Alejo Carpentier (1904-1980) kann hinsichtlich seines Werkes als einer der bemerkenswertesten Intellektuellen seiner Epoche gesehen werden, als famoser Schriftsteller des kubanischen Romans und als einer der bedeutendsten Schriftsteller des hispanophonen Raumes. Interessant ist, dass Carpentier dem lateinamerikanischen Schriftsteller vor allem die Rolle eines Chronisten zugewiesen hat, wenn er sich programmatisch zur Zukunft Lateinamerikas positioniert hat. Für Carpentier spielen Vergangenheit und Gegenwart Lateinamerikas scheinbar eine so große Rolle, das sie zu zentralen Themen seines Werkes werden, denn in vielen Romanen setzt sich der Autor mit „repräsentativen Figuren, Ereignissen und Epochen der lateinamerikanischen Geschichte“ auseinander. So verhält es sich auch in seinem wahrscheinlich bekanntesten und hervorragenden Roman „El reino de este mundo“, der 1949 veröffentlicht wurde und sich mit der Geschichte Haitis des 18. und 19. Jahrhunderts auseinandersetzt. In dieser Hausarbeit soll untersucht werden, auf welche Art und Weise Geschichtsschreibung möglich ist, indem zunächst die Historiografie der Historiker und ihre sprachlichen Mittel betrachtet und diese dem historischen Roman und seinen narrativen Strategien gegenübergestellt werden. Dabei ist der zeitgeschichtliche und philosophische Hintergrund zu beachten und so sollen postmoderne Denkansätze wie die von Hayden White und seine Auffassungen über Historiographie einbezogen werden. Im Zuge dessen soll der Roman auf bestimmte narrative Mittel wie Erzähler, Zeit und Raum, aber auch auf die von White angesprochenen präfigurativen Mittel des Historikers , nämlich Metapher, Metonymie, Synekdoche und Ironie und ihre Funktion für den Text analysiert werden, um am Ende die Frage zu klären, in wiefern der Roman „El reino de este mundo“ in das Genre „Historischer Roman“ eingeordnet werden kann und inwiefern er Gleichberechtigung neben der Historiografie zu erwarten hat.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- ,,EL REINO DE ESTE MUNDO“ – EIN HISTORISCHER ROMAN? FIKTIONALISIERUNG DER HISTORISCHEN WIRKLICHKEIT
- Möglichkeiten einer Geschichtsschreibung
- Die Geschichtsschreibung der Historiker
- Der Wandel vom traditionellen historischen Roman des Historismus zum \"Neuen historischen Roman\" im Zuge des epistemologischen Wandels im 19. Jahrhundert
- Die Darstellung der Geschichte im Roman „El Reino de este Mundo“
- Historische Quellen als Grundlage des Romans
- Narrative Strategien: Auktorialer Erzähler, Zeit und gestimmter Raum
- Rhetorische Mittel: Metapher, Metonymie und Fragmentarisierung, Synekdoche und Ironie
- Historische Quellen als Grundlage des Romans
- Möglichkeiten einer Geschichtsschreibung
- ZUSAMMENFASSENDE SCHLUSSBETRACHTUNG
- LITERATURVERZEICHNIS
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Frage, wie Geschichtsschreibung im Roman „El reino de este mundo“ von Alejo Carpentier umgesetzt wird. Dabei wird die Geschichtsschreibung der Historiker im Vergleich zum historischen Roman und seinen narrativen Strategien betrachtet. Der Fokus liegt auf den postmodernen Denkansätzen von Hayden White und deren Auswirkungen auf die Historiographie. Die Arbeit analysiert narrative Mittel wie Erzähler, Zeit und Raum sowie die von White genannten tropologischen Strategien (Metapher, Metonymie, Synekdoche und Ironie) und deren Funktion im Text. Ziel ist es letztendlich, die Einordnung des Romans „El reino de este mundo“ in das Genre des „Historischen Romans“ zu diskutieren und die Frage zu klären, ob er eine Gleichberechtigung neben der Historiographie beanspruchen kann.
- Analyse der Geschichtsschreibung im Vergleich zum historischen Roman
- Untersuchung der postmodernen Denkansätze von Hayden White
- Analyse der narrativen Mittel und tropologischen Strategien in „El reino de este mundo“
- Diskussion der Einordnung des Romans in das Genre des „Historischen Romans“
- Bewertung der Gleichberechtigung des Romans gegenüber der Historiographie
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt Alejo Carpentier als bedeutenden Intellektuellen und Schriftsteller des hispanophonen Raumes vor, der sich insbesondere mit der Vergangenheit und Gegenwart Lateinamerikas auseinandersetzt. Der Roman „El reino de este mundo“ steht im Zentrum der Analyse und befasst sich mit der Geschichte Haitis im 18. und 19. Jahrhundert. Das Kapitel 2 widmet sich der Frage, wie Geschichtsschreibung möglich ist, indem es die Historiografie der Historiker und ihre sprachlichen Mittel mit den narrativen Strategien des historischen Romans vergleicht. Dabei werden postmoderne Denkansätze von Hayden White und deren Auswirkungen auf die Historiographie beleuchtet. Kapitel 2.1 analysiert die Geschichtsschreibung der Historiker und deren „poetischen und insbesondere sprachlichen Gehalt“ (White 1994: 9). Kapitel 2.1.2 beleuchtet den Wandel vom traditionellen historischen Roman des Historismus zum „Neuen historischen Roman“ im Zuge des epistemologischen Wandels im 19. Jahrhundert. Die Darstellung der Geschichte im Roman „El Reino de este Mundo“ wird in Kapitel 2.2 untersucht, wobei die historischen Quellen als Grundlage des Romans, die narrativen Strategien (Auktorialer Erzähler, Zeit und Raum) sowie die rhetorischen Mittel (Metapher, Metonymie, Synekdoche und Ironie) im Fokus stehen.
Schlüsselwörter
Historischer Roman, Alejo Carpentier, „El reino de este mundo“, Haiti, Geschichtsschreibung, Historiographie, Postmoderne, Hayden White, Narrative Strategien, Tropologische Strategien, Metapher, Metonymie, Synekdoche, Ironie, Fiktionalisierung der historischen Wirklichkeit.
- Quote paper
- Sarah Fritzsche (Author), 2010, "El Reino de este mundo". Ein historischer Roman?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/278119