Geschichte und Prophetie Israels

Examenszusammenfassung (Erstes Staatsexamen Lehramt)


Préparation aux examens, 2012

129 Pages, Note: 2,0

Anonyme


Extrait


Inhalt

1. PROPHETIE IM ALTEN TESTAMENT
1.1. Allgemeines und Hinfuhrung
1.1.1. Bibelkundliche Erschlieteung
1.1.2. Literatur- und forschungsgeschichtliche Problemanzeige
1.1.3. Entstehung der Prophetenbucher
1.1.4. Theologie der Prophetenbucher
1.1.5. Formale Gemeinsamkeiten und Unterschiede innerhalb der Prophetenbucher
1.1.6. Exkurs: Voraussetzungen der Metahistorie nach Klaus Koch (1995)
1.2. Das Zwolfprophetenbuch (XII) als Ganzes
1.2.1. Bibelkundliche Erschlieteung
1.2.2. Literaturhistorische Beobachtungen zum Buch der zwolf Propheten als Ganzes
1.3. Amos
1.3.1. Bibelkundliche Erschlieteung
1.3.2. Literatur- und forschungsgeschichtliche Problemanzeige
1.3.3. Entstehung des Amosbuchs
1.3.4. Theologie des Amosbuchs
1.4. Grotebuch Jesaja - Von der Gefahrdung und Rettung des Zion oder Durch Gericht zum Heil
1.4.1. Bibelkundliche Erschlieteung
1.4.2. Literar-und forschungsgeschichtliche Problemanzeige
1.4.3. Entstehung des Grotejesajabuchs
1.4.4. Theologie des Jesajabuchs
1.4.5. Hinweise zur Wirkungsgeschichte
1.5. Protojesaja (IJes: Jes 1-39)
1.5.1. Bibelkundliche Erschlieteung
1.5.2. Literatur- und forschungsgeschichtliche Problemanzeige
1.5.3. Entstehung des Ersten Jesaja
1.5.4. Theologie des Ersten Jesaja
1.6. Deuterojesaja (IIJes: Jes 40-66)
1.6.1. Einleitendes
1.6.2. Bibelkundliche Erschlieteung
1.6.3. Literatur- und forschungsgeschichtliche Problemanzeige
1.6.4. Entstehung des Zweiten Jesaja
1.6.5. Exkurs I: Der Gesalbte JHWHs in Grotebuch Jesaja (Kaiser)
1.6.6. Theologie des Zweiten Jesaja
1.6.7. Exkurs II: Jahwe ward Konig auf Zion (Kaiser)
1.6.8. Exkurs III: Die Rettung des Zion im Volkersturm - „Durch Gericht zum Heil" (Kaiser)
1.7. Das Buch Jeremia
1.7.1. Bibelkundliche Erschlieteung
1.7.2. Literatur- und forschungsgeschichtliche Problemanzeige
1.7.3. Entstehung des Jeremia-Buchs
1.7.4. Theologie des Jeremiabuchs
1.7.5. Hinweise auf die Wirkungsgeschichte

2. DIE GESCHICHTE ISRAELS
2.1. Einleitendes und Voruberlegungen
2.2. Babylonisches Exil und Perserzeit
2.2.1. Die Zerstorung des Tempels von Jerusalem (587 v.Chr.)
2.2.2. Die Schlacht von Karkemisch und der babylonische Konig Nebukadnezzar (605 v.Chr.)
2.2.3. Die erste Eroberung von Jerusalem und die erste Deportation durch die Babylonier (597 v.Chr.)
2.2.4. Die zweite Eroberung von Jerusalem und die zweite Deportation durch die Babylonier (587 v.Chr.)
2.2.5. Das Leben in Juda, Babylonien und Agypten (597/587-520 v.Chr.) - Die Diaspora/ Gola
2.2.6. Die Zeit nach Nebukadnezzar in Babylonien (562-539 v.Chr.)
2.2.7. Die neuen Herrscher: Die Perser (ab 538 v.Chr.)
2.2.8. Der Bau des Zweiten Tempels (520-515 v.Chr.)
2.2.9. Die persische Provinz Jehud und Nehemia und Esra (5.-4. Jh. v.Chr.) und weiterer Ausblick
2.3. Die Konigszeit in Israel und Juda (10.-6.Jh. v.Chr.)
2.3.1. Einleitendes
2.3.2. Das assyrische Reich (935-612 v.Chr.) - Die beherrschende Macht im Vorderen Orient
2.3.3. Agypten zur Zeit der assyrischen Oberhoheit
2.3.4. Die Entwicklungen in Israel und Juda (928-722/597 v.Chr.)
2.3.5. Der Nordstaat Israel von Jerobeam I. bis Hoschea (928-722 v.Chr.)
2.3.5.1. Jerobeam I. und seine Nachfolger (9 Jh. v. Chr.) - Darstellung nach 1Kon und 2Kon
2.3.5.2. Die Omridendynastie (882-841 v.Chr.)
2.3.5.3. Die Jehu-Dynastie (842-748 v.Chr.) - Die langste Dynastie Israels
2.3.5.4. Das Ende des Nordstaates Israel (747-722 v.Chr.)
2.3.6. Der Sudstaat Juda von Rehabeam bis Zidkija (928-587 v.Chr.)
2.3.6.1. Das Konigreich Juda - Quellenlage und Situation
2.3.6.2. Juda im 9. - 7. Jahrhundert
2.3.6.3. Konig Hiskija, Sohn des Ahas (reg. 727-698 v.Chr.)
2.3.6.4. Konig Manasse (reg. 698-642 v.Chr.) - Eine 55-jahrige Herrschaft
2.3.6.5. Konig Joschija (reg. 639-609 v.Chr.)
2.4. Das davidische Grotereich
2.4.1. Saul
2.4.2. David
2.4.3. Salomo
2.4.4. Das Ende des Grotereiches
2.5. Die Figur des Mose und der Auszug aus Agypten
2.5.1. Kurzer Abriss uber die biblische Darstellung
2.5.2. Historische Anhaltspunkte und Datierungsmoglichkeiten
2.5.3. Assyrische, babylonische und persische Einflusse auf die Exodustradition
2.6. Grundfragen zur Sesshaftwerdung - Die Landnahme (Kinet)
2.6.1. Einleitendes
2.6.2. Die Landnahme-Erzahlungen
2.6.3. Theoriebildungen
2.6.4. Eine Rekonstruktion des Prozesses der Sesshaftwerdung „Israels"
2.6.5. Die Organisationsstrukturen des vorstaatlichen Israels
2.6.6. Die Richter

3. DIE ENTSTEHUNG DES PENTATEUCH
3.1. Hinweise auf eine komplexe und mehrstufige Entstehung des Pentateuch
3.2. Drei Basismodelle nach Zenger
3.2.1. Die Fragmentenhypothese/ Die Erzahlkranzhypothese
3.2.1.1. Erzahlungen uber die Anfange - Die Erzelternerzahlungen
3.2.2. Die Grundschrifthypothese/ Erganzungshypothese (Fortschreibungsmodell)
3.2.3. Die Quellenhypothese/ Urkundenhypothese (Schichtenmodell)
3.3. Wichtige Etappen der kritischen Pentateuchforschung
3.3.1. Kritik am Inhalt des Pentateuch und an der mosaischen Verfasserschaft
3.3.2. Die Anfange der neuzeitlichen Pentateuchkritik
3.3.3. Die Entstehung der klassischen Pentateuchhypothesen um 18. und 19. Jh
3.3.4. Zwei fundamentale Erkenntnisse fur die Datierung der Quellen bzw. Uberlieferungen
3.3.5. Die neuen Einsichten der form- und uberlieferungsgeschichtlichen Forschungen
3.4. Das Vierquellen-Modell der „Neueren Urkundenhypothese" nach Schmidt und deren derzeitige Infragestellung
3.4.1. Das jahwistische Werk in der Sicht von Schmidt
3.4.2. Das elohistische Werk in der Sicht von Schmidt
3.4.3. Die Redaktionsgeschichte des Pentateuch nach Schmidt
3.4.4. Infragestellung des traditionellen Vierquellen-Modells
3.5. Aktuelle Pentateuchmodelle
3.5.1. Das Munsteraner Pentateuchmodell nach Weimar/ Zenger (Stand 2004)
3.5.2. Das Modell nach Blum
3.5.3. Das Modell nach Otto
3.5.4. Generelles zur Datierungsfrage des Pentateuch (Schmitz)

4. ANHANG
4.1. Karten
4.2. Grafik: Das Vier-Quellen-Modell nach Schmidt
4.4. Grafik: Das Pentateuchmodell nach Blum
4.5. Grafik: Das Pentateuchmodell nach Otto

1. Prophetie im Alten Testament

Einleitender Hinweis: Sollten Worter, die normalerweise mit <ph> geschrieben werden, mit <f> geschrie- ben worden sein, handelt es sich dabei um die Schreibweise von Klaus Koch (vgl. Literaturangaben).

1.1. Allgemeines und Hinfuhrung

- Gertz, Jan Chr.: Die Rechtstexte im Pentateuch. In: ders: Grundinformation Altes Testament. 3. Uberarbeitete und erweiterte Auflage. Gottingen 2009, S. 221-236.
- Kaiser, Otto: Der Gott des Alten Testaments. Theologie des AT 1: Grundlegung. Gottingen 1993. (§13, 14).
- Koch, Klaus: Die Profeten. Assyrische Zeit. 3., vollig neu bearbeitete Auflage. Stuttgart 1995, (Kapitel I.1 + 2).
- Schmid, Konrad: Hintere Propheten (Nebiim). In: Gertz, Jan. Chr. (Hg.): Grundinformation Al­tes Testament. 3. uberarbeitete und erweiterte Auflage. Gottingen 2009, S. 313-324.
- Schmoldt, Hans: Das Alte Testament. 4. aktualisierte Auflage. Stuttgart 2009, (Kapitel C.I + II).
- Zenger, Erich: Die Bucher der Prophetie. In: ders.: Einleitung in das Alte Testament. 6. durch- gesehene Auflage. Stuttgart 2006, S. 417-426.

Zwei Lehrsatze alttestamentlicher Prophetie nach Kaiser

1) Die Prophetie ist kein auf Israel (Nord- und Sudreich) beschranktes Phanomen.

2) Nach der Katastrophe behauptete sich, v.a. durch die Bearbeitung deuteronomistischer Edito- ren, lediglich die Prophetie im Namen JHWHs mit der Botschaft, die Katastrophe sei ein Er- weis eigener Schuld, die es zu akzeptieren gilt. Hierdurch sollen die Zweifel an der Macht JHWHs beseitigt werden. Gleichzeitig wurde alle andere Prophetie abgewertet, da sich das Ausschlietelichkeitsgebot der JHWH-Verehrung und die Bindung an einen zentralen Kultort (Dtn & Zionstheologie) nicht mit dieser Art von Prophetie verbinden lieteen. Somit geht es nicht (mehr) primar um die Enthullung himmlischer oder postmortaler Geheimnisse, son- dern um die Verantwortung Israels vor Gott und fureinander.

Letztendlich ging es darum, einem Volk, das seiner Selbststandigkeit beraubt wurde, seine Identitat als Volk JHWHs zu bewahren.

1.1.1. Bibelkundliche Erschlieftung

- Verortung der Prophetenbucher innerhalb des dreiteiligen Kanons des hebr. AT (Tora (Gesetz), Nebiim (Propheten) & Ketubim (Schriften)) im Teil Nebiim = Jos-2Kon (Vor- dere Propheten) & Jes-Mal (Hintere Propheten)

- Mose als Prophet schlechthin (Dtn 34,10)
- Sukzession an Propheten als Nachfolge Mose zur Instruktion des Volkes (Dtn 18,15-18); Beginn der Sukzessionskette mit Josua uber die Richter, Samuel, Ahia von Silo bis hin zu Jesaja bis MaleachM Herstellen einer Einheit

- Logik des hebr. Kanons (Propheten als Ausleger des Gesetzes) vs. historische Erkennt- nis seit Wellhausen: Entstehung der Propheten unabhangig von der Tora[1]

- Theologisch

-Endende Darstellung der Heilsgeschichte (Gen-Jos), einsetzende Unheilsge- schichte (Ri-2Kon) & Ausblick auf eine neue Heilsgeschichte (Jes-Mal)
- Zeigen der heilseschatologischen Bedeutung durch das Gericht/ im Gericht
- Oftmals Dialektik von Heil & Unheil (z.B. Micha, Ezechiel)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

- Umstellung der Prophetenbucher in der Septuaginta (LXX)[2]: Positionierung der Prophe- tenbucher am Ende des alttestamentlichen Kanons ^ Verstehen des Neuen Testaments als Erfullung der Messiasverheiteungen; Problem: Messianische Texte nicht Zentrum der Propheten (Randerscheinungen)[3] [4] [5]

- Begriffe von Prophetie

- Alltagsverstandnis: Voraussager zukunftiger Ereignisse/ Hellseher (= „bekla- genswerte Bedeutungsverengung" (Zenger); Vermutlich Pragung durch die christliche Generalinterpretation der Prophetie ^ Selbst gr. prophetes/ profetes kein Voraussagen, sondern offentliches Hervor-Sagen (Gertz), Sprecher der Gottheit vor dem Volk (Zenger);4 nabi (ausgesprochen nawi) = berufener Rufer (Zenger)/ Berufener/der mit einer BotschaftBetraute (Schmoldt)5 Weltgeschichte

- Ursprunglich: Ankundigung von Heil & Unheil fur die nahere Zukunft durch Verknupfung mit Zeichenhandlungen sowie Kult- und Sozialkritik[6] = scharfe Gegenwartsanalyse = Infragestellung des status quo (Zenger) ^ Kein Uberbli- cken der gesamten Weltgeschichte

- Weitere Begriffe: Seher/ Schauer (Samuel, Bileam, Gad, Amos?), Gottesmann (Elischa), Prophetensohn; Ablehnung der Bezeichnung nabi bei Amos o Definition nach Weippert (1988): „Ein(e) Prophet(in) ist eine Person mannli- chen oder weiblichen Geschlechts, die 1. in einem kognitiven Erlebnis, einer Vi­sion, Audition, einem Traum o.a. der Offenbarung einer Gottheit oder mehrerer Gottheiten teilhaftig wird, und 2. sich durch die betreffende(n) Gottheit(en) be- auftragt weite, die Offenbarung in sprachlicher oder metasprachlicher (Symbol- oder Zeichenhandlung) Form an einem Dritten, den eigentlichen Adressaten, zu ubermitteln."

- Erscheinungsformen von Prophetie
- Gruppenpropheten/ Ordenspropheten/ Genossenschaftspropheten
- Wahrsager, Traumer, Geisterbeschworer, Beschworer/ Totenbe- schworer (1Sam 28,3-25)/ Zauberer
- Versetzen in Ekstase durch z.B. Musik & Tanz zum Suchen eines Kon- takts mit der Gottheit (1Sam 10,5ff; 1Kon 18)
- Keine sprachliche Kommunikation, sondern metasprachliche (z.B. Tanz)
- Wirken als Heilpraktiker, Wundertater, Erteiler von Gottesspruchen, „Seelsorger" etc.

- Tempel- und Kultpropheten

- Sprechen von Kultbescheiden uber Opferannahmen, Furbitten oder Heilsorakel (vgl. Klgl 3,57)

- Unterordnung der Priesterschaft bzw. Beamte im Staat (Oberschicht des Volkes)

- Kritische Sicht durch die schriftprophetische Uberlieferung als „Pries- ter und Propheten" (Jes 28,7; mi 3,11; Jer 5,31; Jer 6,13) aufgrund der Heilsverkundigung & somit falscher Sicherheit

- Habakuk, Nahum, Joel

- Hofpropheten
- Divinatorische Beratung des Konigs in politischen Fragen & Got- tesspruch bei festlichen Vorgangen wie Inthronisation
- Aufgabe: Sichern des Heils (salom) & Abhalten von Unheil
- Grower Stab an Propheten moglich
- Nathan, Gad

- Freie, Oppositionelle Einzelpropheten
- Hervorrufung der „prophetischen Begabung" nicht durch spezifische Verfahren (Vogelschau, Ekstase, Leberschau[7] etc.), sondern spontan & „intuitiv" jenseits institutioneller Kontexte = Spontane Widerfahrnis JHWHs als das eigentlich Erregende[8]
- Problem des Titels Prophet: Ablehnung durch Amos (Am 7,14), Jesaja & Habakuk nur durch Fremdbezeichnung (Jes 37,2; Hab 1,1)
- Legitimation durch Berufungs-, Visions- und Auditionserzahlungen meist am Anfang des Prophetenbuchs oder einer Teilkomposition (Jes 6, Jer 1, Ez 1-3) meist in der 1.Ps.Sg (teilweise auch in der 3.Ps.)[9]
- Problem der Legitimation: Beanspruchung des Auftretens im Namen JHWHs (durch Vision & Audition) sowohl vom Tempelpersonal als auch von den Einzelpropheten
- Zunachst Ablehnung & Spott durch die Bevolkerung aufgrund ihres Gegensatzes zur Volksfrommigkeit (Auteenseiter der Gesellschaft), aber durch geschichtliche Generalbewahrheitung der Unheils-
Prophetie (Untergang Nord- und Sudreich)[10] Wandel zur Prophetie schlechthin[11]
- Begrenzung von Groteteilen der Prophetie auf die beiden groteen Exis- tenzkrisen (Untergang Nord- und Sudreich)
- Merkmale ihres Auftretens nach Zenger: Spektakulare Szenerie (z.B. Am 4,4f); Kraftige Bilder (Am 4,1 ff); Kunstvolle Sprache & Gedichte (Am 5,1f); Zeichenhandlungen (Jes 20,1-4); Einsatz von „Flugblattern", „Plakaten", „Briefen etc." (Jes 8,1-4)
- Alle Schriftpropheten auteer Habakuk, Nahum, Joel (= Tempel- und Kultpropheten)
- Spatere Kommunikation der Propheten mit Gott uber einen Angelus interpres, d.h. einen Engel als deutenden Ubermittler der gottlichen Botschaft (vgl. Sach 1,7ff. 14ff; Dan 10,1ff. 10ff); Einfuhrung von Lichtwesen (Cherubim, Seraphim, Erzengel, Engel etc.) nach Antes vermutlich aufgrund persischer Einflusse ab dem 6 Jh. v.Chr.

- Historische Zuordnung der Propheten

- Assyrerzeit: Amos, Hosea, Micha & Jesaja
- Ende der Assyrerzeit: Nahum & Zefanja
- Babylonische Zeit: Jeremia, Ezechiel & Deuterojesaja
- Perserzeit: Haggai, Sacharja & Maleachi

- Wahre und falsche Prophetie

- Versuch einer Definition falscher Prophetie: „Wie sollen wir erkennen, welches Wort JHWH nicht geredet hat? Wenn der Prophet im Namen JAHWs reden, und es erfullt sich nicht und trifft nicht ein, so ist das ein Wort, das JHWH nicht ge­redet hat." (Dtn 18,21f; Jer 23,9-40;Jer 28,9; Ez 13; 1Kon 22,5-28a) o Probleme
- Prophetenwort gegen Prophetenwort
- Bewahrheitung von Ereignissen erst in der Zukunft moglich & somit in einer aktuellen Konfliktsituation nicht als Kriterium heranziehbar ^ Kein sachliches Authentizitatskriterium vorhanden (Carroll 1981)
- Auch in kanonisch gewordenen Prophetenbuchern Ankundigungen ohne Eintreffen in der Vergangenheit ^ Keine vaticinia ex eventu
- Keine formalistische Anwendung moglich, da Fortschreiben & Umge- stalten der Texte im Lichte neuer geschichtlicher Erfahrungen

- Falsche Prophetie letztendlich „induktive Prophetie" = Verwendung von Ora- keltechniken (Vogelschau, Traumdeutung etc.) ^ Starker Kontrast zur immer starker profilierenden JHWH-Theologie o Zengers funf Merkmale „wahrer" Prophetie

1) Kritische, provozierende Rede

2) Keine Selbstsicherheit & Arroganz

3) Kein Lebensunterhalt durch Prophetie, sondern Unabhangigkeit

4) Korrespondenz zwischen Botschaft & Lebensweise des Propheten

5) Nicht Suchen der prophetischen Tatigkeit, sondern Berufung („berufe- ner Rufer") - oftmals gegen den eigenen Willen

- Die Rahmung von Jer/Ez durch Jes/XII

- Nach hebr. Verstandnis & antiker Buchproduktion vier Prophetenbucher im AT: Jes, Jer, Ez und XII[12] (Hos-Mal)
- Jes & XII mit einem sehr viel weiteren Blick uber die Geschichte Israels (Jes 65f: Ausblick auf die Neuschopfung von Himmel & Erde) als Jer, Ez
- Betrachten von Jes als „Stimmfuhrer" der Propheten aufgrund des Uberblicks uber die gesamte Geschichte des Volkes Israel mit JHWH

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1.1.2. Literatur- und forschungsgeschichtliche Problemanzeige

- Ursprungliche Lesart (fast 2000 Jahre): Verstehen der Propheten als Ausleger des Ge- setzes mit Androhung von Strafen ^ Didaktische Absicht einer sittlich religiosen Um- kehr

- Die Genese der klassischen Prophetensicht im Gefolge von Idealismus und Neuerer Ur- kundenhypothese

- Verstehen von Propheten als „geistbegabte, genialische Einzelpersonen, die den ihnen unmittelbar mitgeteilten, bisweilen auch aufgenotigten Gotteswillen unbedingt und kompromisslos gegenuber ihren Adressaten vertreten." (Schmid 2009) ^ Ziel: Herausarbeiten des Propheten als religioses Genie

- Forderung dieser Ansicht durch Wellhausens Spatdatierung des Gesetzes hin- ter die Propheten (lex post prophetas) ^ Diskontinuitat der Prophetie als zent- rales Merkmal: Keine Verbindung mit den ubrigen Glaubensvorstellungen Isra­els

- Zusammenfassung: Betonung der Andersartigkeit der Propheten, Suche nach „echten" Prophetenworten & Interesse an den Gestalten selbst

- Das Aufkommen redaktionsgeschichtlicher Forschung

- Fokus auf sekundare Erganzungen & innerbiblisches Plausibelmachen der Aus- sagen ^ Betrachten der unterschiedlichen Akzente & Aussagelinien der Bucher seit Zimmerli 1969

- Verlagerung des Gewichts von den Propheten auf ihre Buchern, von ihren Spruchen auf die Texte des jeweiligen Buchs = Paradigmenwechsel ^ Weiter- hin Betrachtung der „Erganzer" als schriftgelehrte Redaktoren (Uberarbeiter)[13]

- Verstehen der Propheten als Manner ihrer Zeit ohne ubernaturliches Wissen

- Eigene Gattungen der Prophetie

- Wortereignisformel: „Und es geschah das Wort von JHWH an N.N."/ „Und es erging das Wort JHWHs an N.N./ an mich"
- Gottesspruchformel: „Spruch JHWHs"
- Prophetisches Gerichtswort gegen Einzelne oder Kollektive: Untertei- lung in eine Anklage/ Lagehinweis/ Scheltwort/ Begrundung & eine Gerichtsankundigung/ Drohwort/ Zukunftswort/ Weissagung des Ur- teils; Verbindung beider Elemente uber den Partikel daher/ weil und die Botenformel so hatJHWHgesprochen/so sprichtJHWH[14] - Zeichenhandlungen als Proprium der Prophetie: Oftmals Aufbau mit Befehl zur Ausfuhrung, Bericht uber die Ausfuhrung, Deutung der symbolischen Handlung (z.B. Jes 8,20)[15]

- Weitere Gattungen nach Schmoldt: Weheruf (eingeleitet durch wehe/ ach), To- tenklagelied (Leichenlied), Geschichtsruckblick, Bildrede, klage, Mahnworte, Disputationswort/ Diskussionswort, Streitgesprach, Gerichtsrede/ Gotter- streitgesprach, Hymnus, Danklied, Liebeslied, Klagelied des Einzelnen, Volks- klagelied, Weisheitswort, Zahlenspruch, Lehrgedicht

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1.1.3. Entstehung der Prophetenbucher

- Verstehen der Prophetie nicht mehr exklusiv historisch-punktuell mit Bindung an die Einzelgestalten, sondern als kollektives und langzeitliches Phanomen

- Die Frage nach dem Ursprung

- Ursprunglich mundliche Prophetie
- Ursprunglich schriftliche Prophetie (z.B. Jes 56-66; Jer 30-33) oder gar Zuruck- gehen auf schriftgelehrte Tatigkeit (Joel, Obadja, Jona, Maleachi ^ Keine pro- phetischen Einzelgestalten, sondern Produkte einer schriftgelehrten Traden- tenprophetie)[16]

- Vorgang der auslegenden Fortschreibung der Prophetenbucher

- Bucher nur in begrenzter Anzahl vorhanden & Beschrankung des produktiven Schreibermilieus vermutlich ganz auf Jerusalem
- Beschrankte materielle Lebensdauer der Bucher ^ Notwendigkeit erneuten Abschreibens
- Abschreiben mehr als 1:1-Ubernahme (reine Textpflege), sondern auch Sinn- pflege ^ Verstehen der Fortschreibung als Explikation des Sinngehalts

- Unterschiedliche Arbeitsweisen der schriftgelehrten Auslegungsarbeit - „Tradenten- Propheten"[17]

- Erstverschriftung und Kompilation[18] vorgegebener Texte
- Erstverschriftlichung mundlicher Logien bereits ein Akt der Interpre­tation ^ Herauslosen aus der ursprunglichen Sprechersituation
- Kompilation der Einzeltexte immer mit redaktionellen Eigenformulie- rungen verbunden
- Fazit: Keine „echten" Prophetenworte mehr im AT vorfindbar bzw. Re- konstruktion nicht mehr moglich (Verschriftlichung & Auslegung)

- Kleinraumige Fortschreibungen (quantitative Verlangerungen)
- Bezug lediglich auf den unmittelbaren Nahkontext (z.B. Perikope von wenigen Versen) = Einzelerganzungen im „Geist und in der Sprache" des jeweiligen Propheten
- Metapher eines „unbeaufsichtigten Waldes" (Duhm) oder einer immer grower werdenden Lawine (Kaiser)

- Buchredaktionelle Texte

- Vorfinden z.B. bei Bruckentexten (z.B. Jes 35) ^ Verbindung des selbststandigen Protojesajabuches & Deuterojesajabuches[19] zu einem Grotejesajabuch
- Verbindung & weitere Einschreibungen ^ Neuer Sinngehalt

- Bucherubergreifende Redaktionsbeziehungen

- Redaktionelle Vernetzung uber die Einzelbucher hinweg ^ Gestaltung eines corpuspropheticum (Jes-Mal) oder gar eines Kanonteils

- Beispiel: Dubletten Jes 2,2ff/ Mi 4,1 ff; Jer 49,7-22/ Obd

Jes 2,2 ff

Es wird zur letzten Zeit der Berg, da des HERRN Haus ist, fest stehen, hoher denn alle Berge, und uber alle Hugel erhaben werden, und werden alle Heiden dazu laufen und viele Volker hingehen und sagen: Kommt, latet uns auf den Berg des HERRN gehen, zum Hause des Gottes Jakobs, date er uns lehre seine Wege und wir wandeln auf seinen Stei- gen ! Denn von Zion wird das Gesetz ausgehen, und des HERRN Wort von Jerusalem. Und er wird rich- ten unter den Heiden und strafen viele Volker. Da werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spietee zu Sicheln machen. Denn es wird kein Volk gegen das andere ein Schwert aufheben, und werden hinfort nicht mehr kriegen lernen.

In den letzten Tagen aber wird der Berg, darauf des HERRN Haus ist, fest stehen, hoher denn alle Berge, und uber die Hugel erhaben sein, und die Volker werden dazu laufen, und viele Heiden werden ge­hen und sagen: Kommt, latet uns hinauf zum Berge des HERRN gehen und zum Hause des Gottes Ja­kobs, date er uns lehre seine Wege und wir auf seiner Stratee wandeln ! Denn aus Zion wird das Gesetz ausgehen und des HERRN Wort aus Jerusa­lem. Er wird unter groteen Volkern richten und viele Heiden strafen in fernen Landen. Sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spietee zu Sicheln machen. Es wird kein Volk wider das ande­re ein Schwert aufheben und werden nicht mehr kriegen lernen.

1.1.4. Theologie der Prophetenbucher

- Produktive Auslegung vorgegebener Uberlieferung: Bei Tradierung keine Ubernahme des reinen Wortlauts im Sinne einer fides historica, sondern stets Frage nach der Aktua- litat des Prophetenworts ^ Neue Explikation des Inhaltes = Unmoglichkeit eines bibli- zistischen Verstandnisses

- Das Proprium der Prophetie in Israel und Juda

- Prophetie in Israel& Juda an sich kein Spezifikum im Rahmen des Alten Orients (vgl. 1Kon 18,19; Jer 27,9[20] ); Auteerbiblische Texte u.a. Mari-Texte (TUAT II/1, 83-93)[21]

- Proprium 1: Altorientalische Prophetie meist institutionell an den Konigshof gebunden ^ i.d.R. konigsfreundlich & Verhaften in ihrer eigenen Entstehungs- zeit; Schriftprophetie unabhangig und mit Sozial- und Kultkritik o Proprium 2: Keine Erschopfung im aktuellen Zeitbezug, sondern Gultigkeit auch fur weitere Generationen[22] ^ Daher auch Aufschreiben & Aktualisieren[23] (so u.a. Koch, Kaiser)

- Das Ende der „Profeten-Anschluss-Theorie" (Koch 1970): Polemische Bezeichnung Klaus Kochs fur den geistigen Abbau der Prophetie (Lucke von ca. 500 Jahren nach Je- remia) hin zur judischen Gesetzlichkeit ^ Befreiung aus diesem Abbau durch Jesus

- Verstehen der biblischen Propheten als Konstrukte ihrer Bucher (vgl. oben Abkehr von der klassischen Prophetensicht)[24]

1.1.5. Formale Gemeinsamkeiten und Unterschiede innerhalb der Prophetenbucher

- Verwandtschaft der Anfangspartien - Auch in einer dt. Synopse noch aufschlussreich:: Rede vom Wort JHWHs, Partizipien gesehen & geschaut, Substantiv Last, Rede vom Er- schauen der Botschaft (Verweis auf visionares Ereignis?), Erwahnung des angeblichen Autors des Buchs oftmals mit Verweis auf Herkunft und/ oder Beruf (unterschiedliche Volksschichten ^ Legitimation nicht durch soziale oder institutionelle Verhaltnisse)

- Auffallige Formen

- Einleitung neuer Buchteile (unabhangig von der mittelalterlichen Benennung durch Kapiteluberschriften) durch den Imperativ: Hort das Wort JHWHs (vgl. Am 3,1; 4,1; 5,1)
- Verweis auf besondere Ereignisse - oft mit Jahreszahl: Wende in der politi- schen Lage und/ oder ein besonders prophetisches Offenbarungserlebnis (vgl. Jes 7,1; 36,1 ff)
- Wortgeschehensvermerk Das Wort JHWHs, das geschehen war zu N.N. (vgl. Jer 7,1; 11,1)
- Verzicht auf einen formellen Abschluss der Bucher ^ Ausnahme Jeremia: „Bis hierher die Worte Jeremias" (Jer 51,64b)

- Visionsberichte am Ende von Buchern oder Teilen davon

- Parallelismus membrorum - Zwei gleichlaufende synonyme oder antithetische Aussa- gezeilen („Gedankenreim") zum Anzeigen eines Gedankenfortschritts

- Haufiger Aufbau von Abschnitten nach den Regeln hebraischer Poesie

- Beispiel: „Ein Stier erkennt seinen Besitzer und ein Esel die Krippe seines Herrn. Israel aber erkennt nicht. Mein Volk hat keine Einsicht." (Jes 1,3)

- Oftmals zur Verdeutlichung eines Nicht-Verstehens Israels

- Besseres Einpragen von mundlich vorgetragenen Auteerungen durch knappe Spruche in rhythmischen Formulierungen

1.1.6. Exkurs: Voraussetzungen der Metahistorie nach Klaus Koch (1995)

1) Die Einbindung jedes individuellen Daseins in das kollektive

- Verstehen von Sippe & Volk nicht als Summe von Einzelwesen, sondern als ge- schlossene ontologische Einheiten

o Metapher: Zweig zum Stamm

2) Eine Menschenabhangigkeit des Naturlaufs

- Natur & Gesellschaft nicht als selbststandige Bereiche (heutiges Verstandnis), son­dern beide eng miteinander verbunden mit gegenseitigen Abhangigkeiten
- Beispiel: Ruckfuhrung von Naturkatastrophen auf menschliche Verursachung (vgl. Hos 4,2f) ^ Tendenz zu einer monantropischen Ontologie[25]: Bedingung des Natur- geschehens durch Handeln der menschlichen Gemeinschaften (vgl. Jer 5,24f)

3) Eine abgestufte, dynamische Prasenz des Gottlichen auf Erden

- Gottheit nicht als in sich geschlossene „Personlichkeit", sondern als Willenszentrum mit unterschiedlichen Erstreckungen in die Lebenswelt ^ Erfullung von Kultstat- ten mit der Heiligkeit Gottes = Quellort von Segen & Fluch
- Ausgieteen des gottlichen Ordnungsfaktors Sadaq (Gerechtigkeit) als idealer Zu- stand des Miteinanders (vgl. Jes 45,8)
- Keine strikte Trennung von Immanenz & Transzendenz

4) Unpersonliche, vernichtende Krafte

- Bedrohung des Lebens durch diese Krafte
- Aufteilung der Alltagswelt in das Profane, das Reine & Unreine
- Unreines: Ubermateige Verschmutzungen; Vorgange mit Blut, Geburt, Tod ^ Poten- tielle Quelle von Verderben
- Menschliche Sunde nach den Propheten als schwerste Form der Verunreinigung ^ Deutung alles Lebenabtraglichen als Monanthropie oder als gottliche Reaktion ge- gen abtrunnige Menschen (vgl. Hos 4,11f)

5) Unaufloslicher Zusammenhang von Tun und Ergehen

- Wirken dieses Zusammenhangs auch auf die gesellschaftliche & naturliche (vgl. oben) Umwelt ^ Kollektiver Sunde-Unheil-Zusammenhang
- Tendenz der jungeren Schriftprophetie: Abnehmen dieses Zusammenhangs durch Gott (vgl. Jes 53)

6) Das gottliche Wort als schopferische Potenz

- Gottes Worte als Elemente der oben genannten Erstreckungen Gottes in die Imma- nenz

- Realisierung der Worte Gottes beim Ausspruch (Performativer Sprechakt) ^ Auch bei Propheten moglich, da Weitergabe der Worte Gottes = Mitgestaltung der Ge- schichte durch die Propheten (vgl. Jes 55,10f)

7) Sonderstellung Israels innerhalb des Menschengeschlechts

- Einziges Volk mit Verehrung JHWHs & Kennen seines Namens
-Relativierung dieser Sonderstellung durch Universalisierung JHWHs ^ Aber: Ge- steigerte sittliche Verantwortung fur das eigene Volk = Vorbildcharakter (vgl. Am 9,7)

8) Die stiftende Urzeit und die davon abhangige Jetztzeit

- Vorstellungen des Alten Orients insgesamt: Existenz einer Epoche vor der Jetztzeit mit Entstehung der Gotter und gottlicher Ordnungen = Existenz bedingende Zeit
- Fur Israel Existenz bedingende Zeit in der Epoche vom Exodus bis zur Landnahme
- Gertz: Gemeinsamkeit der altorientalischen Welt: Gelingendes Gemeinschaftsleben nur im Einklang mit der gott- bzw. gottergewollten Weltordnung ^ Verletzung der Ordnung durch Einzelne mit Konsequenzen (Nachteilen) fur die ganze Gemein- schaft
- Gertz: Aufgabe der Konige: Herstellen & Aufrechterhalten von Recht und Gerech- tigkeit ^ Sonderfall Israel: Weitestgehende Unabhangigkeit bzgl. der Begrundung & Durchsetzung des Rechts zum einen aufgrund der spaten Ausbildung staatlicher Strukturen und zum anderen aufgrund der Formierung der Rechtsuberlieferung erst in exilischer & nachexilischer Zeit
- Erkennen des Zerfalls der gottlichen Ordnung durch die Propheten

1.2. Das Zwolfprophetenbuch (XII) als Ganzes

- Zenger, Erich: Das Zwolfprophetenbuch als Ganzes. In: ders.: Einleitung in das Alte Tes­tament. 6. durchgesehene Auflage. Stuttgart 2006, S. 517-521.
- Schmid, Konrad: Hintere Propheten (Nebiim). In: Gertz, Jan. Chr. (Hg.): Grundinformation Altes Testament. 3. uberarbeitete und erweiterte Auflage. Gottingen 2009, S. 372-375.

1.2.1. Bibelkundliche Erschlieftung

- Im AT ursprunglich keine 15 Prophetenbucher (drei grotee & 12 kleine ^ Vulgata: pro- phetae maiores & prophetae minores), sondern vier (Jes, Jer, Ez, XII (Hos-Mal)) ^ XII als ein Buch
- Bestatigung dieses Befunds durch Funde in Qumran ^ Niederschrift von XII auf einer Rolle & Bezug von Sir 49,10 auf XII als Ganzes, als Einheit[26]
- Anordnung der Propheten in der hebr. Bibel in einer „chronologischen" Datierung ge- maft der Zeitangaben in den Buchern * Anordnung in der Septuaginta * Historische Da- tierung

1.2.2. Literaturhistorische Beobachtungen zum Buch der zwolf Propheten als Ganzes

- Lockere Vernetzung von XII durch Stichwortberuhrungen (Nogalski 1993) ^ Bewusste Schaffung dieser Vernetzung noch vor der Kanonisierung
- Ab Ende des 20.Jh: Erforschen einer buchubergreifenden Perspektive ^ Davor prima- res Interesse an den Propheten selbst, nicht an ihren Texten[27]
- Beispiel fur ihre Vernetzung: Starke Beeinflussung des Amosbuchs durch Hosea (Jere- mias)
- Kompilieren von XII nicht in einem Zug durch zwolf Einzelschriften, sondern Voraus- setzen alterer Teilsammlungen
- „Brennpunkt" 1: Hos/ Am als alterer Kern (8.Jh. v.Chr.)
- „Brennpunkt" 2: Hag/ Sach(/ Mal) als jungerer Kern (6. Jh. v. Chr.)
- These: Hos, Am, Mi, Zef in jungeren Uberlieferungsstufen mit gewisser Einheit (Zenger: „Mehrprophetenbuch I") aufgrund ihrer ubergreifenden deuteronomistischen Bearbei-tung & ubergreifende Uberschriften („Das Wort JHWHs + Datierung")

- Redaktionelle „Bucher" im Zwolfprophetenbuch

- Sonderfall Mal: Enge sprachliche & sachliche Verbindung zu Sach (Zenger: „Mehrprophetenbuch II") ^ These einer Ausgrenzung von Mal aus Sach zur Er- reichung der Zwolferzahl in Anlehnung an die zwolf Sohne Jakobs; Aufterdem: Maleachi kein richtiger Name, sondern eher ein Kunstname mein Bote/Engel
- Drei grofte Propheten als Analogie zu Abraham, Isaak & Jakob & 12 kleine Pro­pheten als Analogie zu den zwolf Sohnen Jakobs/ Israels[28]

- Parallelisierungen mit dem Jesajabuch
- Sukzessive Abstimmung von Jes & XII
- Vergleichbare Uberschriften in Jes 1,1 & Hos 1,1; Erwahnung der selben vier Konige; Entsprechung von Jes 13 & Joel 2; Entsprechung von Jes 66,18ff & Sach 14,16ff

- Grundkonzeption des Dodekaprophetons: Weg Israels durch das Gericht zum Heil

1.3. Amos

- Jeremias, Jorg: Amos/ Amosbuch. In: Betz, Hans Dieter u.a. (Hg.): Religion in Geschichte und Gegenwart. 4., vollig neu bearbeitete Auflage. Band 1 (A-B). Tubingen 1998, Sp. 417-419.
- Koch, Klaus: Die Profeten. Assyrische Zeit. 3., vollig neu bearbeitete Auflage. Stuttgart 1995. (Kapitel III.5).
- Mosis, Rudolf: Amos. In: Kasper, Walter u.a. (Hg.): Lexikon fur Theologie und Kirche. 3., durchgesehene Auflage (Sonderausgabe 2009). Band 1 (A-Barcelona). Freiburg im Breisgau 2009, Sp. 539-540.
- Schmid, Konrad: Hintere Propheten (Nebiim). In: Gertz, Jan. Chr. (Hg.): Grundinformation Al- tes Testament. 3. uberarbeitete und erweiterte Auflage. Gottingen 2009, S. 385-391.
- Schmitz, Geschichte Israels. Paderborn 2011. (Kapitel 4.3)
- Schmoldt, Hans: Das Alte Testament. 4. aktualisierte Auflage. Stuttgart 2009. (Kapitel B III.1).
- Schoors, Anton: Die Konigreiche Israel und Juda im 8. Und 7. Jahrhundert v. Chr. Die assyri- sche Krise. Stuttgart 1998. (Kapitel III 2.1).
- Zenger, Erich: Das Buch Amos. In: Zenger, Erich u.a..: Einleitung in das Alte Testament. 6., durchgesehene Auflage. Stuttgart 2006, S. 533-543.[29] [30]

1.3.1.Bibelkundliche Erschlieftung

- Gliederung in zwei Teile (Mosis) - Eschatologische Gliederung28

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

- Gliederung in drei Teile (Gertz, Schmoldt & Schoors;

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

- Gliederung in vier Teile (Zenger, Schmitz)29

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

- Gliederung in sechs Teile (Koch)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

- Am 1,3-2,16 - Der Volkerspruchzyklus als Acht-Strophengedicht gegen sechs Nachbar- volker, Juda & Israel mit einem klimatischen Aufbau (ausgerichtet auf Israel)30

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

- Am 3,1-6,14 - Worte der Anklage & Gerichtsankundigung in zwei Teilen, gekennzeich- net durch die beiden Horaufrufe in 3,1 & 5,131

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

- Sprecher: Prophet (Abschnitt 1: JHWH)

- Totenklage des Propheten als Reaktion auf das Unheilswort aus Abschnitt 1 ^ Hinweis auf programmatische Komposition (Abschnitte nicht umkehrbar)

- Der Visionenzyklus (7,1-9,6) - Funf Visionsschilderungen mit Klimax auf den Altar
- Paar 1: Vision 1 (Heuschreckenschwarm) & 2 (Feuerregen)[34]
- Paar 2: Vision 3 (JHWH mit Zinnschwert/ Bleilot) & 4 (Leere Korb fur die Ern- te)
- Hohepunkt: Vision 5 (Zerschlagung des Heiligtums) & Gottespradikation in 9,5f
- Verkleinerung des Blickwinkels von auteen nach innen, vom Naturganzen zu Is­rael & schlietelich zum Tempel; Parallele Verengung des Blickwinkels & Ver- dusterung der Aussichten (KOCH)
- Die Heilsworte fur Gesamt-Israel (9,7-15) - Das heilseschatologische Finale als direkte Gottesrede in vier paarweise gegliederten Abschnitten

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1.3.2. Literatur- und forschungsgeschichtliche Problemanzeige

- Buch Amos als literarisch gewachsene Grotee - Kunstvolle Komposition (Jeremias)
- Konigsnennungen aus Israel & Juda ^ Hinweis auf Uberarbeitung in Juda o Nachtrag der Volkerspruche ((nach)exilisch) gegen Tyros, Edom & Juda[35] so- wie Nachtrag der korrelierenden Elemente in den Visionen
- Deuteronomistische Uberarbeitung (z.B. 1,1. 9-12; 2,4f.; 5,25f)
- Unterscheidung in Sunder & Gerechte (9,10a) vs. Totalverurteilung des gesam- ten Volkes ^ Ahnlichkeit zu spaten Prophetentexten wie Jes 56-66 (vgl. Theo- logie des Amosbuchs - Funktion der Unheilsprophetie)
- Heilsausblick am Ende als Nachtrag ^ Anspielen auf den Abbruch der Da- vidsdynastie = Voraussetzen der Ereignisse von 587 v.Chr.
- Anspielungen auf Dtn 28,30.33 & Jer 1,10; 24,6; 31,28 in Am 9,11-15 (Hausbau, Weinberg)
- Am 3-6 aufgrund der anderer Bilderwelt & der Komposition vermutlich von anderem Verfasser/ Verfasserkreis (Schmitz)

1.3.3. Entstehung des Amosbuchs

- Figur des Amos

- Stammen der Figur des Amos nach Eigenangabe des Buchs in der ersten Halfte des 8. Jh. v.Chr. aus dem judischen Tekoa nahe Jerusalem (15km sudlich) (Gertz, Jeremias) vs. Tekoa in Israel (Koch) ^ Wirken aber in Israel, genauer Beth-El (Am 6,1ff.) & Samaria (Am 3,9ff.)

- Am 7,15a: „JHWH nahm mich hinter den Schafen weg" keine Berufsangabe (Hirte), sondern eher eine Anspielung auf David & Mose, die ebenfalls „von der Herde weggeholt wurden" ^ Deutung als Retter & Befreier des Volkes Israel (Zenger); Jeremias, Schmitz: Berufsangabe ^ Wohlhabend

- Berufungsereignis: Bei Jes (Kap. 6), Jer (Kap. 1) & Ez (Kap 1-3) ein irrationales Berfungserlebnis vorhanden; Verstehen der Visionen als Berufungserlebnis (Koch) ^ Fur Autor des Buches nicht als grundlegend empfunden, da Positio- nierung nicht am Buchanfang (Koch)35; Visionen kein Berufungserlebnis (Jere- MIAS)

- Konkretes Wirken von Amos nach Eigenangabe des Buchs im Nordreich Israel unter Jerobeam II. (785-745 v.Chr.) = Vor der assyrischen Bedrohung = Vor der Thronbesteigung Tiglat-Pilesers III.: Schmitz: um 760 v.Chr.

- Am 5,27 & 6,2: Voraussetzen von Kenntnissen der assyrischen Deportationen bzw. auf konkrete assyrische Eroberungen („uber Damaskus hinaus in die Verbannung") ^ Pra- gung des Buchs durch den Untergang des Nordreiches 722/21 v.Chr. = Mategebliche Uberlieferung in Juda (Hinweis u.a.: Nennen des judaischen Konigs Usija)[36] [37]

- Weitere Datierungen/ genannte Ereignisse:

- „(...) will ich die Sonne am Mittag untergehen lassen und das Land am hellen Tage lassen finster werden." (Am 8,9; Jer 15,9) ^ Moglicher Verweis auf die to- tale/ partielle Assyrische Sonnenfinsternis 15. Juni 763 v.Chr.: Ende der Son- nenfinsternis nach Berechnungen der NASA um 12:18Uhr

- „(...) das ganze Land erbeben mussen und alle Einwohner trauern" (Am 8,8) ^ Verweis auf ein Erdbeben: Nach Koch stattgefunden vs. neuere Forschung nicht stattgefunden

- Am 1f. (Gerichtsankundigungen)[38] & 7-9 (Visionen) vermutlich nicht unabhangig von- einander entstanden (vgl. oben) ^ 1f. setzt 7-9 voraus (Gertz) bzw. 7-9 setzt 1f. voraus (Jeremias); 3-6 vermutlich spater dazwischengeschaltet; Gleicher Verfasserkreis mit ge- genseitiger Auslegung der beiden Teile (Zenger)

- Deuteronomistische Passagen:[39] 1,10ff; 2,4f.9-12; 3,1b.7; 5,25f; 6,1*; 9,7f. ^ Reflektie- ren des Untergangs Judas & Jerusalems

- Weitere spatere Erweiterungen in den Doxologien[40] (1,2; 4,13; 5,5f; 9,5f.): Preisen des richtenden Schopfers, Heilsabschluss (Wiedererrichtung der Davidsdynastie; Verhei- teen des ewigen Bestands Israels in seinem Land)

- Strophe III, IV, VII (kurze Strophen; vgl. oben) & Geschichtsruckblick in 2,9-12 mit exili- scher Bearbeitung

- Einheitliches Aufbauschema dieser Strophen bei gleichzeitiger Unterscheidung zu den andere Strophen

- Lange Strophen: Akzent auf der Ankundigung des Gerichts vs. kurze Strophen: Akzent auf dem Schuldaufweis

- Am 9,11-15 vermutlich nachexilisch aufgrund der Hoffnung auf Wiederherstellung des davidischen Konigtums/ Grotereichs

- These Scharts: Aufgrund der Bezugnahme von Stellen des Amosbuchs auf Hosea (u.a. 2,8; 3,2; 5,25) moglicherweise ursprungliche Vereinigung beider Bucher auf einer Rolle

1.3.4. Theologie des Amosbuchs

- Gerichtsprophetie mit Explikation in den Gerichtsdoxologien (vgl. oben): Kein Zweifel an der Unausweichlichkeit des kommenden Gerichts

- Kein Beschluss des kommenden Unheils durch Amos, sondern durch Gott ^ Begrun- dung des Gerichts im Mittelteil des Buchs (v.a. Sozial- und Kultkritik ^ unverbunden nebeneinander): „Aufgrund seiner sozialen Verfehlungen ist Israel uberhaupt nicht mehr in der Lage mittels kultischer Institutionen den Kontakt zu Gott herzustellen." (Gertz)[41]

- Volkerspruche (Teil 1) & Visionenzyklus (Teil 3): Betonung der Schwere der Verbre- chen ^ Fuhren von Krieg gegen die Armen (Volkerspruche) mit der Konsequenz eines Krieges JHWHs gegen die Unterdrucker; Teil 2 (Gerichtsworte) als detaillierte Begrun- dung fur das Gottesgericht ^ Nicht Hinnehmen des Bosen als notwendiges Ubel, son­dern Bekampfen

- Vision 5 als Konkretisierung der Gottesbotschaft im Ruckblick auf den Untergang bei­der Reiche: Stattgefundener Lauterungsprozess mit dem Ziel der Rettung, nicht der Vernichtung

- Funktion der Unheilsprophetie

- Gertz: Nicht Motivation zur Umkehr, sondern Aufzeigen des Schuldaufweises, der Erfolglosigkeit der Propheten & des Eintritts des Gerichts ^ Hermeneuti- scher Impetus: Verstehen der eigenen Geschichte; Einschrankung des unbe- dingten Unheils an einer einzigen Stelle (Am 5,15) durch das Adverb vielleicht[42]

- Zenger: Verstehen der drei Abschnitte 5,1-17; 5,18-27 & 6,1-14 als Aufforde- rung zur „Umkehr in letzter Minute" unter Ruckgriff auf Am 3-4: „Mache dich bereit, deinem Gott zu begegnen...: JHWH, der Gott der Heere ist sein Name."

- Schmoldt: Wie Zenger als Aufforderung zur Umkehr: „Sucht JHWH, dann lebt ihr..." (5,6) & „Sucht das Gute, nicht das Bose, dann lebt ihr (...)" (5,14f)

- Fazit: Oft werden die Passagen, die einer Gesamtverurteilung des Volkes wi- dersprechen, sich also nur auf einzelne Gruppen beziehen (Unterscheidung Sunder/ Gerechte in 9,10a), einem Schuler Amos bzw. einer spateren Uberar- beitung zugeschrieben. Schmoldt argumentiert, dass dies nicht zwangsweise so sein muss, da auch Texte, die man dem Grundbestand des Amos zurechnet (5,16f; 8,3; 9,8ff) ebenfalls einer Gesamtverurteilung widersprechen: 8,3 und 5,16f erzahlt von Klageliedern und Totenklageliedern. Folglich muss noch je- mand leben, der die Toten beklagen kann.

Grundsatzlich geht es um zwei Fragen: Ist das Gericht unausweichlich? Falls es nicht unausweichlich ist, wird das gesamte Volk verurteilt oder nur bestimmte Gruppen?

- Selbstverstandnis des Amos

- Nicht Verstehen als Prophet (nabi) im damaligen Sinn: „Ich bin kein Prophet und kein Prophetenjunger (...)" (Am 7,14)[43]
- Prophet nach dem Verstandnis Amos' vermutlich ein Bediensteter am Konigs- hof oder Tempel ^ Abhangigkeit von Institutionen (Koch: Kultpersonal)
- Verweis auf die Unabhangigkeit von Institutionen: „Aber JHWH hat mich hinter der Herde weggenommen (...)" (Am 7,15) ^ Nach Gertz Beginn des Verstand- nisses heutiger Prophetie (keine Hofpropheten wie z.B. in 1Kon 22)

- Sozialkritik

- Akzent auf den sozialen Problemen Israels (vgl. u.a. 2,6-9; 5,12; 6,1-6; 8,4ff) vs. Akzent auf den kultischen & gottesdienstlichen Verfehlungen Israels bei Hosea
- Zeit der Figur des Amos gepragt von einer wirtschaftlichen Prosperitat[44] ^ Aber: Beschrankung lediglich auf bestimmte Bevolkerungsgruppen; Reichtum auf der eine Seite, schwere Not & Abhangigkeit auf der anderen (Kleinbauern: dallim)[45]
- Keine Anklage gegen die soziale Ordnung generell, sondern Klage gegen die Ubersteigerungen im Schuld- und Pfandrecht (Am 2,6.8), im Abgabewesen (5,11) etc. ^ Anklagen schwerwiegender als die genannten Kriegsverbrechen der erwahnten Nachbarvolker (Koch, Jeremias) o Weitere Anklagen
- Luxusleben in der Hauptstadt Samaria (Am 3,9-4,3; 6,1-11)
- Gewalt gegenuber Schwachen (Am 3,10; 4,1)
- Bestechung (Am 5,7.10-12.14-15; 6,12)
- Ziel 1 der sozialkritischen Anklagen: Wertlosigkeit (Gertz)/ Schuldhaftigkeit (Jeremias) eines jeden Gottesdienstes aufgrund der sozialen Korruption der Ge- sellschaft (Am 5,21-24)
- Ziel 2 der sozialkritischen Anklagen: Impliziter Vorschlag eines bestimmten Verfassungsideals mit gleichberechtigter Teilhabe aller Menschen an der Erde des gelobten Landes (Alt)

- Kultkritik

- Der Sozialkritik untergeordnet

- Am 5,21ff: „Ich bin euren Feiertagen gram und verachte sie und mag eure Ver- sammlungen nicht riechen (vgl. Jes 1,11-15). Und ob ihr mir gleich Brandopfer und Speisopfer opfert so habe ich keinen Gefallen daran; so mag ich auch eure feisten Dankopfer nicht ansehen. Tue nur weg von mir das Geplarr deiner Lie- der; denn ich mag dein Psalterspiel nicht horen ! "
- Am 6,4f: „und schlaft auf elfenbeinernen Lagern und prangt auf euren Ruhebet- ten; ihr esst die Lammer aus der Herde und die gemasteten Kalber, und spielt auf dem Psalter und erdichtet euch Lieder wie David, (vgl. Jes 5,12) und trinkt

Wein aus den Schalen und salbt euch mit Balsam und bekummert euch nicht um den Schaden Josephs."

- Recht (Mispat) und Gerechtigkeit (Sadaq)[46] - „Heilsame Faktoren im Volksleben" (Koch): Gemeinschaftstreue und Existenzbehauptung

- Sadaq (entspricht grob Solidaritat): Gemeinschaftsgematees Verhalten oder auch Gemeinschaftstreue im Sinne einer „Unterstutzung der guten, unschuldi- gen, haufig aber in Bedrangnis geratenen Angehorigen der Gemeinschaft" (Koch) ^ Aufrechterhaltung einer vorgegebenen Ordnung (vgl. Sozialkritik, Ziel 2)
- Mispat (entspricht grob Rechtsgrundlage): „unangefochtene wirtschaftliche wie rechtliche Existenz von Individuen und Gruppen, andererseits aber admi­nistrative, juristische, selbst kriegerische Mittel und Handlungsweisen zur Auf­rechterhaltung oder Wiederherstellung einer solchen Existenz." (Koch)
- Bibelstellen im Buch Amos zu diesem Begriffspaar
- Am 5,7: „die ihr das Recht in Wermut verkehrt und die Gerechtigkeit zu Boden stotet." (vgl. Jes 5,20; Am 6,12)
- Am 5,24: „Es soll aber das Recht offenbart werden wie Wasser und die Gerechtigkeit wie ein starker Strom."
- Am 6,12: „Denn ihr wandelt das Recht in Galle und die Frucht der Ge­rechtigkeit in Wermut."

- Gegenbegriff zu Mispat & Sadaq: Pasa

- An sich Aufruhr gegen einen rechtmateigen Oberherrn (1Kon 12,19; 2Kon 8,20): „Also fiel Israel ab vom Hause David bis auf diesen Tag." bzw. „Zu seiner Zeit fielen die Edomiter ab von Juda und machten einen Konig uber sich."
- Bei Amos Aufbegehren gegen JHWH: „Ja, kommt her gen Beth-El und treibt Sunde, und gen Gilgal, dass ihr der Sunden viel macht, und bringt eure Opfer des Morgens und eure Zehnten des dritten Tages und rauchert vom Sauerteig zum Dankopfer und ruft aus freiwillige Opfer und verkundigt es; denn so habt ihr's gern, ihr Kinder Israel, spricht der Herr, HERR."
- Verfehlen von Recht und Gerechtigkeit den Verstote gegen die rechte Ordnung ^ Verwirken des eigenen Daseins & keine Kompensation durch Gottesdienste moglich (vgl. oben)

1.4. Groftbuch Jesaja - Von der Gefahrdung und Rettung des Zion oder Durch Gericht zum Heil

- Jungling, Hans-Winfried: Das Buch Jesaja. In: Zenger, Erich u.a. (Hg.): Einleitung in das Alte Testament. 6., durchgesehene Auflage. Stuttgart 2006, S. 427-451.

- Kaiser, Otto: Der Gott des Alten Testaments. Theologie des AT 1: Grundlegung. Gottingen 1993. (§14).
- Kaiser, Otto: Der Gott des Alten Testaments. Theologie des AT 3: Jahwes Gerechtigkeit. Got­tingen 2003. (§4-8).
- Levin, Christoph: Das Alte Testament. 4. durchgesehene Auflage. Munchen 2010. (Kapitel 11; 12).
- Schmid, Konrad: Hintere Propheten (Nebiim). In: Gertz, Jan. Chr. (Hg.): Grundinformation Al- tes Testament. 3. uberarbeitete und erweiterte Auflage. Gottingen 2009, S. 324-346.
- Schmid, Konrad: Jesaja/ Jesajabuch. In: Betz, Hans Dieter u.a. (Hg.): Religion in Geschichte und Gegenwart. 4., vollig neu bearbeitete Auflage. Band 4 (I-K). Tubingen 2001, Sp. 451-456.
- Schmitz, Barbara: Geschichte Israels. Paderborn 2011. (Kapitel 2.5)
- Schmoldt, Hans. Das Alte Testament. 4., aktualisierte Auflage, Stuttgart 2009. (Kapitel III.3; 11; 12).
- Schoors, Anton: Die Konigreiche Israel und Juda im 8. Und 7. Jahrhundert v. Chr. Die assyri- sche Krise. Stuttgart 1998. (Kapitel III 2.1.3; 2.3.2).
- Werlitz, Jurgen: Jesaja, Jesajabuch. In: Kasper, Walter u.a. (Hg.): Lexikon fur Theologie und Kirche. 3., durchgesehene Auflage (Sonderausgabe 2009). Band 5 (Hermeneutik- Kirchengemeinschaft). Freiburg im Breisgau 2009, Sp. 787-791.

1.4.1.Bibelkundliche Erschlieftung

- Die Struktur von Jes 1-66 - Drei ungleich lange Hauptteile46

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

- Die Zasur durch die Erzahlungen Jes 36-39

- Trennung der beiden Hauptteile 1-35 & 40-66 durch 36-39 ^ Vorbereitung der Heilsverkundigung in Jes 40-66 durch den grundsatzlichen Heilswillen des Zi- ongottes JHWH
- Vereinfachte theologische Trennung: Gerichtsankundigung - Heilswille JHWHs - Heilsankundigung
- Uberspringen des Babylonischen Exils ^ Lediglich Verweise darauf

- Gesamtbuchinklusionen zwischen Jes 1 und 66 (Ackroyd)
- Enge sachliche & vokabularische Beruhrungen Von Jes 1 & Jes 66 ^ Konstruk- tion von Jes als eine Einheit, keine Kompilierung & kein nicht weiter struktu- rierter Florilegium[47] [48]
- Wahrnehmung einer Anderung des Leseablaufs von einer Gerichtsprophetie gegen Israel (Jes 1) zu einer Heilsprophetie fur die Frommen (Jes 65f.) ^ Ge- schichte des sundigen Gottesvolkes von der Vorherrschaft der Assyrer, uber die Perser bis hin zur Herrschaft Gottes uber die Frommen

1.4.2. Literar- und forschungsgeschichtliche Problemanzeige

- Die Dreibuch-Hypothese
- Grunderkenntnis: 66 Kapitel nicht von einem Autor (vs. Oswalt) ^ Anderung des zeitgeschichtlichen Hintergrunds ab Kapitel 40 (Sprung von ca. 200 Jah- ren)[49]
- Erkennen einer weiteren Zasur nach Jes 55: Verwenden von Gerichtsworten in der Heilsverkundigung
- Gliederung nach Bernhard Duhm (1922/ 68): Dreiergliederung in voneinander unabhangige Teile (1-39; 40-55; 56-66) mit Zuweisung in drei unterschiedliche Epochen mit drei unterschiedlichen Prophetengestalten (historischer Jesaja (Protojesaja), anonymer Deuterojesaja, anonymer Tritojesaja)
- Hochschatzung der authentischen Einzellogien bei gleichzeitiger Vernachlassi- gung der Gesamtbuchkomposition (vgl. auch Ausfuhrung zum Buch Amos)
- Vorstellungen zur Redaktion
1) Schreiben von Deutero- und Tritojesaja auf dieselbe Rolle wie Pro­tojesaja
2) Schreiben von Deutero- und Tritojesaja durch eine aktive Jesaja-Schule

- Neuere Entwicklungen
- Tendenz einer integrativen Auffassung des Primar- und Sekundartextes o Tendenz von einer Einzeltextexegese hin zu einer kontextgebundenen Wahr- nehmung
- Konsequenz fur die Datierung: Unterbringung des wesentlichen Textmaterials nicht im Rahmen der Biographie des Propheten ^ Grundsatzliche Entstehung zwischen dem 8. & 2. Jh. v.Chr.[50] [51] [52]
- Weiterhin Abkehr von einem eigenstandigen Tritojesaja
- Zwei aktuelle Positionen zur Entstehung des Grotebuchs
1) Mehrheitliche Zustimmung (Gertz): Existenz zweier Prophetengestal­ten im 8. & 6.Jh. v. Chr. (IJes, IIJes) oder zumindest unabhangige Ent­stehung von IJes & IIJes in Anlehnung an Duhm50 und Steck51; Zunachst als literarisch getrennte Groteen mit sekundarer Verknupfung als sach- lich profilierter Redaktionsvorgang (Bruckentext Jes 35[53] ; 11,11-16; 27,12f.; 51,*1-11); Jes 33 evtl. als fruherer Bruckentext (Berges 1998)53
2) IIJes als Fortschreibung = sachliche Erweiterung von IJes mit Brucken­text Jes 33^ Keine Existenz eines individuellen Propheten IJes;
Grund 1: Voraussetzen von Jes 1-32 bei 56-59 & 60-62 Grund 2: Anonymitat von Deuterojesaja ^ Aber: Nicht zwangsweise Fortschreibung, sondern auch literarische Bezugnahme moglich

- Gemeinsamkeiten beider Positionen: Grundsatzliche Unterscheidung von IJes & IIJes ^ Zurucktreten der Dreibuch-Hypothese; Zweibuch-Hypothese moglich bei eigenstandiger Existenz von IIJes

- Versuch einer Gesamthypothese nach Sweeney - Vier Hauptstadien der Entste- hung

1) Zweite Halfte des 8.Jh.: Worte des historischen Propheten Jesaja (*1; *2-4; 5-10; *14-23; *28-32)

2) Ende des 7. Jh.: Existenz eines joschijanischen Gesetzbuches (5-12; *14-23; 27; 28-32; 36-37)

3) Ende des 6. Jh.:„Vorlaufiges" Grotebuch (*2-32; 35-55; 60-62)

4) Mitte oder Ende des 5.Jh.: Endfassung (1-66)

- Fazit: Einfache Einteilung nach Duhm ersetzt durch „widerstreitende, kompli- zierte Hypothesen" (Jungling)

1.4.3. Entstehung des Groftjesajabuchs

- Weiterfuhrung aus Neuere Entwicklungen:
- Unabhangiges Entstehen von IJes & IIJes mit sekundarer Zusammenschlieteung
- Anfang von Jes40 (JII) ohne Uberschrift & unklare Sprechverhaltnisse ^ These: Anschluss ursprunglich an das Jeremiabuch; Beobachtungen
- Prophezeiung aus 2Chr 36,22f./ Jes 44,28; 45,1 als Jeremiawort: „(...) das er durch Jeremia geredet hatte(...)" (2Chr 36,22)
- Klaren der unklaren Sprecherverhaltnisse (vgl. oben) von den letzten Kapitel des Jeremiabuches her (50f.)
- Anschluss von IIJes an Jes in der fruhen Diadochenzeit (323-276 v.Chr.) (Steck) ^ Voraussetzen des Zusammenbruchs des weltumspannenden Perserreichs (umfassendes Weltgericht)
- Verfassen von Jes 35 nur zum Zweck der Verbindung zwischen IJes & IIJes ^ Keine Selbststandigkeit dieses Kapitels & keine Zugehorigkeit zur „Kleinen Je- saja-Apokalypse" (Schoors)
- Datierbare Redaktionsschichten vermutlich nicht erkennbar (Kilian & Werner)

- Koharenz zwischen den Buchern (auszugsweise)
- Weinberglied: 5,1-7; Gegenlied in 27,2-6
- „Tierfriedemotiv" (Jungling): Jes 11,6-9 & Jes 65,25
- Begriffe: Zion (47x; 17x im Parallelismus zu Jerusalem), der Heilige/ heilig (35x)[54] [55]
- Sohne-Motiv: 1,2; 1,4; 30,1.9; 43,6; 45,11; 63,8
- Verb ab/allen: 43,27; 59,13; 48,8; 53,12; 66,24
- Substantiv Schuld: 1,4; 5,18; 22,14; 30,13; 33,24; 401-2; 43,24; 53,11; 64,8
- Stadt: 1,21 (Dirne); 1,21-26; 1,27; 49,14; 51,3; 52,1f.; 54,5; 62,4

1.4.4. Theologie des Jesajabuchs

- Zusammenfugung von IJes & IIJes als sehr bedeutsamer Schritt ^ „Wandlung" Jesajas zum groteen Visionar der Weltgeschichte (Gerichtszeit bis Neuschopfung)

- Theologiegeschichtliche Kontexte - 8. Jh bis 3. Jh. v.Chr.

- Die neuassyrische Krise (705-701 v.Chr.) - Protojesaja
- Einstellung der Tributzahlungen an Assur durch Konig Hiskija (vgl. 2Kon 18,7)
- Krieg Assyriens gegen Juda aufgrund der Einstellungen der Tributzah­lungen auf Anraten von Agypten: Eroberung aller wichtigen Stadte bis auf Jerusalem ^ Kapitulation Hiskijas 701 v.Chr. (historische Wertung als Niederlage)

- Die Krise des Glaubens im ausgehenden Exil - Deuterojesaja
- Klage uber Zerstorung Jerusalems & des Tempels sowie uber den Ver- lust der Eigenstaatlichkeit Judas (40,27; 49,14; 40,12.18.25) ^ Darstel- lung der Situation u.a. in Klageliedern des Jeremia[56]
- Attraktivmachen des Glaubens an JHWH, den einen Gott, den Schopfer & Retter uber Kyrus
- Uberbieten des Auszugs aus Babylon des aus Agypten

- Die Neukonstituierung nach dem Exil - Tritojesaja[57]

- Widerspiegelung nachexilischer Erfahrungen wahrend der Neukonsti­tuierung Jerusalems & Judas in den Jahren nach 520 bis in die Mitte des 5. Jhs.
- Suchen von Grunden fur die verzogerte Realisierung der Widerherstel- lung Jerusalems; Grund: Verhalten des Volkes Israel (Verstote gegen das Hauptgebot & soziale Ungerechtigkeit)[58] ^ Unterscheidung in Ge- rechte (Knechte JHWHs) & Sunder
- Zulassung von Nicht-Israeliten zum Bund mit JHWH ^ Voraussetzung: Bekehrung zu JHWH
- Verzicht auf das davidische Konigtum ^ Davidische Verheiteungen mit Geltung fur das Gemeinwesen bzw. das Volk (55,3)
- Voraussetzen der Existenz des Tempels in Jerusalem (56,7)
- Vergleich gottesdienstkritischer Texte in 58,3-6 & 1,10ff: Gebets- und Butegottesdienste vs. Opfergottesdienste (Kultkritik z.B. durch Amos & Hosea)
- Einzelheiten vgl. Ausfuhrungen zu Proto-, Deutero- und Tritojesaja

1.4.5. Hinweise zur Wirkungsgeschichte

- Redaktionelle Abstimmung mit dem Dodekapropheton
- Bestbezeugteste Buch nach Ps & Dtn bei den Funden von Qumran ^ Ruckschluss auf ei- ne hohe Beachtung, da immer wieder abgeschrieben; Hohe Bedeutung fur Quamran womoglich in der innerisraelitischen Scheidung mit der Eingrenzung des Heils auf die Frommen (Selbstdeutung auf die Gemeinde von Quamran)
- Am haufigsten zitierte Buch im NT und christliche Wirkungsgeschichte
- Mogliches Verstehen Jesajas als „Evangelist des Alten Testaments" (Jungling) o Erwahnung von Jesaja im NT 22x explizit
- Gilt als wichtigster Prophet mit seiner Weissagung hin auf Christus (v.a. Mt: 3,13; 4,14; 8,17; 12,17; 13,14; 15,7)
- Imanuelverheiteung (7,14): Ubersetzung von hebr. alma = junge, heiratsfahige Frau zu gr. parthenos = Jungfrau ^ Grundlegende Stelle fur die Lehre von der Jungfrauengeburt
- Gottesknechtlieder: Deuten der Gottesknechtlieder (v.a. des vierten) hin auf Je­sus & sein Leiden
- „Das Werk der Gerechtigkeit ist Frieden." (Jes 32,17)

1.5. Protojesaja (IJes: Jes 1-39)

1.5.1. Bibelkundliche ErschlieRung

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1.5.2. Literatur- und forschungsgeschichtliche Problemanzeige

- Gertz: Indizien gestufter Entstehung in Jes 1-39 - Ein gewachsener Text

- Spatere Hinzufugungen = Nicht alteste Substanz (groteere Blocke)
- Jesaja-Apokalypse (Jes 24-27): Gericht uber die gesamte Welt vs. Kon- text; Weitgreifende intertextuelle Bezuge (z.B. Sintfluterzahlung) ^ Voraussetzen eines fortgeschrittenen Stadiums der Literaturbildung im AT
- Historischer Anhang (Jes 36-39): Absetzung durch die Formgeschich- te; Ursprung in 2Kon 18-20 ^ Ursprungliche Stelle

- Weitere Stufung in kleineren Blocken
- Aufteilung des Kehrversgedichts 5-25-29(.30) & 9,7-20 zur Rahmung von 6,1-9,6
- Annahme eines Grundbestandes in Jes 1-12.13-23.28-35 mit Ruckfuh- rung auf den historischen Jesaja (Gertz) ^ Rekonstruktion allerdings nicht moglich

- Schoors: Indizien gestufter Entstehung in Jes 1-39 - Ein gewachsener Text

- Spatere Hinzufugungen = Nicht alteste Substanz (groteere Blocke)
- Worte uber die Fremdvolker (Jes 13-23)
- Jesaja-Apokalypse (Jes 24-27)
- Kleine Apokalypse (Jes 34f)
- Historischer Anhang (Jes 36-39)

- Weitere Stufung in kleineren Blocken: u.a. Jes 3,10f; 4,2-6; 22,24f.

- Schmoldt: Indizien gestufter Entstehung in Jes 1-39 - Ein gewachsener Text

- Spatere Hinzufugungen = Nicht alteste Substanz (groteere Blocke)
- Jes 12: Dank- und Loblied
- Jes 13: Ankundigung des „Tages JHWHs" fur Babel
- Jes 14,22f.: Spottlied auf den Untergang des Weltherrschers
- Jes 15f.: Worte uber Moab
- Jes 19: Worte uber Agypten
- Jes 21: Visions- und Auditionsberichte uber den Untergang Babels
- Jes 23: Worte uber Tyrus
- Jes 24-27: „Jesaja-Apokalpyse"
- Jes 32-35: Vereinigenden Texte

- Weitere Stufung in kleineren Blocken: u.a. Jes 1,27f.; 2,1-5; 4,2-6; 6,12f; 10,20- 23.24-27a

- Schmitt: Indizien gestufter Entstehung in Jes 1-39 - Ein gewachsener Text; Spatere Hinzufugungen
- Jes 13-23: Fremdvolkerspruche
- Jes 24-27: Jesaja-Apokalypse
- Jes 33-35: Heilsworte

- Angloamerikanische Forschung (Hayes & Irvine 1987): Jes 1-39 komplett auf den histo- rischen Jesaja ruckfuhrbar vs. exegetischer Konsens

- Bis heute viel vertretene These von Worten eines historischen Jesaja

- Budde 1899/1900: Denkschrift *6-8 als authentisches Material & 28,1-4; 29,1­4.15-16; 30-1-5; 31,1.3
- Barthel: Erganzung dieser Minimalhypothese durch 5,8-24; 10,1-3 & Wein- berglied 5,1-7
- Wildberger: Maximal 304 Verse auf den Propheten Jesaja ruckfuhrbar

- Weitere Ansatze fur originale Jesaja-Worte

- Gertz: Jes *1-12.*13-23.*28-35
- BERGES: 1,21-26; 2-12-17; 6,1-8,18; 14,28f.31; 17,1-3; *18; *19; 20; *22; *28,1- 4.7-18; 29,1-4.9-10.13-14; 29,15-16; 30,1-5.6-8.12-14.16-17; 31,1.3

- Nach Umgang authentischen Materials: Budde < Barthel < Gertz < Berges

[...]


[1] Ob sie parallel entstanden sind oder die Propheten vor dem Gesetz gewirkt haben, ist umstritten.

[2] Griechische Ubersetzung des Alten Testaments.

[3] Gemate des Kanons des hebraischen AT steht das corpus propheticum zwischen der Thora und den Schrif- ten (Psalter, Hiob etc.).

Weiterhin ist ein Rahmen des corpus propheticum im hebraischen AT erkennbar: Dtn 34,10ff & Mal 3,22 fordern unmissverstandlich eine Lekture der Propheten nach Vorgabe des Mose bzw. des mosaischen Gesetzes. In der Septuaginta ist dieser Rahmen durch die Verschiebung nicht mehr vorhanden. Sie setzt mit ihrer eschatologischen Ausrichtung einen anderen Schwerpunkt im AT als das hebr. AT mit der Tora als Hauptstuck.

[4] Das gr. Wort prophetes/profetes hat nach Koch keine direkte Entsprechung im Hebraischen.

[5] nabi stellt die am meisten gebrauchte Bezeichnung fur Prophet dar. Sie wird fur herausragende Gestalten der Fruhzeit (Mose, Mirjam, Debora, Samuel, Elija), Hofpropheten (Natan, Gad) und fur die jungere Schriftprophetie verwendet (Jeremia, Ezechiel, Habakuk, Hagai, Sacharja) verwendet.

[6] von Rad (1960) vertrat die Ansicht, dass prophetische Texte eschatologisch im Hinblick auf das zukunfti- ge Heil, nicht den Untergang gelesen werden sollten. Dies wird zwar der Gegenwarts- und Zukunftsbedeu- tung der prophetischen Texte gerecht, lasst aber die Gesellschaftskritik bzw. ihre Anlasse und die Ver- knupfungen des Geschicks Israel mit dem der Volker zu sehr in den Hintergrund treten (Koch).

[7] Leberschau wurde v.a. von der erstgenannten Prophetengruppe praktiziert. Diese galt im Alten Orient als ausgebildete Wissenschaft. Im Zuge des deuteronomischen Verbots (Dtn 18,9ff.) wurde diese Art der Prophetie untersagt. Aber auch Totenbeschworer wurden verboten (vgl. Heiligkeitsgesetz Lev 20,27).

[8] Einfach formuliert: Wenn JHWH nichts zu sagen hat, hat auch der Prophet nichts zu sagen. Das heitet, die Wirkmachtigkeit der Propheten liegt weder in ihrer Person noch in der Art ihres Auftretens, sondern ein- zig und allein in der Gottes-Botschaft. Der Prophet ist somit „unmittelbarer Mund Gottes" (Koch). Daher konnte oder sollte der Prophet auch uneingeschrankte Zustimmung erwarten.

[9] Traume galten grundsatzlich als ein allgemein anerkanntes Offenbarungsmittel.

[10] 722 v.Chr. bzw. 587/86 v.Chr.

[11] Kaiser ist der Ansicht, dass es in der menschlichen Natur liegt, lieber auf eine Person zu horen, die Heil verkundet als auf eine, die vom Unheil erzahlt (vgl. Jes 28,7ff.).

[12] Zwolf kleine Propheten (Dodekaprofeton) auf einer Buchrolle vereint.

[13] Hierbei durfen den Editoren und Redaktoren nicht als Schwindler, Lugner oder Falscher bezeichnet werden. Viel mehr muss man sich den prahellenistischen Kontext vor Augen fuhren: Das griechisch- hellenistische Authentizitatsprinzip sowie der Begriff des Autors waren nicht bekannt. Die Uberarbeiter und Fortschreiber der Bucher waren der festen Uberzeugung, das Werk im Geist ihres Vorgangers fortzu- schreiben und aktualisieren.

Erst in der Chronik lasst sich unter hellenistischem Einfluss beobachten, wie Autoritat und Autor de- ckungsgleich wurden (Kaiser 1984).

[14] Zenger und Schmoldt sehen diese Wendung als Anlehnung an amtliche Briefe bzw. diplomatischen Ver- kehr im Alten Orient, die ebenfalls mit der Formel so hat N.N. gesprochen/ so spricht N.N. beginnen. Somit verstehen sich die Propheten als Boten bzw. Abgesandte JHWHs.

Schmoldt ist der Ansicht, dass die Ubersetzung im Perfekt zutreffender ist, liefert allerdings keine Be- grundung.

[15] Die Zeichenhandlung dient dazu, dass kunftige Handeln JHWHs zu versinnbildlichen und vorwegzu- nehmen. hierdurch wird das prophetische Wort unterstutzt.

[16] Koch begrundet die Schriftprophetie durch ein Redeverbot der Propheten oder ihrer Ausweisung (vgl. Jer 36, Am 7,10-17). Diese Ansicht ist mittlerweile uberholt. Grunde und Arbeitsweise des Niederschrei- bens vgl. die folgenden Ausfuhrungen.

[17] Generell ist zu sagen, dass es sich wohl nicht um Fortschreibungen einzelner Personen handelte, son- dern um schriftgelehrte Gruppen (Zenger). Die Literatur ist sich einig, dass die „Tradanten-Propheten" keineswegs als minderwertig anzusehen ist, da sich der theologische Gehalt eines Textes nicht an seinem Alter misst, sondern an seinem Inhalt.

[18] Zusammenstellung von Werken aus Versatzstucken anderer Werke

[19] Bei Deuterojesaja handelt es sich nach Zenger um einen Sonderfall. Zwar fuhrte diese Person Jesaja in dessen Duktus fort, wirkte aber vermutlich selber als Prophet in der exilischen Zeit.

[20] Darum so gehorcht nicht euren Propheten, Weissagern, Traumdeutern, Tagewahlern und Zauberern, die euch sagen: Ihr werdet nicht dienen mussen dem Konig zu Babel.

[21] Die Mari-Texte sind altbabylonische Briefe aus Mari am mittleren Eufrat (18./ 17.Jh. v. Chr.), die sich i.d.R. der Heilsprophetie zurechnen lassen, d.h. eine Gesellschafskritik im stil der Schriftpropheten Israels fehlt.

[22] Hierhin, in diesem Doppelgesicht, sieht J. Jeremias das „Ratsel biblischer Prophetenworte".

Koch pragte hierfur in Anlehnung an Jesaja (Werk JHWHs) und Jeremia (Weg JHWH) den Begriff Metahis- torie: „Mit der Metahistorie soll eine Metatheorie zum Verlauf der Geschichte gemeint sein, welche ihre menschlich-sittlichen wie ubermenschlichen Vernetzungen thematisiert, um das Gefalle der Geschichte und also ihren Sinn fur den betroffenen menschlichen Verband einsichtig werden zu lassen."

[23] Eine Ahnlichkeit findet sich allerdings in der neuassyrischen Prophetie unter Konig Asarhaddon (681­669 v.Chr.). Seine Worte zur Legitimation des Thronfolgers auteerhalb der regularen dynastischen Ord- nung wurden unter Assurbanipal (668-631 v.Chr.) zum selben Zweck editiert. Weitere Forschungen zu diesem Thema stehen noch aus.

[24] Klaus Koch fuhrt in seinem Doppelband Die Profeten diese auf konkrete Personen zuruck.

Man geht zwar weitestgehend davon aus, dass Propheten Konstrukte ihrer Bucher sind, nichtsdestotrotz geht man davon aus, dass zumindest die Moglich bestanden haben konnte, dass einige Propheten histo- risch existiert haben. Vor allem bei Jesaja geht man am ehesten davon aus, dass es einen historischen Jesa­ja - womoglich auch einen anonymen Deuterojesaja - (u.a. Koch, Kaiser, Gertz) wirklich gegeben haben konnte. Belegen lassen sich diese Thesen allerdings nicht.

[25] Koch scheint das Adjektiv monanthropisch selbst geschaffen zu haben.

[26] Da eine Einheit ^ Fragen nach einem bestimmten Sinnablauf, einer Gesamtlogik seit dem 20. Jh.

[27] Klaus Kochs Bucher Die Profeten I + II sind noch dieser alten Tradition verpflichtet. So u.a. auch Sellin (1929).

[28] Jes 49,10 ist eine der wenigen Stellen, in denen die Erzeltern aufterhalb von Genesis erwahnt werden: „Sie brachten Heilung fur Jakobs Volk und halfen ihm durch zuverlassige Hoffnung."

[29] Diese Gliederung ist die einzige, die das Amosbuch theologisch gliedert. Alle anderen Gliederungsvor- schlage gehen eher thematisch vor.

[30] Zenger fuhrt zwar vier Teile auf, raumt aber gleichzeitig ein, dass eine Dreiergliederung auch moglich ist (vgl. u.a. Gertz). Schmitz spricht sich ohne Einschrankung fur eine Viererteilung aus.

[31] Nach Koch ist es erwahnenswert, dass nur Volker bzw. Staaten genannt werden, die dem davidischen Grotereich angehort haben. Staaten wie Agypten sind von den Visionen und somit vom Unheil nicht betrof- fen.

[32] Zwar findet sich auch in 4,1 ein Horaufruf, der allerdings nicht in einem Relativsatz formuliert ist und zudem nur einen Adressaten bzw. eine Gruppe als Adressat hat (Zenger).

[33] Die Parallelkomposition ist der Ringkomposition untergeordnet und bildet dessen Explikation durch die Totenklageschreie Wehe (Zenger).

[34] Schmoldt ist der Ansicht, dass es sich beim Feuer um die wabernde Luft des Hochsommers handeln konnte.

[35] Auffallend ist, dass die Nachtrage in den Volkerspruchen auch die kurzesten Passagen sind.

[36] Koch sieht er im Ubergang von Vision 2 auf 3 eine biographische Wende, da sich die Figur des Amos vom Furbitter zum „Akzeptierer" des Gerichts wandelt - also das Gericht hinnimmt.

[37] Weiterhin wird die judaische Pragung in der funften Vision deutlich, die die Exilszeit in Babylon bzw. die Zerstorung des Jerusalemer Tempels reflektiert (Waschke).

[38] Schoors ist der Ansicht, dass das Gericht gegen die anderen Volker impliziert, dass das Amosbuch JHWH als Herr aller Volker ansieht.

[39] Zur Problematik des Erkennens dtr Stellen vgl. Ausfuhrungen zum Buch Jeremia: Das Problem einer deuteronomistischen Redaktion(Stichwort: Sprache und Inhalt).

[40] Liturgischer Lobpreis. Daher geht Schoors davon aus, dass die Doxologien fur die Verwendung im (exili- schen; Jeremias) Gottesdienst hinzugefugt wurden. Koch bezeichnet die Doxologien als Hymnische Zwi- schenrufe.

[41] Die altere Forschung (Weiser 1929) sah die Gesellschaftskritik nur als sekundare Hilfskonstruktion an, die den Zuhorern/ Lesern erklarlich machen sollte, warum das Unheil geschehen wird.

[42] Den Luther-Ubersetzungen 1545 und 1905 fehlt dieses Wort. In der Elberfelder Ubersetzung (1905) sowie im Hebraischen Original (ulaj) taucht es allerdings auf.

[43] Koch ist der Ansicht, dass das obige Zitat auch vergangenheitlich verstanden werden kann: „einst war ich kein Nabi - jetzt aber bin ich es, da ich weissage."

Ferner deutet er das Streitgesprach zwischen den Oberpriester Amazja und der Figur des Amos als Kon- flikt zwischen Charisma und Amt.

[44] Wirtschaftliche Blutezeit

[45] Nach Zenger machte der Ausbau Israels zu einem monumentalen Staat einen aufwendigen und somit teuren Verwaltungsapparat notwendig, der sich durch Abgaben und staatlichen Arbeitsdienst der Bauer finanzierte.

Hinzu kam das Bevolkerungswachstum, dessen Nahrungsbedarf nicht gedeckt werden konnte, da nicht mehr bebaubares Ackerland mehr erschlossen werden konnte (Fleischer).

[46] Im Alten Orient war dieses Begriffspaar ebenfalls gegenwartig: z.B. Gottheit Sadaq in Syrien-Kanaan sowie in Agypten als Gottin bzw. Ordnungsprinzip Ma'at.

[47] Die Dreiteilung ist weitestgehend unumstritten. Allerdings ergeben sich grotee Unterschiede in der Feindifferenzierung (vgl. unten).

[48] Zusammenstellung von Bibelstellen

[49] Deuterojesaja (40-55) setzt den Niedergang Babylons sowie den Perserkonig Kyrus voraus, sodass eine Entstehung nach 538 v.Chr. notwendig wird.

[50] Die Datierung stutzt sich auf folgende Beobachtung: Die Existenz des Buches Jesaja als solches wird fur das 2. Jh. bestatigt (Funde in Quamran & Bezug von Jesus Sirach (Beginn 2. Jh.) auf das Jesajabuch in der jetzigen Form). Ferner ist aufgrund der verschiedenen thematisierten Zeitabschnitte (Assyrer, Babylonier, Perser (nachexilisch)) eine genauere Eingrenzung der Entstehung des Grotejesajabuches nicht moglich.

[51] Duhm ging davon aus, dass die Hauptmasse von Jes 40-55 von einem eigenstandigen Propheten („Deu- terojesaja") um 540 v.Chr. in Phonizien niedergeschrieben wurde. Ferner ging er von einer Vereinigung von Proto- und Deuterojesaja gegen Ende des dritten Jahrhunderts aus. Da er allerdings keine plausiblen Grunde fur die Verbindung beider Bucher nennen konnte, erntete er vielfach Kritik (Wildberger: „bluhen- de Phantasie"). Ein pragmatisches Argument, das Schreiben auf eine Rolle, hat vielfach nicht uberzeugt.

[52] Steck modifizierte die Thesen Duhms. Er nahm die Existenz eines „ersten Jesaja" in fruhnachexilischer Zeit an. Vollkommen unabhangig davon ist seiner Meinung nach Jes 40-55 entstanden, was in einer weite­ren Phase um 60-62 erweitert wurde. Nach 323 (Tod Alexander des Groteen) wurden die selbststandigen Bucher zum Grotejesajabuch miteinander verbunden. Im Unterschied zu Steck nimmt er nun eine sorgfal- tige Redaktion an, die u.a. Kapitel 35 als Bruckentext einfugte. Weitere Einfugungen nach Steck sind u.a. Jes 24-27; Jes *51; Jes 62,10-12).

[53] Jes 35 ist weitestgehend als Bruckentext anerkannt (vgl. u.a. Gertz, Jungling, Kaiser)

[54] Berges geht von einer Fruhdatierung der Redaktion aus (Ende 6./ Ende 5. Jh. v. Chr.). Im Unterschied zu Steck sieht er Jes 33 als ursprunglichen Bruckentext an. U.a. Gertz bezweifelt letztere These.

[55] Die Bezeichnung der Heilige Israels ist auteerhalb von Jesaja nur selten belegt (Schmitt)

[56] Quasi als Gegenstuck zu der dargestellten hoffnungslosen Situation sieht Schmitz die Josefsnovelle. Sie stellt dar, „dass man in der Fremde nicht nur uberleben kann, sondern ein gutes Leben fuhren kann."

[57] Zur Verwendung des Begriffs Tritojesaja siehe unten.

[58] Vereinfacht gesagt, wird in der gesamten Prophetie das Unheil des Volkes mit der Ubertretung des Hauptgebots und der sozialen Ungerechtigkeit beantwortet. Daher ist die Hauptbotschaft der Propheten stets, das Schicksal des Volkes anhand des eigenen Fehlverhaltens aufzudecken. Dies geschieht meist mit Sozial- und Kultkritik.

[59] Zenger spricht sich fur nahezu identische Aufteilung aus, trennt allerdings Kapitel 1,1 noch einmal extra ab, sodass funf statt sechs Teilen fur ihn zu erkennen sind.

[60] Die Bezeichnung Unheil fur die Israel ist etwas irrefuhrend, da fur 1-12 ein Wechsel von Unheils- und Heilsworten charakteristisch ist. Dies ist u.a. auch der Grund fur die Trennung von 13-23, da es dort um die auf das Weltgericht bezogenen Fremdvolkerworte geht.

[61] Das Weltgericht wird als Scheidungsgericht verstanden, in dem die Frommen gerettet werden. Wie oben bereits erwahnt konnte dies ein Grund sein, wieso das Jesajabuch in Quamran so breit rezipiert wur- de: Womoglich verstanden sich die dortige Gemeinde als der fromme Teil des Volkes, der errettet wird.

[62] Dieser Textbereich ahnelt in der Strukturierung stark Gertz.

[63] Zenger ordnet im Gegensatz zu Gertz die Ausspruche in drei Teile ein. Die Dreiteilung ergibt sich fur ihn aus den Datierungsangaben bei den Philistern & Agypten/ Kusch.

[64] Die „Jesaja-Apokalypse" teilt Zenger wie Gertz in zwei Teile.

[65] Nach Berges stellen die Kapitel 36-39 die theologische Mitte des Jesajabuches dar, da die Heilung des todkranken Hiskijas & die Rettung der todlich bedrohten Stadt verschrankt werden (eschatologische Ret- tung).

Fin de l'extrait de 129 pages

Résumé des informations

Titre
Geschichte und Prophetie Israels
Sous-titre
Examenszusammenfassung (Erstes Staatsexamen Lehramt)
Université
University of Würzburg
Note
2,0
Année
2012
Pages
129
N° de catalogue
V277735
ISBN (ebook)
9783656704263
ISBN (Livre)
9783656741275
Taille d'un fichier
1742 KB
Langue
allemand
Mots clés
Altes Testament, Biblische Theologie, Prophetie, Propheten, Geschichte Israels
Citation du texte
Anonyme, 2012, Geschichte und Prophetie Israels, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/277735

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