Im Nibelungenlied verbinden sich heroische Traditionen mit den höfisch-gesellschaftlichen Vorstellungen der Zeit um 1200.
So finden sich auf der einen Seite die Strengen Normen und Gepflogenheiten der hövescheit. Die Personen sind hier stets auf korrektes und zuvorkommendes Verhalten bedacht, man hat stets die eigene Vorbildlichkeit untere Beweis zu stellen, sei es im Bezug auf „Kleidung, in der Rede, im Verhalten gegenüber Frauen in den Tischsitten und selbst bei den einfachsten alltäglichen Handlungen.“ Sollte man sich hier eine Verfehlung leisten, wirkt sich das negativ auf die persönliche êre, das Ansehen, aus.
Auf der anderen Seite stehen heroische Ideale. Nach deren Ansicht begründet sich die êre und auch der Machtanspruch einer Person nicht nur auf fehlerfreiem Verhalten, sondern auf persönlicher Stärke und Leistung. Diese kann der Held durch das Bestehen von Herausforderungen und Vollbringen von Heldentaten, wie beispielsweise das Erlegen eines Drachen oder Ähnliches, unter Beweis stellen.
Die höfischen Ideale befinden sich stets in einem „Zustand der Gefährdung“ durch alternative, „unhöfische“ Handlungsmotive wie eben das Heroische. Von Interesse ist hier nicht nur der reine Gegensatz beider Sichtweisen, sondern vielmehr das „Durchdringen des Höfischen mit dem Nichthöfischen.“
Mit diesem Thema beschäftigt sich auch die folgende Arbeit. Inwiefern wirken im Nibelungenlied sowohl höfische als auch heroische Motive? Ist eine der beiden Seiten dominanter als die andere? Sind bei verschiedenen Personen in der Geschichte verschiedene Tendenzen hin zum Höfischen oder eher Heroischen zu erkennen? Und aus welchem Grund werden die beiden Erzähltraditionen miteinander vermischt? Diese Fragen sollen in den folgenden Ausführungen näher erläutert werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung in die Thematik
- Das Nibelungenlied zwischen höfischer und heroischer Erzähltradition
- Höfische Elemente
- Heroische Elemente
- Charaktere im Nibelungenlied zwischen höfischen und heroischen Tendenzen
- Siegfried
- Hagen
- Gunther
- Erklärungsansätze und Schlussbemerkung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Verbindung von heroischen Traditionen und höfisch-gesellschaftlichen Vorstellungen im Nibelungenlied. Sie untersucht, wie diese Elemente im Werk interagieren und welche Auswirkungen sie auf die Charaktere und die Handlung haben.
- Das Zusammenspiel von höfischen und heroischen Erzähltraditionen im Nibelungenlied
- Die Darstellung von Charakteren im Spannungsfeld zwischen höfischen und heroischen Idealen
- Der Einfluss von höfischen und heroischen Motiven auf die Handlung und die Figurenmotivation
- Die Frage nach der Dominanz eines Erzähltyps und der Gründe für die Vermischung beider Traditionen
Zusammenfassung der Kapitel
- Einführung in die Thematik: Die Einleitung beleuchtet die Verbindung von heroischen und höfischen Elementen im Nibelungenlied und stellt die Forschungsfrage nach deren Interaktion und Bedeutung für das Werk.
- Das Nibelungenlied zwischen höfischer und heroischer Erzähltradition: Dieses Kapitel analysiert die jeweiligen Elemente, wobei die höfischen Elemente wie die Bedeutung von Etikette und höfischer Vorbildlichkeit, sowie die heroischen Elemente wie persönliche Stärke und Leistung, vorgestellt werden.
- Charaktere im Nibelungenlied zwischen höfischen und heroischen Tendenzen: Dieses Kapitel untersucht die Darstellung von Siegfried, Hagen und Gunther im Kontext der höfischen und heroischen Erzähltraditionen und beleuchtet die jeweiligen Handlungsmotive und -weisen der Figuren.
Schlüsselwörter
Nibelungenlied, höfisch, heroisch, Erzähltradition, Charakter, Siegfried, Hagen, Gunther, Heldenideal, höfisches Verhalten, Rittertum, Königshof, Gesellschaft.
- Quote paper
- Romana Bauer (Author), 2014, Heroisches und Höfisches Erzählen im Nibelungenlied, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/277533