Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Opera seria
2.1 Charakterisierung
2.2 Beispiel: „La clemenza di Tito“
3 Opera buffa
3.1 Charakterisierung
3.2 Beispiel: „La finta semplice“
4 Diskussion der zwei Opern Typen im sozialen Kontext
5 Literaturverzeichnis
1 Einleitung
Im Rahmen des Moduls „Musik im kulturgeschichtlichen Kontext“ sollen in der vorliegenden Hausarbeit zwei italienische Operntypen verglichen werden. Auf der einen Seite die opera seria und auf der anderen die opera buffa, dabei soll bei diesem Vergleich insbesondere auf den sozialen Kontext der jeweiligen Oper eingegangen werden, also inwieweit sich die Besucher der jeweiligen Opern und die Aufführungsort unterschieden haben.
Um diesen Vergleich bearbeiten zu können, sollen zuerst beide Opern Arten einzeln betrachtet werden und in dem Zusammenhang auch ein Beispiel vorgestellt werden. Hier soll für die opera buffa, das frühe Werk von Wolfgang Amadeus Mozart, „La finta semplice“, und für die opera seria die letzte Oper von Mozart, „La clemenza di Tito“ vorgestellt werden.
Bei der Recherche wurde insbesondere mit dem Sammelband „Operngeschichte in einem Band“ (Hermann Scharnagl Hrsg.) und der Monografie „Eine Geschichte der Oper. Die letzten 400 Jahre“ von Carolyn Abbate und Roger Parker gearbeitet. Zur Bearbeitung der Oper „La finta semp- lice“ stand ein Band aus den „Kritischen Berichten“ über die Werke von Wolfgang Amadeus Mozart zur Verfügung, dieser ist auch online1 verfügbar. Der Bericht wirft viele verschiedene neue Fragen auf, insbesondere zu den Konflikten und Intrigen, welche die Ausführung der Oper in Wien verhin- derten, hier könnte in Zukunft noch genauer versucht werden zu forschen. Auch für die Ausarbei- tung zu „La clemenza di Tito“ wurde ein Band aus den „Kritischen Berichten“ zu den Werken von Mozart herangezogen2.
Alle italienischen Übersetzungen in der vorliegenden Arbeit wurden von dem Schreiber eigenständig vorgenommen.
2 Opera seria
2.1 Charakterisierung
Die opera seria ist der Terminus für die italienische ernste Oper. Diese klare Form der Oper entstand aus einer Reform um 17003. Die italienische Oper war bis zu diesem Zeitpunkt durch Vielfältigkeit geprägt: „ Ernste komische Szenen, mythologische, fantastische, historische und realistische Elemente “ 4 machten das Bild der Oper in Italien aus. Es sollte eine Vereinheitlichung angestrebt werden, es wurde die Personenanzahl der Akteure auf der Bühne und die Nebenhandlungen begrenzt, die komischen und lustigen Elemente wurden verbannt (diese fanden nur noch in den Intermezzi statt) und man orientierte sich inhaltlich an „ der antiken Mythologie und Geschichte “ 5 . Die Oper wurde außerdem klar in drei Akte unterteilt, welche dann wieder in verschiedenen Szenen eingeteilt wurden. Ein Träger dieser Reform war unteranderem Apostolo Zeno.
Musikalische Merkmale der opera seria sind die dreiteilige Ouvertüre oder der Wechsel zwischen Rezitativ und Arie, dabei war das Rezitativ stark handlungsorientiert und die Arie ehr affektorien- tiert. Bei den Rezitativen kann zwischen zwei Arten unterschieden werden, auf der einen Seite das recitativo secco, welches auch bei der opera buffa auftritt, bei dem Generalbass und Singstimme zu- sammen arbeiten und dem recitativo accomoagnato, bei welchem die Singstimme und Orchester zu- sammen spielen.
2.2 Beispiel: „La clemenza di Tito“
Bei der Oper „La clemenza di Tito“ (dt. Die Milde/ Großmut des Titus“) handelt es sich um die letzte Oper von Wolfgang Amadeus Mozart. Er komponierte diese anlässlich der Krönungsfeierlich- keiten von Leopold dem 2., sie wurde am 6. September 1791 im Nationaltheater von Prag uraufge- führt.
Das Libretto stammt von Caterino Tommaso Mazzolà, welcher sich an einem dramma per musica von Pietro Metastasio orientiert.
„La clemenza di Tito“ spielt 79 v. Chr. in Rom, Handelende sind Tito Vespasiano (Tenor), der Impe- rator Roms, Vitellia (Sopran), die Tochter des Imperators vor Tito, Sesto (Sopran), Freund von Tito und Liebhaber der Vitellia, Annio (Sopran), ein Freund des Sesto und Liebhaber der Servilia (Sop- ran), welche die Schwester von Sesto ist, Publio (Bass), welcher der Kommandant der Prätorianer ist und außerdem wurde ein Chor vorgesehen, welcher aus dem Volk, Senatoren, Abgesandten, Liktoren6 und Prätorianer7 besteht.
Zwischen diesem Geflecht von Beziehungen und Liebschaften ergeben sich verschiedene Probleme die die Handlung der Oper dominieren, die Intentionen der Protagonisten sind dabei nicht politi- scher Provenienz, sondern gehen viel mehr von Leidenschaft und Gefühl aus. Inhaltlich kann diese Oper in jedem Fall als eine klassische Opera seria gelten, da sie einerseits an einem der wichtigsten Zentren der antiken Kultur stattfindet und auch mit der Wahl der Personen an realen Gegebenheiten sich an der Antike orientiert8. Jedoch ergibt sich in der Gliederung der Oper in nur zwei Akte ein Wiederspruch zum klassischen Schema der drei Akte einer opera seria. Auch Mozart selber widerspricht, nachdem Mazolà das Libretto reduziert hat, in seinem eigenhändigen Werkverzeichnis, dass es sich bei dieser Oper um eine klassische opera seria handelt:
„ Jedenfalls schrieb er, offensichtlichen befriedigt von der Arbeit Mazol à s, in sein eigenhändiges Werkverzeichnis: „ ridotta à vera opera “ 9.10
Die Argumentation, dass Mozart diese Oper selbst nicht für eine opera seria gehalten hat, lässt sich jedoch dadurch entkräften, dass es den Operntyp opera verà nicht gibt und das es sich bei dieser Formulierung lediglich um ein Floskel („ ridotta à vera opera “) handeln könnte und nicht von einer Abwendung vom klassischen Typ der opera seria zu sprechen ist. Dennoch ist es gut vorstellbar, dass Mozart sich bewusst nicht an das klassische Bild der opera seria gehalten hat.
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1 Link im Quellen und Literaturverzeichnis.
2 Link im Quellen und Literaturverzeichnis.
3 Abbate, Carolyn/ Parker, Roger, Eine Geschichte der Oper. Die letzten 400 Jahre, München 2013, S. 109.
4 Schmierer, Elisabeth, Kleine Geschichte der Oper, Stuttgart 2001, S.37.
5 Schmierer, Elisabeth, Kleine Geschichte der Oper, Stuttgart 2001, S.38.
6 Als Liktoren werden die Staatsbeamten des römischen Staates bezeichnet, die vorerst auch Schutzfunktionen für den König, genau wie die Prätorianer, hatten. Siehe: Der neue Pauly. Enzyklopädie der Antike. Stuttgart/ Weimar 1999, Sp. 180f.
7 Prätorianer sind die Soldaten der Schutztruppe des röm. Kaisers, der Cohortes. Siehe: dtv Lexikon der Antinke. Kulturgeschichte Band 1, München 1965, S.115.
8 Siehe: Der große Ploetz, Freiburg 1993, S.246.
9 Übersetzung: „ridotta à vera opera“ - dt. vermindert ist es eine wahre Oper.
10 Gieling, Franz, Bühnenwerke. Werkgruppe 2. Band 20. La clemenza di Tito, S. 8.