Kinder werden mit unterschiedlichen Sprach- und Schrifterfahrungen eingeschult. Einige können schon lesen und schreiben, anderen dagegen ist die Funktion von Schrift und Sprache noch nicht bewusst. Während sich im Klassenverband der Unterschied zwischen Schülern mit Deutsch als Zweitsprache
und denen mit deutscher Muttersprache in der Regel deutlicher hervorhebt, werden an der XXXX - Grundschule die Unterschiede innerhalb der Klassenstufen wegen des geringen Ausländeranteils zunächst nicht so offensichtlich. Meines Erachtens ist es, besonders im Hinblick auf die Ergebnisse der PISA - Studie aber auch hier unerlässlich, Mängel in der Sprachkompetenz möglichst schnell wahrzunehmen, sie zu analysieren, und dann umgehend Methoden zu entwickeln, die es ermöglichen, den Sprachdefiziten gezielt entgegenzuwirken. Mangelnde Sprachkompetenz erschwert, verzögert und behindert jedweden Bildungserwerb und isoliert die Menschen wegen unzureichender Kommunikationsfähigkeit und -möglichkeit. In diesem Kontext ist der Klassenlehrerin und mir einer unserer Erstklässler, S., 6 Jahre, aus verschiedenen Gründen immer wieder aufgefallen. Zu Beginn des
ersten Schuljahres fiel er besonders durch sein kaum entwickeltes Sozialverhalten auf. In Situationen, die er als konfliktreich erlebte, reagierte er fortwährend aggressiv. So stieß und trat S. andere Kindern während der Schulpausen oder spuckte sie an. Nie kam er auf die Idee, sich an eine Aufsichtperson zu wenden, sich seinen Mitschülern mit Hilfe von Worten mitzuteilen oder sich verbal zu wehren. Schulische Aufgaben erledigte S. weitgehend oberflächlich. Seine Fähigkeit, sich auf eine Aufgabe zu konzentrieren, war auffallend gering. Er konnte sich nur wenige Minuten ernsthaft mit einer Sache befassen. Dabei hinterließ S. den Eindruck, dass ihm das Arbeiten keinerlei Spaß macht. Schnell entwickelte er verschiedene Vermeidungsstrategien, mit denen er sich der für ihn unangenehmen, anstrengenden und belastenden Situationen für Momente entziehen konnte. Im Laufe der Zeit beobachtete ich im Unterrichtsalltag, dass sich S. durch seine Schwierigkeiten im Schriftspracherwerb, in erster Linie aber durch die auffallenden Unsicherheiten beim Sprechen von seinen Mitschülern unterscheidet und somit auch abgrenzt. Anfangs war es ihm nicht möglich, seine Gesprächspartner während des Sprechens anzusehen, geschweige denn, Augenkontakt aufzunehmen. [...]
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung / Einleitende Darstellung des Problems
- 2. Darstellung der Thematik in einem Cluster
- 3. Ist-Stand-Analyse
- 3.1 Lese- und Schreiblernvoraussetzungen
- 3.2 Schülerpersönlichkeit
- 3.2.1 Selbstkonzept und soziales Verhalten
- 3.2.2 Lernmotivation, Aufmerksamkeit und Konzentration
- 3.3 Kurze Darstellung der Klassensituation / Lernumfeld
- 3.4 Aus den Beobachtungen resultierende Überlegungen
- 3.4.1 Spracherwerb und Sprachentwicklung bei Kindern
- 3.4.2 Phonologische Bewusstheit und Schriftspracherwerb
- 3.4.3 Grundprinzipien ganzheitlicher Sprachförderung
- 3.5 Lehrerkompetenzen
- 4. Schwerpunktsetzung und Darstellung der Leitziele
- 4.1 Zur Wahl der Evaluationsinstrumente
- 5. Entwicklung des Förderkonzeptes
- 5.1 Ort, Zeit, Dauer
- 5.2 Die Übungen
- 5.3 Durchführung / Aufbau der Förderung
- 6. Die Durchführung
- 6.1 Ort, Zeit, Dauer
- 6.2 Die Übungen
- 7. Evaluation des Konzeptes
- 7.1 Lese- und Schreiblernvoraussetzungen
- 7.2 Sprachschwierigkeiten
- 7.3 Schülerpersönlichkeit
- 7.3.1 Selbstkonzept, Lernmotivation und soziales Verhalten
- 7.3.2 Konzentrationsfähigkeit
- 7.4 Lehrerkompetenzen
- 8. Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit beschreibt die Entwicklung, Durchführung und Evaluation eines individuellen Förderkonzepts für einen Schüler der ersten Klasse mit Schwierigkeiten im Bereich der Sprech- und Sprachkompetenz, die sich auf den Schriftspracherwerb auswirken. Ziel ist es, die Defizite zu analysieren und gezielte Maßnahmen zur Verbesserung der Sprach- und Schreibfähigkeiten zu entwickeln und deren Wirksamkeit zu evaluieren.
- Analyse der Sprach- und Schreibschwierigkeiten eines Schülers der ersten Klasse
- Entwicklung eines individuellen Förderkonzepts zur Verbesserung der Sprech- und Sprachkompetenz
- Durchführung des Förderkonzepts und Dokumentation des Verlaufs
- Evaluation der Wirksamkeit des Förderkonzepts
- Reflexion der Ergebnisse und Ableitung von Schlussfolgerungen für die zukünftige Praxis
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung / Einleitende Darstellung des Problems: Die Einleitung beschreibt den Ausgangspunkt der Arbeit: die Feststellung von Sprach- und Schreibschwierigkeiten bei einem sechsjährigen Schüler (S.) der ersten Klasse. Es werden S.'s auffälliges Sozialverhalten, seine geringe Konzentrationsfähigkeit, seine oberflächliche Arbeitsweise und vor allem seine deutlichen Schwierigkeiten im Bereich Sprechen und Schreiben detailliert dargestellt. Die Einleitung betont die Bedeutung frühzeitiger Intervention bei Sprachdefiziten und legt den Fokus auf die Notwendigkeit eines individuellen Förderkonzepts für S.
Schlüsselwörter
Sprachförderung, Schriftspracherwerb, individuelle Förderung, Sprachkompetenz, Lese- und Schreiblernschwierigkeiten, erste Klasse, Evaluation, Förderkonzept, Sprachentwicklung, Phonologische Bewusstheit.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum individuellen Förderkonzept
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit beschreibt die Entwicklung, Durchführung und Evaluation eines individuellen Förderkonzepts für einen Schüler der ersten Klasse mit Schwierigkeiten in der Sprech- und Sprachkompetenz, die sich auf den Schriftspracherwerb auswirken.
Welche Probleme werden bei dem Schüler beschrieben?
Der Schüler (S.) zeigt auffälliges Sozialverhalten, geringe Konzentrationsfähigkeit, oberflächliche Arbeitsweise und deutliche Schwierigkeiten im Sprechen und Schreiben. Diese Defizite wirken sich negativ auf seinen Schriftspracherwerb aus.
Was ist das Ziel der Arbeit?
Ziel ist die Analyse der Defizite, die Entwicklung gezielter Maßnahmen zur Verbesserung der Sprach- und Schreibfähigkeiten und die Evaluation der Wirksamkeit dieser Maßnahmen.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die Analyse der Sprach- und Schreibschwierigkeiten, die Entwicklung eines individuellen Förderkonzepts, dessen Durchführung und Dokumentation, die Evaluation der Wirksamkeit und die Reflexion der Ergebnisse für die zukünftige Praxis.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in acht Kapitel: Einleitung, Darstellung der Thematik, Ist-Stand-Analyse (inklusive Lese- und Schreiblernvoraussetzungen, Schülerpersönlichkeit, Klassensituation, Beobachtungen und Lehrerkompetenzen), Schwerpunktsetzung und Leitziele, Entwicklung des Förderkonzepts, Durchführung des Förderkonzepts, Evaluation des Konzepts und Ausblick.
Welche Aspekte werden in der Ist-Stand-Analyse betrachtet?
Die Ist-Stand-Analyse umfasst die Lese- und Schreiblernvoraussetzungen des Schülers, seine Schülerpersönlichkeit (Selbstkonzept, soziales Verhalten, Lernmotivation, Aufmerksamkeit und Konzentration), die Klassensituation, Überlegungen zum Spracherwerb, zur phonologischen Bewusstheit und zu Prinzipien ganzheitlicher Sprachförderung sowie die Lehrerkompetenzen.
Wie wird das Förderkonzept evaluiert?
Die Evaluation des Konzepts umfasst die erneute Betrachtung der Lese- und Schreiblernvoraussetzungen, der Sprachschwierigkeiten, der Schülerpersönlichkeit (Selbstkonzept, Lernmotivation, soziales Verhalten und Konzentrationsfähigkeit) und der Lehrerkompetenzen.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Sprachförderung, Schriftspracherwerb, individuelle Förderung, Sprachkompetenz, Lese- und Schreiblernschwierigkeiten, erste Klasse, Evaluation, Förderkonzept, Sprachentwicklung, phonologische Bewusstheit.
- Arbeit zitieren
- Julia Scholz (Autor:in), 2004, Konzept zur Förderung der Sprech- und Sprachkompetenz zum Erwerb der Schreibfähigkeit in der 1. Klasse, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/27749