„Die Ästhetik als Theorie der freien Künste, als untere Erkenntnislehre, als Kunst des schönen Denkens und als Kunst des der Vernunft analogen Denkens ist die Wissenschaft der sinnlichen Erkenntnis.“ Mit dieser Definition begründete Alexander Gottlieb Baumgarten im Jahr 1750 die Ästhetik als eigenständige philosophische Disziplin. Dahinter steht die Überzeugung, dass Erkenntnis ohne Sinneserfahrung nicht möglich sei; Sinnlichkeit wird als „eine der Vernunftwahrheit analogen autonomen Kraft“ etabliert, was mit einer „Rehabilitation der Sinnlichkeit“ gegen rationalistische Vereinseitigungen, gegen rein abstrakte Erkenntnis, einhergeht. Der „klar-deutlichen“ Erkenntnis wird die „klar verworrene“ Erkenntnis zur Seite gestellt.
Der Kunst, als einem Bereich der Sinneserfahrung, kommt dadurch in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts vermehrte Aufmerksamkeit zu. Die Ästhetik als Kunsttheorie zielt auf die Gesamtheit der Künste; insbesondere rücken ihre Beziehungen zueinander in den Fokus des Interesses, sowie die Hierarchisierung der Künste. Was zeichnet die einzelnen Künste aus? Wo liegen ihre Möglichkeiten und Grenzen? Was können sie besonders gut? Welche Kunst ist die überlegene? Fragen wie diese beschäftigen sich mit der Materialität und Medialität der einzelnen Künste. Gotthold Ephraim Lessing liefert mit seiner Schrift Laokoon: oder über die Grenzen der Mahlerey und Poesie entscheidende Antworten zu dieser Thematik.
In der vorliegenden Arbeit sollen Lessings medientheoretischen Überlegungen herausgearbeitet werden, welche dieser in einem Vergleich von Dichtung und Malerei entwickelt und welche im Kontext des sich um 1750 herausbildenden Sprachbewusstsein gesehen werden müssen. Die Rolle des Mediums für die Kunst wird zunächst theoretisch erörtert. Neben Lessing werden auch die ästhetischen Theorien von Moses Mendelssohn und Karl Philipp Moritz behandelt, indem ihr jeweiliger Beitrag zu einer Differenzierung und Hierarchisierung der Künste in den Fokus gerückt wird. Ein anschließender Vergleich soll eine Entwicklung der Ästhetik als Theorie der Künste aufzeigen, hin zur Eigenständigkeit und Autonomie der Künste.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zum Medienbegriff
- Mendelssohn, Lessing und Moritz und ihre Theorie der Medien
- Mendelssohn - Theorie natürlicher und willkürlicher Zeichenverwendung
- Lessing - Handlungen als medienspezifisches Kriterium der Poesie...
- Moritz - Sprache als gewalttätiges Medium..
- Vergleichende Gegenüberstellung
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die medientheoretischen Überlegungen von Gotthold Ephraim Lessing im Kontext des sich um 1750 herausbildenden Sprachbewusstseins. Im Fokus steht Lessings Schrift Laokoon: oder über die Grenzen der Mahlerey und Poesie, in der er einen Vergleich von Dichtung und Malerei vornimmt und die Rolle des Mediums für die Kunst analysiert.
- Lessings medientheoretische Überlegungen im Laokoon
- Die Rolle des Mediums in der Kunst und seine Auswirkungen auf die Darstellung
- Der Vergleich von Dichtung und Malerei und die Frage nach der Eigenständigkeit der Künste
- Die ästhetischen Theorien von Moses Mendelssohn und Karl Philipp Moritz im Kontext der Medien- und Zeichentheorie
- Die Entwicklung der Ästhetik als Theorie der Künste hin zur Eigenständigkeit und Autonomie der Künste
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung führt den Leser in die Ästhetik als eigenständige philosophische Disziplin ein und beleuchtet die Bedeutung der Sinneserfahrung für die Erkenntnis. Sie stellt die Kunst als einen Bereich der Sinneserfahrung vor und betont die Bedeutung der Materialität und Medialität der einzelnen Künste.
- Zum Medienbegriff: Dieses Kapitel definiert den Medienbegriff und zeigt den engen Zusammenhang zwischen Medien- und Zeichenbegriff auf. Es betont die Rolle des Materials und der Form in medialen Prozessen und die Bedeutung des Mediums für das Wesen der Kunst.
- Mendelssohn, Lessing und Moritz und ihre Theorie der Medien: Dieses Kapitel beleuchtet die ästhetischen Theorien von Moses Mendelssohn, Gotthold Ephraim Lessing und Karl Philipp Moritz. Mendelssohn unterscheidet zwischen den schönen Künsten und den Wissenschaften und analysiert die Rolle natürlicher und willkürlicher Zeichen in der Kunst.
- Vergleichende Gegenüberstellung: Dieses Kapitel soll eine Entwicklung der Ästhetik als Theorie der Künste aufzeigen, hin zur Eigenständigkeit und Autonomie der Künste.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Schlüsselbegriffen Medien, Zeichen, Materialität, Medialität, Kunst, Dichtung, Malerei, Ästhetik, Sprachbewusstsein, natürliche Zeichen, willkürliche Zeichen, Ähnlichkeitsbeziehung, Konventionsbeziehung, Laokoon, Lessing, Mendelssohn, Moritz. Sie analysiert die Rolle des Mediums für die Kunst und die Differenzierung und Hierarchisierung der Künste in der Ästhetik des 18. Jahrhunderts.
- Citation du texte
- Corinna Gronau (Auteur), 2011, Ästhetik als Theorie der Künste bei Mendelssohn, Lessing und Moritz, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/277905