In der Sozialen Arbeit stellt der Begriff der Partizipation einen Anspruch dar, welcher durch seine gesetzliche Verankerung von den Fachkräften sowohl strukturell, als auch in den Interaktionen mit Adressaten von großer Bedeutung ist und stets umgesetzt werden sollte. (vgl. Bröckling/Schmidt 2012, S.44) Doch um diesem Anspruch gerecht zu werden, ist es nötig, sich mit dem Begriff Partizipation auseinander zu setzen und sowohl Möglichkeiten als auch Grenzen von Partizipation in den Blick zu nehmen.
Partizipation wird im Allgemeinen oftmals als Teilhabe oder Beteiligung definiert. In den sozialpädagogischen Handlungsfeldern wird der Begriff Partizipation jedoch sehr unterschiedlich gebraucht. Dadurch kommt es zu Begriffsbestimmungen die von Teilhabe und Teilnahme, über Mitwirkung und Mitgestaltung, bis hin zu Selbstorganisation oder Koproduzentenschaft reichen. Es handelt sich dabei um verschiedene Dimensionen von Beteiligungsprozessen, sowohl in den Handlungsfeldern als auch in Bezug auf die Lebenswelt und den Sozialraum der Adressaten. (vgl. Bröckling/Schmidt 2012, S.45)
In den 90er Jahren wurde der Begriff der Partizipation in der Sozialen Arbeit stark diskutiert und im 8. Jugendbericht sogar als eine spezifische Entwicklungs- und Strukturmaxime beschrieben. (vgl. Urban 2004, S.209; Bröckling/Schmidt 2012, S.44f.) Dabei geht es vor allem um die Mitbestimmung von Kindern und Jugendlichen im Hinblick auf die Planung und Entwicklung von Angeboten und Maßnahmen und inwieweit diese ernst genommen, und aufgegriffen werden. (vgl. BMJFFG 1990, S. 88f.) Im Feld der offenen Kinder- und Jugendarbeit wird Partizipation beispielsweise auch als eine Form politischer Bildung betrachtet, da in diesem Feld Selbstbestimmung und Selbstorganisation eine große Rolle spielen, und somit Kompetenzen eines demokratischen Bürgertums vermittelt. (vgl. Bröckling/Schmidt, S.47) Durch das Charakteristikum der Freiwilligkeit in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit, können die Adressaten auch bewusst über ihre Beteiligung entscheiden. (vgl. ebd.)
Doch wie verhält es sich mit Partizipation in der Hilfeplanung nach §36 KJHG? Dieses Feld der Sozialen Arbeit ist geprägt von Widersprüchen. Es muss das Kindeswohl gesichert werden, das Recht der Eltern dabei jedoch ebenso Beachtung finden, und dennoch dem staatlichen Wächteramt nachgegangen werden. (vgl. Urban 2004, S.13) Hilfeplanung nach §36 KJHG befindet sich somit im Spannungsfeld von Hilfe und Kontrolle.
Inhaltsverzeichnis
- Gender Erklärung
- 1. Einleitung
- 2. Diagnose und Aushandlung in der Hilfeplanung
- 3. Professionelles Handeln zwischen Hilfe und Kontrolle - Eine empirische Studie von Ulrike Urban
- 4. Partizipation in der Hilfeplanung
- 4.1 Die Partizipation von Eltern im Hilfeplanverfahren
- 4.2 Die Partizipation von Kindern im Hilfeplanverfahren
- 5. Fazit
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit dem Thema Partizipation in der Hilfeplanung und analysiert die Bedeutung dieses Begriffs im Kontext der Sozialen Arbeit. Sie beleuchtet den Stellenwert von Partizipation sowohl strukturell als auch im Rahmen der Interaktionen mit Adressaten und untersucht Möglichkeiten sowie Grenzen der Beteiligung in der Hilfeplanung nach §36 KJHG.
- Der Begriff Partizipation in der Sozialen Arbeit
- Die Bedeutung von Partizipation im Kontext der Hilfeplanung nach §36 KJHG
- Der Spannungsfeld zwischen Hilfe und Kontrolle in der Hilfeplanung
- Die Rollen von Eltern und Kindern in der Hilfeplanung
- Die Grenzen der Partizipation in der Hilfeplanung
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 führt in das Thema Partizipation in der Sozialen Arbeit ein. Es beleuchtet die unterschiedlichen Bedeutungen des Begriffs und verortet ihn im historischen Kontext der Sozialen Arbeit, insbesondere im Hinblick auf den 8. Jugendbericht. Das Kapitel verdeutlicht die Bedeutung von Partizipation in der offenen Kinder- und Jugendarbeit und stellt die Widersprüchlichkeit des Begriffs im Kontext der Hilfeplanung nach §36 KJHG heraus.
Kapitel 2 beschäftigt sich mit den beiden Polen der Hilfeplanung: "Diagnose" und "Aushandlung". Es erklärt die Konzepte der psychosozialen Diagnose (PSD) und beleuchtet die Kritik an der objektiven und absoluten Gültigkeit dieser Diagnosen. Des Weiteren werden die Herausforderungen der Aushandlung von Hilfen im Kontext der Hilfeplanung beleuchtet.
Kapitel 3 stellt die Studie von Ulrike Urban vor, welche sich mit dem Handeln von Fachkräften im Spannungsfeld von Hilfe und Kontrolle in der Hilfeplanung beschäftigt. Das Kapitel beleuchtet die Bedeutung der Untersuchung von Urban für die Diskussion um Partizipation in der Hilfeplanung.
Kapitel 4 analysiert die Partizipation von Eltern und Kindern im Hilfeplanverfahren. Es beleuchtet die rechtliche und praktische Dimension von Partizipation in diesem Kontext und identifiziert Herausforderungen sowie Möglichkeiten für eine effektive Beteiligung.
Schlüsselwörter
Die Hausarbeit fokussiert auf zentrale Themen wie Partizipation, Hilfeplanung, §36 KJHG, Diagnose, Aushandlung, Hilfe und Kontrolle, Kindeswohl, Elternrechte, Selbstbestimmung, und die Rolle von Fachkräften in der sozialpädagogischen Praxis. Die Arbeit verwendet zusätzlich relevante Begriffe wie psychosoziale Diagnose (PSD) und empirische Forschung zur weiteren Einordnung der Thematik.
- Citation du texte
- Sandra Trautvetter (Auteur), 2014, Partizipation in der Hilfeplanung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/277457