Wissenschaftliches Schreiben. Eine Anleitung


Note de Cours Magistral, 2014

33 Pages


Extrait


Inhalt

Grundsätzliches zur Schrift

Sprache wissenschaftlicher Texte
Gutes Deutsch schreiben
Sich klar ausdrücken
Ordnung
Verknüpfung
Übersichtlichkeit
Kontrolle
Präzision
Zusammenfassung

Strukturierung
Paratexte
Makrostruktur: Die Dreiteilung der Hausarbeit
Einleitung
Hauptteil
Schluss
Sonderfall Essay
Mikrostruktur
Funktion von Argumenten
Textskelett für Argumente
Roter Faden: Leserführung

Schreiben macht Spaß

Bibliographie

Bevor ich über „wissenschaftliches Schreiben“ reden werde, will ich Ihnen von drei Pferden erzählen, die sich auf einem Internationalen Reitturnier treffen: ein deutsches, ein englisches und ein französisches. Sagt das französische Pferd: „Also bei uns ist das ja ganz merkwürdig. Die Leute schreiben ‚bonjour’ aber sagen ‚bonjur’“. Erwidert das englische: „Und bei uns erst. Die schreiben ‚school’ sagen aber ‚skul’“ Sagt das deutsche Pferd: „Das ist doch gar nichts. Sei uns schreibt man ‚wie bitte?’ und sagt ‚häää?’“

Das denken also Pferde über die Unterschiede zwischen gesprochener und geschriebener Sprache.

Grundsätzliches zur Schrift

Auch in verschiedenen Wissenschaften wird grundlegend darüber nachgedacht und die Frage gestellt: Was ist Schrift?

Ich möchte diese Frage mit dem Bezug zu jenem Diskurs beantworten, der Schrift und Schreiben aus medienwissenschaftlicher Perspektive unter dem Begriff „Kulturtechnik“ verhandelt. Zu den Vertretern gehören Sybille Krämer, Martin Fischer, Gernot Grube und Werner Kogge.[1] Ihr Ziel war es Ende der 1990er, die Betrachtung von Schrift für neue Sichtweisen zu öffnen. Der von ihnen entwickelte und verfochtene Schriftbegriff stand und steht im Zeichen der sich verbreitenden Computertechnologie.[2] Uns ist es vielleicht gar nicht mehr bewusst: Jeder Darstellung auf einem Bildschirm liegt eine Programmschrift zugrunde, die elektronische Informationen zu einem visuellen oder audiblen Signal verarbeitet. Vor dem Hintergrund dieser Erfahrung hat der Schriftbegriff zusätzlich zum Ziel, Phänomene wie das schriftliche Rechnen und vernachlässigte Aspekte wie die Bildlichkeit von Schrift[3] zu erfassen. Dieser theoretische Ansatz, deswegen führe ich ihn an, stellt das Abhängigkeitsverhältnis von Schrift und mündlicher Sprache in Frage. Mündliche Sprache werde durch Schrift weder festgehalten, noch gespeichert. Ein Sprichwort bringt es auf den Punkt: „Eine Rede ist keine Schreibe.“ Wenn Schrift also keine mündliche Sprache ist, was ist sie dann? Sie ist – Sybille Krämer[4] und Martin Fischer[5] zufolge – ein eigenständiges Symbolsystem, eine eigene Sprache. Diese Auffassung findet sich, wenngleich weniger zugespitzt, im deutschdidaktischen Diskurs über die Lesesozialisation. Da lesen Sie in einem von Christine Garbe und anderen herausgegebenen Standardwerk mit dem Titel „Texte lesen“ Folgendes: Es sei die Aufgabe der Familie in den ersten Lebensjahren, ich zitiere: „… die Kinder neben dem Erwerb der mündlichen Sprachkompetenz in die Welt der Schriftlichkeit bzw. der Bücher einzuführen.“[6] Sprechen und Schreiben sind aus Sicht der Deutschdidaktik zumindest in diesem Text getrennte Welten und die Beherrschung der Schriftsprache – man spricht und schreibt vom Schriftspracherwerb – eine zusätzliche Kompetenz, die zunächst in der Familie, dann in der Schule vermittelt werden muss.

Ich bleibe in diesem Buch, um die Eigenart von Schrift noch genauer zu bestimmen. Als eigenständiges Symbolsystem verwendet Schrift eigene Zeichen – z. B. Buchstaben und keine Laute – und ebenso eigene Regeln der Zeichenverknüpfung. Daraus resultiert eine spezifische Weltsicht, ein Konzept, mit dem die Welt durch Schrift versprachlicht wird. Schriftlichkeit gilt als „Sprache der Distanz“ im Unterschied zur mündlichen „Sprache der Nähe“.[7] Schrift distanziert, weil sie eine situationsunabhängige Kommunikation ermöglicht. Sie schreiben in Leipzig etwas und etwa einen Monat später wird es in Halle gelesen. Diese Kommunikation ignoriert räumliche und zeitliche Distanzen. Daraus resultiert, dass Sie sich in der Schriftsprache elaborierter ausdrücken können. Sie haben mehr Zeit für gute Formulierungen, können nachschlagen, um treffende Wörter zu finden, und die Wirkung von Textpassagen an Freunden testen. Die umfangreichere Bearbeitungszeit wirkt sich meistens auf die Strukturierung des Textes aus. Die Wörter und Sätze eines Schrifttextes sollten enger miteinander verknüpft und aufeinander bezogen sein als bei einem mündlichen Gespräch, in dem Halbsätze und Sprünge in der Argumentation selbstverständlich sind. Das erhöht gleichzeitig den Anspruch an die Qualität schriftlicher Äußerungen. Mehr noch als bei einem Gespräch gilt: „Erst nachdenken, dann schreiben.“ Die Unabhängigkeit von einer konkreten Situation, einer unmittelbaren Konfrontation mit einem Gegenüber, hat zur Folge, dass Sie diese Sprache sorgfältiger gebrauchen müssen. Einmal geschrieben, lässt sich ein Satz nach seiner Publikation nur noch schwer korrigieren. Sie haben außerdem nur einen begrenzten Einfluss auf Ihren Adressatenkreis oder den Ort und die Zeit, in dem/der Ihr Schriftstück gelesen wird. Auch hier an der Uni können sie sich nicht sicher sein, dass der für die Lehrveranstaltung Verantwortliche Ihre Arbeit oder Ihre Klausur liest. Ein Unbeteiligter, vielleicht auch ein Fachfremder muss im Krankheits- oder Vertretungsfall in der Lage sein, Ihren Text zu verstehen. Für wissenschaftliche Texte bestehen zudem weitere Anforderungen. Zum einen ist es notwendig z. B. über Literaturverweise die Herkunft des Wissens explizit zu machen. Zum anderen müssen Sie zeigen, wie Ihre Ergebnisse zustande gekommen sind. Es handelt sich um eine Inszenierung des Wissens, so dass es nachvollzogen und überprüft werden kann. Für manche Philosophen ist das ein Skandal: „Die Wahrheit braucht keine Krücken“. Die Philosophie und auch die Theologie, beschäftigen sich allerdings mit absoluten Wahrheiten. Relative Wahrheiten sind dagegen das alltägliche Geschäft der Einzelwissenschaften und dazu gehört, diese Wahrheiten allgemeinverständlich und übersichtlich strukturiert zu präsentieren, damit sie überprüft werden können.

Als Konzepte sind beide Sprachen von konkreten Materialien losgelöst.[8] Die Rede braucht keine Stimme, die Schrift kein Papier: Der Computer schreibt mit Elektrizität. Mündliche Texte können mittels Buchstaben vermittelt werden, wenn z. B. ein Interview transkribiert wird. Andersherum werden Sie immer merken, wenn jemand frei spricht oder, wie ich, einen Text in einer Vorlesung mehr oder weniger abliest. Schrift, das ist noch einmal zu betonen, ist eine eigene Sprache, eine eigene Art und Weise, die Welt zu betrachten und abzubilden. Aus diesem Grund sperrt sie sich gegen den mündlichen Vortrag. Wenn Sie also etwas schreiben, dann liegt dieser Tätigkeit ein Übersetzungsvorgang zugrunde. Das betrifft zum einen ihre Forschungen. Sie haben Forschungsliteratur gelesen, mit dem Dozenten gesprochen, eine Tagung zu ihrem Thema besucht und vielleicht eine Fernsehsendung gesehen. Das so aus verschiedenen Quellen stammende Wissen, welches meistens auch aus unterschiedlichen Phasen Ihrer wissenschaftlichen Arbeit und Ihres Lebens stammt, muss nun auf eine gemeinsame Ebene und in ein logisches Nacheinander gebracht werden; So, dass es für einen Leser verständlich ist. Zum anderen ist die sprachliche Formulierung der Aussagen betroffen. Wie bei einer Übersetzung ist darüber nachzudenken, wie sich Herkunfts- und Zielsprache syntaktisch und semantisch unterscheiden. In der wissenschaftlichen Schriftsprache beanspruchen andere Konventionen Gültigkeit als in der Alltags(schrift)sprache. Wie wird z. B. ein bestimmter Sachverhalt, eine Vorstellung am besten durch ein Wort oder eine Wortgruppe in die Schriftsprache übersetzt?

Sprache wissenschaftlicher Texte

Davon ausgehend möchte ich nun die Frage stellen: Wie sollte die Sprache eines wissenschaftlichen Textes gestaltet sein? Damit verlasse ich die Vorüberlegungen und komme nun zu den Anforderungen an wissenschaftliche Texte.

Ich hatte darauf verwiesen, dass Reden und Schreiben zwei eigenständige Symbolsysteme resp. Sprachen sind. Aber nicht jedes Schriftstück ist ein wissenschaftlicher Text. Mündlichkeit und Schriftlichkeit sind als Sprachkonzepte zusätzlich bestimmt durch das, auf was sie sich beziehen. Es gibt also mehrere Schriftsprachen und Verbalsprachen. Das Gegenteil jeglicher Wissenschaftssprache ist die Alltagsschriftsprache[9], wie sie heute in E-Mails, SMS oder auf Notizzetteln verwendet wird. Die Wissenschaftsschriftsprache ist durch Stilprinzipien – durch konventionalisierte Sprachverwendungen gekennzeichnet, die im Alltag unpersönlich, künstlich, umständlich wirken. Die Alltagsschriftsprache ist sozusagen näher am Leben dran, weil sie selbstverständlicher, d. h. auch unbewusster gebraucht wird. Sie setzt in höherem Maße Vorwissen voraus, weil Schreibende und Adressaten sich persönlich kennen. Aussagen müssen nicht nachgewiesen werden, weil sie bereits mehrfach ausgetauscht worden sind. Anspielungen und sprachliche Verkürzungen werden verwendet, wohlwissend, dass sie mit Leichtigkeit verstanden werden können. Und man schreibt im Alltag ohne Punkt und Komma, wie die Feder gewachsen ist und oft unter Missachtung der Regeln für Rechtschreibung und Grammatik. Um diesen Vergleich zwischen der Schriftsprache des Alltags und der Wissenschaft zusammenzufassen: Alltagstexte stehen nur selten für sich allein, sondern in einem lebensweltlichen Zusammenhang. Sie werden von der Konzeption Mündlichkeit geprägt. Die Schriftsprache wissenschaftlicher Texte hat sich davon gelöst. Sie simuliert keine Nähe, sondern bekennt sich zur Distanz. Die Voraussetzungen und Bedingungen unter denen wissenschaftliche Texte entstanden sind und entstehen, sollen mitgeliefert werden. Stilistisch betrachtet, sind die alltäglichen Sprachen stillos. Jeder Versuch, die Alltagssprache zu kontrollieren, heißt er nun Journalistik, Literatur oder Wissenschaft, führt zu einer stilisierten Sprache resp. zu einem Sprachstil. Wenn Sie sich an die Leitfrage dieses Themenkomplexes erinnern, da hatte ich nach den sprachlichen Gestaltungsprinzipien wissenschaftlicher Texte gefragt. Es müsste nun genauer heißen: „Was ist ein guter wissenschaftlicher Stil?“

Natürlich lässt sich die Frage nicht pauschal beantworten. Ob ein Stil gut oder schlecht ist, das ist eine Frage der Rhetorik, die nur relative Wahrheiten kennt. Was gut ist, d.h. angemessen (Stichwort „aptum“ oder „decorum“) und treffend ist, wird auch durch die Adressaten oder den Gegenstand bestimmt. Trotzdem lässt sich grundsätzlich etwas zur sprachlichen Qualität, zum guten Stil wissenschaftlicher Texte sagen. Die Prinzipien haben keine absolute Gültigkeit, treffen aber in der überwiegenden Anzahl der Fälle zu.

Im Folgenden stütze ich mich auf Helga Esselborn-Krumbiegels Buch „Richtig wissenschaftlich schreiben“[10], welches bei UTB erschienen ist. Um einen besseren Überblick zu schaffen, verbleibe ich auch in der Rhetorik. In diesem Diskurs wurde über Jahrhunderte hinweg reflektiert, welche Qualitäten ein Stil haben sollte.[11]

Gutes Deutsch schreiben

Eine Stilqualität wird in Betrachtungen der römischen Rhetorik mit Latinität bezeichnet. Wer gute wissenschaftliche Texte schreiben will, muss – so würde ich es in unseren Kontext übertragen – die grammatischen und orthographischen Regeln der deutschen Sprache kennen und anwenden können. Selbst im Bereich Deutsch erhalten wir von Studierenden immer wieder Mails und Masterarbeiten, die in Unkenntnis amtlicher Regeln der deutschen Rechtschreibung verfasst wurden. Frau Esselborn-Krumbiegel führt einige der häufigsten Fehler mit Beispielen an, die ich hier nur in Auszügen präsentiere. Oft würden Satzteile grammatikalisch nicht übereinstimmen. So werden manchmal Substantive und Verben einander nicht angepasst.[12]

Z. B. Ich und er gingen (nicht: ging) zum Schiff.

Ebenso würden nachträgliche Erläuterungen, wenn sie mit einem Artikel eingeleitet sind, nicht durchdekliniert.[13]

Z. B. Die Verdienste des Virologen, eines (nicht: ein Pionier) Pioniers der Forschung, sind von unschätzbarem Wert.

Aber auch die Zeichensetzung fällt Wissenschaftlern und Studierenden schwer. Die allgemein übliche, fehlerhafte Verwendung des Apostrophs dürfte Ihnen durch Sebastian Sick oder diverse Feuilletonartikel bekannt sein. Nehmen Sie sich den neuesten Duden zur Hand und beschäftigen sie sich wieder einmal mit den Regeln der deutschen Sprache, z. B. auch über den monatlichen Newsletter der Dudenreaktion[14], der jedes Mal ein Rechtschreibproblem aufgreift, aber auch Interessantes zur Herkunft von Wörtern und Sprichwörtern enthält. Der Duden gibt den Standard vor, an dem Sie sich orientieren sollten, wenn Sie ein gutes Deutsch und gute wissenschaftliche Texte schreiben wollen. In wenigen Fällen kann es vorkommen, dass andere Bezugsrahmen herangezogen werden, die dann als Maßstab für schriftsprachliche Qualität gelten. Sehr selten ist das die Allgemeinheit. Wie die Masse der Menschen schreiben Wissenschaftler nur, wenn es sich nicht vermeiden lässt. Das ist der Fall, wenn in öffentlichen Diskussionen ein Mode- oder Unwort, z. B. „Sparpaket“ gebraucht wird. Dann wird ein Politikwissenschaftler oder ein Zeithistoriker der Verwendung nicht ausweichen können. Ein Wort neu zu erfinden, nur damit es wissenschaftlich klingt, ist stilistisch gesehen die noch schlechtere Lösung. Neben der Allgemeinheit kann häufiger der wissenschaftliche Diskurs eine Autorität darstellen, die einen Standard für gutes Wissenschaftsdeutsch vorgibt.[15] Dabei kann es auch zu einem Konflikt mit der Dudennorm kommen. Vor einigen Jahren wurde in den Kulturwissenschaften der Bindestrich exzessiv verwendet, um zusammengesetzte Substantive optisch zu trennen. Damit sollte der Lesefluss gestoppt und Bedeutungen hervorgehoben werden, die im alltäglichen Sprachgebrauch eine untergeordnete Rolle spielen. Zum Beispiel macht im Wort „Ent-täuschung“ der Bindestrich deutlich, dass jeder Enttäuschung eine Täuschung zugrunde liegt. Falsche und fehlerhafte Vorstellungen sind an der Nichterfüllung unserer Erwartungen beteiligt. Aus den Opfern, den Enttäuschten, wurden so zum Teil Täter, die Selbsttäuscher. Dieser Perspektivwechsel hat zum Ziel, aus dieser Erkenntnis eine Lösungsstrategie abzuleiten. Enttäuscht zu werden, kann niemand verhindern, wohl aber dazu beitragen, sich weniger oft täuschen zu lassen. Und jede „Ent-täuschung“ ist damit nicht mehr nur Leid, das zugefügt wurde, sondern eine Chance, sich selbst besser kennenzulernen.

Ich fasse diesen Themenkomplex zusammen: Ein guter wissenschaftlicher Stil zeichnet sich dadurch aus, das der Text in einem guten Deutsch geschrieben wurde. Was gutes Deutsch ist, bestimmt in der Regel der Duden, in einigen Fällen der aktuelle wissenschaftliche Diskurs und in Ausnahmen die Allgemeinheit.

Sich klar ausdrücken

Die zweite Stilqualität, die die sprachliche Gestaltung wissenschaftlicher Texte auszeichnet, ist die „Klarheit“. Die korrekte Verwendung der deutschen Sprache garantiert keine verständlichen Sätze oder eine leichte Lektüre. Auch literarische Texte werden unter Einhaltung orthographischer und grammatikalischer Regeln verfasst und trotzdem werden sie als mehrdeutig oder interpretationsoffen beschrieben. Es gibt also weitere Regeln zu beachten, wenn Sie verstanden und als WissenschaftlerIn anerkannt werden wollen. „Klarheit“ lässt sich in wissenschaftlichen Texten mit fünf Begriffen näher beschreiben. Bei dieser Unterteilung weiche ich von der traditionellen Rhetorik ab. Die Begriffe sind: „Ordnung“, „Verknüpfung“, „Übersichtlichkeit“, „Kontrolle“ und „Präzision“.

Ordnung

Darunter fasse ich hier die Anordnung der Aussagen.[16] Die zentralen Behauptungen, das Wichtigste, sollte im Hauptsatz und wenn möglich am Beginn eines Absatzes stehen. So kann sich der Leser am schnellsten einen Überblick verschaffen. In Nebensätze werden dann alle erläuternden, differenzierenden und begründenden Aussagen geschoben. Es besteht somit keine Gefahr, dass die grammatische Hierarchie mit der logischen kollidiert.

Verknüpfung

Als zweiten Aspekt der Klarheit habe ich die „Verknüpfung“ genannt.[17] Es gibt thematische und logische Verknüpfungen. Einerseits können und sollen Aussagen thematisch miteinander verbunden werden. Nacheinander folgende Sätze sollten sich so aufeinander beziehen, dass das anfangs begonnene Thema weitergeführt wird. Es ist mit einer Kette vergleichbar. Ein Kettenglied greift in das Nächste, welches das Vorhergehende aufgreift und ans Übernächste anknüpft.

Z. B.: Eisbären leben am Nordpol. Ihr Lebensraum wird von Eis und Schnee dominiert. Diesem Wetter sind sie durch ihr Fell und dicke Fettschichten gut angepasst.

Die Kette ließe sich mit den Stichworten „Nordpol“, „Lebensraum“, „Eis und Schnee“ sowie „Wetter“ beschreiben. Möglich ist auch, einem Running Gag vergleichbar, ein Thema durch alle Sätze eines Abschnitts laufen zu lassen. Mein Beispiel müsste dann so klingen:

Eisbären leben am Nordpol. Diese Säugetiere leben in Eis und Schnee. Ihrem kargen und unwirtlichen Lebensraum sind die Eisbären durch ihr dickes Fell und Fettschichten gut angepasst.

Indem Sie Aussagen themenbezogen verknüpfen, können Sie also zur Klarheit des Textes beitragen. Auch durch eine kontinuierliche und gleichbleibende Begriffsverwendung erhöht sich die Verständlichkeit eines Textes. Das kollidiert mit dem Fremd- und Selbstanspruch, abwechslungsreich schreiben zu wollen. Im Zweifelsfall entscheiden Sie sich besser für mehr Wissenschaft als für Unterhaltung.

[...]


[1] Bredekamp, Horst/Krämer, Sybille: Kultur, Technik, Kulturtechnik. Wider die Diskursivierung der Kultur. In: DIES.: Bild, Schrift, Zahl. München: Wilhelm Fink, 2003; Fischer, Martin: Schrift als Notation. In: Koch, Peter/Krämer, Sybille (Hg.): Schrift, Medien, Kognition. über die Exteriorität des Geistes. Tübingen: Stauffenburg, 1997; Grube, Gernot/Kogge, Werner: Was ist Schrift? In: Grube, Gernot/Kogge, Werner/Krämer, Sybille (Hg.): Schrift. Kulturtechnik zwischen Augen, Hand und Maschine. München: Fink, 2005; Krämer, Sybille: Sprache und Schrift oder: Ist Schrift verschriftete Sprache? In: Zeitschrift für Sprachwissenschaft, Organ der Deutschen Gesellschaft für Sprachwissenschaft. 15 (1/1996), S. 92–112.

[2] Bredekamp/Krämer 2003, S. 15 f.; Fischer 1997, S. 84 f.

[3] Bredekamp/Krämer 2003, S. 12.

[4] Krämer 1996, S. 99–101.

[5] Fischer 1997, S. 86.

[6] Garbe, Christine/Holle, Karl/Jesch, Tatjana (Hg.): Texte lesen: Textverstehen, Lesedidaktik, Lesesozialisation. Paderborn: Ferdinand Schönigh (2)2010 (=UTB 3110) , S. 181. Zum Unterschied zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit aus ethnographischer Sicht: Goody, Jack/Watt, Ian: Konsequenzen der Literalität. In: Goody, Jack/Watt, Ian/Gough, Kathleen: Entstehung und Folgen der Schriftkultur. Herborth, Friedhelm (Übers.). Frankfurt/Main: Suhrkamp, 1986.

[7] Garbe, Christine u.a. 2010, S. 180.

[8] Ebd., S. 180.

[9] Zur Differenz von Alltags- und Wissenschaftssprache: Gruber, Helmut u.a.: Wissenschaftliches Schreiben. Ein Praxisbuch für Studierende. Wien u.a.: Böhlau, 2009, S. 66–87.

[10] Esselborn-Krumbiegel, Helga: Richtig wissenschaftlich schreiben. Wissenschaftssprache in Regeln und Übungen. Paderborn: Ferdinand Schöningh, 2010. Eine grobe Orientierung bieten: Roos, Markus/Leutwyler, Bruno: Wissenschaftliches Arbeiten im Lehramtsstudium. Recherchieren, schreiben, forschen. Bern: Huber, 2011, S. 125 ff.

[11] Fuhrmann, Manfred: Die antike Rhetorik. Eine Einführung. Zürich: Artemis & Winkler, (4)1995, S. 114 ff.; Göttert, Karl-Heinz/Jungen Oliver: Einführung in die Stilistik. München: Wilhelm Fink, 2004, S. 125; Ueding, Gert/Steinbrink, Bernd: Grundriß der Rhetorik. Geschichte – Technik – Methode. Stuttgart, Weimar: Verlag J. B. Metzler, 1994, S. 215 ff.

[12] Ebd., S. 68.

[13] Ebd., S. 70.

[14] URL: http://www.duden.de/newsletter [Stand: 15.08.14]

[15] Gruber 2009, S. 64.

[16] Esselborn-Krumbiegel 2010, S. 45; Kornmeier, Martin: Wissenschaftlich schreiben leicht gemacht. Für Bachelor, Master und Dissertation. Bern, Stuttgart, Wien: Haupt Verlag, (6) 2013, S. 248 ff.; Kruse, Otto: Lesen und Schreiben. Der richtige Umgang mit Texten im Studium. Wien: Verlag Huter & Roth, 2010, S. 133 ff.

[17] Esselborn-Krumbiegel 2010, S. 37 ff.; Kruse 2010, S. 134 ff.

Fin de l'extrait de 33 pages

Résumé des informations

Titre
Wissenschaftliches Schreiben. Eine Anleitung
Université
University of Leipzig  (Insititut für Grundschulpädagogik)
Cours
Einführung in das Wissenschaftliche Arbeiten
Auteur
Année
2014
Pages
33
N° de catalogue
V279318
ISBN (ebook)
9783656730927
ISBN (Livre)
9783656730910
Taille d'un fichier
622 KB
Langue
allemand
Mots clés
wissenschaftliches, schreiben, eine, anleitung
Citation du texte
Dr. phil. Thomas Bitterlich (Auteur), 2014, Wissenschaftliches Schreiben. Eine Anleitung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/279318

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