Konsumformen von Jugendlichen zwischen 1990 und 1995 im Vergleich


Term Paper, 1996

18 Pages


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Gliederung

1. Einleitung

2. Der sozio-ökonomische Hintergrund der Jugendlichen

3. Zum Einkommen und zu den Einkommensquellen

4. Güterkonsum
4.1 Konsum von Verbrauchsgütern
4.2 Besitz von Gebrauchsgütern
4.3 Entscheidungskriterien beim Kauf von Konsumgütern

5. Umweltbewußtsein

1. Einleitung

In den letzten zwanzig Jahren hat kaum eine Wirtschaftsbranche soviel Wachstum verbuchen können wie die Freizeitindustrie. Die gesamten Freizeitausgaben haben sich alleine zwischen 1967 und 1987 fast verfünffacht (vgl. Opaschowski 1987, S.7) und verzeichnen damit im Vergleich zu den gesamten Verbrauchsausgaben den höchsten Anstieg. Immer mehr Menschen leben in einer Zeit, in der das Leben mindestens genauso stark von der Freizeit wie von der Arbeit geprägt ist, immer mehr Menschen "investieren" immer mehr Zeit in Freizeit. Es scheint als sei "die klassische Formel >Kapital und Arbeit< [..] überholungsbedürftig geworden. Zur Lebensqualität gehören immer: Arbeit, Geld, und Freizeit" (Opaschowski 1987, S.6). Doch auch das bewußte Konsumieren gehört zur Lebensqualität der Freizeit, denn dadurch läßt sich der Alltag vorübergehend leichter vergessen. Gerade Jugendliche, die sich durch das Verlassen der Schule in einer Phase der Orientierung befinden und oft am Anfang eines Berufslebens mit steigenden Einkommen stehen, sind für die Freizeit-, Werbe- und Konsumindustrie von besonderem Interesse: durch Werbung wird versucht, Menschen möglichst früh an bestimmte Produkte zu binden und so "treue" Kunden zu gewinnen. Aus diesem Grunde beschäftige ich mich in dieser Hausarbeit mit dem Freizeitkonsum von Jugendlichen. Ich habe dabei den Schwerpunkt nicht auf die Darstellung von Konsumformen und Konsummuster von Jugendlichen im allgemeinen gesetzt, sondern möchte bestimmte Aspekte des Jugendkonsums zwischen 1990 und 1995 vergleichen, um Veränderungen eben dieses Konsums ausfindig zu machen. Als Ausgangsmaterial dienen mir zwei empirische Studien, die Elmar Lange an der Universität Bielefeld mit Studenten und Studentinnen in einem Integrierten Methodenkurs erarbeitet hat, wobei die erste Studie bereits 1991 veröffentlicht wurde, von der zweiten Studie zu diesem Zeitpunkt aber nur das Datenmaterial vorliegt. Beide Studien sind in ihrem Aufbau und in den Fragestellungen nahezu identisch, sodaß sich hier ein Vergleich der Daten geradezu anbietet. In beiden Studien wurden ca. 300 Jugendliche der Stadt Bielefeld im Alter von 15 bis 20 Jahren befragt (in der Studie von 1990 wurden auch Jugendliche in Ostdeutschland befragt, welche in der Studie aber getrennt von den Westdeutschen behandelt werden), wobei die realisierte Quotenauswahl etwa zur Hälfte aus Jungen und zur Hälfte aus Mädchen besteht.

In meiner Arbeit werde ich zunächst einen Blick auf den sozio-ökonomischen Hintergrund der Jugendlichen werfen, um deren soziale Einbindung, soziale Herkunft, die Altersverteilung und die Höhe ihrer Einkommen zu klären, bevor ich dann auf bestimmte Aspekte des Güterkonsums, des Besitzes von Gütern und den Entscheidungskriterien beim Kauf von Konsumgütern eingehe. Zum Schluß möchte ich mich dann noch mit dem Umweltbewußtsein der Jugendlichen auseinandersetzen, da für mich Konsum und Umweltbelastung direkt zusammenhängen: Konsumprozesse benötigen auf der einen Seite einen Input und entlassen auf der anderen Seite einen Output in die natürliche Umwelt, wie z.B. Vepackungsmaterialien, Abgase und Lärm, die die natürliche Umwelt nachhaltig belasten.

2. Der sozio-ökonomischen Hintergrund der Jugendlichen

Wie bereits erwähnt, bestehen die beiden vorliegenden Stichproben ungefähr zur Hälfte aus Jungen (1990: 49%; 1995: 50%) und zur Hälfte aus Mädchen (1990: 51%; 1995: 50%). Bezüglich der Altersverteilung waren 1990 die älteren Jahrgänge etwas stärker vertreten (vgl. Tabelle 1), was in der Stichprobe von 1995 ein bißchen anders aussieht: hier haben sich die Differenzen hinsichtlich der Altersverteilung aber auch bezüglich der Geschlechterverteilung in den Altersgruppen relativ angeglichen. Während 1990 die Altersgruppe der 15-jährigen noch mit 9% der Jungen und mit 15% der Mädchen gebildet wurde, und letztere damit etwas stärker vertreten war, sind es 1995 16% der Jungen und 13% der Mädchen, die diese Altersgruppe bilden. Ähnliches gilt für die Altersgruppe der 20-jährigen, die 1990 mit 24% der Jungen und 27% der Mädchen vertreten war und 1995 nur noch 18% der Jungen und 19% der Mädchen vertreten ist. Dennoch ist festzustellen, daß die Mädchen in ihren älteren Jahrgängen etwas stärker vertreten sind, wogegen die Jungen sich relativ gleichmäßig auf die Altersgruppen verteilen. Insgesamt zeigt sich, daß die Präsenz der 18-20-jährigen um ca. 11% abgenommen, die Präsenz der 15-17-jährigen jedoch um ca. 9% zugenommen hat. Dieser Umstand ist bei der Auswertung der übrigen Daten natürlich zu berücksichtigen.

Wie sieht nun die Situation hinsichtlich des eigenen Status, der eigenen Schulbildung und der so-zialen Herkunft aus? 1990 waren 63% der Jugendlichen (Hoch-)Schüler, 23% Auszubildende und 6% Berufstätige, 8% waren entweder Soldaten, Zivildienstleistende oder arbeitslos. Mädchen stellten hierbei einen größeren Anteil bei den Schülern als die Jungen, wobei diese wiederum einen größeren Anteil bei den Auszubildenden und den Berufstätigen sowie bei den Soldaten und Zivildienstleistenden stellten als die Mädchen. "Dieser Befund ist seit vielen Jahren bekannt: Von der Expansion des Bildungswesens profitierten vor allem die Mädchen; sie gehen länger zur Schule und besuchen auch in größerem Umfang höherwertige allgemeinbildende Schulen als die Jungen." (Lange 1991, S.27). Weiterhin waren die Mädchen in geringerem Maße an Hauptschulen und in stärkerer Zahl an Gymnasien vertreten, während die Jungen an Hochschulen und Fachhochschulen stärker vertreten waren als die Mädchen.

An diesen Tatsachen hat sich bis zum Jahre 1995 jedoch einiges geändert: inzwischen sind 80% der Jugendlichen Schüler oder Hochschüler, nur noch 12% befinden sich in einer Ausbildung und 4% sind berufstätig. Ein Faktor, der diese Ergebnisse beeinflußt, ist sicherlich der oben beschriebene Umstand, daß jüngere Altersgruppen in der Stichprobe von 1995 deutlich stärker vertreten sind als in der Stichprobe von 1990 (bzw. ältere Altersgruppen deutlich weniger), was zum Teil die wesentliche Verringerung des Anteils der Auszubildenden um fast 50% und die Verringerung des Anteils der Berufstätigen unter den Jungen um ebenfalls 50% (da Mädchen 1995 in den oberen Altersgruppen stärker vertreten sind als Jungen) erklärt. Ein weiterer Faktor, wenn nicht sogar der bedeutendere, der diesem Umstand Rechnung trägt, ist sicherlich auch die negative Entwicklung des Arbeits- und Lehrstellenmarktes, die es immer mehr Jugendlichen erschwert eine Lehrstelle bzw. eine Arbeit zu finden.

Weiterhin ist auffällig, daß der Anteil der Jugendlichen an Hauptschulen, Realschulen und Gym-nasien stark abgenommen und sich an den Gesamtschulen mehr als verdreifacht hat, wobei sich an den Hauptschulen besonders der Anteil der Jungen verringert und sich relativ dem Anteil der Mäd-chen an diesen Schulen angeglichen hat, sodaß man nicht mehr von einer deutlichen "Dominanz" der Jungen an diesen Schulen sprechen kann. Dagegen besuchen die Jungen jetzt Gesamtschulen in größerer Zahl, an denen 1990 noch die Mädchen weitaus stärker vertreten waren. Weitere Auffälligkeiten bestehen darin, daß der Anteil der Berufsfachschüler gegenüber 1990 sprunghaft angestiegen ist, wobei auch hier die Jungen in etwas höherem Umfang vertreten sind als die Mädchen, dafür aber der Anteil der Jungen an den Hochschulen und Fachhochschulen um mehr als die Hälfte gesunken ist, wofür sicherlich auch wieder die andere Altersverteilung der Stichprobe von 1995 mitverantwortlich ist.

Tabelle 1: Zusammenhänge zwischen Alter, Status, eigener Schulbildung, Schulbildung des Vaters, Haushaltseinkom- men und Geschlecht der Jugendlichen. Alle Angaben in Prozent.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

* die in Klammern stehenden Zahlen gelten für den Bereich von DM 1000,- bis DM 2000,-.

Zur sozialen Herkunft der Jugendlichen, welche in der Studie von Lange nach dem "sogenannten vertikalen Paradigma als schichtspezifische soziale Herkunft aufgefaßt" wird (Lange 1991, S.27), muß vorweg noch etwas gesagt werden: Den Hintergrund für dieses Paradigma bildet ein Modell von Bolte und Hradil, bei dem die Sozialstruktur in unterschiedliche soziale Schichten zerlegt wird, die aufeinander aufbauen und unter quantitativen Aspekten die bekannte Zwiebelform zeigen (vgl. Bolte/ Hradil 1984, S.220). In der Studie von 1990 werden, dem Paradigma folgend, das Bildungsniveau der Eltern, die Höhe der Berufsposition der Eltern, das Haushaltseinkommen, die Qualität der Wohnausstattung und die Art der Wohnung (von der Mietwohnung bis zum Einfamilienhaus) als Indikatoren für die Schichtzugehörigkeit (und damit für die soziale Herkunft) angegeben, wobei alle Indikatoren hoch miteinander korrelieren, am aussagekräftigsten aber der väterliche Bildungsstand und das Haushaltseinkommen sind.

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Details

Title
Konsumformen von Jugendlichen zwischen 1990 und 1995 im Vergleich
College
Bielefeld University  (Institut für Soziologie)
Course
Einführung in die Sozialstrukturanalyse
Author
Year
1996
Pages
18
Catalog Number
V2795
ISBN (eBook)
9783638116848
File size
589 KB
Language
German
Keywords
Konsumformen, Jugendlichen, Vergleich, Einführung, Sozialstrukturanalyse
Quote paper
Thorsten Reineke (Author), 1996, Konsumformen von Jugendlichen zwischen 1990 und 1995 im Vergleich, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/2795

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