Lehrerzentrierte Kommunikation - Der Vortrag im Unterricht


Hausarbeit (Hauptseminar), 2004

14 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Der Vortrag
2.1 Eine Definition
2.2 Das Vortragen im Unterricht
2.3 Tradition des Vortragens

3. Der Lehrervortrag
3.1 Voraussetzungen und Planung
3.2 Ziele des Vortragens – Einbettung in den Unterricht
3.3 Kritik

4. Exkurs: Der Schülervortrag – Das Referat
4.1 Begründung und Ziele
4.2 Voraussetzungen, Vorbereitung, Kritik

5. Fazit

6. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

„Die gemeinsame Rede ist nie mit dem Übergeben eines Stoffes vergleichbar. In dem Verstehenden wie im Sprechenden muss der selbe aus der eigenen, inneren Kraft entwickelt werden und was der erste empfängt, ist nur die harmonisch stimmende Anregung. Es ist daher dem Menschen auch so natürlich, das eben Verstandene gleich wieder auszusprechen.“[1]

Der Universalgelehrte Wilhelm von Humboldt (1767-1835) hat nicht nur als preußischer Erziehungsminister durch die Einführung einheitlicher Volksschulen und Gymnasien zu reformieren gesucht und 1810 die Universität der Stadt Berlin gegründet, sondern war auch Philosoph und Philologe. Als solcher hat er sich intensiv mit Sprache und Sprachen auseinandergesetzt. Auf den ersten Blick scheint das Eingangszitat allerdings wenig geeignet, etwas Wesentliches zum Thema ‚Vortrag’ beizutragen. Der Vortrag eines Einzelnen, sei er ein Lehrer, ein Schüler oder ein Referent anlässlich einer beliebigen außerschulischen Gelegenheit, wird selten verstanden als ‚gemeinsame Rede’. Gemeinhin assoziiert man eher etwas Einschläferndes, Langweiliges und Trockenes mit dem Wort ‚Vortrag’. Oft „als unangemessen und unzulänglich kritisiert“[2], wurde das Vortragen als Bestandteil des frontalen Unterrichts selten als eine didaktische Möglichkeit diskutiert, die unter Umständen und Voraussetzungen, die noch näher zu bestimmen sind, durchaus ihre Berechtigung hat.

Im folgenden soll es darum gehen, kritisch zu betrachten, ob und wie Wissen, der „Stoff“ bei Humboldt, durch Vortragen vermittelt werden kann und unter welchen Bedingungen demzufolge ein Vortrag im Unterricht zu einer effektiven und sinnvollen Methode werden kann. Dabei soll der Unterricht allgemein im Zentrum des Interesses stehen, der Blick aber auch und gerade auf Vortragssituationen im Deutschunterricht gerichtet werden. Zudem werden nicht nur die Rolle des Lehrers als Vortragender und die der Schüler als Zuhörer analysiert, sondern auch gefragt, welchen Nutzen und Stellenwert der Schülervortrag, das Referat, im Unterricht haben kann. In der Zusammenschau dieser Aspekte des Vortragens im Unterricht wird dann vielleicht deutlich, inwieweit Humboldts Darstellung einer ‚gemeinsamen Rede’ auf einen gelungenen Vortrag passen kann, der weit mehr ist (sein kann) als der Monolog eines Einzelnen, als eine lehrerzentrierte Kommunikationsform.

2. Der Vortrag

2.1 Eine Definition

Auf einer allgemeinen Ebene lässt sich ein Vortrag als „Verkettung von Sprechhandlungen eines Sprechers ohne Return-Wechsel“[3] charakterisieren. Es handelt sich also um eine Dis-kursart, bei der sich ein Einzelner in einer sich über mehrere Sätze erstreckenden Rede mehr oder weniger explizit an ein Gegenüber wendet. Die Hauptrolle spielt damit der Sprecher, der als Redner direkt in Aktion tritt, während der Zuhörer nicht zu Worte kommt.

Tucholsky stellte 1930 unter der Überschrift „Die Herren Zuhörer“ die Frage: „Warum halten eigentlich die meisten Menschen so gern Reden?“ und äußerte die Vermutung, dass sie es „[...] deshalb [tun], weil dies die einzige Art und Weise ist, in der sie sich die Illusion verschaffen können, dass ihnen die anderen zuhören.“[4] Diese Einschätzung von wahrscheinlich zeitloser Gültigkeit weist darauf hin, dass den Zuhörern eine Rolle zukommt, der sie offensichtlich nicht immer gerecht werden und macht deutlich, dass sie sich für Thema und Ausführung eines Vortrags nicht zwangsläufig interessieren. Die Zuhörer sind zwar nicht selbst als Sprechende an einem Vortrag beteiligt, werden aber als Adressaten, als Zielgruppe des Vortragenden schon bei der Vorbereitung mitgedacht und wirken während eines Vortrags mit ihren Reaktionen, ihrem Zuhörverhalten auf den Redner zurück.

Je nach Kontext oder Institution, innerhalb derer ein Vortrag gehalten wird, kann der Vortrag ganz unterschiedlich gestaltet und zu verschiedenen Zielen und Zwecken eingesetzt werden, doch beide Rollen, die des Vortragenden und die des Zuhörers charakterisieren jede Vortragssituation. Für einen effektiven Vortrag, der beiden Seiten etwas vermittelt, dem Vortragenden, dass er verstanden wird und den Zuhörern, dass sie etwas aufnehmen, lernen, gilt es als Vortragender jenseits aller Illusionen eine angemessene Vorbereitung, Strukturierung und Gestaltung des Vortrags zu gewährleisten und als Zuhörer die Fähigkeit des aktiven und aufmerksamen Hörens zu gebrauchen.

2.2 Das Vortragen im Unterricht

Handelt es sich bei dem Vortragenden um einen Lehrer, der sich an eine Schülergruppe wendet, spricht man von der pädagogisch-didaktischen Methode der „Lehrerdarbietung“[5] (Winkel 1982). Ob in der Schule, der Universität oder einer anderen (Bildungs-)Einrichtung, ist ein Vortrag daher für den Vortragenden eine der „direkten Aktionsformen des Lehrens“[6] (Heimann/Otto/Schulz 1965), zu denen auch die Demonstration, die Frage und das Unterrichtsgespräch gehört. Nach dem klassischen Unterrichtskonzept heißt lehren „vortragen, vormachen, vorführen“[7], während den Lernenden die Aufgaben „Übernehmen, Nachmachen, Einprägen“[8] zukommen. Aus der Sicht der Schüler gehört der Vortrag daher als eine „Sozialform des Lernens“[9] (Heimann/Otto/Schulz 1965) zum klassischen Frontalunterricht.

Die Rollen der Beteiligten sind damit klar umrissen. Der Lehrer als vortragender ‚Experte’, als potentiell Wissender und Könnender, richtet seine Worte an die rezeptiven Hörer, die ihre Kenntnisse durch das Zuhören erweitern sollen. Dem Vortragenden kommt die Rolle zu, Wissen und Informationen über das Medium der Sprache zu vermitteln und kann dabei auf verschiedene Grundformen des Vortrags, wie „Erzählung, Schilderung, Bericht, Beschreibung“[10] zurückgreifen.

2.3 Tradition des Vortragens

Da die Vermittlung von Wissen durch die Sprache als ein „charakteristisches Merkmal menschlichen Handelns“[11] angesehen wird, lässt sich die Tradition des Vortragens weit zurückverfolgen und nicht allein auf den Unterricht beschränken. Die griechische Aufklärung entwickelte als festen Bestandteil ihrer Rhetorik die Form des belehrenden Vortrags, dem nicht nur die Funktion zukam, philosophische Ideen zu verbreiten und Informationen an-schaulich zu vermitteln, sondern der auch die Hörerschaft überzeugen und mit schlüssigen Argumenten für die Zustimmung vor allem zu politischen Entscheidungen gewinnen sollte. Dem Vortrag kam in dieser Zeit also eine besondere gesellschaftliche Bedeutung zu und die Rhetoren wurden für ihre Aufgabe von sog. Sophisten, von Rhetoriklehrern entsprechend geschult.

[...]


[1] Humboldt, 1985, S. 159.

[2] Apel, 2002, S. 2.

[3] Ehrlich/Rehbein, 1986, S. 81.

[4] Tucholsky, 1985, S. 267.

[5] Bönsch, 2000, S. 22.

[6] Ebd.

[7] Bönsch, 2000, S. 18.

[8] Ebd.

[9] Ebd. S. 22.

[10] Apel, 2002, S. 61.

[11] Ebd. S. 62.

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Lehrerzentrierte Kommunikation - Der Vortrag im Unterricht
Hochschule
Universität Osnabrück  (Fachbereich Sprach- u. Literaturwissenschaften)
Veranstaltung
Kommunikation im Deutschunterricht
Note
1,0
Autor
Jahr
2004
Seiten
14
Katalognummer
V27825
ISBN (eBook)
9783638297639
ISBN (Buch)
9783638760355
Dateigröße
502 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Lehrerzentrierte, Kommunikation, Vortrag, Unterricht, Kommunikation, Deutschunterricht
Arbeit zitieren
Sandra Schmidt (Autor:in), 2004, Lehrerzentrierte Kommunikation - Der Vortrag im Unterricht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/27825

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