Leseprobe
Das Buch Josua steht im Alten Testament am Anfang des sogenannten deuteronomistischen Geschichtswerks (DtrG), das direkt auf den Pentateuch folgt. Unter Berufung auf die Thesen Martin Noths von 1943 sind einige Theologen der Meinung, es gebe einen Zusammenhang zwischen dem Buch Josua und dem Buch Richter sowie den Büchern Samuel und Könige. Alle diese biblischen Bücher seien von Geschichtsschreibern so bearbeitet und zusammengefügt worden, dass sie ein großes Geschichtswerk bilden, das sich mit der Entstehung und Entwicklung Israels beschäftigt. Die Geschichte Israels werde in diesen Texten theologisch gedeutet. Diese Deutungen beziehen sich auf die drei aus dem Deuteronomium entnommenen Aspekte der Monolatrie, der Kultzentralisation und der ethnischen Integrität.1
Noths Annahme, dass das DtrG von einem einzigen schriftgelehrten Verfasser stammt, wird heute meist nicht mehr vertreten. Theologen haben stattdessen einige mögliche Modelle zur Entstehung der Texte des DtrG entworfen, wobei „ein blockweises Wachstum des DtrG, seine durchgehende literarische Schichtung, oder beides zugleich“2 diskutiert werden. Jan Christian Gertz betont, dass sich die Texte des DtrG an den Vorgaben des Deuteronomiums (Dtn) aus dem Pentateuch orientieren und diese gemeinsame Perspektive die Texte im DtrG zu einem Geschichtswerk formt.3 Auch laut Thomas Römer hat es keinen einzelnen Deuteronomisten gegeben, jedoch beinhalten die Texte des DtrG einige einheitliche Strukturen und Konzeptionen.4
Ungeachtet der Diskussion um den oder die möglichen Verfasser des Buches Josua kann man eine eindeutige Verbindung des Textes zu den Erzählungen des Pentateuchs erkennen. Es wird von der Landnahme im von Gott verheißenen Land und der Verteilung der eroberten Gebiete an die zwölf Stämme Israels berichtet. Die Verheißung Gottes an Abraham wird erfüllt, da das Volk Israel sein Ziel erreicht hat und Ruhe im Land Kanaan findet (Jos 11,23; 21,43-45).5 Die Landnahme wird im Buch Josua sehr detailliert und mit vielen militärischen Details beschrieben, wobei besonders stark betont wird, dass nicht das Volk Israel, sondern Gott selbst die Eroberungssiege erringt (Jos 10,11).
[...]
1 Vgl. Lukas Bormann, Bibelkunde, Göttingen ³2009, 72.
2 Jan Christian Gertz, Dritter Hauptteil. Die Literatur des Alten Testaments, in: ders. (Hg.), Grundinformation Altes Testament, Göttingen ³2009, 287.
3 Vgl. ebd., 286.
4 Vgl. ebd.
5 Vgl. ebd., 75.
- Arbeit zitieren
- Anna Poppen (Autor), 2012, Zur Aktualität des Buches Josua, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/278564
Kostenlos Autor werden
Kommentare