Einleitung
Wenn man die Frage nach Motiven stellt, mögen Menschen die unterschiedlichsten Assoziationen parat haben. Der eine denkt an Fotomotive, ein anderer vielleicht an Lokomotive. Für die psychologische Forschung sind indes die Motive des Menschen von besonderem Interesse, die Motive, die das Individuum dazu bringen bzw. es veranlassen etwas bestimmtes zu tun oder auch nicht, also allgemein gesprochen: sich zu verhalten. Auf die Frage, warum sich der Mensch so verhält, wie er sich verhält, bekäme man bei einer Zufallsumfrage ganz unterschiedliche Antworten zu hören. Der Mensch handelt aus Leidenschaft oder Begierde, wären mögliche Antworten, die affektive Erklärungsmöglichkeiten zugrunde legen. Instinkt, Interesse, Neigung, Wille oder Wunsch könnten als andere Antriebe des Menschen vermutet werden. Dies sind jedoch allesamt vorpsychologische Erklärungen, wobei es nicht verwundern kann, wenn Menschen diese Erklärungen vergleichsweise schnell parat haben, denn das Handeln des Menschen ist tagtäglich im Alltag zu beobachten; dabei ist eine ganze Fülle von Auffälligkeiten festzustellen.
♦ Das Handeln des Mensch ist zielgerichtet, auch wenn es sich über einen langen Zeitraum erstreckt, beispielsweise beim Liebeswerben, wo dem Angebeteten unter Umständen über einen langen Zeitraum immer wieder „der Hof gemacht“ wird.
♦ Es ist eine Vielfältigkeit der konkret verfolgten Handlungsziele zu beobachten und zwar sowohl in gleichen wie in ungleichen Situationen. Daraus ergibt sich die Frage, wieweit allgemeine Klassen von Handlungszielen ableitbar sind, was in jedem Fall vom Verallgemeinerungsniveau abhängig ist, denn während Sigmund Freud mit zwei Trieben, nämlich dem Sexual- und dem Todestrieb auskommt, differenzieren andere 18 bis 27 verschiedene Haupttendenzen bzw. Bedürfnisse1.
♦ Das Handeln des Menschen verläuft nicht immer erwartungsgemäß, situationsgemäß oder verständlich, wenn zum Beispiel ein eifriger Feuerwehrmann sich als Pyromane entpuppt und selbst Brände legt oder ein Kind zu lachen anfängt, wenn im Märchen der Wolf die Großmutter frißt.
Wenn vorschnell Versuche zur Erklärung dieser Phänomene vorgenommen werden, besteht die Gefahr eines Zirkelschlusses, so wenn etwa Spielhandlungen von Personen auf den „Spieltrieb“ zurückgeführt werden, „benennt ‚Spieltrieb‘ nur das zu Erklärende.“
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Versuche der Verhaltenserklärung
- Erster Blick: Eigenschaftspsychologie
- Zweiter Blick: Reiz-Reaktionspsychologie
- Dritter Blick: moderne Motivationspsychologie
- Motiv
- Motiv vs. Motivation
- Motive: wiederkehrende Anliegen
- Das Leistungsmotiv
- Voraussetzungen
- Kausalattribuierung als Voraussetzung
- Angeborene Unterschiede
- Leistung und Intelligenz
- Einflußfaktoren der Motiventwicklung
- Herausforderung der Situation und individuelles Leistungsmotiv
- Gesellschaftliche Realisierungsmöglichkeiten
- Einfluß des soziokulturellen Lebensraums auf die Motiventwicklung
- Motiv ist nicht Verhalten
- Unerwünschte Entwicklungen des Motivs
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Thema der Lern- und Leistungsmotivation in der Schule. Sie untersucht die Motive, die das menschliche Handeln beeinflussen und wie diese entstehen. Der Fokus liegt dabei insbesondere auf dem Leistungsmotiv.
- Motive als wesentliche Determinanten des menschlichen Verhaltens
- Die Rolle der Eigenschaftspsychologie, der Reiz-Reaktionspsychologie und der modernen Motivationspsychologie bei der Verhaltenserklärung
- Die Entstehung und Entwicklung von Motiven
- Der Einfluss von Umwelteinflüssen auf die Motiventwicklung
- Das Leistungsmotiv als wichtiger Faktor für schulischen Erfolg
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt die Thematik der Motive und ihrer Bedeutung für das menschliche Verhalten dar. Sie führt verschiedene vorpsychologische Erklärungen für menschliches Handeln an und zeigt die Komplexität des Themas auf.
Versuche der Verhaltenserklärung
Dieses Kapitel beleuchtet verschiedene Ansätze zur Erklärung des menschlichen Verhaltens. Es geht auf die Eigenschaftspsychologie, die Reiz-Reaktionspsychologie und die moderne Motivationspsychologie ein.
Motiv
Dieses Kapitel definiert den Begriff „Motiv“ und unterscheidet ihn von „Motivation“. Es geht auf die wiederkehrenden Anliegen von Motiven ein.
Das Leistungsmotiv
Dieses Kapitel analysiert das Leistungsmotiv als wichtigen Faktor für schulischen Erfolg. Es betrachtet die Voraussetzungen für die Entwicklung des Leistungsmotivs, wie zum Beispiel Kausalattribuierung, angeborene Unterschiede und die Beziehung zwischen Leistung und Intelligenz.
Einflußfaktoren der Motiventwicklung
Dieses Kapitel untersucht verschiedene Faktoren, die die Entwicklung von Motiven beeinflussen. Dazu gehören die Herausforderung der Situation, gesellschaftliche Realisierungsmöglichkeiten, der Einfluss des soziokulturellen Lebensraums, die Beziehung zwischen Motiv und Verhalten und die möglichen unerwünschten Entwicklungen des Motivs.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert auf die Themenbereiche Motivation, Lernen, Leistung, Motiventwicklung, Eigenschaftspsychologie, Reiz-Reaktionspsychologie, moderne Motivationspsychologie, Leistungsmotiv, Kausalattribuierung, Umwelteinflüsse und soziokulturelle Faktoren.
- Citation du texte
- Ralf Strauss (Auteur), 2000, Motive und ihre Entstehung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/27920