Land Grabbing, Landraub, Landkauf, ausländische Direktinvestitionen – das hier behandelte Phänomen hat viele Namen, je nachdem, von welcher Stelle man davon hört. Zunächst bedeutet es, dass Industrieländer, aber auch beispielsweise China oder Südkorea Land in Entwicklungsländern, in denen scheinbar grenzenlos viel Land zur Verfügung steht, kaufen, um es für ihre Zwecke zu nutzen. Die Käufer bauen also u.a. Getreide an, mit dem sie die Nahrungsmittel ihrer eigenen Bevölkerung sichern, oder sehr häufig auch Soja. Da es nicht nur als Kraftstoff genutzt werden kann, sondern auch als Viehfutter, befriedigt es in den Industrieländern auch gleich das große Bedürfnis nach Fleisch. Doch meist bleibt es eben nicht nur beim Kauf von Land. Häufig wird die lokale Bevölkerung gezwungen große Gebiete zu räumen, die dann zu Anbauflächen gemacht werden. Die Interessen der Einheimischen werden nicht in die Pläne mit einbezogen, vielmehr wird deren Umwelt durch Waldrodung, Erosion und Pestizide zerstört. Dem gegenüber steht nun das sogenannte Green Grabbing – ein Land Grabbing, das sich (zumindest nach außen hin) dem Umweltschutz verpflichtet. Hierbei wird Land gekauft, um es zu schützen, so wird es jedenfalls propagiert. Doch tatsächlich wird es nicht nur geschützt. Auch der Ökotourismus kommt ohne eine funktionierende Infrastruktur nicht aus. Wege und Straßen müssen angelegt, Unterkünfte gebaut werden. Diese Maßnahmen erfordern häufig, dass auch hier einheimische Bewohner „umgesiedelt“ werden. Im Folgenden wird daher erörtert, wie Land Grabbing und/oder Green Grabbing mit David Harveys Theorie der Akkumulation durch Enteignung zusammenhängt. Dies stellt den ersten Teil dieser Arbeit dar, gefolgt von einem Abschnitt zu Land Grabbing im Allgemeinen. Im Anschluss werden Akteure, Folgen und Vorgehensweisen von Green Grabbing näher betrachtet. Anhand zweier Fallbeispiele soll Green Grabbing veranschaulicht werden, bevor zuletzt ein Fazit folgt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Theorie: Akkumulation durch Enteignung
- Entstehung und Folgen von Land Grabbing
- Green Grabbing – Umweltschutz auf Kosten der lokalen Bevölkerung
- Fallbeispiele für Green Grabbing in Kolumbien und Bolivien
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das Phänomen des Land Grabbing und Green Grabbing im Kontext von David Harveys Theorie der Akkumulation durch Enteignung. Das Ziel ist es, die Zusammenhänge zwischen Landaneignung, Umweltschutzmaßnahmen und sozioökonomischen Folgen in Entwicklungsländern zu analysieren. Die Arbeit beleuchtet dabei insbesondere die Auswirkungen auf lokale Bevölkerungen.
- Akkumulation durch Enteignung als theoretischer Rahmen
- Sozioökonomische Folgen von Land Grabbing
- Ökologische Folgen von Land Grabbing
- Green Grabbing als scheinbar nachhaltige Form der Landaneignung
- Fallstudien aus Kolumbien und Bolivien
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema Land Grabbing und Green Grabbing ein und beschreibt das Phänomen als Landkauf in Entwicklungsländern, oft verbunden mit der Vertreibung der lokalen Bevölkerung. Sie skizziert den Aufbau der Arbeit und die Verbindung zum Konzept der Akkumulation durch Enteignung. Der Fokus liegt auf den unterschiedlichen Bezeichnungen und den dahinterliegenden Mechanismen der Landaneignung und deren Auswirkungen.
Theorie: Akkumulation durch Enteignung: Dieses Kapitel erläutert Harveys Theorie der Akkumulation durch Enteignung, die als Weiterentwicklung von Marx' Konzept der ursprünglichen Akkumulation verstanden werden kann. Es werden die vier Hauptprozesse der Privatisierung, Finanzialisierung, Krisenmanagement und staatliche Umverteilung detailliert beschrieben und im Kontext von Land- und Green Grabbing analysiert. Besonders die Verbindung von Natur als Handelsgut und die damit verbundenen Ungleichheiten werden hervorgehoben.
Entstehung und Folgen von Land Grabbing: Dieses Kapitel analysiert die Ursachen und Folgen von Land Grabbing. Der steigende Bedarf an Nahrungsmitteln und Treibstoffen in Verbindung mit wachsender Weltbevölkerung wird als Haupttreiber identifiziert. Es werden die sozioökonomischen Folgen wie Landverlust, Armut und Landflucht und die ökologischen Folgen wie Entwaldung, Erosion und Umweltverschmutzung durch Pestizide umfassend dargestellt, vor allem in Lateinamerika mit Fokus auf Brasilien und Argentinien.
Green Grabbing – Umweltschutz auf Kosten der lokalen Bevölkerung: Dieses Kapitel befasst sich mit Green Grabbing als scheinbar umweltschonende Form des Land Grabbing. Es wird die Kommodifizierung von Ökosystemen und die damit verbundene Aneignung von Land und Ressourcen im Namen des Umweltschutzes analysiert. Die Rolle verschiedener Akteure, wie internationale Institutionen, NGOs und Unternehmen, wird beleuchtet. Besonders die neuen politischen Dynamiken und die Legitimierungsprozesse von Green Grabbing werden kritisch betrachtet.
Fallbeispiele für Green Grabbing in Kolumbien und Bolivien: Dieses Kapitel präsentiert Fallbeispiele aus Kolumbien (Tayrona Nationalpark) und Bolivien (Erdgasprivatisierung), um die Praxis des Green Grabbing zu veranschaulichen. In Kolumbien wird die Touristifizierung als Mittel zur Akkumulation durch Enteignung analysiert, während in Bolivien die Privatisierung von Erdgas und die damit verbundenen Konflikte im Mittelpunkt stehen. Beide Beispiele zeigen, wie Umweltschutzmaßnahmen als Vorwand für die Vertreibung der lokalen Bevölkerung und die Aneignung von Ressourcen dienen können.
Schlüsselwörter
Land Grabbing, Green Grabbing, Akkumulation durch Enteignung, David Harvey, Umweltzerstörung, Sozioökonomische Folgen, Ökologische Folgen, Entwaldung, Vertreibung, Lokale Bevölkerung, Kolumbien, Bolivien, Ökotourismus, Neoliberalismus, Finanzialisierung, Privatisierung.
Häufig gestellte Fragen zum Dokument: Land Grabbing und Green Grabbing
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht das Phänomen des Land Grabbing und Green Grabbing im Kontext von David Harveys Theorie der Akkumulation durch Enteignung. Der Fokus liegt auf den Zusammenhängen zwischen Landaneignung, Umweltschutzmaßnahmen und sozioökonomischen Folgen in Entwicklungsländern, insbesondere den Auswirkungen auf lokale Bevölkerungen.
Welche Theorie bildet den Rahmen der Analyse?
Die Arbeit basiert auf David Harveys Theorie der Akkumulation durch Enteignung. Diese wird als Weiterentwicklung von Marx' Konzept der ursprünglichen Akkumulation verstanden und umfasst Prozesse wie Privatisierung, Finanzialisierung, Krisenmanagement und staatliche Umverteilung. Die Theorie wird angewendet, um die Mechanismen der Landaneignung und deren Auswirkungen zu analysieren.
Was ist Land Grabbing?
Land Grabbing beschreibt den Kauf von Land in Entwicklungsländern, oft verbunden mit der Vertreibung der lokalen Bevölkerung. Die Arbeit identifiziert den steigenden Bedarf an Nahrungsmitteln und Treibstoffen sowie die wachsende Weltbevölkerung als Haupttreiber dieses Phänomens.
Was sind die Folgen von Land Grabbing?
Land Grabbing hat weitreichende sozioökonomische und ökologische Folgen. Sozioökonomisch führt es zu Landverlust, Armut und Landflucht. Ökologisch entstehen Schäden wie Entwaldung, Erosion und Umweltverschmutzung durch Pestizide, vor allem in Regionen wie Lateinamerika (Brasilien und Argentinien).
Was ist Green Grabbing?
Green Grabbing bezeichnet eine scheinbar umweltschonende Form des Land Grabbing. Ökosysteme werden kommodifiziert und Land sowie Ressourcen im Namen des Umweltschutzes angeeignet. Internationale Institutionen, NGOs und Unternehmen spielen dabei eine Rolle. Die Arbeit kritisiert die Legitimierungsprozesse und die neuen politischen Dynamiken von Green Grabbing.
Welche Fallbeispiele werden untersucht?
Die Arbeit präsentiert Fallstudien aus Kolumbien (Tayrona Nationalpark) und Bolivien (Erdgasprivatisierung). In Kolumbien wird die Touristifizierung als Mittel der Akkumulation durch Enteignung analysiert, während in Bolivien die Privatisierung von Erdgas und die damit verbundenen Konflikte im Mittelpunkt stehen. Beide Beispiele veranschaulichen, wie Umweltschutzmaßnahmen als Vorwand für die Vertreibung und Ressourcenaneignung dienen können.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Land Grabbing, Green Grabbing, Akkumulation durch Enteignung, David Harvey, Umweltschädigung, Sozioökonomische Folgen, Ökologische Folgen, Entwaldung, Vertreibung, Lokale Bevölkerung, Kolumbien, Bolivien, Ökotourismus, Neoliberalismus, Finanzialisierung, Privatisierung.
Welche Kapitel enthält die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, ein Kapitel zur Theorie der Akkumulation durch Enteignung, ein Kapitel zu Entstehung und Folgen von Land Grabbing, ein Kapitel zu Green Grabbing, Fallbeispiele aus Kolumbien und Bolivien und ein Fazit.
Welche Zielsetzung verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, die Zusammenhänge zwischen Landaneignung, Umweltschutzmaßnahmen und sozioökonomischen Folgen in Entwicklungsländern zu analysieren und die Auswirkungen auf lokale Bevölkerungen zu beleuchten. Die Akkumulation durch Enteignung dient als theoretischer Rahmen.
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- Corinna Mailänder (Author), 2012, Wie grün ist Green Grabbing? Edle Absichten vs. Akkumulation durch Enteignung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/277952