Ständiger politischer und sozialer Wandel auf der Welt macht es der Politikwissenschaft schwer, so etwas wie gültige Gesetzmäßigkeiten zu bestimmen. Dennoch wurden in der Vergangenheit immer wieder vermeintlich deterministische Aussagen über Politikinhalte und Zusammenhänge getroffen. So wie auch der französische Politikwissenschaftler Maurice Duverger, der in seinem 1959 verfassten Werk „Die politischen Parteien“ von einer Gesetzmäßigkeit spricht, nach der ein relatives Mehrheitswahlsystem immer zur Bildung eines Zweiparteiensystems führt.
Das Wahlrecht in Großbritannien, das seit 1945 als nahezu unverändert gilt, ist ein Paradebeispiel für die relative Mehrheitswahl. Bei der Parlamentswahl im Jahr 2010 änderten sich jedoch die gewohnten Verhältnisse des Landes. Die regierende New Labour Party musste zugunsten einer neu gebildeten Koalition der Conservatives und der Liberal Democrats die Regierung abtreten. Die Liberal Democrats hatten es geschafft, eine mehrheitsentscheidende Anzahl von Parlamentsplätzen zu erreichen und somit die Zahl der entscheidenden Parteien im Parlament auf drei anzuheben.
In Anbetracht der britischen Koalitionsregierung in einem Mehrheitswahlsystem stellt sich daher die Frage, ob die von Duverger aufgestellte Theorie, nach der ein Mehrheitswahlsystem immer zu einer Einparteienregierung führt, als deterministisch betrachtet werden kann. Da politische Mandate in Großbritannien seit 1945 über die relative Mehrheitswahl vergeben werden und 2010 die erste britische Koalition entstand, bietet sich ein Vergleich der Wahlergebnisse in dieser Zeitspanne für die Analyse an. Duvergers Gesetz soll kritisch anhand der Wahlergebnisse in Großbritannien betrachtet werden, um die Gesetzmäßigkeit zu verifizieren aber auch neuere Erklärungsansätze für die Bildung des Parteiensystems auf die Parlamentswahl im Jahr 2010 anzuwenden.
Zunächst jedoch sollen die Begriffe "EAhlsystem" und "Parteiensystem" näher erläutert werden sowie deren Typologien hervorgehoben. Daraufhin kann das Gesetz von Duverger genauer dargelegt werden, woraufhin ein detaillierter Überblick über den aktuellen Forschungsstand zu dieser Theorie gegeben werden soll.
Ziel der Arbeit ist eine kritische Auseinandersetzung mit Duvergers Gesetz anhand der Veränderung des Parteiensystems von Großbritannien. Durch den Vergleich der Wahlen sollen Gesetmäßigkeiten der Theorie sowie Erklärungsansätze für die Abwandlung in eine Koalitionsregierung erarbeitet werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung und Herausarbeitung der Fragestellung
- Definition der zentralen Begriffe
- Erläuterung und Typologien des Begriffs „Wahlsystem“
- Das Verhältniswahlsystem
- Das Mehrheitswahlsystem
- Erläuterung des Begriffs „Parteiensystem“
- Erläuterung und Typologien des Begriffs „Wahlsystem“
- Duvergers Gesetz
- Erläuterung der Theorie
- aktueller Forschungsstand/ erweiterte Erklärungsansätze
- Wahlergebnisse in Großbritannien im zeitlichen Vergleich
- Die drei Phasen der Machtverteilung
- Parlamentswahl von 2010
- Analyse der Wahlergebnisse und Herausarbeitung eines Erklärungsansatzes für Großbritannien
- Die Anzahl der effektiven Parteien
- Veränderung der Konfliktlinien
- Fazit
- Literaturverzeichnis
- Erklärung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der kritischen Analyse von Duvergers Gesetz, das besagt, dass ein Mehrheitswahlsystem zur Bildung eines Zweiparteiensystems führt. Die Arbeit untersucht, ob diese Theorie im Kontext der britischen Koalitionsregierung von 2010, die in einem Mehrheitswahlsystem entstanden ist, als deterministisch betrachtet werden kann.
- Analyse der Gültigkeit von Duvergers Gesetz im britischen Kontext
- Vergleich der Wahlergebnisse in Großbritannien seit 1945
- Untersuchung der Entstehung der Koalitionsregierung 2010
- Identifizierung von Faktoren, die die Bildung des Parteiensystems beeinflussen
- Bewertung der Relevanz von Duvergers Gesetz im Hinblick auf die aktuelle politische Landschaft Großbritanniens
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Fragestellung der Arbeit vor und erläutert den Hintergrund der britischen Koalitionsregierung von 2010. Sie führt in die Thematik des Gesetzes von Duverger ein und skizziert den Forschungsansatz der Arbeit.
Das zweite Kapitel definiert die zentralen Begriffe „Wahlsystem“ und „Parteiensystem“. Es werden verschiedene Typologien von Wahlsystemen vorgestellt, insbesondere das Verhältniswahlsystem und das Mehrheitswahlsystem.
Kapitel drei widmet sich Duvergers Gesetz. Es erläutert die Theorie und beleuchtet den aktuellen Forschungsstand. Es werden auch neuere Erklärungsansätze für die Bildung des Parteiensystems vorgestellt, die für die Analyse der Wahlergebnisse in Großbritannien relevant sind.
Kapitel vier bietet einen Überblick über die Wahlergebnisse in Großbritannien im zeitlichen Vergleich. Es werden die drei Phasen der Machtverteilung sowie die Parlamentswahl von 2010 näher beleuchtet.
Kapitel fünf analysiert die Wahlergebnisse in Großbritannien und versucht, einen Erklärungsansatz für die Entstehung der Koalitionsregierung von 2010 zu entwickeln. Es werden die Anzahl der effektiven Parteien und die Veränderung der Konfliktlinien untersucht.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen das Gesetz von Duverger, das Mehrheitswahlsystem, das Parteiensystem, die britische Politik, die Koalitionsregierung, die Parlamentswahl 2010, die Anzahl der effektiven Parteien und die Veränderung der Konfliktlinien. Die Arbeit analysiert die Gültigkeit von Duvergers Gesetz im Kontext der britischen Politik und untersucht die Faktoren, die zur Bildung des Parteiensystems in Großbritannien beitragen.
- Arbeit zitieren
- Lukas Metzler (Autor:in), 2014, Das Gesetz von Duverger auf dem Prüfstand. Die britische Koalitionsregierung im Mehrheitswahlsystem, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/279166