Der Albigenserkreuzzug. Ein Kampf gegen die Häresie oder die Eroberung Südfrankreichs?


Trabajo Escrito, 2014

19 Páginas, Calificación: 1,0


Extracto


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die Katharer – Gnostiker oder Christen?

3. Die Quellen
3.1 Die Historia Albigensis
3.2 Die Canso de la Crozada

4. Ein Krieg um Land oder gegen die Häresie?
4.1 Die Schlacht um Béziers
4.2 Carcassonne
4.3 Muret

5. Fazit

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

„Tötet sie, der Herr wird die Seinen schon erkennen.“[1] Dieser Ausspruch ist eines der ersten Zitate, welches auffällt, wenn man sich mit dem Albigenserkreuzzug von 1209-1229 im Süden Frankreichs, in der historischen Provinz Languedoc, auseinandersetzt. Obwohl man dem deutschen Zisterziensermönch Caesarius von Heisterbach jegliche historische Glaubwürdigkeit absprechen kann[2], sind es bedeutungsvolle Worte, die der Chronist über die Schlacht von Béziers im Juli 1209 in seinem Werk dem päpstlichen Legaten Arnold Amaury in den Mund legte. Alleine die Tatsache, dass sich Heisterbach nur wenige Jahre später mit diesem Kapitel des Albigenserkreuzzugs ausgiebig beschäftigt, zeugt davon, dass „jenes Ereignis im Abendland die Runde machte und immer wieder zu neuen Deutungen und Diskussionen Anlass gab.“[3] Diese Hausarbeit wird sich mit der Frage beschäftigen, ob der Kreuzzug gegen die Albigenser vorrangig ein Krieg gegen die Häresie, oder ein verschleierter, erbarmungsloser Eroberungskrieg gegen die südfranzösischen Grafen war. Hauptaugenmerk wird dabei auf zwei der wichtigsten Quellen gelegt, die Historia Albigensis von Peter von Vaux-de-Cernay sowie die Canso de la Crozada von Wilhelm von Tudela. Deren Schilderungen über die Schlachten von Béziers, Carcassonne und Muret werden nach einer vorangestellten Quellenkritik den Kern dieser Hausarbeit bilden. Sie beginnt jedoch mit einem Kapitel über die Albigenser, um die Frage zu beantworten, ob der Glaube dieser Religionsgemeinschaft der römisch-katholischen Lehre in solcher Weise begegnete, die einen Kreuzzug gerechtfertigt hätte. Die Historiker sind sich uneins, ob die Albigenser als Christen einzustufen sind. Historiker wie Michel Roquebert und Jörg Oberste vertreten dabei einen anderen Standpunkt als Ernst Werner und Arno Borst. Diese Standpunkte werden aufzuarbeiten sein. Des Weiteren werden zur Klärung der Frage noch Werke von Malcolm Lambert, Beverly Mayne Kienzle sowie von Kay Wagner hinzugezogen.

Diese Hausarbeit erhebt nicht den Anspruch, den Albigenserkrieg in seiner Gänze abzubilden. Der Rahmen umfasst lediglich den Zeitraum von 1209 bis 1213, eine vollständige Erfassung der Gründe für den Kreuzzug im französischen Languedoc ist innerhalb dieser Seminararbeit nicht möglich. Auch der Glaube der Albigenser wird nur in seinen Bruchstellen mit der römisch-katholischen Lehre erklärt, um einen stringente Argumentationsstruktur zu gewährleisten.[4]

2. Die Katharer – Gnostiker oder Christen?

Wie schon in der Überschrift zu diesem Kapitel deutlich wird, gibt es nicht nur einen Namen für die religiöse Bewegung, die in der katholischen Kirche als Häretiker bezeichnet wurde. Mit dem Wort ‚Katharer’ wurde die Bewegung erstmals in der Mitte des 12. Jahrhunderts belegt, wobei der Ursprung, so Jörg Oberste, ungeklärt sei.[5] Peter von Vaux-de-Cernay, Autor der Historia Albigensis, prägt darüber hinaus den Begriff der ‚Albigenser’ für sowohl die Glaubensanhänger, als auch deren Verteidiger.[6] Grund für diese Bezeichnung war die Tatsache, dass im südfranzösischen Albi eines der Zentren der Katharer lag.[7] Aus den geführten Ermittlungen der Inquisition der Jahre 1242 bis 1246 ergibt sich für den Katharismus in Frankreich ein geographisches Viereck mit den Konzentrationsräumen Toulouse, Albi, Carcassonne und Foix.[8] Somit war der Katharismus in Frankreich in Okzitanien ansässig, genauer: in der historischen Provinz Languedoc mit ihrer Hauptstadt Toulouse. Zu erwähnen ist, dass der Katharismus keineswegs eine einheitliche Bewegung war. Oberste führt an, dass in der Forschung Einigkeit bestünde, dass „vor 1100 die ersten Katharer in Italien auftauchten“[9] und sich von dort über Byzanz ins westliche Europa verbreiteten, wobei sie sich in mehreren Etappen in ihren Lehransätzen untereinander differenzierten. Im Languedoc verbreiteten sich die Katharer in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts.

Es ist also festzustellen, dass die Bezeichnungen, unter denen man die Glaubensgemeinschaft kennt, nicht selbst gewählt wurden. Doch kann die Frage nach ihrer Selbstbezeichnung auf Grund der mangelnden Quellenlage nicht beantwortet werden. Michel Roquebert erklärt, dass erst ein 1939 gefundenes katharisches Traktat, einen direkten Zugang zur katharischen Lehre eröffnet hätte[10], in der sich die Katharer selbst durchweg als ‚Christen’ bezeichneten.[11] Dies waren sie für die katholischen Bischöfe freilich nicht. Die Katharer waren für die katholischen Würdenträger Abweichler von ihrer orthodoxen Lehrauffassung und damit Häretiker. Ketzer wurden sie, weil sie mit Nachdruck ihren Glauben verteidigten und sich der Lehre der römisch-katholischen Kirche verschlossen und ihr entgegenwirkten.[12] Doch welcher essentielle Lehrunterschied lag vor? Jörg Oberste vereinfacht die katharische Weltauffassung: „Die Welt der Katharer ist nicht von Gott, sondern in eigener Machtvollkommenheit vom Anti-Gott [...] erschaffen und von Grund auf böse.“[13] Luzifer, Gottes Sohn, habe im Himmel einen Aufstand beschworen, für den er und die abtrünnigen Engel aus dem Himmelreich verstoßen wurden und nun die von Luzifer geschaffene Welt bevölkerten.[14] Da die Menschen wie die Welt sündhaft seien, besitze jeder in seiner Seele einen Funken göttliche Reinheit.[15] Durch Buße und sündenfreies Leben streben die Katharer danach, die sündige Welt zu verlassen und wieder bei Gott im Himmel aufgenommen zu werden. Den herrschenden Dualismus der Katharer erklärt Roquebert mithilfe der Argumentationsstruktur von Johannes Lugio: „Da ein und dieselbe Ursache nicht zwei gegensätzliche Wirkungen hervorbringen kann, sind die Ursachen der Gegensätze notwendigerweise ebenfalls Gegensätze.“[16] Da Gott vollkommen sei, könne er nicht etwas Böses geschaffen haben. Jedoch ist auch für Katholiken Gott, alleiniger Schöpfer von Himmel und Erde, ebenso wenig die Ursache für das Böse – man bedenke den Sündenfall von Adam und Eva.[17] Auf diese Auffassung reagierten die Katharer im 13. Jahrhundert. Da Gott vollkommen sei, könne er keine Wesen erschaffen haben, die des Bösen fähig und aufgrund dessen unvollkommen seien. Da der Aufstand der Engel somit nicht als Geburt des Bösen verstanden werden kann, muss nach katharischer Auffassung das Böse bereits vorhanden gewesen sein.[18] Dieser Umstand machte es den Katharern einfach, Anhänger zu finden. Ihre Erklärung, weshalb den Menschen Böses auf der Welt widerfahre, war deutlich einfacher als die der katholischen Theologen zu der Zeit. Zusätzlich war es den Katharern zuträglich, dass sie viele andere Elemente der christlichen Lehren bejahten und übernahmen[19]: während sie das Alte Testament mit seiner Schöpfungsgeschichte entsagten, hielten die Albigenser das Neue Testament in Ehren. Lediglich die Gottgleichheit Jesu bereitete ihnen in ihrem Dualismus Probleme. Christus wurde somit nicht als Gottes Sohn verehrt, sondern nur als Prophet und Prediger.[20] Ein weiterer wichtiger Unterschied findet sich im Vergleich der Sakramente. Die Katharer erkannten nur das Handauflegen an, das ‚Consolament’[21], das den Trost des Heiligen Geistes spendete. Der Heilige Geist wird, wenn der Konsolierte stirbt, „seinen Körper verlassen und seine Seele in das Reich Gottes zurückleiten.“[22] Im Katharismus war somit die Seele präexistent gegenüber dem Körper. Ebenso muss sich die Seele das Paradies nicht verdienen, sondern nur dorthin zurückkehren.[23] Nur durch die Aufnahme in den Stand der Religiosen durch das Handauflegen sicherten sich die Katharer die Möglichkeit zu Gott zurückzukehren. Somit ähnelte die katharische Kirche einem Orden. Ein Eintritt bedeutet die persönliche Rettung.[24]

[...]


[1] Vgl. Caesarius von Heisterbach: Dialogus miraculorum – Dialog über die Wunder III, hg. von Marc-Aeilko Aris/Franz Dünzl (Fontes Christiani 86/3), S. 1027.

[2] Jörg Oberste: Der Kreuzzug gegen die Albigenser. Ketzerei und Machtpolitik im Mittelalter. Darmstadt 2003, S. 71. Heisterbach war weder ein Zeitzeuge des Albigenserkreuzzugs, noch war er als Mönch objektiv.

[3] Oberste: Kreuzzug, S. 70.

[4] Für eine ausführliche Darstellung des Albigenserkreuzzugs sowie der Glaubenstheorie: Michel Roquebert: Die Geschichte der Katharer. Häresie, Kreuzzug und Inquisition im Languedoc, aus dem Französischen von Ursula Blank-Sangmeister. Stuttgart 2012.

[5] Jörg Oberste: Ketzerei und Inquisition im Mittelalter. (Geschichte Kompakt), Darmstadt 2007, S. 45.

[6] Vgl. Petri Vallium Sarnaii Monachi: Hystoria Albigensis, hg. von Pascal Guébi/Ernest Lyon (Socíété de l’Histoire de France 123), Paris 1926, Band 1, §3, S. 3: „Unum autem sciant qui lecturi sunt librum, quod in pluribus hujus operis locis Tolosani et aliarum civitatum et castrorum heretici et defensores eorum generaliter Albigenses vocantur.“

[7] Im weiteren Verlauf dieser Hausarbeit werden die Begriffe ‚Albigenser’ und ‚Katharer’ beide synonym verwendet.

[8] Roquebert: Geschichte der Katharer, S. 66.

[9] Oberste: Ketzerei, S. 50.

[10] Roquebert: Geschichte der Katharer, S. 18.

[11] Vgl. ebd.

[12] Malcolm Lambert: Häresie im Mittelalter, aus dem Englischen von Raul Niemann. Darmstadt 2001, S. 3.

[13] Oberste: Ketzerei, S. 47.

[14] Vgl. ebd.

[15] Vgl. ebd.

[16] Roquebert, Geschichte der Katharer, S. 19.

[17] Vgl. ebd., S. 22.

[18] Vgl. ebd., S. 22.

[19] Oberste: Ketzerei, S. 48.

[20] Vgl. ebd.

[21]Consolament ’ ist ein okzitanischer Begriff und bedeutet „Trost“.

[22] Roquebert: Geschichte der Katharer, S. 23

[23] Vgl. ebd.

[24] Vgl. ebd., S. 72.

Final del extracto de 19 páginas

Detalles

Título
Der Albigenserkreuzzug. Ein Kampf gegen die Häresie oder die Eroberung Südfrankreichs?
Universidad
University of Cologne
Calificación
1,0
Autor
Año
2014
Páginas
19
No. de catálogo
V278007
ISBN (Ebook)
9783656725862
ISBN (Libro)
9783656725831
Tamaño de fichero
439 KB
Idioma
Alemán
Palabras clave
Mittelalter, Häresie, Kreuzzug, Frankreich, Europa, Kirche, Papst, Katholische Kirche, Religion, Okzitanien, Adel, Albigenser, Katharer
Citar trabajo
Marcel Clemens (Autor), 2014, Der Albigenserkreuzzug. Ein Kampf gegen die Häresie oder die Eroberung Südfrankreichs?, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/278007

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