Struktur des Biohandels in Deutschland. Beteiligte, Grösse und Struktur

Die drei umsatzstärksten Bio-Händler


Wissenschaftlicher Aufsatz, 2013

13 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Struktur des Biohandels in Deutschland: Beteiligte, Grösse und Struktur

„Die drei umsatzstärksten Bio-Händler“

Surla, Melani[1]

Schlüsselwörter: Bio-Handel, Öko-Handel, Naturkost-Handel, Umsatz, Bio-/Öko-Unternehmen

Key words: organic trade, eco trade, whole food trade, sales, organic/eco companies

Zusammenfassung

Die Entfaltung des Bio-Handels in Deutschland hat sich über einen langen Zeitraum vollstreckt. Die positive Entwicklung des Naturkosthandels hält seit Jahren an und es besteht noch reichlich Potenzial für weiteres Wachstum. Der Bio-Fachhandel nimmt dabei eine wichtige Stellung ein. Die Tendenz hin zu größeren Verkaufsflächen ist deutlich zu erkennen. Bei der Betrachtung der drei umsatzstärksten Bio-Handels-unternehmen ist festzustellen, dass sich auch in diesem Sektor Fortschritte bemerkbar machen. In einigen Bereichen weisen diese Gemeinsamkeiten auf und führen bspw. Eigenmarken in ihren Märkten, hinsichtlich Entstehung, Größe und Expansionstempo unterscheiden sie sich jedoch immens.

Abstract

The progress of the organic trade in Germany has been promoted for a long period. The positive develope-ment of the ecological commerce has continued for years and there is still plenty of potential for further growth. Among these enterprises the retail trade for organic products has an important position. Extending the actual retail space is a topical development. Taking into consideration the three top-selling organic trade companies you can observe, that this sector also makes noticeable progress. These companies equally keep their own brands and nevertheless they differ when it comes to their origin, size and speed of expansion.

1 Einführung

Der Erwerb von Bio-Lebensmitteln war nie so einfach wie heute. Noch vor drei Jahrzehnten waren weite Wege zu kleinen Läden erforderlich, wobei das Sortiment über den Grundbedarf selten hinausging. (BUND 2012, S. 1) Infolge der Umweltbewegung in den 1980er Jahren und nach der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl erlebte die Bio-Branche einen Wachstumsschub und wurde von einer breiteren Kundenschicht angenommen (Spiller et al. 2005, S. 1). Die Bio-Branche hat sich aus der Nische heraus entwickelt und stellt derzeit einen weltweiten Wachstumsmarkt dar (BMELV 2013a). Europaweit ist Deutschland seit längerem der größte Absatzweg für ökologische Produkte (BMELV 2013b). Der dynamische Trend der letzten Jahre setzt sich fort. Die Nachfrage nach Bio-Lebensmitteln in Deutschland steigt stetig. (BMELV 2013a) Laut Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner schätzen die Verbraucher die Vielfalt und die Qualität der deutschen Bio-Produkte (BMELV 2013b).

In Deutschland werden täglich über 150 Millionen Kaufentscheidungen getroffen, wobei soziale und ökologische Kriterien von immer mehr Menschen berücksichtigt werden (Grimm 2009). Der Zugang von Bio-Lebensmitteln gestaltet sich heute unterschiedlichster Art. Dazu zählen u.a. Naturkostläden, Reformhäuser und Ab-Hof-Vermarktung ebenso wie Zustellservices und das Internet (Strassner 2013). Von einem Bio-Supermarkt spricht man ab einer Größe von etwa 350m2. Oftmals sind diese modern gestaltet und ähneln konventionellen Supermärkten in Stil und Form. Einige Bio-Supermärkte haben sich zu Filialnetzen entwickelt und sind in fast jeder größeren Stadt vertreten. (Bio-tuerlich 2013)

Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist, einen Einblick in die Struktur des Bio-Handels zu verschaffen und dabei auf die Beteiligten, die Größe und Struktur einzugehen. Gegenstand der Ergebnisse ist ein Überblick bezüglich des Naturkostfachhandels in Deutschland in den letzten Jahren sowie heute, bevor näher auf die drei umsatzstärksten Naturkosthandels-Unternehmen eingegangen wird. Im Anschluss daran folgt eine Diskussion zur aktuellen Entwicklung der drei größten Naturkosthandels-Filialisten. Eine Schlussfolgerung sowie ein Ausblick bilden den Schluss.

2 Methoden

Zur Bearbeitung der Fragestellung wurde eine Literaturrecherche durchgeführt. In erster Linie diente das Internet der Suche. Mit verschiedenen Schlagwörtern wurde in Metasuchmaschinen wie Greenpilot und Ecobiz nach einschlägiger Literatur gesucht. Weiter dienten Datenbanken (z.B. WISO), aber auch Internetseiten von Ministerien, Instituten und Verbänden sowie elektronische Zeitschriften der Recherche von Daten und Fakten. Schnell stellte sich heraus, dass für diesen Artikel relevante Zahlen nur durch einen Zugang zu Fachzeitschriften zu erhalten waren. Die SuperBioMarkt AG ermöglichte die Einsicht in die Archive der Fachzeitschriften Biohandel und Biowelt. Die Kontaktaufnahme zum Kommunikationsbüro Klaus Braun verschaffte weitere relevante Daten zu der Struktur der Branche.

Die Recherche zeigte auf, dass das Datenmaterial hinsichtlich der Strukturen des Naturkosthandels lange auf Schätzungen und Hochrechnungen beruhte. Die Transparenz des Naturkostfachhandelsmarktes war somit gering. Die nicht miteinander übereinstimmenden Zahlen waren einerseits durch unterschiedliche methodische Vorgehensweisen bei der Hochrechnung des Marktvolumens begründet. Andererseits wichen die Annahmen über die Marktrealität voneinander ab. Um dem Fehlen verlässlicher Daten entgegenzuwirken, wurde ein Projekt des Bundesprogramms Ökologischer Landbau ins Leben gerufen. (Biohandel-online 2010) Die zentralen Fragen des Projektes beziehen sich auf die Struktur des Naturkostfachhandels in Deutschland sowie die Größe dieses Marktsegments (Food-monitor 2010). Das Projekt wurde im Jahr 2011 erfolgreich abgeschlossen und ermöglichte zum ersten Mal, mit Hilfe von Akteuren der Naturkostbranche, eine Erhebung von umfangreichen und validen Marktdaten (FÖL 2012).

3 Ergebnisse

3.1 Naturkosthandel in Zahlen

Bio-Supermärkte zählen zu den am schnellsten wachsenden Absatzkanälen für Bio-Waren. Während es im Jahr 2000 deutschlandweit 50 Bio-Supermärkte gab, hat sich diese Zahl bis zum Jahr 2003 mehr als verdreifacht (Spiller et al. 2005, S. 3). Zwischen den Jahren 2000 und 2011 verdreifachte sich der Umsatz mit Bio-Lebensmitteln von 2,05 auf 6,6 Milliarden Euro (BMELV 2013a). Im Jahr 2012 gaben deutsche Haushalte sechs Prozent mehr Geld für Bio-Lebensmittel und Getränke aus als im Vorjahr und der Umsatz stieg auf sieben Milliarden Euro (BOELW 2013, S. 16). Dies machte am gesamten Lebensmittelumsatz einen Marktanteil von knapp vier Prozent aus (BMELV 2013). Der Naturkosthandel hatte dabei einen Anteil von 2,2 Milliarden Euro (Braun, Kauffmann 2013, S. 2). In den letzten fünf Jahren ist der Umsatz im Naturkostfachhandel um ein Drittel gestiegen (Braun, Lösch 2013a). Während der Umsatz von Bio-Lebensmitteln im konventionellen Einzelhandel und Discountern im Jahr 2009 rückläufig war und das Jahr für diese ein Krisenjahr darstellte, stieg der Umsatz von Bio-Lebensmitteln im Naturkosthandel im Vergleich zum Vorjahr. Die Umsatzzuwächse betrugen 3,1 Prozent. Der Bio-Fachhandel stellte in diesem Zeitraum eine tragende Säule für die Weiterentwicklung des Bio-Marktes dar. Das Bedürfnis nach regionalen und authentischen Lebensmitteln von deutschen Anbauverbänden wuchs an. Kunden schätzten eine kompetente Beratung und ein attraktives Bio-Sortiment im Fachhandel, der sich in diesem Jahr Marktanteile zurück holte. Die positive Umsatzentwicklung des Fachhandels zwischen den Jahren 2009 bis 2012 ist in Abb. 1 zu erkennen. 2009 gab es keine flächendeckende Versorgung mit Bio-Vollsortimentern, so dass hier Wachstumspotenzial bestand. (BOELW 2010, S. 24f.) Allein die Filialkette Denn’s expandierte 2010 enorm und eröffnete 17 neue Filialen (Fiedler 2013, S. 10). (siehe Tab. 2)

Ende des Jahres 2012 gibt es in Deutschland insgesamt 2359 Naturkostfachgeschäfte. 355 Läden sind in der Hand von Filialisten mit mindestens fünf Vollsortimentoutlets. Daneben gibt es immerhin noch etwa 2000 inhabergeführte oder weniger filialisierte Bio-Läden. (Fiedler 2013, S. 10) Der Anteil der Läden nach ihrer Verkaufsfläche ist Abb. 2 zu entnehmen. Knapp die Hälfte der Läden hat eine Verkaufsfläche von unter 100m2, ein Viertel hat 100-200m2 und etwa ein Drittel über 200m2. (Braun, Kaufmann 2013, S. 2) Auch wenn momentan die Existenz kleinerer Läden dominiert, geht der Trend hin zu großen Vollsortimentlern. Es haben mehr Geschäfte mit einer Verkaufsfläche von unter 200m2 geschlossen als neu eröffnet. Bei Läden mit einer Fläche von mehr als 200m2 gab es mehr Neueröffnungen. Bei über 400m2 Fläche gab es kaum Schliessungen. In diesem Fall standen 9,5 Prozent Öffnungen nur 0,3 Prozent Schließungen gegenüber. (Braun, Kaufmann 2013, S. 5) Anhand Abb. 3 werden die Veränderungen der Ladenzahlen in absoluten Zahlen verdeutlicht. Hier ist die Tendenz hin zu größeren Verkaufsflächen der Läden zu erkennen. Die Anzahl der Neueröffnungen von Läden über 400m2 war immens. Der insgesamte Zuwachs von lediglich acht Läden im Jahr 2012 hat nicht nur den Hintergrund, dass 86 Neueröffnungen 78 Schließungen gegenüber standen. Der Flächenzuwachs der Verkaufsfläche vom Naturkost-Einzelhandel von etwa fünf Prozent wurde auch durch Erweiterungen bestehender Läden oder auch Umzügen erreicht. (Fiedler 2013, S. 8) In Abb. 4 werden ergänzend der Anteil der Läden aufgezeigt, die ihre Verkaufsflächen verändert haben. Expansions-ankündigungen oder bereits bekanntgewordene Standorte zeigen, dass die Großen noch größer werden wollen. (Fiedler 2013, S. 10) Die positive Bilanz des Naturkost-Fachhandels im Jahr 2012 (BNN 2013) ist zu einem Teil auch auf die Preissteigerungen zurückzuführen. Ein Beispiel: Der Umsatz bei Frischeprodukten stieg um 4,5 Prozent, die Absatzmenge nur um 2,8 Prozent. (BOELW 2013, S. 16) Vom gesamten Bio-Lebensmittelumsatz machte der Naturkosteinzelhandel im Jahr 2011 sowie 2012 einen Marktanteil von 31 Prozent aus. (BOELW 2013, S. 16) Nennenswert ist zudem, dass die Kundenanzahl im inhabergeführten Bio-Fachhandel von 2011 bis 2012 beinahe gleich geblieben ist, die Summe auf den Kassenbons dafür höher. Der durchschnittliche Kunde gab 2012 knapp 17 Euro pro Einkauf aus, nahezu fünf Prozent mehr als im Vorjahr. (Biohandel-online 2013a) Kunden konnten in dieser Zeit gehalten und zu höheren Ausgaben animiert werden (Braun, Lösch 2013a).

Die Vorteile des Fachhandels sind das breite Sortiment mit fast 100 Prozent Bio-Anteil, diverse bekannte und vertrauenswürdige Naturkost-Marken, eine kompetente Beratung, der hohe Anteil regionaler Ware (30-40 Prozent) sowie das vielfältige Angebot an frischen Bio-Produkten (BNN 2013). Laut dem Fachmagazin Biohandel setzt sich die positive Umsatzentwicklung im Naturkosteinzelhandel zum Jahresbeginn 2013 nahtlos fort. Jeder dritte Betrieb kann einen zweistelligen Tagesumsatzzuwachs nachweisen und in der Gegenüberstellung mit dem traditionellem LEH sind die Umsätze hervorragend. März 2013 war für manche Betriebe der umsatzstärkste Monat seit ihrem Bestehen. (Braun, Lösch 2013b) Im zweiten Quartal 2013 gab es eine Steigerung der Tagesumsätze um 4,9 Prozent (Braun, Lösch 2013c). Es kann festgehalten werden, dass trotz stärkerem medialen Einfluss auf Problemfelder in der Naturkostbranche und der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise die Naturkostbranche im Vergleich zu anderen Segmenten überproportional wächst (BOELW 2013, S. 14).

3.2 Die drei Umsatzstärksten

Ende 2012 liegt der Anteil an überregional aktiven Filialisten bei 7,1 Prozent. Bislang bevorzugen sie größere Städte. In Abb. 5 sind die in Deutschland agierenden Filialisten mit mindestens vier oder mehr Filialen abgebildet. Den größten Marktanteil von mehr als ein Viertel hat dabei die Kette Denn’s gefolgt von Alnatura, Bio Company, Basic und weiteren. Die drei Umsatzstärksten sind dabei Alnatura, Basic und Denn’s. Sie haben zusammen einen Marktanteil von mehr als 50 Prozent. (Braun, Kauffmann 2013, S. 7ff.)

Folgend werden in Tab. 1 die drei umsatzstärksten Unternehmen des deutschen Naturkostfachhandels vorgestellt.

[...]


[1] Mastermodul M21 Nachhaltige Uproduktion in der Ernährungskette: Bio; Fachbereich Oecotrophologie, Fachhochschule Münster, Corrensstr. 25, 48149 Deutschland, melani_surla@gmx.de, http://www.fh-muenster.de/fb8

Ende der Leseprobe aus 13 Seiten

Details

Titel
Struktur des Biohandels in Deutschland. Beteiligte, Grösse und Struktur
Untertitel
Die drei umsatzstärksten Bio-Händler
Hochschule
Fachhochschule Münster
Note
1,0
Autor
Jahr
2013
Seiten
13
Katalognummer
V277489
ISBN (eBook)
9783656701279
ISBN (Buch)
9783656703891
Dateigröße
2280 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Bio-Handel, Öko-Handel, Naturkost-Handel, Umsatz, Bio-/Öko-Unternehmen
Arbeit zitieren
Melani Surla (Autor:in), 2013, Struktur des Biohandels in Deutschland. Beteiligte, Grösse und Struktur, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/277489

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