Albrecht Wenzel Eusebius von Waldstein steht in der deutschsprachigen Forschung wie kein anderer Name für den 30-jährige Krieg und besitzt eine Strahlkraft, die sogar seinen Vorgesetzten, den habsburgerischen Kaiser Ferdinand II in den Schatten stellt. Er faszinierte Geschichts- und Literaturwissenschaft gleichermaßen, inspirierte die europäische Kunst und nicht zuletzt auch Friedrich Schiller, dessen monumentales Werk die eingedeutschte Schreibweise des Namens „Wallenstein“ verfestigte. Mehrere tausend Untersuchungen, Werke und Stücke haben Leben und Wirken Wallensteins zum Inhalt und seine immer noch währende Bedeutung und Anziehungskraft lässt sich an aktuellen Inszenierungen des Dramas von Schiller in deutschen Theatern ablesen.
Dabei wird Wallensteins Platz in der Geschichte, ebenso wie seine Errungenschaften und deren Bewertung seit jeher intensiv diskutiert. Bereits kurz nach seinem Tod 1634 setzte die Beschäftigung mit dem Generalissimus ein, erlebte für das 19. und 20. Jahrhundert eine regelrechte Phase der Hochkonjunktur und ebbte nicht zuletzt dank Golo Manns erfolgreicher Biografie aus den siebziger Jahren nie ganz ab. Wallensteins rasanter Aufstieg, sein finanzielles Geschick, sein unternehmerischer Geist, sein skrupelloses Machtgebaren, seine karriereorientierte Vorgehensweise und sein Erfolg, der in seinem ebenso tiefen Sturz gipfelte, sind auch im beschleunigten Jetzt noch aufsehenerregend. Zwar mag dieses Vokabular heute eher an Londoner Bänker erinnern, aber das ist der Stoff aus dem Träume sind und vielleicht lässt sich acuh damit die enorme Tragweite und Faszination dieses Böhmenherzogs erklären. Seine Abgrenzung zu seinen Vorgesetzten, das Überschreiten der Standesgrenzen - was ihn seinen Zeitgenossen als Emporkömmling erschienen ließ -, der Bruch mit dem Kaiser und sein rätselhaftes Ende machen ihn zu einem schwer (be)greifbaren Charakter. Diese Ambivalenz zeichnet verantwortlich für die dogmatisch anmutende Diskussion zwischen apologetischen Wallensteinanhängern und Wissenschaftlern, die in der Debatte um seine Einordnung als verhinderter Friedenstifter, Verräter oder als Attentatsopfer anderen Interpretationen anhängen. Der Konflikt um die Deutungshoheit bemüßigte so manchen Historiker, sich auf die Suche nach der Lösung einer „Wallensteinfrage“ zu begeben. Oftmals spielt für die Rezeption Wallensteins auch „der politische und konfessionelle Standpunkt des Historikers und seine weltanschauliche Verortung eine gewichtige Rolle.“
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Grundlagen der Themenbearbeitung
- 2.1 Vorüberlegungen
- 2.2 Fragestellung und Aufbau der Arbeit
- 2.3 Untersuchungszeitraum
- 2.4 Quellenlage und Forschung
- 3. Aufstieg und Fall eines Machtmenschen
- 3.1 Wallensteins Etablierung
- 3.2 Wallensteins Aufstieg
- 3.3 Erstes Generalat
- 3.4 Wallensteins Abberufung
- 3.5 Zweites Generalat
- 3.6 Wallensteins Ende
- 4. Bewertungen
- 4.1 Wallenstein als Militärökonom
- 4.1.1 Kriegsführung
- 4.1.2 Heeresfinanzierung
- 4.2 Wallenstein als Kriegsherr
- 4.3 Wallenstein als Politiker
- 4.4 Wallenstein als Befehlsverweigerer und Verräter?
- 4.1 Wallenstein als Militärökonom
- 5. Zusammenfassung und Schlussbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit befasst sich mit der Figur Wallensteins im Kontext des Dreißigjährigen Krieges. Ziel ist es, Wallenstein sowohl in die Zeitgeschichte einzubetten, als auch seine verschiedenen Wirkungsbereiche zu beleuchten. Mithilfe von Quellen und Forschungsliteratur wird er als Unternehmer, Kriegsherr, Finanzier und Kapitaljongleur dargestellt und bewertet. Zudem wird sein politisches Wirken und die Frage nach dem Volksverrat untersucht. Der Fokus liegt dabei auf Wallensteins Entwicklung im Handlungsrahmen des Dreißigjährigen Krieges.
- Wallensteins Aufstieg und Fall als Machtmensch
- Wallensteins Rolle als Militärökonom, Kriegsherr und Politiker
- Die Frage nach Wallensteins Verrätertum und seinen Beziehungen zum Kaiser
- Wallensteins Einfluss auf die Kriegsführung und Finanzierung des Dreißigjährigen Krieges
- Die Rezeption Wallensteins in der Geschichte und Kunst
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt Wallenstein als zentrale Figur des Dreißigjährigen Krieges vor und beleuchtet die anhaltende Faszination für seine Person. Kapitel 2 behandelt die Grundlagen der Themenbearbeitung, einschließlich der Fragestellung, des Untersuchungszeitraums und der Quellenlage. Kapitel 3 zeichnet den Aufstieg und Fall Wallensteins nach, von seinen ersten Schritten als Kriegsunternehmer bis zu seiner Hinrichtung. In Kapitel 4 werden verschiedene Bewertungen Wallensteins als Militärökonom, Kriegsherr, Politiker und Verräter diskutiert.
Schlüsselwörter
Die Hausarbeit behandelt zentrale Themen des Dreißigjährigen Krieges, insbesondere die Rolle Wallensteins als Feldherr, Unternehmer, Politiker und Kapitaljongleur. Dabei werden Fragen nach seinem Machtstreben, seinem Verhältnis zum Kaiser, seiner Kriegsführung und Finanzierung des Heeres sowie der Interpretation seines Verräterstils diskutiert.
- Citation du texte
- Bernhard Weidner (Auteur), 2012, Wallenstein. Feldherr des Dreißigjährigen Krieges, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/277517