Selbst- und Fremdwahrnehmung stattfand. Für die vorliegende Arbeit sind ebendiese Sichtweisen der Gesellschaft von Interesse. Ihnen widmet sich die Forschungsfrage „Wie wirkt sich die Krisenpolitik des EU-Hegemons Deutschland im Zuge der EU-Finanzkrise auf die Wahrnehmung in der griechischen Gesellschaft aus?“
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Formalia
- Fragestellung und Hypothesen
- Der Hegemoniebegriff
- Erkenntnistheoretische Ausgangsposition und Herleitung der Hypothesen
- Methodik
- Das Printmedium als Instrument der Hypothesenprüfung
- Medienwirklichkeit und der Konstruktivismus
- Die qualitativ orientierte Inhaltsanalyse
- Untersuchungszeiträume
- Untersuchungszeiträume im deutsch-griechischen Kontext der Krise
- Deutschland – der enttäuschende EU-Partner?
- Eine europäische Krise - Erwartungshaltung von der europäischen Idee zur Sparauflagen
- Sparauflagen
- Zu den unmittelbaren Auswirkungen der Sparauflagen
- Deutschland - ein unsolidarischer, nutzenorientierter und unfairer EU-Hegemon?
- Der unsolidarische EU-Partner?
- Ein nutzenorientierter und unfairer EU-Partner?
- Zwischenfazit
- Eine Reaktivierung von Feindbildern?
- Wie der Nationalsozialismus die Wahrnehmung der Griechen prägte
- Von der Prägung zur Rückwirkung?
- Zwischenfazit
- Schlussbetrachtung
- Quellverzeichnis
- Quellen auf deutscher und englischer Sprache
- Bücher und Zeitschriften
- Internetquellen
- Quellen auf griechischer Sprache
- Zeitungen
- Zeitungsbeiträge im Internet
- Quellen auf deutscher und englischer Sprache
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Wahrnehmung der deutschen Krisenpolitik in der griechischen Gesellschaft während der EU-Finanzkrise. Ziel ist es, die Auswirkungen dieser Politik auf die Wahrnehmung Deutschlands in Griechenland zu analysieren und zu erklären.
- Die Rolle Deutschlands als EU-Hegemon im Kontext der Finanzkrise
- Die Wahrnehmung der deutschen Krisenpolitik in der griechischen Gesellschaft
- Die Auswirkungen der deutschen Krisenpolitik auf die griechisch-deutschen Beziehungen
- Die Rolle von Feindbildern aus der Zeit des Nationalsozialismus in der Wahrnehmung Deutschlands
- Die Bedeutung des Konstruktivismus für das Verständnis der Wahrnehmungsprozesse
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Forschungsfrage und die Relevanz der Arbeit dar. Sie beleuchtet die Entwicklung der deutsch-griechischen Beziehungen im Kontext der EU-Finanzkrise und die daraus resultierende ökonomische Dominanz Deutschlands.
Das Kapitel "Formalia" erläutert die methodischen Besonderheiten der Arbeit, insbesondere die Verwendung griechischer Quellen und die Übersetzungspraxis.
Das Kapitel "Fragestellung und Hypothesen" definiert die Forschungsfrage und stellt die beiden erkenntnisleitenden Hypothesen vor. Es erläutert den Hegemoniebegriff und den konstruktivistischen Rahmen der Analyse.
Das Kapitel "Methodik" beschreibt die methodische Vorgehensweise der Arbeit, insbesondere die Rolle des Printmediums als Instrument der Hypothesenprüfung und die Anwendung der qualitativen Inhaltsanalyse.
Das Kapitel "Untersuchungszeiträume" definiert die relevanten Zeiträume im deutsch-griechischen Kontext der Krise.
Das Kapitel "Deutschland – der enttäuschende EU-Partner?" analysiert die Wahrnehmung Deutschlands in der griechischen Gesellschaft im Kontext der EU-Finanzkrise. Es untersucht die Erwartungen an die europäische Solidarität, die Auswirkungen der Sparauflagen und die Kritik an der deutschen Krisenpolitik.
Das Kapitel "Eine Reaktivierung von Feindbildern?" untersucht die Rolle von Feindbildern aus der Zeit des Nationalsozialismus in der Wahrnehmung Deutschlands in der griechischen Gesellschaft. Es analysiert die Prägung der Wahrnehmung durch den Nationalsozialismus und die möglichen Rückwirkungen auf die aktuelle Wahrnehmung.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die EU-Finanzkrise, die deutsch-griechischen Beziehungen, die Wahrnehmung Deutschlands in Griechenland, die Rolle Deutschlands als EU-Hegemon, die Sparauflagen, die Reaktivierung von Feindbildern, der Konstruktivismus und die qualitative Inhaltsanalyse.
- Citar trabajo
- Katherina Saradidou (Autor), 2014, Griechische Wahrnehmungen des deutschen Verhaltens im Zuge der EU-Währungskrise, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/277389