Einleitung
Die derzeitige Brisanz der raumordnungspolitischen Problematik des Einzelhandels basiert auf dem seit den 80er Jahren in Deutschland festzustellenden Wandel der Ausbreitung von Betriebstypen (SB-Warenhäuser, Fachmärkte, Factory Outlets etc.) in städtebaulich nicht- integrierten Standorten sowie die Standortverlagerung des Einzelhandels auf die „grüne Wiese“ und ein daraus resultierender Bedeutungs- und Versorgungsverlust der innerstädtischen Zentren, aufgrund des zunehmenden Führens von innenstadtrelevanten Sortimenten in städtebaulich nichtintegrierten Möbelhäusern, Baumärkten etc. Das hierarchische Zentrale-Orte-Konzept, mit entsprechend dem Versorgungsauftrag einer jeweils unterschiedlichen Ausstattung von sozialen, kulturellen und wirtschaftlichen Einrichtungen zur Gewährleistung einer möglichst ausgeglichenen Versorgung der Bevölkerung, scheint gefährdet. Dieser Strukturwandel des Handels beinhaltet einige gesellschaftspolitische Negativwirkungen: 1. wohnstandortnaher Einzelhandel verlagert sich zugunsten des großflächigen Einzelhandels an nichtintegrierte Standorte, was soziale Benachteiligungen für die nichtmotorisierte Bevölkerung und zusätzliche Umweltbelastungen durch die Erhöhung des motorisierten Individualverkehrs mit sich führt, 2. die neu entstandenen Betriebs- und Zentrentypen auf der „Grünen Wiese“ führen zu einer „Aushöhlung“ der historisch gewachsenen Zentren und gefährden die Vielfalt, die Funktionsfähigkeit und die urbane Lebensqualität der Städte und 3. der Strukturwandel im Einzelhandel steht dem gesetzlich verankerten Leitbild der „nachhaltigen Stadtentwicklung“ konträr gegenüber.1 Die räumliche Planung versucht dieser Struktur - und Standortdynamik des Einzelhandels mit ihren Negativwirkungen steuernd entgegenzuwirken, wobei verschiedene raumplanerische Instrumente zur Verfügung stehen, die in dieser Arbeit näher analysiert werden. In Kapitel 2 erfolgt einer Analyse raumplanerischer Instrumente zur Steuerung der Raum- und Siedlungsentwicklung, wobei neben einer Definition von „Großflächigkeit im Einzelhandel“ zwischen Instrumenten „harter“ Steuerung durch rechtlich verbindliche Regelungen und „weichen“ Steuerungsverfahren unterschieden wird. Das nach der Planungssystematik hierarchisch gegliederte Kapitel 2 gibt einen Überblick über rechtlich verbindliche Reglungen auf Bundes-, Länder-, regionaler sowie kommunaler Ebene und wird durch exemplarische Beispiele unterstützt...
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Raumplanerische Instrumente zur Steuerung der Raum- und Siedlungsentwicklung
- 2.1 Definition „Großflächigkeit im Einzelhandel❝
- 2.2 Harte Steuerung durch rechtlich verbindliche Regelungen
- 2.2.1 Regelungen auf Bundesebene
- 2.2.2 Regelungen auf Länderebene
- 2.2.2.1 Regelungen auf Länderebene am Beispiel des Landesraumordnungsprogramms (LROP) Niedersachsen
- 2.2.3 Regelungen auf regionaler Ebene am Beispiel des Entwurfs des Regionalen Raumordnungsprogramms (RROP) für den Landkreis Osnabrück 2002
- 2.2.4 Regelungen auf kommunaler Ebene
- 2.2.4.1 Märkte- und Zentrenkonzept der Stadt Osnabrück (GfK-Prisma-Gutachten) als Planungsgrundlage
- 2.2.4.2 Stadt Osnabrück: Änderung eines Bebauungsplans (Nr. 33 Pagenstecherstraße, Ost)
- 2.3 Weiche Steuerung durch Kooperation und Moderation
- 2.3.1 Einzelhandelskonzeption Bremen
- 3. Wenn das Instrumentarium verfügbar ist – wo liegt dann das Problem?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der raumordnungspolitischen Problematik des Einzelhandels und analysiert verschiedene raumplanerische Instrumente, die zur Steuerung der Raum- und Siedlungsentwicklung eingesetzt werden können. Ziel ist es, die Herausforderungen des Strukturwandels im Einzelhandel und die damit verbundenen gesellschaftspolitischen Negativwirkungen zu beleuchten sowie Lösungsansätze aufzuzeigen.
- Definition von "Großflächigkeit im Einzelhandel" und Analyse der Auswirkungen großflächiger Einzelhandelsbetriebe auf die städtebauliche Entwicklung
- Untersuchung von "harten" Steuerungsinstrumenten durch rechtlich verbindliche Regelungen auf Bundes-, Landes-, regionaler und kommunaler Ebene
- Bewertung von "weichen" Steuerungsverfahren, die auf Kooperation und Moderation basieren
- Analyse der Wirksamkeit der bestehenden Planungsinstrumente und Identifikation von Herausforderungen bei der Steuerung des Einzelhandels
- Diskussion von Lösungsansätzen für eine nachhaltige Entwicklung des Einzelhandels im Hinblick auf die Stadtentwicklung und die Sicherung der Daseinsvorsorge
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel bietet eine Einführung in die Problematik des großflächigen Einzelhandels und seine Auswirkungen auf die Stadtentwicklung. Es werden die zentralen Themen der Arbeit vorgestellt und der Handlungsbedarf in Bezug auf die Steuerung der Raum- und Siedlungsentwicklung aufgezeigt.
Kapitel 2 analysiert die verschiedenen raumplanerischen Instrumente, die zur Steuerung des Einzelhandels eingesetzt werden. Es werden sowohl "harte" Steuerungsinstrumente durch rechtlich verbindliche Regelungen als auch "weiche" Steuerungsverfahren, die auf Kooperation und Moderation basieren, betrachtet. Die Analyse erfolgt auf verschiedenen Planungsebenen (Bund, Länder, Region, Kommune) und wird durch exemplarische Beispiele veranschaulicht.
Schlüsselwörter
Großflächiger Einzelhandel, Raumordnung, Landesplanung, Regionalplanung, Kommunale Planung, Steuerung, Raum- und Siedlungsentwicklung, Stadtentwicklung, Zentrenkonzept, Einzelhandelskonzeption, nachhaltige Entwicklung, Daseinsvorsorge, Verflechtungsbereich, Umweltbelastung, Verkehrsplanung, Flächennutzungsplanung, Bebauungsplanung, Bauleitplanung, BauNVO, BROG.
- Quote paper
- Sven Oltmer (Author), 2004, Planerische Behandlung des großflächigen Einzelhandel, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/27928