In den vergangenen Jahren hat das Thema Bildung eine Renaissance erlebt. Nachdem Mitte der
60er Jahre eine Breite Diskussion um den Ausbau des Bildungssystems begann und diese eine
wahre Bildungsexpansion zur Folge hatte, verschwand das Thema spätestens seit Beginn der
80er Jahre fast vollständig aus der politischen Tagesordnung und dem öffentlichen Interesse.
Eine zentrale Forderung, die nun – wie auch schon vor 40 Jahren – von zahlreichen
Wissenschaftlern und Soziologen formuliert wird, ist die nach Chancengleichheit beim Zugang
zu Bildung. Dies impliziert, dass es nach wie vor Benachteiligungen im Bildungssystem gibt.
Laut Pierre Bourdieu (vgl. Bourdieu 1973, S. 93) ist die Chancenungleichheit sogar gewollt.
Seiner Hypothese zufolge dient das Unterrichtssystem dem Machterhalt einer sozialen
Oberschicht. Interessant ist nun zu wissen, ob die Forderung der 60er Jahre nach Chancengleichheit sowie die
anschließenden Reformen tatsächliche Verbesserungen zur Folge hatten oder nicht. Es stellt sich
die zentrale Frage, ob die schichtspezifischen Ungleichheiten, die die Bildungschancen
beeinflussen, aufgehoben werden können. Die Soziologen und Wissenschaftler ve rsuchen mit diversen Thesen die Gründe für die
Ungleichheit zu erkennen. In ihre Untersuchung beziehen sie in einem international
vergleichenden Projekt dreizehn industrialisierte Länder mitein. Doch sie müssen feststellen,
dass sich die Ungleichheiten nur schwer oder fast gar nicht abbauen lassen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Theorien der Veränderung herkunftsbezogener Bildungsungleichheiten
- These des kulturellen Kapitals (Passeron 1964, 1977; Bourdieu 1966)
- These der ökonomischen Ressourcen (Boudon 1974)
- Die Modernisierungstheorie (Talcott Parsons 1970, Donald Treiman 1970)
- These der kulturellen Reproduktion (z. B. Collins 1971)
- Reproduktionsthese nach Adrian Raftery 1990 und Michael Hout 1990
- Sozialistische Transformationshypothese
- Lebensverlaufshypothese (Müller 1990)
- Statistische Selektionshypothese (Mare 1981)
- Thesen von Walter Müller und Dietmar Haun (Müller/ Haun 1994)
- Mares Logitmodell
- Beschreibung des Modells
- Kritik an Mares Logitmodell
- Das international vergleichende Projekt
- Untersuchte Länder und Methoden
- Ergebnisse des internationalen Vergleichs
- Die These des herkunftsspezifischen Einflusses aus der Sicht von Müller und Haun
- Analyseansatz und Untersuchungsmethoden
- Ergebnisse
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die Frage, ob sich die herkunftsbedingten Bildungsungleichheiten in den vergangenen Jahrzehnten verringert haben und welche Faktoren dazu beitragen. Sie beschäftigt sich mit verschiedenen soziologischen Theorien, die die Ursachen für die Bildungsungleichheit erklären, und beleuchtet deren Relevanz im Kontext des internationalen Vergleichs.
- Theorien der Veränderung herkunftsbezogener Bildungsungleichheiten
- Das international vergleichende Projekt und seine Ergebnisse
- Der herkunftsspezifische Einfluss auf Bildungschancen
- Kritik an Mares Logitmodell
- Die Rolle von Bildung im Kontext der Modernisierung
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung stellt die Problemstellung und die Relevanz des Themas Bildungsungleichheit vor und gibt einen Überblick über die verschiedenen Theorien, die in der Arbeit behandelt werden.
- Kapitel 2 befasst sich mit verschiedenen Theorien, die die Ursachen für herkunftsbezogene Bildungsungleichheiten erklären, wie die These des kulturellen Kapitals, die These der ökonomischen Ressourcen, die Modernisierungstheorie, die These der kulturellen Reproduktion und weitere.
- Kapitel 3 analysiert Mares Logitmodell, das die Bedeutung von verschiedenen Faktoren für den Bildungserfolg modelliert, und geht auf Kritikpunkte an diesem Modell ein.
- Kapitel 4 beschreibt ein international vergleichendes Projekt, das die Bildungsungleichheit in verschiedenen Ländern untersucht, und stellt die Ergebnisse dieses Vergleichs dar.
- Kapitel 5 untersucht die These des herkunftsspezifischen Einflusses auf Bildungschancen aus der Sicht von Müller und Haun, analysiert deren Ansatz und die Ergebnisse ihrer Forschung.
Schlüsselwörter
Bildungsungleichheit, herkunftsbedingte Ungleichheit, Bildungschancen, Soziologie, Theorien der Bildungsungleichheit, Internationaler Vergleich, Mares Logitmodell, Kulturelles Kapital, Ökonomische Ressourcen, Modernisierungstheorie, Kulturelle Reproduktion, Bildungsforschung, empirische Forschung.
- Citar trabajo
- Nadja Rueth (Autor), 2004, Bildungsungleichheiten und schichtspezifische Bildungschancen, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/27817